Umbrüche in Europa (nach) 1989/91
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1991 hörte die Sowjetunion auf zu existieren, und in Südosteuropa zerfiel gewaltsam Jugoslawien. Die Umbrüche nach 1989/91 haben Folgen bis heute.
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1991 hörte die Sowjetunion auf zu existieren, und in Südosteuropa zerfiel gewaltsam Jugoslawien. Die Umbrüche nach 1989/91 haben Folgen bis heute.
Blog: Reason.com
3/21/1989: Texas v. Johnson is argued.
Blog: Neue Online Angebote der bpb
Nach dem Mauerfall gab es in der DDR Überlegungen, eine neue demokratische Verfassung zu erarbeiten. Was daraus wurde, beschreibt die Parlamentarismusforscherin Bettina Tüffers.
Blog: Reason.com
11/6/1989: Employment Division v. Smith argued.
Blog: Reason.com
6/21/1989: Texas v. Johnson is decided.
Blog: Neue Online Angebote der bpb
Was machte die Vielfalt in den Werken jüdischer Autorinnen vor 1933 und der Shoah aus? Und wie gestaltet(e) sich die Bandbreite literarischen Schaffens danach und bis heute?
Blog: DPI-Blog
Piotr Banaś ist eine Koryphäe auf dem Gebiet deutscher und polnischer Post- und Ansichtskarten. Schon vor 10 Jahren hat er einen interessanten Bildband herausgebracht, in dem er sich mit der Aneignung von Niederschlesien mit den Mitteln der Postkartenproduktion nach 1945 beschäftigt. Dieser viel zu wenig beachtete Band soll hier erneut in Erinnerung gerufen werden. Wobei "Aneignung" (oswajanie) hier vielleicht nicht das richtige Wort ist, zunächst wäre wohl das Wort "Polonisierung" richtiger.Die erste Ansichtskarte im Besitz des Autors, die aus den "Wiedergewonnenen Gebiete", wie die ehemals deutschen Ostgebiete von Mitte 1945 an in Polen genannt wurden, stammte aus Bad Altheide im Glatzer Land. Es war eine deutsche - in leichter Sepia gehaltene - Landschaftskarte, auf deren Rand der Absender handschriftlich den neuen polnischen Namen Puszczykowo-Zdrój (heute Polanica-Zdrój) markierte. Diese Praxis war anfangs gang und gäbe, so Banaś. Polnische Fotografen unter den Ansiedlern, die in den Besitz deutscher Fotostudios und -ateliers kamen, verkauften zunächst Ware aus noch vorhandenen "deutschen Altbeständen". In der Regel (aber nicht immer) strichen sie die deutschen Beschriftungen durch oder überstempelten sie mit dicken Streifen und/oder überschrieben diese mit polnischen Bezeichnungen. Für den Historiker ist von Bedeutung, dass die Karten oft die vorläufigen polnischen Namen der niederschlesischen Orte und Landschaften trugen, bis sie nach und nach (bis in die 1950er Jahre) verändert und vereinheitlicht wurden. So sehen wir neben "Karkonosze" – dem polnischen Namen für das Riesengebirge - hin und wieder auch die wortwörtliche Übersetzung Góry Olbrzymie, so steht Wieniec Zdrój für Świerardów Zdrój (Bad Flinsberg) oder die anfangs erwähnte Bezeichnung Puszczykowo-Zdrój für Bad Altheide. (S. 17-20)Deutsche Kinder mit polnischen FahnenDie "deutschen" Karten zeigten oft menschenleere Motive, Stadtpanoramen und Berglandschaften, die sich weitgehend problemlos für polnische Kunden und Adressaten von damals eigneten. Aber an vielen Beispielen zeigt Banaś auch, wo noch "deutsches Leben" auf den Straßen sichtbar wird, was Gebäude, Fahnen, Ladenschilder, Autos, aber auch Menschen verraten, u.a. Jungs in Lederhosen, die in Polen eindeutig nicht getragen wurden. (S. 72-81) Auch die ersten Glückwunsch- und Feiertagskarten wurden nach gleichem Verfahren umgedeutet und vertrieben. (S. 21-24) Manchmal nimmt die Aneignung – hier im richtigen Sinne des Wortes – groteske Züge an: Beispiel ist ein Leporello, das ursprünglich dem Rübezahl-Verlag in Krummhübel (Karpacz) entstammte, wo zunächst auf zwei Farbkarten putzige deutsche Kindergestalten mit eingefügten polnischen Fahnen vor einer Gebirgslandschaft Ferienstimmung verbreiten sollen. Bei dem dritten Motiv staunt man aber gewaltig – es könnte