Der Text nimmt die konkreten Erscheinungsformen der künstlerischen Arbeit Faust von Anne Imhof aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick, um herauszufinden, welche Funktionsweisen bzw. Konzeptionen von Macht sich aus den künstlerischen Anordnungen ableiten lassen. Angesichts der zahlreich eröffneten Ambivalenzen in Faust, die ein Denken entlang traditioneller Oppositionen wie Macht und Ohnmacht verunmöglichen, wird Foucaults Machtverständnis herangezogen und als Beobachtungsbegriff an die Arbeit angelegt. Die konkrete Fragestellung lautet, ob bzw. inwiefern sich in dem Zusammenwirken unterschiedlicher Elemente der Performance im deutschen Pavillon ein komplexes Netz von Macht(verhältnissen) entspannt. Analysiert werden dafür ausgewählte Bewegungssequenzen der performenden Einzelkörper sowie Kollektivkörper, die bauliche Umgestaltung des deutschen Pavillons und darin positionierte Körper, die omnipräsenten gläsernen, semitransparenten Einbauten, Blickkonstellationen aller im Raum Anwesenden und der Titel Faust selbst. Die Untersuchung erzeugt eine Lesart von Faust als eine künstlerische Position, die sich gegen herrschaftsförmige Stillstellung, (hierarchische, insbesondere auch geschlechtliche) Zweiteilungen sowie das Verbergen oder Verleugnen von Verletzlichkeit wendet. Im Umkehrschluss steht sie für Unabschließbarkeit, bewegliche Machtverhältnisse bzw. das Wissen um die Beweglichkeit von Machtverhältnissen, die Aufrechterhaltung von Ambivalenzen bzw. die Fähigkeit, Ambivalenzen auszuhalten sowie die Demonstration der und das Bekenntnis zur gegenseitigen Abhängigkeit und Verletzlichkeit. Insofern sich in der künstlerischen Arbeit damit grundlegende Merkmale der feministisch geprägten Theorie der Agonalität zeigen, skizziert sich in ihr ein Entwurf des Politischen. ; Peer Reviewed
Im Anschluss an einen Blick auf Folgen und Folgedebatten zur documenta 14 beschreibt der Beitrag einen Reiseweg zu dieser bzw. ihrem Kasseler Teil entlang einzelner Spaziergangstationen, und zwar mit Ausgangspunkt im klassizistischen, für diese Schau zum postkolonialen Kino umfunktionierten Wilhelmshöher Ballhaus. An den Stationen und vor der Folie ausgewählter Arbeiten werden sowohl kuratorische Tendenzen zu einer 'Hypertrophisierung' politischer Geschichtsreferenzen problematisiert als auch die Entschiedenheit herausgestellt, mit der sich die documenta an einigen Punkten müht, möglichst vielen einen Platz im Parlament der Versehrten zu bieten. Am Ende bleibt die Einsicht, dass trotz mancher Mühe, zwischen Politik und Ästhetik auszumitteln, die Reise schon wegen Werken wie Narimane Maris Le fort de fous lohnte, und zudem die Kasseler Ausstellungsinstitution auch im 21. Jahrhundert nicht überlebt scheint. ; Peer Reviewed
Am Beispiel künstlerischer Operationen von Studio Staal und GeheimRat.com, deren Kombination mit politischen Theorien von Sheyla Benhabib, Judith Butler, Chantal Mouffe und Gayatri Chakravorty Spivak sowie der historisch-theoretischen Untersuchung Giorgio Agambens, die eine Überlagerung des Konzepts der Poiesis durch die Praxis bis zu deren gänzlichem Verschwinden unter ästhetisch-kapitalistischen Vorzeichen beobachtet, arbeitet der Text die poietische, also die hervorbringende Dimension künstlerischer Positionen heraus. Und zwar bringen diese neue Horizonte "jurisgenerativer Politiken" (Benhabib) im Konnex der Menschenrechte hervor, die zu Rechtsfortbildungen, Regel- und Gesetzesänderungen oder auch zu veränderten Gerichtsbarkeiten führen könnten, wie es seit 1948 auch mit der konstanten Erweiterung des Kanons der Menschenrechte zu beobachten ist. Sie sind daher im weitesten und besten Sinne als actio popularis, als Popularklagen zu verstehen, da sie stellvertretend im Interesse der Allgemeinheit stehen. Mit New World Summit und Der Wert der Menschenrechte – digital_series#no.217241 werden zwei Varianten künstlerischer Poiesis vorgestellt, die mit der Forderung Judith Butlers korrelieren, die Plattform der Politik selbst zum Zentrum politischer Mobilisierung werden zu lassen (2016) und damit ermöglichen, "das Recht, Rechte zu haben" (Hannah Arendt), in Anspruch zu nehmen. Dafür machen sie sich die Imaginationen von Herrschafts-, Macht- oder Regelfreiheit der Künste zunutze und stellen in einer doppelten Operation von gleichzeitiger Aufhebung und Bestätigung bestehender Formen eine Variante der Ermächtigung her, die sich permanent im Politischen/Künstlerischen aufhalten kann. Beide künstlerischen Beispiele werden auf ihr