Antisemitismus und die Vaterländische Front
Antisemitismus war in der Bevölkerung Österreichs zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts fest etabliert. Seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts spielte er auch eine vielschichtige Rolle in der politischen Auseinandersetzung. In den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Antisemitismus hierbei von allen politischen Lagern der Republik Österreich bedient. Da der offen gezeigte Antisemitismus der Regierung in der Zeit des Ständestaates von 1933?1938 abnahm wird zwar oftmals auf die latente Judenfeindlichkeit der österreichischen Bevölkerung hingewiesen, der Antisemitismus als politisches Mittel jedoch wird als wenig bedeutend dargestellt und deshalb das Dollfuß-Schuschnigg Regime als wenig antisemitisch bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit wird aufgezeigt, dass die jüdische Bevölkerung Österreichs in den Jahren 1933?1938 von Seiten der Regierung mit vielfältigen antisemitischen Maßnahmen konfrontiert war. Zwar gab es keine radikalen Maßnahmen gegen österreichische Jüdinnen und Juden wie dies im Deutschen Reich der Fall war, dennoch versuchte man, die österreichischen Juden aus dem öffentlichen Leben zu drängen. Ebenso erfüllte der Antisemitismus politische Funktionen für die Massenbewegung des Regimes ? die Vaterländische Front. Um dies zu zeigen untersuchte der Autor, neben wissenschaftlichen Arbeiten, ausgewählte Akten und Bestände des Archivs der Vaterländischen Front und die Reaktionen des Judentums anhand einer der wichtigsten jüdischen Zeitungen der Zeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes. Diese Recherchen ergaben eine Bestätigung des impliziten Antisemitismus innerhalb der Vaterländischen Front, seiner Rolle als politisches Mittel und die Bestätigung, dass das Dollfuß-Schuschnigg-Regime von der jüdischen Bevölkerung zwar in seinen Handlungen als antisemitisch wahrgenommen wurde, aufgrund seiner Rolle als angedachter Kämpfer gegen den Nationalsozialismus dennoch Rückhalt genoss. ; Antisemitism was established in the population of Austria for centuries. Starting with the 19th century it also played a varied role in political arguments. In the decennia following World War I all parties utilized antisemitism as an important instrument and it played a big role in the political struggles of the first Austrian republic. Since the open showing of antisemitism of the public leaders declined in the time of the "Ständestaat" of 1933?1938, researchers often allude to the latent anti-semitic mindset of the austrian public, but downplay the role of antisemitism as a medium of the system. In the following thesis I want to show that antisemitism played a big role inside the mass movement of the Ständestaat ?called the "Vaterländische Front" ("Fatherland's" or "Patriotic" front). Even though radical measures against the jewish population like they were common practice in National Socialist Germany following, at the latest, the Nuremberg laws of 1935 were missing, antisemitism performed an important function in the "Ständestaat's" mass-movement, primarily as a means to distance itself from its political enemies and creating a sense of identity for a conceived "new austrian way", while the jewish populace was confronted with varied antisemitic measures. To account for this, I researched scientific works and selected files and entries of the archives of the "Vaterländische Front" and the reaction of the jewish public on the basis of one of the most important jewish newspaper of the time of the "Ständestaat". My findings confirmed the latent and implicit antisemitism of the "Vaterländische Front", its role as political means and the confirmation of the percipience of the Dollfuß-Schuschnigg regimes as being anti-semitic in its actions in parts by the jewish public, but still being accepting of it, due to its perceived role as a fighter against National Socialism. ; vorgelegt von Daniel Mähr ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2014 ; (VLID)242730