Bedürfnisforschung (BF)
In: Handwörterbuch zur Kommunalpolitik, S. 64-67
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In: Handwörterbuch zur Kommunalpolitik, S. 64-67
In: Handbuch Nachkriegskultur
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 177-191
Der Beitrag beschreibt die Reaktionen der deutschamerikanischen Bevölkerung auf den deutschen Sieg über Frankreich und die Schaffung des Deutschen Reiches im Jahre 1871. Von wenigen Ausnahmen abgesehen begrüßten sowohl Liberale wie Konservative den Sieg und die deutsche Einigung. Die Liberalen standen allerdings mißbilligend der preußischen Monarchie und der im Laufe der folgenden Jahre durchgeführten deutschen Politik gegenüber. Als Beispiel für die Einstellung der gebildeten und liberalen Deutschamerikaner steht Carl Schurz, den die deutsche Einigung erfreute, der sich aber angesichts der reaktionären Entwicklungen im neuen Reich nach anfänglichem Optimismus wenig zuversichtlich zeigte. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 223-237
Der Beitrag beschreibt die Entwicklung der jüdischen Sportbewegung in Deutschland und ihre Bedeutung für die Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Der 1921 gegründete zionistische Sportverein "Makkabi" und der mit ihm konkurrierende nichtzionistische Sportbund "Schild" sahen im Sport eine Grundlage jüdischer Selbstfindung und Selbstbehauptung. Beide Verbände bemühten sich nach 1933 vergeblich um eine Anerkennung durch die Reichsregierung. Stattdessen kam es zu einem Ausschluß der Juden aus den bürgerlichen Sportverbänden mit der Folge, daß die jüdischen Vereine einen starken Mitgliederzuwachs erfuhren. Für die Zeit der Olympischen Spiele von 1936 akzeptierten die Nationalsozialisten die Teilnahme jüdischer Sportler, um sich internationales Ansehen zu verschaffen und die Spiele nicht zu gefährden. Die anschließende Verschärfung kulminierte in dem Novemberpogrom von 1938, nach dem die jüdischen Sportverbände auseinanderbrachen. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 249-257
Der Beitrag skizziert die Entwicklung der "Privaten Jüdischen Waldschule Kaliski" in Berlin zu Beginn des Dritten Reiches. Die 1932 von Lotte Kaliski gegründete Schule stand ursprünglich Schülern aller Religionen offen, bis nach 1933 zwangsweise eine jüdische Umorientierung erfolgte. Durch Einbeziehung von jüdischer Geschichte, Hebräisch und palästinensischer Landeskunde wurde der Unterricht stärker auf jüdische Belange hin ausgerichtet. Ab 1936 bildete die Vorbereitung auf die Emigration den zentralen Fokus der schulischen Ausbildung. Die Schule schuf gute Voraussetzungen für eine Weiterbildung in den Exilländern. 1938 emigrierte Kaliski in die USA, und 1939 wurde die Schule endgültig geschlossen. Die Mehrzahl der Schüler war später in intellektuellen, künstlerischen und pädagogischen Berufen erfolgreich. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 31-43
Der Beitrag diskutiert die Frage, inwieweit die Juden zur Zeit der Weimarer Republik Deutschland als ihre Heimat sahen und die Gefährdung durch die Nazis nicht ernst genug nahmen. Spätestens seit der Revolution von 1848 begannen die deutschen Juden verstärkt am politischen Leben teilzuhaben und sich trotz gelegentlicher antisemitischer Strömungen in Deutschland zu Hause zu fühlen. Vom regelmäßigen Synagogenbesuch und koscheren Lebenswandel bis zur Ablehnung jeglicher Religion gab es eine Vielzahl von Möglichkeiten, als deutscher Jude zu leben. Die generationenlang gewachsene Bindung an Deutschland konnte vor 1933 schwer aufgegeben werden, zumal die Weimarer Republik in den Juden trotz aller Schwierigkeiten auch Hoffnungen weckte und gerade die Ungeheuerlichkeit der Pläne der Nazis deren Vorhaben unglaubwürdig erscheinen ließ. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 273-282
Der Beitrag beschreibt die Entwicklung des jüdischen Buchhandels- und Verlagswesens im Dritten Reich zwischen 1933 und 1938. 1935/36 begann die Ausschaltung der jüdischen Verleger und Buchhändler durch die von den Nationalsozialisten forcierte "Arisierung"; ab Mitte 1937 mußten sie sich ausschließlich auf jüdische Literatur und einen jüdischen Abnehmerkreis beschränken. Zu dieser Zeit waren 53 Buchhandlungen und 27 Verlage in jüdischer Hand, so zum Beispiel der Jüdische Verlag, der Schocken Verlag, der Verlag von Erich Reiss und der Philo- Verlag. Im Dezember 1938 wurde das jüdische Buchhandels- und Verlagswesen liquidiert, nachdem den Juden gewerbliche Betätigung untersagt worden waren. Gemessen an den Verkaufszahlen fand die jüdische Literatur keine allzu große Verbreitung, doch warnt der Autor vor einer Unterschätzung ihrer nicht quantitativ erfaßbaren Bedeutung für die Leser. (BF)
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 65-88