Poietisches, also auf ihr Hervorbringendes geprüft, um sechs Ableitungen einer künstlerischen Poiesis unter anderem für die Ästhetik herauszuarbeiten und mit konkreten Vorschlägen für künftige Forschungsvorhaben und -unternehmungen zu enden. Eingangs werden die Beispiele künstlerischer Poiesis mit einer Vielzahl künstlerischer Beispiele und Ausstellungen und zwar zeitlich vor, auf und nach der Enwezor - Documenta 11 von 2002 angereichert, die sich mit den Menschenrechten beschäftigen, wie etwa die von dem Fotografen Edward Steichen kuratierte, von Roland Barthes innerhalb seiner Textsammlung Mythen des Alltags geprüfte und in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommene Ausstellung The Family of Man von 1955 im New Yorker The Museum of Modern Art. ; This text works out the poietic i.e. the pro-ductive dimension of artistic positions, taking as example the artistic operations of Studio Staal and GeheimRat.com, their involvement with the political theories of Sheyla Benhabib, Judith Butler, Chantal Mouffe and Gayatri Chakravorty Spivak, as well as Giorgio Agamben's historical-theoretical examination, which looks at a superimposition of the concept of poiesis with practice until the point of its utter disappearance under aesthetical-capitalistic imprint. These artistic positions yield new horizons of "jurisgenerative politics" (Benhabib) in connection with human rights, which can lead to developments of the law, rule and legal changes, as well as to changed jurisdictions that can be observed also in regards to the constant expansion of the canon of human rights starting from 1948. They are therefore to be understood in the broadest and truest sense as actio popularis, since they are representative of the interests of the community. With New World Summit and Der Wert der Menschenrechte (The Value of Human Rights) – digital_series#no.217241, two versions of artistic poiesis are presented, correlating with Judith Butlers' insistence that the platforms of politics themselves be made into the centre of political action (2016), in order to enable anyone to make use of "the right to have rights" (Hannah Arendt). For that purpose they make use of fantasies about art's freedom from domination, power and rule, and by means of a double operation of simultaneous suspension and affirmation of established forms, they create a version of empowerment which is able to permanently remain within the political/artistical. The poetic i.e. the pro-ductive potential of both artistic examples is analyzed in order to identify six sections of an artistic poiesis, among others in regards to aesthetics, and to conclude with concrete proposals for future research projects and initiatives. The text opens with examples of artistic poiesis enriched by a variety of artistic examples and exhibitions dealing with the subject of human rights from the time prior to Enwezor's 2002 Documenta 11, from Documenta 11 itself and from the time after it, such as the exhibition The Family of Man, curated in 1955 by photographer Edward Steichen for the Museum of Modern Art in New York, reviewed by Roland Barthes in his collection of essays Mythologies and inscribed into the UNESCO Memory of the World Register. ; Peer Reviewed
Am Beispiel künstlerischer Operationen von Studio Staal und GeheimRat.com, deren Kombination mit politischen Theorien von Sheyla Benhabib, Judith Butler, Chantal Mouffe und Gayatri Chakravorty Spivak sowie der historisch-theoretischen Untersuchung Giorgio Agambens, die eine Überlagerung des Konzepts der Poiesis durch die Praxis bis zu deren gänzlichem Verschwinden unter ästhetisch-kapitalistischen Vorzeichen beobachtet, arbeitet der Text die poietische, also die hervorbringende Dimension künstlerischer Positionen heraus. Und zwar bringen diese neue Horizonte "jurisgenerativer Politiken" (Benhabib) im Konnex der Menschenrechte hervor, die zu Rechtsfortbildungen, Regel- und Gesetzesänderungen oder auch zu veränderten Gerichtsbarkeiten führen könnten, wie es seit 1948 auch mit der konstanten Erweiterung des Kanons der Menschenrechte zu beobachten ist. Sie sind daher im weitesten und besten Sinne als actio popularis, als Popularklagen zu verstehen, da sie stellvertretend im Interesse der Allgemeinheit stehen. Mit New World Summit und Der Wert der Menschenrechte – digital_series#no.217241 werden zwei Varianten künstlerischer Poiesis vorgestellt, die mit der Forderung Judith Butlers korrelieren, die Plattform der Politik selbst zum Zentrum politischer