Überstunden und Arbeitszeitkonten sind wichtige betriebliche Instrumente der Arbeitszeitflexibilität, um die Arbeitszeiten der Beschäftigten vorübergehend zu verkürzen oder auszuweiten. In der jüngeren Vergangenheit wurden sie insbesondere im Kontext der Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 diskutiert und untersucht. Trotz vorhandener empirischer Befunde gibt es Aspekte, die bislang nicht ausreichend beleuchtet sind. Diese greift Ines Zapf auf und untersucht auf Basis von Personen- und Betriebsdaten sowohl die Arbeitsangebots- als auch die Arbeitsnachfrageseite: So konzentrieren sich Studien zu Überstunden meist auf Männer und/oder Vollzeitbeschäftigte. Wie sieht es bei den Frauen, bei Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten aus? Bisherige Studien untersuchen Arbeitszeitkonten vor allem auf der Betriebsebene. Aber welche Faktoren bestimmen den Zugang der Beschäftigten zu einem Arbeitszeitkonto?
Welche Arbeitskräfte werden in Deutschland gesucht? Gibt es bereits Schwierigkeiten, den Bedarf zu decken? Wenn ja, welche Branchen und Regionen sind betroffen? Und: In welchen Berufen sind Fachkräfte besonders knapp? Der Band gibt einen Überblick über die aktuelle Arbeitskräftenachfrage und bestehende Engpässe am deutschen Arbeitsmarkt. Dabei steht der betriebliche Fachkräftebedarf im Fokus. Außerdem greifen Schwerpunktkapitel wesentliche Aspekte des Fachkräftethemas auf und beantworten folgende Fragen auf Basis vertiefender Analysen: Haben kleine und mittlere Betriebe im Wettbewerb um die besten Köpfe eine Chance gegen die Großen? Welche Bedeutung kommt Frauen und Älteren bei der Deckung des Fachkräftebedarfs zu? Wie steht es um die Bereitschaft der Betriebe, ihre benötigten Fachkräfte selbst aus- oder weiterzubilden? Haben Betriebe mit hoher Innovationsaktivität besonderen Bedarf an bestimmten Arbeitskräften? Welche Rolle spielen Arbeitsbedingungen für die Attraktivität von Stellen?
For most students the aspiration to gain employment in a graduate job is the main motivation for going to university. Whether they fulfil this aspiration depends considerably on national graduate labour markets. We analyse the comparative evolution of these markets across Europe over the decade leading up to 2015, focusing on supply, graduate/high-skilled jobs, underemployment, wages, the graduate wage premium and the penalty for underemployment. The supply of tertiary graduates increased everywhere and converged, and this upward convergence is forecast to persist. In contrast the growth of graduate jobs was slower, not ubiquitous and nonconvergent. Underemployment was spreading, though at a modest rate; this rise was convergent but not ubiquitous. The rise was most substantial in Slovenia, Slovakia, the Czech Republic, Poland, Italy and Greece. Graduates' real wages trended predominantly downward, but varied a great deal between countries. The graduate wage premium declined by more than one percentage point in seven countries. Inferences are drawn for the formation of education policy, for the broader discourse on HE, and for research on graduate futures.
