Das Wissen über die tatsächliche Praxis und die Ausstattung der Schulbibliotheken in Deutschland ist bislang stark eingeschränkt. Die meisten Aussagen werden über spezifische Beispiele oder aber aus einem sehr stark bibliothekspolitisch motivierten Fokus heraus getroffen. Die vorliegende Arbeit berichtet im Gegensatz dazu über eine Statistik der Berliner Schulbibliotheken, welche bislang von 2008 bis 2010 geführt wurde. Diese Statistik sowie die Auswertung der dabei zusammengetragenen Materialien ermöglicht einige weitergehende Aussagen über die Anzahl, Verteilung und Merkmale von Schulbibliotheken in Berlin. Grundsätzlich kann ein Wachstum der Schulbibliotheken in Berlin sowie eine Verteilung entlang des gegliederten Schulsystems nachgewiesen werden. Zudem kann gezeigt werden, dass Schulbibliotheken begründet werden, obwohl es für sie keine Unterstützung aus dem Bibliothekssystem und fast keine Unterstützung aus dem Schulsystem heraus gibt. Darüber hinaus stellt der Autor eine Kategorisierung der existierenden Schulbibliotheken in vier Grundmodellen auf, vergleicht seine Daten mit der Schulbibliotheksstatistik, die 2007/2008 in Schleswig-Holstein erstellt wurde und skizziert mögliche Forschungsfragen im Bezug auf Schulbibliotheken für die Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie die Erziehungswissenschaften.
The article provides an overview of the "Lehrstuhl" (professorship) for digital libraries at the Berlin School of Library and Information Science. The "Lehrstuhl" teaches both bachelor and masters students, and offers support for its doctoral students. The main areas of teaching are (1) research methods, with a particular focus on statistics and ethnography, and (2) digital libraries, with a focus on the development, scope, structure and metadata standards of digital libraries. Research covers the areas of long-term digital archiving - including "digital cultural migration". The Berlin School is a partner of the LOCKSS ("Lots Of Copies Keep Stuff Safe") long-term archiving network. A second research focus is on information behavior especially in the digital environment, and using ethnographic methods. Other research areas include the impact of copyright legislation and the history of information. ; Der Beitrag gibt einen Überblick über den Lehrstuhl "Digitale Bibliothek" am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Gelehrt wird im Bachelor- und im Master-Studiengang sowie im postgradualen Fernstudium des Instituts. Der Lehrstuhl betreut zahlreiche Doktoranden. Die Schwerpunkte der Lehre liegen (1) im Bereich Forschungsmethoden, mit einem besonderen Schwerpunkt auf statistischen und auf ethnologischen Methoden, und (2) im Bereich Digitale Bibliotheken (Entwicklung, Standards, Metadaten). Die Forschungsaktivitäten des Lehrstuhls richten sich auf den Bereich Digitale Langzeitarchivierung einschließlich der Frage nach kultureller Migration. Das Institut ist deutscher Partner im LOCKSS ("Lots Of Copies Keep Stuff Save") Netzwerk für digitale Langzeitarchivierung. Der zweite Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Nutzerforschung, vorwiegend im digitalen Umfeld und unter Einsatz von ethnologischen Methoden. Weitere Forschungsbereiche sind die Auswirkungen des Urheberrechts auf die Informationspraxis und die Geschichte der Information. ; L'article présente la chaire bibliothèques numériques à l'IBI (« Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft »), l'Institut de bibliothéconomie et des sciences de l'information. La chaire propose des études de niveau bachelor et master, ainsi que des études du troisième cycle en enseignement à distance. Elle encadre également de nombreux doctorants. Les principaux domaines d'enseignement sont: (1) les méthodes de recherche, avec