Unter dem Thema "Armut" werden in diesem Heft Einzelbeiträge mit folgenden Titeln subsumiert; -Umbau statt Abbau. Der Sozialstaat steht nicht zur Disposition; -Armut in der Wohlstandsgesellschaft; -Die Segnungen der "freien" Marktwirtschaft für Frauen; -Obdach für alle! Oder: Ein Lob dem Sozialneid! -Wir müssen unbedingt den Begriff der Arbeit überdenken. (IAB)
In diesem Beitrag wird Armut und Armenpolitik als Bestandteil von Familienarbeit und deren Krise, als Armut der Frau, untersucht. Die Autorin prüft, inwieweit das oft schlicht unterstellte und vorausgesetzte Familienmodell noch wirksam ist, und zeigt somit jene Stellen auf, an denen herkömmliche Politik an der Diskrepanz von Ideologie und Wirklichkeit scheitern muß. Betrachtet man die Krise von Familie und Familienarbeit heute gemeinsam mit der der Erwerbsarbeit und vergegenwärtigt sich, daß unsere Gesellschaft auf Arbeitsvertrag und Familie und nicht auf der Armenpflege beruht, so wird deutlich, daß beide Krisen in ihrem Zusammenwirken die Grundlagen von Gesellschaft und Sozialpolitik selbst in Frage stellen und eine neue Gesamtorientierung herausfordern. (GF)
Seit dem Zusammenbruch der DDR und der Übernahme des ehemaligen Staatsgebietes durch die Bundesrepublik, begleitet vom Zusammenbruch der dortigen Arbeits- und Lebensbedingungen, sind vermehrt Prozesse der Verarmung zu beobachten. Ausgehend von der Definition von Armut als Armut an Lebenschancen bzw. Unterversorgung wird in dem Beitrag gefragt, inwieweit die Verarmungsprozesse in den neuen Bundesländern nach westlichem Muster verlaufen, also vereinzelt und individualisiert, oder ob es gesonderte Verlaufsmuster gibt, oder ob es erkennbar kollektive Muster gibt, die auf eine Kultur der Armut im Kontext definierter sozialer Milieus hindeuten. Armut in Ostdeutschland wird beschrieben. Als besonderes Spezifikum der Armutslagen im Osten wird die Kumulation von Unterversorgungslagen in mehreren Bereichen gesehen. Es wird gezeigt, daß Armut kein Zufallsprodukt der Wende ist, sondern eine strukturelle Folge der Transformationsprozesse darstellt. Es sind im wesentlichen Prozesse der Ausgrenzung und Abkoppelung, die Armutslagen in Ostdeutschland prägen. (ICA)