von einem Kraft-durch-Freude-Plakat stammen: Ein hochgewachsener blonder "Arier", begleitet von einer kräftigen, sportlichen Blondine, bestimmt mit einer selbstsicheren Geste die Richtung und sendet Grüße aus Dolny Śląsk, wie Niederschlesien nun auf Polnisch heißt. Auch wenn die Bildersprache des Dritten Reiches und des "sozialistischen Realismus" durchaus vergleichbar waren, so verweist die Haltung des Mannes (aber auch seine Kleidung und Ausrüstung) auf ein deutsches Muster. Eine stalinistische Adaptation müsste mindestens verlangen, dass beide Gestalten rote Pioniertücher tragen, selbst das ist nicht der Fall, die karierten Kleidungsutensilien korrespondieren bei Mann und Frau mit den Farben der Landschaft. (S. 107-109)Banaś ist aber vor allem ein Genre-Historiker, seine Ausführungen über die ersten Grafikbetriebe, die sich der "polnischen" Postkarten aus Niederschlesien angenommen haben, sind fundiert und spannend gleichermaßen. Natürlich ging es dabei oft um Propaganda und die Vereinnahmung des deutschen Raumes für die polnische Öffentlichkeit: Weder die Ansiedler, noch die im polnischen "Mutterland" verbliebenen Adressaten dieser Karten wussten etwas über die neuen Städte und Landschaften. Somit gehörten die slawischen (sprich: polnischen) Spuren, darunter Architekturdenkmäler, Kirchen, Sarkophage von Piasten-Herzogen zu den beliebtesten Motiven der neuen polnischen Produktionen. Nicht selten wurden Parallelen zwischen den "polnischen" Rittern des Mittelalters und den polnischen Soldaten sichtbar, die heute wie damals die "Wacht an der Oder" hielten.Die Rolle des WestinstitutsEine bedeutende Rolle bei der Idee und Herstellung solcher Karten spielte damals das Posener Westinstitut (Instytut Zachodni), das die kaum vorhandene Wissenskompetenz über die Oder- und Neiße-Gebiete nun auch mit anspruchsvollen Postkarten füllte und sich stark für deren politische Aneignung wie kulturelle Polonisierung einsetzte. Die 24 editorisch hervorragend herausgegebenen Postkarten des Westinstituts, die ab 1948 erschienen und wichtige polnische Spuren in den Wiedergewonnenen Gebieten zeigten, sollten vor allem den polnischen Anspruch u.a. auf Breslau und Niederschlesien unterstreichen. Übrigens war dabei auch ein Bild der Lausitzer Hauptstadt Bautzen, wo der polnische König Bolesław der Tapfere im Jahr 1018 einen Friedensvertrag mit deutschen Fürsten schloss. Soweit ging die polnische Westgrenze nun nicht, aber die Karte zeigte einen polnischen Anspruch auf mehr… (S. 36-53)Der Bildband zeigt noch mehr "politische" Raritäten, etwa Bilder von 1945 von B. Sekuła, auf denen die Zerstörungen von Breslau kaum sichtbar sind (S. 56-66), in Gegensatz dazu steht eine Serie aus dem Jahr 1948 unter dem Motto "Wrocław oskarża" (Breslau klagt an, S. 67-71), die ein etwas anderes Bild auf den Zustand der Odermetropole wirft. Die Serie entspricht einer ähnlichen Produktion, die die Zerstörungen von Warschau thematisiert (wie der Autor schreibt, bleibt unklar, wen Breslau nun anklagt, den Gauleiter Hanke oder die Rote Armee). Hinzu kommt noch die politische Interpretation des Erscheinungsbildes. Die aufgeräumte, ruhig anmutende Stadt (von 1945!) sollte einladend wirken und möglichst viele Ansiedler ansprechen. Sie sollte den Eindruck vermitteln, eine normale, für die neuen Einwohner attraktive Stadt zu sein. In diesem Zusammenhang stehen auch einige "Auftragspostkarten", die von lokalen Behörden herausgebracht wurden und die Polen direkt aufforderten, sich anzusiedeln: "Przyjeżdżajcie na Dolny Śląsk" (Kommt nach Niederschlesien). Auf. S. 198 zeigt Banaś ein Foto eines großzügigen Landhofs in Czernica (Tschirne) bei Löwenberg (Lwówek Śl.), der nun von dem Ansiedler Stanisław Śmiechowski in Betrieb genommen worden isthat. "Ten dom czeka na Ciebie" (Dieses Haus wartet auf Dich) steht darunter.Erwähnenswert ist noch ein zweites Projekt