une attention particulière sur les statistiques et l'ethnographie, et (2) les bibliothèques numériques, avec une attention sur le développement, les normes et les métadonnées. La recherche couvre le domaine de l'archivage à long terme ; y compris la « migration culturelle numérique ». L'institut fait partie du LOCKSS (« Lots Of Copies Keep Stuff Safe »), un réseau spécialisé dans l'archivage numérique. Un second axe de recherche se situe au niveau de l'étude du comportement des utilisateurs, en particulier dans l'environnement numérique et en faisant appel à des méthodes ethnologiques. D'autres sujets de recherche étudient l'influence des droits d'auteurs dans le domaine de l'information, ainsi que l'histoire de l'information. ; Peer Reviewed
Der Paradigmenwechsel ist in vollem Gange: weg von der Bestandspflege hin zu einer Bibliothek, deren eigentlicher Bestand der Mensch ist und die sich als Teil einer Bibliothekscommunity versteht, die den Ort Bibliothek belebt, ihn als Ort des informellen Lernens und der Wissensvermittlung im digitalen Zeitalter stärkt und Möglichkeiten schafft, die Bibliotheksangebote durch Partizipation von den Menschen selbst mitgestalten zu lassen. Dadurch wird die Bibliothek zu einer wirklichen Bürgerbibliothek, die auch als Zentrum für den demokratischen Diskurs zur Verfügung steht und damit zur Stärkung der liberalen Demokratie beiträgt. Um die Community der digitalen Gesellschaft ebenfalls zu erreichen, muss die Bibliothek mit ihren Angeboten über ihren physischen Ort hinausdenken und ihre ortsunabhängigen digitalen Angebote als gleichwertig ansehen: Die Bibliothek der Zukunft ist dort, wo die Menschen sind – auch online.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde ein sukzessiver Gleichschaltungs- und Zentralisierungsprozess vorangetrieben, der sich auf alle institutionellen und gesellschaftlichen Ebenen, so auch auf die universitären und bibliothekarischen Einrichtungen erstrecken sollte. Am Beispiel der Universitätsbibliothek Göttingen soll die folgende Arbeit aufzeigen, wie stark die neuen Machthaber in den Vorkriegsjahren durch eine Reihe staatlicher wie administrativer Maßnahmen in die Personal-, Nutzer- Finanz- und Erwerbungspolitik eingriffen. Mithin wurden jüdische und politisch unangepasste Angestellte gezielt verfolgt und aus dem Dienst entlassen. Gleichzeitig betrieben die Nationalsozialisten eine Politik radikaler Einsparungsmaßnahmen, was zu unmittelbaren Qualitätsverlusten führen musste. Für die Göttinger Universitätsbibliothek gestaltete es sich immer schwieriger, die Qualität im Betriebsablauf zu wahren sowie eine gewisse Kontinuität im Bestandsaufbau aufrechtzuerhalten.
Thüringens Öffentliche Bibliotheken sind angesichts der demografischen Veränderungen mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Die bibliothekarische Infrastruktur muss ein Versorgungsgebiet berücksichtigen, das sehr kleinteilig ist und immer mehr ausdünnt. Die Abwanderung aus ländlichen Regionen in dicht besiedelte Städte stellt verantwortliche Akteure aus Politik, Wirtschaft, Kultur und bibliothekarischen Fachkreisen vor die Aufgabe, ein Konzept zum Erhalt einer alternden Gesellschaft zu entwickeln. Das Verstehen der Bibliothekslandschaft Thüringens, seine aktuelle wie zukünftige Situation, ist die Voraussetzung für eine strategische Reorganisation. Personal, Abdeckung, Bestand und Technik der Bibliotheken im Freistaat müssen evaluiert und angepasst werden. Ansprüche der Öffentlichen Bibliotheken, der Kommunen und des Landes sind auf verschiedenen Ebenen zu prüfen und zu realistischen Vorstellungen einer zukunftsweisenden Bibliothekspolitik zu vereinen. Die hier vorgestellten dringenden Fragen und potenziellen Lösungsansätze sollen zu diesem Umdenken beitragen.
