Die politischen Eliten der 5. Republik: Beharrung und Wandel
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 47/48, S. 26-36
ISSN: 0479-611X
"Die V. Republik brachte in Frankreich einen neuen Typus des Berufspolitikers hervor, der die hergebrachten Formen der politischen Professionalisierung (Notabeln und Parteipolitiker) zurückdrängte. Die dominierende Rolle der zentralisierten und planenden Exekutive verhalf einer technokratischen Verwaltungselite in politische Spitzenpositionen. Der Zugang zur hohen Verwaltung und damit u. U. in das politische Führungspersonal führt in einem scharfen Ausleseverfahren über die Grandes Ecoles, insbesondere die Ecole Nationale d'Administration (ENA). Der Machtwechsel von 1981 hat die dominierende Stellung der Verwaltungselite nicht nachhaltig erschüttert. Er brachte zwar verstärkt über Parteikarrieren aufgestiegene Angehörige der Lehrberufe in Parlament und Regierung. Die Regierungen der Linken bedienten sich jedoch wie ihre Vorgänger für politische Stabsaufgaben des Spitzenpersonals der Verwaltung, das Ende der achtziger Jahre wieder zunehmend in die Regierungen einrückte. Vor allem ließen sie das etablierte Elitenrekrutierungssystem fast unangetastet. Die Gründe für den Verzicht auf durchgreifende Reformen liegen u. a. in der Teilhabe der Linken am nationalen meritokratischen Konsens. Die Öffnung Frankreichs zu Europa dürfte jedoch langfristig das System der Elitenrekrutierung aufbrechen." (Autorenreferat)