Asymmetrie und Ökonomie
In: Aspekte der Asymmetrie: Reflexionen über ein gesellschafts- und sicherheitspolitisches Phänomen, S. 69-83
Der Beitrag zur Konfliktforschung reflektiert den Zusammenhang von Asymmetrie und Ökonomie bei der aktuellen und zukünftigen Kriegsführung. So werden in einem ersten Schritt zunächst aus dem Blickwinkel der sicherheitspolitischen Forschung die Ursachen der weltweiten Asymmetrie beschrieben. Die gesellschaftliche Situation weltweit wird auf vier Analyseebenen dargestellt: (1) die Bevölkerungssituation, (2) die Ernährungssituation, (3) die Krankheitssituation und (4) die Umweltsituation. Der zweite Schritt beleuchtet die Ausgestaltung der 'neuen' Kriege, die sich durch eine Tendenz zur Vermischung von Krieg und Frieden bzw. durch eine Tendenz zu permanentem Krieg auszeichnen. Auf dieser Grundlage wird im dritten Schritt das komplexe Verhältnis von Ökonomie und Krieg dargestellt. Krieg ist dabei mehr und mehr ein Konflikt zwischen staatlichen Akteuren und nichtstaatlichen bzw. privaten Akteuren auf der anderen Seite. Ökonomisierung bedeutet dabei, dass sich in langwierigen Bürgerkriegen häufig soziale Strukturen herausbilden, welche eine Konfliktlösung erschweren, da politische Strukturen zerfallen und Gewalt zu einer lukrativen Ware für private Anbieter und Konsumenten wird. In solchen Bürgerkriegsökonomien ist der Krieg eine Dauereinrichtung, weil es mehr Anreize zur Fortsetzung als zur Beendigung der Gewalt gibt. Ein zentraler Befund der Betrachtung lautet somit, dass kriegerische Gewalt zu erheblichen Teilen mit wirtschaftlichen Interessen erklärt werden kann, ja dass sogar langandauernde Kriege geradezu zu einer eigenständigen Produktionsweise mutieren, in der das kriegerische Geschehen von gewaltunternehmerischen Kalkülen bestimmt wird. Ein weiterer Befund ist, dass diese Kriegsökonomien nur funktionsfähig sind, wenn sie transnational vernetzt sind. (ICG2)