Mit der demografischen Entwicklung geht in einigen speziellen Regionen Europas auch ein Rückbau von Siedlungen einher. Die Einflüsse dieser Entwicklung sind im ländlichen Raum stärker als in den Städten. Junge Menschen und Familien ziehen verstärkt in suburbane und urbane Räume. Während der ländliche Raum an den Siedlungsrändern urbaner Zonen seine Funktionen ändert und teilweise auch zu touristischen Zentren ausgebaut werden kann, stehen Gemeinden in ressourcenarmen Gegenden häufig vor der Perspektive zu überaltern und aufgelöst zu werden. Gleichzeitig ist der politische Wille vorhanden, den Menschen in diesen Siedlungen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Sinnhaft wäre es daher, diesen Rückbauprozess politisch langfristig zu begleiten, beispielsweise indem die öffentliche Infrastruktur so etwa die Gemeindebibliothek durch Rückbau zentriert wird und auf diese Weise größere Räume bedient werden können. Zwei dieser Regionen finden sich im schweizerischen Alpengebiet und im Osten Deutschlands. Der Text zeigt am Beispiel des Schweizer Kantons Graubünden, wie Bibliotheken auf den angekündigten Rückbau reagieren können. Thematisiert werden: (a) die heutige Situation Graubündens, (b) die Unterstützung von Rückbau- und Anpassungsprozessen durch Bibliotheken, (c) potenzielle Dienste von Bibliotheken für die rückgängige Bevölkerung dieser Gebiete, (d) die geplante Auflösung von bibliothekarischen Dienstleistungen, (e) Aspekte der Naturpolitik, die sich durch den Rückzug des Menschen ergeben, und die proaktive Rolle, die Bibliotheken hier einnehmen können.
Im folgenden Beitrag geht es besonders um das Feld der Öffentlichen Bibliotheken, die in kommunalen bzw. städtischen Kontexten verankert sind – auch wenn die eine oder andere der folgenden Ausführungen ebenso für andere Bibliotheken relevant sein kann. Zunächst wird das Positionspapier des dbv und anderer Bibliotheksverbände zum Engagement in Bibliotheken von 20111 daraufhin befragt, inwiefern es helfen kann, mit engagementpolitischen Antinomien des demografischen Wandels als Chance und Herausforderung für Bibliotheken umzugehen.2 Im zweiten Teil steht der Irrweg der Verdienstlichung von Engagement als eine aktuelle kommunale und bundespolitische Versuchung im Mittelpunkt, auch für Bibliotheken. Abschließend wird begründet, warum die scheinbar selbstverständliche Formulierung in der Positionsbestimmung des dbv: "Bibliotheken sind Dienstleistungseinrichtungen" eines Updates zu einer 'Bürgerbibliothek in der Bürgerkommune' bedarf.
Europäische Dokumentationszentren (EDZ) bestehen seit den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Ihre Aufgabe war ursprünglich das Sammeln und Erschließen der Veröffentlichungen der Europäischen Union um diese interessierten Hochschulangehörigen für Forschung und Lehre zur Verfügung zu stellen. Später erfüllten sie diese Funktion auch in Bezug auf die EU-Bürgerinnen und -Bürger. Heute stehen sie angesichts der medialen Umwälzungen seit Mitte der 1990er vor der Aufgabe sich einem veränderten Lehr- und Forschungsverhalten anzupassen. Hinzu tritt die gewandelte Veröffentlichungspraxis der Europäischen Union. Diese löst einerseits zunehmend die Archivierungsfunktion der EDZ auf und verstärkt andererseits deren Funktion als Informationszentren. Gegenwärtig stehen die EDZ vor der Herausforderung den Schritt von räumlich gebundenen Beratungsstellen zur virtuell präsenten, offenen und ansprechbaren Anlaufstellen im World Wide Web zu vollziehen.