Der Beitrag beschäftigt sich mit Ethnisierungs- und Assimilierungstendenzen der Pennsylvania-Deutschen im Laufe der letzten dreihundert Jahre. Beschrieben werden drei Orientierungen zur Identitätsbewältigung, die die Deutschen angesichts ihrer angloamerikanischen Umgebung entwickelten: Amerikanisierung, Germanisierung, Dialektisierung. Von Beginn an gab es Amerikanisierer, die eine völlige Integration in das amerikanische Leben anstrebten, und Germanisierer, die ihren ethnischen Charakter und die deutsche Sprache intakt halten wollten. Die beiden Tendenzen zeigten sich auch im religiösen Bereich. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand ein starker Gegensatz zwischen den alteingesessenen Pennsylvania-Deutschen und den neu zugewanderten Deutschen, die in besonderem Maße den germanisierenden Standpunkt vertraten. Die dritte Orientierung, die Dialektisierung, entwickelte sich größtenteils zwischen 1930 und der Gegenwart und hat sich zunehmend institutionalisiert. Sie versucht, den pennsylvania-deutschen Dialekt zum Brennpunkt der ethnischen Identität zu machen. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 295-302
Der Beitrag behandelt die veränderte Situation für die jüdischen Frauen im Dritten Reich nach 1938. Blieben die Frauen in den Jahren zuvor im Gegensatz zu den Männern von körperlichen Mißhandlungen, Verhaftungen und Einweisungen in die Konzentrationslager weitgehend verschont, so zeigten die Vertreibung der polnischen Juden und der Pogrom im November 1938, daß bei der Behandlung der Juden nicht länger nach Geschlecht und Alter unterschieden wurde. Die Frauen, die zuvor Schwierigkeiten hatten, sich in den jüdischen Organisationen gegenüber den Männer durchsetzen, da sie in erster Linie in ihrer Rolle als Hausfrau und Mitarbeiterin gesehen wurden, wurden nach 1938 zunehmend gefordert und leisteten einen entscheidenden Beitrag bei der Organisation der Hilfsmaßnahmen und in der Fürsorge. Ihre Arbeit fiel um so mehr ins Gewicht, als ihr Anteil an der in Deutschland verbliebenen jüdischen Bevölkerung aufgrund der höheren Zahl männlicher Emigranten stieg. (BF)
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 127-136
Der Beitrag zeichnet ein Bild von den pennsylvania-deutschen "plain people", worunter Mennonitengruppen wie die Amish verstanden werden, die sich in ihrer Lebensweise und Weltanschauung radikal von der sie umgebenden Gesellschaft unterscheiden. Die sehr konservativ und fortschrittsabgewandt wirkenden Gruppen, die von Sozialwissenschaftlern als Sekte oder folk society bezeichnet werden, verstehen sich selbst als eine christliche Körperschaft, die in hohem Maße Gemeinschaft betont und praktiziert. Die Unterordnung unter die Gemeinschaft wird - im Unterschied zu den Erweckungsbewegungen - stärker als die individuelle Befreiung von der Sünde hervorgehoben. Materielle Grundlage der einzelnen Gruppen bildet die Landwirtschaft. Die äußerliche Gleichartigkeit der "plain people" täuscht über die Vielzahl ihrer Varianten und Abspaltungen hinweg. Der Autor sieht die Bedeutung der einzelnen Gemeinschaften in ihrer Funktion als wertschaffende und -erhaltende Instanzen innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft und als Mittler zwischen dem einzelnen in seinem Privatleben und den großen, entfremdenden Bürokratien des öffentlichen Lebens. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 97-114
Der Beitrag untersucht die Ziele der antijüdischen Politik und deren Umsetzung in Deutschland in der Zeit von 1933 bis 1939 und gibt eine Einschätzung der Differenzen innerhalb des rechten Lagers zur "Judenfrage". Ziel der Nationalsozialisten war die Entrechtung der Juden und ihre vollständige Trennung von den Deutschen, wenngleich der systematische Völkermord zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant war. Statt eines einheitlichen Judengesetzes wurden gesetzliche Einzelregelungen erlassen, die den Vorteil kalkulierter Improvisation und flexibler Handhabung boten. Differenzen innerhalb der politischen Rechten berührten nie die antijüdische Politik im Prinzip; auch für die nicht-nationalsozialistische Rechte existierte die "Judenfrage", die einer "Lösung" bedurfte. Der gemäßigten Haltung mancher Ministerialbeamter lagen vor allem Ressortinteressen, eine realistische Einschätzung der Durchführung mancher Bestimmungen und die Ablehnung unkontrollierten Aktionismus gegen die Juden zugrunde. Mit der Machtergreifung fand der historische Prozeß der Emanzipation und der Integration der Juden ein radikales Ende. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 189-210