"Die Arbeitsanreize für arbeitslose Bezieher von Transferleistungen und für Geringverdiener werden von der Ausgestaltung des Mindestsicherungssystems, aber auch von der Abgabenbelastung in Form von Steuern und Sozialgaben auf zusätzliches (Erwerbs-)Einkommen bestimmt. Im Rahmen des Steuer-Transfer-Systems werden in vielen Ländern mit dem Ziel des 'Making Work Pay' spezifische lohnergänzende Leistungen, Kombilöhne und Steuergutschriften genutzt. Der Teil I des Gutachtens beschreibt - auf aktuellem Stand - die Regelungen des jeweiligen Steuer-Transfer-Systems in fünf ausgewählten Ländern (USA, Großbritannien, Frankreich, Irland und Italien), einschließlich der vorhandenen Kombilöhne. Die Anreizwirkungen für verschiedene Haushaltstypen werden auf der Basis von Auswertungen des Tax-Benefit-Modells der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD 2004) für diese fünf Länder und darüber hinaus für zehn weitere OECD-Staaten (z.B. Niederlande, Schweden, Schweiz) erläutert." (Autorenreferat)
"Von den privaten und öffentlichen Internetstellenbörsen, den sog. Jobbörsen, wurde angenommen, dass sie den Arbeitsmarkt durch ihre auf IuK-Datenbanken ausgerichtete Filtertechniken und ihr kostengünstiges Angebot erheblich beeinflussen würden. Nicht zuletzt durch erhebliche Investitionen bspw. in die Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit wurde erhofft, die Funktionsweise des Arbeitsmarktes zu verbessern, etwa die Sucharbeitslosigkeit zu senken und räumliche Friktionen zu nivellieren. In diesem Buch wird die Wirkung des Phänomens 'Stellenbörsen' theoretisch anhand eines transaktionskostentheoretischen Gerüsts, in dem moderne Arbeitsmarkttheorien wie Such- und Matchingmodelle integriert werden, untersucht. Die theoretischen Überlegungen werden empirisch durch die Ergebnisse einer umfassenden Fallstudie und einer repräsentativen Betriebsbefragung fundiert. Als Ergebnis zeigt sich, dass Stellenbörsen den Arbeitsmarkt deutlich verbessern - insbesondere dort, wo digital kodifizierbare Daten das Berufsbild abbilden können. Jedoch werden längst nicht alle Segmente des Arbeitsmarktes durch Stellenbörsen erreicht. Gerade im Bereich gering qualifizierter Arbeitskräfte und im Segment für Führungskräfte und Manager verändern Stellenbörsen den Arbeitsmarkt kaum. Hier kann von den Vorteilen der neuen IuK-Technologien (noch) nicht profitiert werden. Vorteile können erst dann realisiert werden, wenn institutionelle Veränderungen im Bildungssystem, weitere technische Innovationen der Datenbank- und Filtertechnologie und modifizierte Geschäftsmodelle der Stellenbörsen greifen." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2563-2574
"Der Arbeitsmarkt ist ein zentraler Ort, an dem soziale Ungleichheit generiert wird. Deshalb haben die Bewertungskriterien, welche die Arbeitgeber bei der Stellenbesetzung heranziehen, eine eminente Bedeutung nicht nur für den individuellen Arbeitsmarkterfolg, sondern auch für die Ungleichheitstrukturen im Ganzen. Neben zugeschriebenen Größen spielen dabei die erworbenen Qualifikationen eine zentrale Rolle. Dazu gehören sowohl die formalen Ausbildungsanforderungen, als auch 'weiche' Qualitäten (Soft Skills), welche in zunehmendem Masse die arbeitsmarktliche Zuteilung von Chancen prägen. Der vorliegende Beitrag fragt vor diesem Hintergrund danach, ob und in welchen Bereichen die wachsende Bedeutung von Sozialkompetenzen als arbeitsmarktrelevante Kriterien das traditionelle, durch zertifizierte Ausbildungen und Berufserfahrung definierte Qualifikationsgefüge auszudifferenzieren vermag. Als Datengrundlage für die Beantwortung dieser Frage steht eine für den Zeitraum seit 1950 repräsentative Stichprobe von rund 35.000 Stelleninseraten aus der deutschsprachigen Schweiz zur Verfügung. Die in Stelleninseraten geforderten Hard und Soft Skills repräsentieren unmittelbar das Idealbild des für die jeweils ausgeschriebene Stelle in Frage kommenden Bewerbers. Die auf dieser Basis durchgeführte Analyse der Entwicklung der Nachfrageseite des Arbeitsmarktes zeigt über die letzten 50 Jahre eine deutliche Zunahme sowohl bei den Voraussetzungen an die formale Ausbildung, als auch bei den geforderten Sozialkompetenzen. Bei diesen zeigen die Dimensionen 'Kooperation', 'Kommunikation' und 'Führung' zudem einen starken und über die Zeit wachsenden Zusammenhang sowohl mit dem Ausbildungsniveau als auch dem Berufsstatus. Es sind die formal anspruchsvollen und statusmäßig hochbewerteten Stellen, die durch die verlangten sozialen Kompetenzen noch anspruchsvoller werden. Die zusätzliche Differenzierung erfolgt also primär innerhalb dieses Segments. Im Gegensatz zu den genannten drei Dimensionen von Sozialkompetenzen wird 'Umgänglichkeit' in erster Linie bei den von der formalen Ausbildung her anspruchslosen Stellen gefordert, gewinnt aber in den letzten Jahren auch darüber hinaus an Bedeutung." (Autorenreferat)