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Spannungsfeld zwischen sich ändernden Nutzeransprüchen und öffentlichen Geldgebern, in dem sich die drei Zentralen Fachbibliotheken (ZFBs) – Technische Informationsbibliothek (Hannover), Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (Köln/Bonn) und Deutsche Zentralbib- liothek für Wirtschaftswissenschaften (Kiel/Hamburg) – bewegen. Die Geldge- ber messen den Erfolg der ZFBs nicht zuletzt an der Nutzung ihrer jeweiligen Dienstleistungen. Die ZFBs haben mit Goportis auf diese Herausforderung rea- giert und bündeln zukünftig ihre Ressourcen. Diese Arbeit leitet mit Hilfe einer Dokumentenanalyse von Veröffentlichungen der DFG, BLK sowie der Evaluierungsgutachten der Leibniz-Gemeinschaft Handlungsfelder für die ZFBs her. Diese müssen zukünftige Anstrengungen auf die Bereiche überregionale Informationsversorgung, organisatorische Weiter- entwicklung und forschungs- und kooperationspolitische Aspekte konzentrieren. Darauf aufbauend werden die Strategien, Vorhaben und bereits laufenden Akti- vitäten der Zentralen Fachbibliotheken analysiert und Empfehlungen für ihre zukünftige Ausrichtung gegeben. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der zukünfti- gen Kooperation der drei Einrichtungen, welche Stärken zusammenbringen soll um damit die anstehenden Aufgaben gemeinsam bewältigt werden kann. Die Arbeit stellt heraus, dass die drei Zentralen Fachbibliotheken in der deut- schen Informationsversorgung auch zukünftig eine zentrale Rolle spielen wer- den, wenn sie ihre bisherigen Aktivitäten auf den Gebieten der überregionalen Informationsversorgung, der nationalen und internationalen Vernetzung und in- formationswissenschaftlichen Forschung weiterführen und neue Aspekte auf- nehmen. Dadurch ist die konsequente Ausrichtung der Dienste der ZFBs auf die sich ändernden Ansprüche und Bedürfnisse der Nutzer ein Garant dafür, die öf- fentliche Finanzierung langfristig zu sichern.
Die vorliegende Arbeit schildert die Herausforderungen und besonderen Möglichkeiten bei der Vermittlung des Publizierens per Open Access am Beispiel der deutschen Politikwissenschaft. Ausgehend von einer qualitativen Befragung am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Jena wird der allgemeine Kenntnisstand sowie die Einschätzung von Problemen beim Publizieren über Open Access, aber auch die Einstellung zu den Unzulänglichkeiten des bisherigen Publikationssystems, erörtert. Ein spezifisches Argument für Open Access in der Politikwissenschaft als Demokratiewissenschaft wird entwickelt und bei der Befragung getestet. Wesentliches Ergebnis der Arbeit ist, dass eine Strategie für Open Access in der Politikwissenschaft v.a. am PDF als printanalogem Dateiformat und am hybriden Publizieren orientiert sein sollte und dass die Politikwissenschaft eine besondere Affinität zum Publizieren durch Open Access hat, aber sie als (auch) "gewöhnliche" akademische Disziplin nicht überstrapaziert werden sollte. Eine Vermittlungsstrategie für Open Access sollte generell verstärkt an einer weiter zu analysierenden spezifischen Kultur elektronischen Publizierens in der Politikwissenschaft als einer Sozial- und Geisteswissenschaft orientiert sein.
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Aufbau einer Sondersammlung argentinischer Populärliteratur aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts am Ibero-Amerikanischen Institut Berlin, welche im Anschluss mithilfe von Fördergeldern digitalisiert werden soll. Im Rahmen der Arbeit werden dabei die einzelnen Planungsphasen dokumentiert, wobei der Bestandsaufbau selbst vor dem Hintergrund bibliothekswissenschaftlicher Methodik im Zentrum steht. Nach einer kurzen Einführung in das Gesamtprojekt, wird die Sammlung nach inhaltlichen und formalen Kriterien vorgestellt: Dies beinhaltet sowohl den soziohistorischen und literaturgeschichtlichen Entstehungshintergrund dieser Form von Populärliteratur, als auch eine quantitative und qualitative Beschreibung der Sammlungsbestände. Diese werden in Beziehung gesetzt zu den bereits vorhandenen Beständen inklusive der Sondersammlungen der Bibliothek, so dass ihr Beitrag für eine Schärfung des Bibliotheksprofils herausgearbeitet werden kann. Neben der Rolle im bundesweiten Bibliotheksgefüge bestimmt das institutseigene Leitbild die daran geknüpfte Bestandspolitik der Bibliothek, d.h. sowohl das Erwerbungsprofil als auch dessen Operationalisierung in den Methoden von Auswahl und Beschaffung. In diesem Kontext werden die für die Sondersammlung relevanten Methoden des Bestandsaufbaus unter Berücksichtung der allgemein am Ibero-Amerikanischen Institut praktizierten Erwerbungsmethoden skizziert. Darüber hinaus wird auf die spezifischen Besonderheiten des argentinischen Buchmarktes und die damit verbundenen Schwierigkeiten der Erwerbung eingegangen. Der Sammlungsaufbau ist somit an den einzelnen Arbeitsschritten von der Selektion bis hin zur Inventarisierung anhand der wichtigen bibliothekarischen Geschäftsgänge nachzuvollziehen. Auf die Weiterführung des Projektes kann im Rahmen dieser Arbeit nur ein kurzer Ausblick gegeben werden: Unter Berücksichtigung der wichtigsten Fördermöglichkeiten werden die weiteren Planungsschritte zur Digitalisierung, Erschließung und Präsentation der Bestände kurz vorgestellt.