Mobilisierung werden zu lassen (2016) und damit ermöglichen, "das Recht, Rechte zu haben" (Hannah Arendt), in Anspruch zu nehmen. Dafür machen sie sich die Imaginationen von Herrschafts-, Macht- oder Regelfreiheit der Künste zunutze und stellen in einer doppelten Operation von gleichzeitiger Aufhebung und Bestätigung bestehender Formen eine Variante der Ermächtigung her, die sich permanent im Politischen/Künstlerischen aufhalten kann. Beide künstlerischen Beispiele werden auf ihr Poietisches, also auf ihr Hervorbringendes geprüft, um sechs Ableitungen einer künstlerischen Poiesis unter anderem für die Ästhetik herauszuarbeiten und mit konkreten Vorschlägen für künftige Forschungsvorhaben und -unternehmungen zu enden. Eingangs werden die Beispiele künstlerischer Poiesis mit einer Vielzahl künstlerischer Beispiele und Ausstellungen und zwar zeitlich vor, auf und nach der Enwezor - Documenta 11 von 2002 angereichert, die sich mit den Menschenrechten beschäftigen, wie etwa die von dem Fotografen Edward Steichen kuratierte, von Roland Barthes innerhalb seiner Textsammlung Mythen des Alltags geprüfte und in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommene Ausstellung The Family of Man von 1955 im New Yorker The Museum of Modern Art. ; This text works out the poietic i.e. the pro-ductive dimension of artistic positions, taking as example the artistic operations of Studio Staal and GeheimRat.com, their involvement with the political theories of Sheyla Benhabib, Judith Butler, Chantal Mouffe and Gayatri Chakravorty Spivak, as well as Giorgio Agamben's historical-theoretical examination, which looks at a superimposition of the concept of poiesis with practice until the point of its utter disappearance under aesthetical-capitalistic imprint. These artistic positions yield new horizons of "jurisgenerative politics" (Benhabib) in connection with human rights, which can lead to developments of the law, rule and legal changes, as well as to changed jurisdictions that can be observed also in regards to the constant expansion of the canon of human rights starting from 1948. They are therefore to be understood in the broadest and truest sense as actio popularis, since they are representative of the interests of the community. With New World Summit and Der Wert der Menschenrechte (The Value of Human Rights) – digital_series#no.217241, two versions of artistic poiesis are presented, correlating with Judith Butlers' insistence that the platforms of politics themselves be made into the centre of political action (2016), in order to enable anyone to make use of "the right to have rights" (Hannah Arendt). For that purpose they make use of fantasies about art's freedom from domination, power and rule, and by means of a double operation of simultaneous suspension and affirmation of established forms, they create a version of empowerment which is able to permanently remain within the political/artistical. The poetic i.e. the pro-ductive potential of both artistic examples is analyzed in order to identify six sections of an artistic poiesis, among others in regards to aesthetics, and to conclude with concrete proposals for future research projects and initiatives. The text opens with examples of artistic poiesis enriched by a variety of artistic examples and exhibitions dealing with the subject of human rights from the time prior to Enwezor's 2002 Documenta 11, from Documenta 11 itself and from the time after it, such as the exhibition The Family of Man, curated in 1955 by photographer Edward Steichen for the Museum of Modern Art in New York, reviewed by Roland Barthes in his collection of essays Mythologies and inscribed into the UNESCO Memory of the World Register. ; Peer Reviewed
Since the late 1980s visibility has become a currency of social recognition, and a political issue. It also brought forth a new discipline, visual culture studies, and a hotly contested debate unfolded between art history and visual culture studies over the interpretation of visual culture, whose impact can still be felt today. In this first comparative study Susanne von Falkenhausen reveals the concepts of seeing as scholarly act that underwrite these competing approaches to visuality and society, along with the agendas of identity politics that motivate them. In close readings of key texts spanning from the early 20th century to the present the author crosses expertly between American, German, and British versions of art history, cultural studies, aesthetics, and film studies.