Legalisation cannot be fully explained by interest politics. If that were the case, the attitudes towards legalisation would be expected to be based on objective interests and actual policies in France and Germany would be expected to be more similar. Nor can it be explained by institutional agency, because there are no hints that states struggle with different normative traditions. Rather, political actors seek to make use of the structures that already exist to guar-antee legitimacy for their actions. If the main concern of governmental actors really is to accumulate legitimacy, as stated in the introduction, then politicians have a good starting position in the case of legalisation of illegal foreigners. Citizens" negative attitudes towards legalisation cannot be explained by imagined labour market competition; income effects play only a secondary role. The most important explanatory factor is the educational level of each individual. Objective interests do not trigger attitudes towards legalisation, but rather a basic men-tal predisposition for or against illegal immigrants who are eligible for legalisation. Politics concerning amnesties are thus not tied to an objectively given structure like the socio-economic composition of the electorate, but are open for political discretion. Attitudes on legalising illegal immigrants can be regarded as being mediated by beliefs and perceptions, which can be used by political agents or altered by political developments. However, politicians must adhere to a national frame of legitimating strategies that cannot be neglected without consequences. It was evident in the cross-country comparison of political debates that there are national systems of reference that provide patterns of interpretation. Legalisation is seen and incorporated into immigration policy in a very specific way that differs from one country to the next. In both countries investigated in this study, there are fundamental debates about which basic principles apply to legalisation and which of these should be held in higher esteem: a legal system able to work, humanitarian rights, practical considerations, etc. The results suggest that legalisation is "technicized" in France by describing it as an unusual but possible pragmatic instrument for the adjustment of the inefficient rule of law. In Germany, however, legalisation is discussed at a more normative level. Proponents of conservative immigration policies regard it as a substantial infringement on the rule of law, so that even defenders of a humanitarian solution for illegal immigrants are not able to challenge this view without significant political harm. But the arguments brought to bear in the debate on legalisation are not necessarily sound because they are not irrefutable facts, but instruments to generate legitimacy, and there are enough possibilities for arguing and persuading because socio-economic factors play a minor role. One of the most important arguments, the alleged pull effect of legalisation, has been subjected to an empirical investigation. In the political debate, it does not make any dif-ference whether this is true or not, insofar as it is not contested by incontrovertible findings. In reality, the results suggest that amnesties indeed exert a small attracting influence on illegal immigration, which has been contested by immigration friendly politicians in the French par-liament. The effect, however, is not large; therefore, some conservative politicians may put too much stress on this argument. Moreover, one can see legalisation as an instrument to restore legitimacy that has slipped away from immigration politics because of a high number of