Die vorliegende Arbeit stellt die spezifischen Entwicklungen in den französischen Universitätsbibliotheken des öffentlichen Sektors dar. In erster Linie geht es um die Bereiche Bibliotheksorganisation, Finanzierung, Bestand, Personal, Benutzung, Bibliotheksbau und Kooperation. Das Jahr 1990 wurde als Beginn der Betrachtung gewählt, da ein im Vorjahr veröffentlichter Bericht neue Entwicklungen anschob. Dieser richtungsweisende Report beleuchtete die unzureichende Situation der französischen Universitätsbibliotheken und machte Vorschläge zu deren Verbesserung. Um die Entwicklungen der Folgezeit zu verdeutlichen, werden als erstes die Hochschulpolitik und die Hochschullandschaft Frankreichs beschrieben. Auch der gesetzliche Rahmen sowie politische und administrative Gegebenheiten der Universitätsbibliotheken spielen hier eine Rolle. Im Hauptteil der Arbeit wird die Entwicklung in den einzelnen Bereichen vorgestellt und die Bemühungen aller Beteiligten, die eine Verbesserung der Lage erreichen wollen, werden deutlich. Die positiven Ergebnisse in allen betrachteten Bereichen, angefangen von steigenden Literaturetats, der Reorganisation von der Zwei- zur Einschichtigkeit, der Verwirklichung von Bauvorhaben, der Einstellung von zusätzlichem Personal, dem Bestandszuwachs und der Vermehrung von Kooperationsaktivitäten bis hin zum Aufbau eines nationales Verbundes zeigen, welche Anstrengungen in den Bibliotheken unternommen wurden. Dennoch muss festgestellt werden, dass im Zeitraum zwischen 1990 und 2005 noch keine optimalen Zustände in den Universitätsbibliotheken erreicht werden konnten, denn das unvorhergesehene, steile Anwachsen der Studentenzahlen und die nur zögerliche Inangriffnahme der Maßnahmen verhinderten die Verwirklichung der hochgesteckten Ziele.
Im HWWA-Projekt zur Retrodigitalisierung der Pressedokumentationen von HWWA und Deutscher Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften werden sukzessive die seit Anfang des 20. Jahrhunderts gesammelten Presseausschnitte digitalisiert. Die Internetpräsentation von historischen Presseausschnitten bedarf der historischen Kontextualisierung, da Veränderungen in der deutschen Innen- wie Außenpolitik sich auf die Archiv-Organisation, Zusammensetzung des gesammelten Materials und Rezeptionsmöglichkeit der ursprünglichen Nutzer auswirkten. Die Bibliotheken sollten daher die Aufgabe der Edition digitalisierter Quellen übernehmen. An den Workflow zur inhaltlichen Erschließung der Digitalisate und das Information Retrieval sind spezielle Anforderungen zu stellen, da der einzelne Presseausschnitt durch die Retrodigitalisierung aus dem ursprünglichen Sammlungszusammenhang gelöst wird. Die Rekonstruktionsmöglichkeit der doppelten diskursiven Rückbindung des Ausschnitts – einerseits an das Medium Pressemappe und andererseits an die ursprüngliche Publikationsform Zeitungs- bzw. Zeitschriftenausgabe – ist zu Forschungszwecken allerdings nötig.
