Ästhetische Reflexion als Utopie des Ästhetischen: am Beispiel Schillers
In: Utopieforschung: interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. 3, S. 146-171
"Worum es hier letztlich geht, ist eine Historisierung der Fragestellung. Denn ihre Dringlichkeit ergibt sich erst aus der heutigen Ästhetikdiskussion. Die historisch voll entfaltete Problematik des Themas Kunst und Utopie erweckt erst das Interesse, nach den Anfängen solch ästhetischer Reflexion zu fragen. Jetzt erst wird erkennbar, welche Bedeutung dieses Thema schon bei Schiller hatte, wie umgekehrt auch die heutigen Probleme - historisch distanziert - in ihrer Genese deutlicher werden können. Es empfiehlt sich dazu, jenes Werk heranzuziehen, das schon während seiner Entstehung zwischen den politischen Tagesereignissen und kunsttheoretischen Interessen schwankte, so daß es Schiller problematisch schien, 'sich um die Bedürfnisse der ästhetischen Welt zu kümmern, wo die Angelegenheiten der politischen ein so viel näheres Interesse darbieten'. Gemeint sind die Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen. ... Was gibt uns das Recht, in Schillers Essay eine utopische Dimension zu vermuten? Ein gegenwärtiges Erkenntnisinteresse und die Modernität seiner Fragestellung. Um die Tragfähigkeit unserer These zu beweisen, empfiehlt es sich, einige systematische Fragen an den Text zu stellen, die dann unsere Untersuchung strukturieren: Inwiefern ist der Text ein ideologischer Reflex auf seine Entstehungszeit? Drückt sich in ihm ein kritisches Verhältnis zur Gegenwart aus? Gibt es eine Zukunftsperspektive? Welche realen Tendenzen lassen eine Veränderung möglich erscheinen?" (Autorenreferat)