illegally residing foreigners. This aspect explains some of the peculiarities in the French debate on legalisation, e.g. the idea that the coherence of the law is secured by creating exceptional rules for legalising illegal immigrants. It has become clear that the politics of legalisation are susceptible to manipulation by introducing certain interpretations into the political debate, which become predominant and supersede other views. In this study, there are no signs of a systematic misuse of this constellation by any certain actor. However, the history of immigration policy is full of examples of symbolic politics in which a certain measure has been initiated while the actors are totally aware of its lack of effect. Legalisation has escaped this fate so far because it is a specific instrument that is the result of neglecting populist mechanisms rather than an ex-ample of a superficial measure. This result does not apply to policies concerning illegal immi-gration in general, both with regard to concealing a lack of control and flexing the state- muscles. ; Die Dissertation beschäftigt sich mit illegaler Einwanderung und der Legalisieurng von illegalen Einwanderern in Europa. Sie geht drei zusammenhängenden Fragen nach, die empirisch untersucht werden: Welches sind die bestimmenden Gründe für Einstellungen der europöischen Bevölkerung gegenüber der Legaliserung von illegalen Ausländern, die bereits seit einigen Jahren im Einwanderungsland leben? Wie werden Maßnahmen für oder gegen Legalisierungen in der politischen Diskussion Deutschlands und Frankreichs legitimiert? Haben Legalisierungsmaßnahmen einen Effekt auf zukünfitge illegale Einwanderung? Die Beantwortung der ersten Frage baut auf theoretischen und empirischen Arbeiten zu Einstellungen gegenüber Einwanderung auf. Diese werden auf Einstellung gegenüber Legalisierungen angewendet. Arbeitsmarktkonkurrenz, das soziale Sicherungssystem uns sozialpsychologische Erklärungen werden mit einer Mehrebenenanalyse einer Eurobarometerumfrage von 2003 getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass Bildung die wichtigste Rolle spielt. Zusammen mit früheren Legalisierungen in dem betreffenden Land führt höhere Bildung zu einer höheren Zustimmung zu Legalisierungen. Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt tritt demgegenüber in den Hintergrund. Legalisieren bedeutet zuzugeben, dass der Staat nicht in der Lage ist, seine Gesetze zu Einwanderung und Aufenthalt umzusetzen. Dies stellt besondere Anforderungen an die Legitimierung von Amnestien. Frankreich und Deutschland gehen unterschiedlich an mit illegalem Aufenthalt verbundenen Problemen heran. Im zweiten Teil der Arbeit werden parlamentarische Debatten daraufhin untersucht, wie Regierung und Opposition ihre zustimmende oder ablehnende Haltung zu Legalisierungen begründen. Auf der Grundlage von mehreren Dutzend Reden werden Argumetnationsmuster identifiziert, mit denen die Redner Zustimmung zu ihren Vorschlägen zu erzeugen versuchen. In Deutschland wird die politische Debatte von der Vorstellung einer Steuerbarkeit der Einwanderung und der Gefährung der Kohärenz des Rechts durch Legalisierungen bestimmt. Dagegen werden Legalisierungen in Frankreich von beiden Seiten des poltischen Spektrums auf einer etwas pragmatischeren Ebene diskutiert, so dass sie Gegenstand einer offenen politischen Auseinandersetzung sind. Ausgangspunkt für den dritten Teil sind die von eingen Mitgliedstaaten der Europäischen Union geäußerten Befürchtungen, dass die in einigen Ländern nicht unüblichen Legalisierungen von illegalen Einwanderern zu verstärkter illegaler Einwanderung führen können. Diese Frage wurde bislang für Euopa nicht empirisch überprüft, was auch mit bislang nicht verfügbaren Daten zusammenhängt. Das Design von empirischen Untersuchungen von Steueramnestien wird für die Analyse der Auswirkungen von Amnestien im Ausländerrecht übernommen. Ein Datensatz der Europäischen Kommission (Cirefi) wird für eine Panelanalyse genutzt, wobei für Arbeitsnachfrage, Netzwerkeffekte und Kontrolldichte kontrolliert wird. Die Daten weisen Beschränkungen hinsichtlich ihrer Konsistenz auf. Unter diesem Vorbehalt lässt sich feststellen, dass Legalisierungskampagnen einen leichten positiven Effekt auf illegale Zuwanderung ausüben.