des Westinstituts: Eine Serie zur Breslauer Ausstellung zu Wiedergewonnenen Gebiete, die in Form eines 6-seitigen Postkarten-Büchleins 1948 veröffentlicht wurden. Auch wenn der Grafiker nicht genannt wird, heben sich die Bilder in Form von Propagandaplakaten durch ein professionelles und ästhetisches Konzept ab. Die Karten sind farbig und zeigen in polnischer und englischer Sprache die Vorzüge der polnischen Westgebiete in den Kategorien Polen in Europa, Bevölkerung, Anzahl der Ansiedler, polnische Bevölkerung vor und nach 1945, Schul- und Hochschulwesen, Anteil der Kohleproduktion an der Gesamtproduktion vor und nach 1945. Auch wenn die Zahlen aus heutiger Sicht nicht aussagekräftig sind (z.B. die stellte Kohleproduktion in den Wiedergewonnenen Gebieten 1938 9% der deutschen Produktion dar, während sie 1947 45% der polnischen Produktion ausmachte, S. 131-135), so bestechen die Bilder durch unkonventionelles, modernes Design. Auch sonst nehmen Bilder der genannten Ausstellung aus dem Jahr 1948 mehrere Seiten des Werkes in Anspruch (136-147).Einen großen Anteil an den Bildpostkarten haben Motive, die von Künstlern, in der Regel Grafikern, gestaltet wurden: Wacław Łobanowski (S. 82-85), Henryk Wieczorek (86-91), Felicja Potyńska (92-96) und Andrzej Kurkiewicz (97-98).Auch Privatinitiative war gefragtDer Leser erfährt auch von einigen "privaten" polnischen Fotografen und Postkartenherstellern, die sich auf diesem Gebiet im Rahmen der "privaten Initiative" auf dem Markt etablierten, zum Beispiel der aus Lemberg stammende Jerzy Mańkowski, der sich in Glatz (Kłodzko) niedergelassen hatte und zunächst Bilder dieser Stadt aus dem Studio seines Vorgängers nutzte. Kein anderer "privater" Fotograf hat seine Firma so weit entwickelt wie der eben genannte Mańkowski, dessen Bilder es bis in die ersten Bildbände über die Wiedergewonnenen Gebiete schafften (S. 72-81). Erwähnenswert ist auch, dass Mańkowski 1957 nach Westdeutschland fuhr, um sich in die Technologie der Farbbildherstellung einweisen zu lassen. Allerdings wurden danach die Möglichkeiten für kleine private Betriebe in Polen wieder beschnitten.Insgesamt ist das Werk eine gelungene inhaltliche und ästhetische Darstellung von Ansichtskarten-Propaganda, mit der Niederschlesien nach 1945 den Polen nähergebracht werden sollte: Einerseits den Siedlern helfen, sich im neuen Land heimisch(er) zu fühlen, andererseits den übrigen Polen beweisen, dass die Region vor Jahrhunderten schon zu Polen gehörte und nun auf Ewigkeit im neuen Polen verbleiben soll. Das Werk empfehle ich Leserinnen und Lesern, die sich mit der Geschichte Niederschlesiens und Nachkriegspolens befassen ebenso wie all denen, die sich für das Medium Post- und Ansichtskarte, zumal in diesem spannenden historischen Kontext, begeistern.Piotr Banaś: Oswajanie Ziem Odzyskanych, Korporacja Polonia, Warszawa 2009, 204 S.Preis 27 PLN https://dedalus.pl/Oswajanie-ziem-odzyskanych-Dolny-slask-na-poczotwkach-Pawe-Banas
Blog: Local perspectives on Europe
The EU's cohesion policy is 30 years old and now accounts for around a third of the EU's budget. To celebrate, the European Commission has published a new dataset. This details annual payments to the EU's regions since 1989. The dataset covers most funds under the European Structural and Investment Funds umbrella. For the UK […]
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Blog: Rechtspopulismus
Die Dokumentation des ZDF mit dem Titel "Extremismus in Deutschland - Gefahr von rechts und links" stellt die Geschichte des Extremismus seit 1945 dar – mit Rückblick auf die Weimarer Republik. Der Film dauert 75 min und ist bis 08.11.2025 in der Mediathek verfügbar. Zum Einsatz des Films in der Schule wurden eigens Unterrichtsmaterialien entwickelt, die man hier als pdf findet: https://www.zdf.de/assets/lehrermaterial-extremismus-in-deutschland-100~original.
