Demografie: der Große Übergang
In: Globalgeschichte 1800-2010, S. 69-95
Angesichts der Tatsache, dass ein neuerlicher Anstieg der Fruchtbarkeit eine neue Einschätzung der sozialen Strukturen und der Familie für die Wertestruktur in den hegemonialen Schichten der hoch entwickelten Welt voraussetzt, wirft der Autor die Frage auf, ob es einen Dritten Demografischen Übergang geben wird. Der Erste Demografische Übergang war, wie der Kampf um die Moderne, teilweise noch durch traditionalistische Motive bedingt, etwa durch Familienmobilität. Der Zweite Übergang der hoch entwickelten Welt ist dagegen von der postmodernen Selbstverständlichkeit vom Vorrang des Einzelnen motiviert und baut auf den individuellen Rechten und der Selbstverwirklichung des Einzelnen auf. Allein dadurch wird das Konzept zum Zeugnis für eine neue Auffassung von Bevölkerungsprozessen. Der sich abzeichnende dritte Übergang ist Teil einer Transformation der hoch entwickelten Gesellschaft. In diesem Reorganisierungsprozess ändert sich die Lebensauffassung ebenso wie die in ihren Grundzügen oft Jahrtausende alten Lösungen, die von der agrarischen Bevölkerungsweise für die menschliche Reproduktion, das Hauptalter und auch das höhere Alter entwickelt wurden und die in der modern-industriellen Bevölkerungsweise noch weiter wirkten. (ICI2)