Gesellschaftliche Integrität von Forschung bezieht sich nach Hippokrates vor allem auf das Methodische bei der Problembearbeitung: ein forschender Arzt ist verpflichtet, sich nur solcher Methoden zu bedienen, die dem Patienten nutzen, auf keinen Fall aber schaden dürfen. In diesem Sinne wird auch in unserer Zeit auf Unangemessenheiten in der Art naturwissenschaftlicher Wissensproduktion hingewiesen. "Unangemessenheit" ist dabei als relationaler Begriff zu verstehen. Vor jeder Wertung stellt sie zunächst nur ein Verhältnis zwischen Eigenschaften der Wissenschaft und Eigenschaften des makrosystemischen Kontextes dar. Ändern sich die Systeme, die zu den Umwelten der Wissenschaften gehören, dann können sich die Bedingungen und Bestimmungen gesellschaftlicher Integrität von Forschung ebenfalls verschieben. Dieses Problem stellt sich in analoger Weise für jedes andere System. Auch die Politik, die Ökonomie und gegebenfalls auch andere Systeme sind gezwungen, die Implikationen von Informationen aus der Wissenschaftsentwicklung für die Funktionsabläufe und Ziele des eigenen Systems zu überprüfen (eine Übersetzung der fremdsystemischen Information in den Eigencode des Systems anzufertigen) und gegebenenfalls zu handeln. Dabei gibt es nicht selten Friktionen. Nicht immer zeigt sich zum Beispiel die Politik offen für die Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse. Es gibt Fälle, in denen sie sowohl die Gewinnung als auch die Ausnutzung neuer wissenschaftlicher Ansätze zu blockieren versucht – aus welchen Gründen auch immer. Für die Wissenschaftsforschung steht vor allem die gesellschaftliche Integrität der Forschung selbst zur Diskussion. Die Gesellschaft für Wissenschaftsforschung hat sich dieser Fragestellung angenommen und sie im Rahmen ihrer Jahrestagung im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung am 18. März 2005 unter dem Thema "Die gesellschaftliche Integrität der Forschung" analysiert und diskutiert. Dabei ist es gelungen, theoretische Überlegungen mit historischen und aktuellen Fakten zu verbinden. Die ...
Die vorliegende Arbeit beschreibt das Bibliothekswesen der Türkei vor dem Hintergrund der tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Wandlungs- und Modernisierungsprozesse des Landes. Auf einen einführenden Überblick zu den aktuellen politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen folgt ein Abriss zur türkischen Bibliotheksgeschichte, dem sich eine Darstellung der gegenwärtigen türkischen Bibliothekslandschaft anschließt. Hier werden die unterschiedlichen Bibliothekssparten, die Ausbildung im Bibliotheksbereich, Berufsverbände Fachzeitschriften, Mailinglisten und bibliothekarische Kooperationen beschrieben. Die Analyse der Situation Öffentlicher Bibliotheken in der Türkei - vor allem in Bezug auf Struktur, Ausstattung, Haushaltsmittel, Personal, Medienangebote und Bibliotheksnutzung - schließt ab mit einem Ausblick, der die Probleme und Potenziale Öffentlicher Bibliotheken im Kontext der geplanten Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung einschließlich der Öffentlichen Bibliotheken thematisiert. ; This publication describes the library scene in Turkey against the background of the country's profound social and political processes of modernization. It outlines the present socio-political context, gives a short history of libraries and librarianship in Turkey and describes the today's library scene while giving special attention to the various library types, LIS education, professional associations, periodicals, mailing lists and co-operations. The main chapter analyses the situation of public libraries in Turkey - focussing on structure, equipment, funds, staff and library usage. The last chapter presents a summary of the problems and potentialities of public libraries in Turkey in the context of the intended decentralisation of the public administration including public libraries.