Der Autor stellt dem vorliegenden Beitrag voran, daß Linksextremisten zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele nach wie vor in großem Umfang Gewalt anwenden. "Die körperverletzende Gewalt hat dabei - wenn man von früheren Terrorakten der RAF absieht - ein bisher kaum gekanntes Maß an Brutalität erreicht." Den Hauptanteil an diesen Gewalttaten haben militante Autonome. Im folgenden werden die wesentlichsten Unterschiede zwischen links- und rechtsextremistischer Militanz aufgezeigt: (1) das Phänomen von Massenmilitanz und Straßenkrawallen und (2) das konspirative Vorgehen der Linksextremisten. Ein großer Teil ihrer Gewalttaten ist dem Aktionsfeld "Antifaschismus" gewidmet. Militante Autonome bezeichnen ihre Angriffe auf Rechtsextremisten als "antifaschistische Selbsthilfe". Die Brutalität antifaschistischer Überfälle wird anhand von Beispielen demonstriert. Weiterhin wird anhand von Statistiken belegt, daß beim Zusammentreffen beider Extreme die Gewalt in der Regel von Linksextremisten ausgeht. Folgende weitere Arbeitsfelder der Linksextremisten werden zudem thematisiert: Antiimperialismus/Antikolonialismus, Kampf gegen Umstrukturierung und Anschläge auf Kraftfahrzeuge. Der Auto äußert abschließend die Befürchtung, daß sich mit dem Erstarken des Rechtsextremismus beide Extreme gegenseitig hochschaukeln werden. "Die Spirale der Gewalt ist noch nicht zu Ende." (psz)
Was ist eigentlich Postkolonialisierung und wer will sie? Das Wort finde ich in keinem meiner Wörterbücher; auch habe ich es niemals in einem populären Aufstand gesehen. Was auch immer es bedeuten mag, Postkolonialisierung ist kein politisches Transparent, das bei Demonstrationen auf der Straße getragen wird, im Gegensatz zu den vielfarbigen Fahnen, die dem Liberalismus, Nationalismus, Faschismus sowie Anarchismus, Marxismus, Feminismus oder Antiimperialismus und Antikolonialismus verschrieben sind. Denn die letzteren sind nicht nur theoretische Diskurse, die von einer Handvoll traditionellen Intellektuellen propagiert wurden, sondern vielmehr politische Vorstellungen, die Millionen in aller Welt – auf Gedeih und Verderb – mobilisiert haben. In diesem Sinn betrachtet, besteht ein großer Unterschied zwischen dem antiimperialistischen und antikapitalistischen Antikolonialismus geprägt von Aimé Césaire, Frantz Fanon oder C. L. R. James, der die emanzipatorischen Bestrebungen der Verdammten dieser Erde genährt hat, und der von Stephan Lanz genannten Postkolonialisierung – die bestenfalls ein methodologisches Objekt ohne ein politisches Subjekt ist.
Main description: Schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann die Sowjetunion, sich um Einfluss in den Ländern der sogenannten Dritten Welt und solchermaßen um Positionsgewinne in ihrem politischen Ringen mit dem Westen und dessen Vormacht USA zu bemühen. Antikolonialistische und sowjetsozialistische Befreiungsrhetorik passten oft gut zusammen, aber der genauere Blick zeigt, dass die Beziehungen vielschichtiger und wesentlich vom Eigensinn der jungen, selbständig gewordenen Nationen geprägt waren. Mit dem Einmarsch in Afghanistan 1979 verspielte die UdSSR schließlich einen erheblichen Teil des erworbenen Vertrauenskapitals. Im vorliegenden Band führt ein internationales Autorenteam mit 14 Beiträgen zu Schlüsselproblemen in ein von der deutschen Zeitgeschichtsschreibung bislang wenig bearbeitetes, nichtsdestoweniger aber brisantes Forschungsfeld ein.
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In: Probleme des Friedens und des Sozialismus: Zeitschrift der kommunistischen und Arbeiterparteien für Theorie u. Information, Band 20, Heft 8, S. 1110-1119