Blog: Reason.com
4/12/1945: President Harry Truman's inauguration. He would make four appointments to the Supreme Court: Chief Justice Vinson, and Justices Burton, Clark, and Minton.
Blog: Australian Institute of International Affairs
The Australian government asserts that China's military buildup is the largest of any country in post-war history. Their threat perception is overblown.
Blog: DPI-Blog
Der Kunsthistoriker Leszek Jodliński leitete bereits Museen in Beuthen und Gleiwitz, bevor er 2007 mit dem Aufbau des neuen Schlesischen Museums in Kattowitz betraut wurde, das nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf (1939 eröffnet, 1940 von den Nazis zerstört, 1984 wiedergegründet) vor einigen Jahren einen neuen repräsentativen Sitz im Kattowitzer Zentrum beziehen sollte. Die innovative Ausstellungskonzeption, die den Anfang der modernen oberschlesischen Geschichte in der von Preußen eingeleiteten industriellen Entwicklung sah und von gängigen polnisch-nationalen Mustern Abstand nahm, führte zur Kritik seitens der politischen Entscheidungsträger in Kattowitz und Warschau und zu seiner Entlassung 2012. Damals bereits publizierte Jodliński in Zeitschriften zum Thema Juden in Oberschlesien, 2020 kam ein Sammelband heraus, der das Schicksal einiger oberschlesischen Familien und Individuen schildert, die bis heute nur selten bekannt geworden sind.In Polen sind diese Schicksale deutscher Juden unbekannt, in Deutschland ist es ähnlich, denn hierzulande gibt es, so Jodliński, ebenfalls kaum Interesse am ehemaligen Osten, auch an den damals in Oberschlesien lebenden Juden. So werden selbst im Berliner Jüdischen Museum nur wenige Beispiele von jenseits der Oder und Neiße präsentiert mit Ausnahme der Synagoge in Breslau. In der heutigen Breslauer Storch-Synagoge kam Jodliński auf die Idee zum Titel des Buches, als er von der Empore aus die "leeren Stühle" sah: "Dieses Bild scheint mir mehr als symptomatisch für das Schicksal der Juden in Schlesien zu sein. Irgendwie sind sie da und gleichzeitig sind sie nicht da". Und weiter: "Von hier aus, aus Breslau, gingen die (meistens) assimilierten Juden nach Oberschlesien, das für sie ein eigenartiges gelobtes Land wurde. Ein Land der Chancen und Herausforderungen. Cohn, Weichmann, Stein, Barasch - das sind nur wenige Namen, die diese unsichtbare Linie zwischen Breslau und Gleiwitz, Kattowitz und Beuthen zogen".Nehmen wir die Weichmanns. Einigen Architekturinteressieren wird das Seidenhaus Weichmann in Gleiwitz vielleicht ein Begriff sein. Erwin Weichmann war Waisenkind und wurde in einer jüdischen Familie in Breslau großgezogen, studierte in Berlin Ökonomie und Kunsthandwerk, lernte dort Walter Gropius, Erich Mendelssohn und andere Architektur- und Künstlerpersönlichkeiten der damaligen Zeit kennen. Der aus Allenstein stammende Mendelssohn, einer der erfolgreichsten Bauhaus-Architekten, schuf in ganz Schlesien mehrere markante Gebäude, darunter auch das bemerkenswerte Seidenhaus Weichmann für seinen Freund Erwin - ein architektonisches Symbol einer ganzen Epoche. Das Haus hatte eine Ladenfläche für erlesene Stoffe, eine Lagerhalle für breit gefächerte Haus- und Modetextilien sowie eine Privatwohnung in einem. Es spiegelte den Geist der Zeit mit ihrer funktionalistischen Bauhaus-Architektur der Weimarer Republik wider. Die dynamische Form besticht mit langen parallelen Linien und eckigen waagerecht platzierten Fenstern, verbindet Minimalismus mit Funktionalismus. Die Schaufenster waren kunstvoll eingerichtet, durch Lichteffekte verstärkt. Erwin – ein self-made man, kam 1921 nach Oberschlesien, in einer Zeit, in der sich die Zukunft der Provinz zwischen Deutschland und Polen entscheiden sollte. Das Seidenhaus wird nur wenige Monate vor der politischen Teilung Oberschlesiens im Juni 1922 eröffnet, die neue Grenze verläuft nur wenige Kilometer davon, aber Gleiwitz feiert die Investition, feiert die neue Zeit, den neuen Aufbruch. Weichmann bleibt