Neuer Markt - das Scheitern eines Kapitalmarktexperimentes?: Diplomarbeit
In: Wirtschaft
Nach der historisch einmalig kurzen Dauer von sechs Jahren wurde im Frühjahr 2003 der Neue Markt der Deutsche Börse AG für beendet erklärt. Trotz der Kurzlebigkeit dieses Börsensegmentes haben dessen Auswirkungen den Kapitalmarkt Deutschland prägnant verändert. Bis heute sind eine erhöhte allgemeine Akzeptanz der Börse und eine signifikante Auflebung der Aktienkultur zu verzeichnen. Jedoch sind es nicht nur positive Aspekte, die der Neue Markt zurücklässt. Das Image des Neuen Marktes wurde auch von vielen negativen Vorkommnissen geprägt. Kurseinbrüche, Gewinnwarnungen, Manipulationen und Betrug führten zu herben Enttäuschungen bei Kleinanlegern und institutionellen Investoren. Das Thema dieser Arbeit lautet: "Neuer Markt - Das Scheitern eines Kapitalmarktexperimentes?". Es soll analysiert werden, was die Deutsche Börse AG bewogen hat, ein am Vorbild der NASDAQ orientiertes Börsensegment in Deutschland nachzubilden und welche Resonanz es bei den Marktteilnehmern hervorrief. Neben der Entwicklung des Neuen Marktes liegt der Fokus hier vor allem auf den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den verschiedenartigen Problemfeldern: Welchen Einfluss hatte die privatrechtliche Ausgestaltung des Börsensegmentes auf die Durchsetzung der Regeln der Deutsche Börse AG und wie stand der Gesetzgeber dem Regelwerk gegenüber? Wie war es möglich, dass die Emittenten den Neuen Marktes zur eigenen Bereicherung nutzten und damit die Aktionäre und den Ruf des Börsensegmentes erheblich schädigten? Warum war die Gesetzgebung nicht in der Lage, dem Einhalt zu gebieten, und welche Möglichkeiten boten sich den Aktionären zum Ausgleich ihres Schadens? Außerdem wird der Einfluss der Kapitalmarktkommunikatoren, wie der Analysten, Journalisten und Banken auf die Entwicklung des Neuen Marktes untersucht. Von besonderer Bedeutung wird sein, warum diese Berufsgruppen zum Teil entgegen den Regelungen ihrer Berufsstände handelten und welche Interessenkonflikte dies verursachten. Zusätzlich spielt die Bewertungsproblematik der jungen Wachstumsunternehmen im Zusammenhang mit dem Neuen Markt eine wichtige Rolle. Die traditionellen Bewertungsmethoden wurden durch neue zum Teil sehr branchenspezifische Kennzahlen ergänzt. Warum wurde dies notwendig? Entscheidend für die Beantwortung der Problemstellung dieser Arbeit wird sein, ob sich für den deutschen Kapitalmarkt im Nachhinein Verbesserungen oder Verschlechterungen durch den Neuen Markt ergeben haben und welche weiteren Konsequenzen aus der Gründung dieses Börsensegmentes resultierten. Neben den bestehenden wissenschaftlichen Untersuchungen und Analysen zu den spezifischen kapitalmarktrechtlichen Gesichtspunkten hat diese Arbeit den Anspruch, eine retrospektive Gesamtbetrachtung des Neuen Marktes zu liefern und sich in diesem Zusammenhang auch mit der Rechtssicherheit auf dem deutschen Kapitalmarkt auseinander zusetzen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: InhaltsverzeichnisII AbkürzungsverzeichnisIV GleichungsverzeichnisVI AbbildungsverzeichnisVII 1.Einleitung1 1.1Problemstellung1 1.2Gang der Untersuchung2 1.3Persönlicher Bezug zum Thema3 2.Rahmenbedingungen und Erfolge des Neuen Marktes4 2.1Finanzplatz Deutschland4 2.1.1Historische Entwicklung der Aktienkultur6 2.1.2Nationale und Internationale Börsenentwicklung8 2.1.3Segmente des deutschen Kapitalmarktes10 2.2Motivation zur Gründung des Neuen Marktes13 2.3Rechtliche Ausgestaltung und Zulassungsbedingungen15 2.4Konkurrenz des Neuen Marktes19 2.5Entwicklung des Neuen Marktes21 2.5.1Verlauf 1997 bis 2000 - Der Boom21 2.5.2Verlauf 2000 bis 2003 - Der Absturz23 2.6Erfolge des Neuen Marktes27 2.6.1Belebung des Kapitalmarktes27 2.6.2Venture Capital30 2.6.3Beschäftigung32 2.7Zusammenfassung33 3. Der Neue Markt - Problemfelder und Defizite35 3.1Schwächen des Regelwerks35 3.2Anlegergerechte Kapitalmarktkommunikation39 3.3Bewertung junger innovativer Unternehmen45 3.3.1Ertragsgrößen46 3.3.2Neue Bewertungskennzahlen47 3.4Regelungen zum Anlegerschutz53 3.4.1Publizitätspflichten56 3.4.1.1Ad-hoc-Publizität57 3.4.1.2Regelpublizität62 3.4.2Verbot des Insiderhandels66 3.4.3Verbot der Kurs- und Marktmanipulation nach § 88 BörsG70 3.4.4Börsengesetzliche Prospekthaftung73 3.4.5Prozessführung bei Klagemehrheiten75 3.4.6Unternehmensinsolvenzen in Deutschland77 3.5Zusammenfassung80 4.Reaktionen und Folgen für den deutschen Kapitalmarkt82 4.1Das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz83 4.1.1Konkretisierung der Ad-hoc-Publizität85 4.1.2Neuregelung des Verbotes der Kurs- und Marktmanipulation88 4.1.3Einführung der Directors' Dealings91 4.1.4Wohlverhaltenspflichten für die Wertpapieranalyse92 4.2Corporate Governance94 4.2.1Gesetzliche Normen für Corporate Governance94 4.2.2Corporate Governance Kodizes in Deutschland95 4.2.3Ziele und Inhalt des Corporate Governance Kodex96 4.2.4Umsetzung und Bewertung98 4.3Zehn-Punkte Programm der Bundesregierung99 4.4Reaktionen der Deutsche Börse AG101 4.4.1Going-Public-Grundsätze101 4.4.2Die Neusegmentierung der Börsen104 4.4.2.1Neuaufteilung des Aktienmarktes106 4.4.2.2Neues Indexkonzept108 4.5Regeln für Kapitalmarktkommunikatoren112 4.6Zusammenfassung114 5. Schlussbetrachtung116 Anhang I: Anzahl der notierten Unternehmen an den Deutschen Marktsegmenten119 Anhang II: EU-Richtlinie Marktmissbrauch120 Anhang III: Deutscher Corporate Governance Kodex121 Anhang IV: 10-Punkte-Plan Bundesregierung122 Anhang V : Abgänge am Neuen Markt von 1999-2003124 Quellenverzeichnis125 Eidesstattliche Erklärung134