Mit vagen Begriffen wie Medialem und Landschaft lassen sich sehr heterogene Aspekte verbinden. Hier soll zum einen auf ein konservatives Interesse an Landschaft aufmerksam gemacht werden. Zum anderen wird angesprochen wie Landschaft als gesellschaftliches Programm entsteht. Dabei wird beispielhaft auf physiokratische Programme und darin aufgehobene zeitgenössische Chinavorstellungen verwiesen. An solche Vorstellungen wird zwei Jahrhunderte später in der Zeit des Nationalsozialismus angeknüpft. Sie schlagen sich 1942 in den sogenannten Landschaftsregeln des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums nieder. Abschließend erfolgen einige Anmerkungen zur anthroposophisch ortientierten Landschaft sowie zur Rolle von Landschaft im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert, wie sie sich dort antreffen lässt, wo die Stadt mitleidsvoll nur noch als gestörte Landschaft wahrgenommen wird. ; Vague notions such as the medial and landscape allow to connect fairly heterogeneous aspects. Here attention is drawn to a conservative interest in landscape. Also addressed is how landscape develops as a societal program. Physiocratic programs and contemporary China imaginations become pointed at. Two centuries later during National Socialism they become connected to and find expression in the 1942 Landscape Rules of the Reichs Commissioner for the Strengthening of German Volkishness. Final remarks relate to the anthroposophical landscape and the role of landscape in 20th and early 21st centuries as it may be found when the city is perceived pityingly as disturbed landscape only. ; Peer Reviewed
Der für diese Arbeit gewählte Titel, »Der Wert im Inneren der künstlerischen Produktivität«, verweist auf die Analyse der Kunst unter dem Aspekt der kapitalistischen Wertproduktion. Hierüber versteht sich die vorliegende Arbeit als ein Beitrag zur Debatte über Kunst und Ästhetik vor dem Hintergrund der marxistischen Gesellschaftslehre und Philosophie. Die Fragestellung lautet, was heißt eine Kunstphilosophie, die auf den Instrumentenkoffer des reifen Marx zurückgreift. Anders gesagt, was heißt, die gewöhnlichen Kategorien der Kunsttheorie durch die Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie zu durchdringen. Die vorliegende Arbeit besteht in erster Linie aus dieser Durchdringung, ohne damit eine Reduktion der Ästhetik auf das bloß Ökonomische zu beabsichtigen. Aus dieser kritischen Intervention ergeben sich drei Thesen: eine historischeThese, die unter der Behauptung der relativen Unabhängigkeit oder Autonomie der Kunst als Gefüge oder Ebene ihr Verhältnis zur gesamtgesellschaftlichen Struktur untersucht. Die ökonomische These besagt, dass die neoklassische Wirtschaftslehre gesellschaftlich blind ist in Bezug auf die Klassenverhältnisse im Kunstbetrieb oder hinsichtlich des Reproduktionsprozesses der Kunstwelt. Letztendlich legt die auf die Wertsubstanz bezogene These Nachdruck auf das Eigentum an den Produkten der eigenen Arbeit als Voraussetzung des Kauf-Verkauf-Verhältnisses. Dies macht die eigentümliche Wertform der Kunstproduktion im Kapitalismus aus. Im letzten Teil der Arbeit wird die Umkehrung der Prämissen der vorhergehenden Kapitel vollzogen und das Kunstwerk als Gebrauchswert für Andere postuliert.Dabei wird die Dimension des Werkes als Praxis hervorgehoben. Diese Dimension erlaubt ein Hantieren mit dem Werk, das eine ikonoklastische Handlung mit dem Werk über die Herrschaft der Warenform und die Werkherrschaft des privaten Eigentums hinaus vollkommen plausibel macht.