auch, als viele Geschäftsleute Oberschlesien verlassen, sein Haus wird zu einer der exklusivsten Einkaufsdressen in der Region, schnell entstehen Filialen in anderen Städten – im deutschen Oppeln und polnischen Kattowitz. Durch neue Verkaufsstrategien, die Weichmann nach seinem USA-Besuch in die Wege leitet (u.a. durch Versandhandel), trotzt er der Weltwirtschaftskrise.1929 heiratet Erwin die im benachbarten Hindenburg (Zabrze) lebende Alice Richter, die Eigentümerin des Modehauses Heilborn. Erwin verkauft daraufhin das Seidenhaus in Gleiwitz an seinen Partner Max Altgassen (der für einen Protagonisten in einem der Romane Horst Bieneks steht und 1945 in der Bombennacht von Dresden ums Leben kommt) und zieht nach Hindenburg. Das Jahr 1933 ändert alles, denn mit der Machtergreifung Hitlers gibt es nun Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäftsleute und Firmen. Dank Frank Bernheim, einem Gleiwitzer Juden, der erfolgreich gegen seine Entlassung als Verkäufer vor dem Völkerbund klagte, genossen Juden in Oberschlesien noch bis 1937 ein etwas milderes Schicksal als in den übrigen Reichsprovinzen (Jodliński widmet der Bernheim-Petition ein Kapitel seines Buches). Erwin glaubt zunächst an ein Arrangement mit den Nazis, aber als die Lage immer dramatischer wird, denkt er über Emigration nach. 1936 besucht Weichmann erneut die USA um die Umsiedlung vorzubereiten, ein Geschäftspartner aus St. Louis bürgt für ihn und seine Familie. 1938 verlässt Weichmann Oberschlesien und beginnt in den USA eine neue Existenz. Er kann von Glück sprechen, denn er darf seinen Haushalt mitsamt einer Daimler-Limousine mitnehmen. In St. Louis lässt Erwin Weichmann seinen Nachnamen in Winston umbenennen und leitet dort seine neue Firma Winston´s Inc. The House of Silk. Er wird Europa nie wieder besuchen. Bildquelle: Wydawnictwo AzoryOb Weichmann, Bernheim, Hirsch oder Lustig – all diese Persönlichkeiten, die im Buch beschrieben werden, gibt es nicht mehr in Oberschlesien. Sie hatten Glück und konnten sich und ihre Familien rechtzeitig aus Deutschland retten – nach England, Palästina, Argentinien, in die USA. Einige auch nicht, wie die Familie Karliner, die im Sommer 1939 mit kubanischen Visa ausgestattet keine Aufnahme in Kuba, den USA und Kanada erhalten hat und zusammen mit allen anderen Passagieren der MS "St. Louis" wieder zurück nach Europa musste.Jodliński leistet mit seinem Werk eine wichtige Erinnerungsarbeit, denn wie bereits erwähnt, passen oberschlesische Juden bis heute kaum zum publizistischen oder wissenschaftlichen Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. Auffallend ist auch die grafische Gestaltung des Bandes mit vielen zeitgenössischen Bildern, die zum ersten Mal publiziert werden. Ein kleines Manko aus meiner Sicht ist die Konzentration auf Großstädte im Industriegebiet Oberschlesiens, aber daraus ist dem Revier-Kenner Jodliński kein Vorwurf zu machen, im nächsten Band wird er vielleicht noch einige Aufmerksamkeit auf andere, kleinere oberschlesische Städte richten – etwa Oppeln, Neustadt oder Neiße, die ebenfalls spannende – glückliche und tragische – jüdische Geschichten zu erzählen wissen.Leszek Jodliński, Puste krzesła, Kraków-Gliwice 2020, 45 PLNKaufen: https://azorywydawnictwo.pl/ksiegarnia-internetowa-wydawnictwa-azory/
Blog: RSS-Feed soziopolis.de
Call for Papers for a Conference in Berlin on November 15–17, 2023. Deadline: May 31, 2023
Blog: PolitiFact - Rulings and Stories
"Hiroshima and Nagasaki were never nuked."
Blog: Soziologischer Diskurs – soziologieblog
Ein Vortrag von Alexander Knoth auf dem DGS-Kongress 2014 Wie werden subjektiv handelnde Individuen zu staatlich anrufbare Personen? Wie erzeugt der Staat sein eigenes Personal? Über welche Rechte, Pflichten und Merkmale qualifizieren sich Individuen zum politischen Personal? Welche Wendepunkte, Veränderungen, Umbrüche, Überlagerungen, Krisen, aber auch welche Ähnlichkeiten, Muster, strukturelle Homologien...