Der Beitrag untersucht die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik vor 1939 auf die im Reich lebenden ausländischen Juden und deren sich daraus ergebende soziale Situation. Die ausländischen Juden, die 1933 knapp 20 v. H. der jüdischen Bevölkerung in Deutschland ausmachten, waren einerseits besser als Inländer gestellt, da das Dritte Reich sich im Hinblick auf seine Beziehungen zu ausländischen Staaten zur Rücksichtnahme gezwungen sah. Andererseits mußten sie mit Ausweisung und damit meist mit der Zerstörung ihrer Existenz rechnen. Die Zahl der Ausweisungen und Widerrufe von Einbürgerungen wuchs an, was im letzteren Fall zu einer Zunahme der Staatenlosen führte, deren Situation am prekärsten war. Die auf Sozialhilfe angewiesenen ausländischen Juden riskierten bei dauernder Inanspruchnahme der öffentlichen Fürsorge ihre Ausweisung. Nach 1938 wurde für sie die jüdische Wohlfahrtspflege generell als erste Instanz zuständig. Im Falle der Ostjuden leisteten Selbsthilfeorganisationen besonders im Bereich des Rechtsschutzes zusätzliche Unterstützung. (BF)
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 303-316
Der Beitrag stellt die Planungsversuche jüdischer Organisationen zwischen 1933 und 1939 dar, die jüdische Auswanderung aus Deutschland in geregelte Bahnen zu lenken, und gibt eine Einschätzung ihres Erfolges. Verschiedene Organisationen waren mit teilweise unterschiedlicher Zielsetzung bemüht, die überstürtzten Auswanderungswellen nach 1933 einzudämmen und eine planmäßig vorbereitete Emigration durchzuführen. Hauptzielländer waren erst Palästina, das vor allem die zionistischen Verbände proklamierten, danach die Überseeländer. Die Hauptstütze der jüdischen Auswanderung wurde ab 1936 der in London gegründete Council for German Jewry. Die ab 1938 von den Nationalsozialisten betriebene Massenvertreibung erforderte eine Umorientierung der Organisationen, die einen langsameren Verlauf der Emigration und ein Aufenthaltsrecht für die nicht auswanderungsfähigen Juden in Deutschland erhofft hatten. Die zu bewältigenden Aufgaben konnten teilweise nicht erfüllt werden; dennoch beurteilt der Autor die Leistungen der Organisationen angesichts der nationalsozialistischen Vertreibungsstrategie und der Unbeständigkeit der Einwanderungsbedingungen der verschiedenen Zielländer als nicht unbeträchtlich. (BF)
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 491-513
Der Beitrag stellt den Stand der Forschung zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen im 20. Jahrhundert dar und zeigt die Fragestellungen und Zeitabschnitte auf, über die bislang nicht oder wenig gearbeitet worden ist. Weiterer und intensiverer Forschung bedarf besonders das durch Gegensätze gekennzeichnete Verhältnis zwischen Deutschland und den USA in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sowie die Auflösung der deutsch-amerikanischen Kooperation zu Beginn der Weltwirtschaftskrise. Die Beziehungen zwischen dem Dritten Reich und den USA und die amerikanische Deutschlandpolitik zur Zeit des Wiederaufbaus sind Thema zahlreicher Studien, die dennoch viele Fragen offenlassen oder kontrovers behandeln. Der Autor befürwortet einen multilateralen, die Beziehungen zu anderen Ländern miteinschließenden Forschungsansatz, um auf diese Weise durch eine komparative Analyse Kontinuitäten und Diskontinuitäten der amerikanischen Deutschlandpolitik besser herausarbeiten zu können, und fordert die von der traditionellen Geschichtsschreibung vernachlässigte Analyse des politischen Stellenwerts ökonomischer Faktoren im Gesamtgeflecht der deutsch-amerikanischen Beziehungen. (BF)
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 192-203
Der Beitrag beschreibt die Auseinandersetzung der sozialistischen Bewegung in den USA, speziell der deutschamerikanischen Sozialisten, mit der Hundertjahrfeier zur amerikanischen Unabhängigkeit im Jahre 1876 und die von ihnen organisierten Gegenfeiern zu diesem und anderen Anlässen. Die Sozialisten deutscher Herkunft hatten schon vor 1876 kulturelle und soziale Unternehmungen wie Arbeitertheater und Arbeiter-Bildungsvereine ins Leben gerufen, führten aber 1876 erstmals Gegenfeiern zu offiziellen Feiern durch. Diese Veranstaltungen sind auf dem Hintergrund einer kritischen Haltung gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen System der USA zu sehen, wie Reden auf der größten dieser Feiern in Chicago offenbarten. Angesichts der Wirtschaftskrise mit zunehmender Arbeitslosigkeit und Verarmung boten auch spätere Unabhängigkeitstage und andere Feiern für die Arbeiter einen Anlaß, für ihre Forderungen zu demonstrieren. Die Funktion dieser Gegenfeiern lag neben ihrem Unterhaltungswert in der Festigung der Solidarität zwischen den Arbeitern der verschiedenen ethnischen Gruppen. Die Sozialisten betrachteten die historischen Gedenkfeiern ferner als eine Gelegenheit, über die Relevanz der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft und über Möglichkeiten des sozialen Wandels nachzudenken. (BF)