Seit jeher befinden sich Aufklärung und Kosmopolitismus in einem Spannungsverhältnis. Angesichts der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen der Gegenwart brechen diese Spannungen wieder auf, wie sich an Fragen der Grenzpolitik und der Zuwanderung aus der islamischen Welt zeigt. Dabei berufen sich die meisten politischen Lager auf die Aufklärung, aber nur wenige auf den Kosmopolitismus. Vor diesem Hintergrund versucht der folgende Essay, zwei grundlegende Texte zu diesem Thema neu zu lesen und das Verhältnis von Kosmopolitismus und Aufklärung vor dem Hintergrund aktueller Fragestellungen zeitgemäß zu bestimmen. ; Enlightenment and cosmopolitanism have always been in a relationship of mutual tension. In view of the political and ideological conflicts of the present, these ten- sions are strongly breaking through, especially in current debates on border policy and immigration from the Islamic world. In the face of these conflicts, most politi- cal camps refer to the Enlightenment, but only a few to cosmopolitanism. Against this background, the following essay attempts to re-read two fundamental texts on this subject in order to redefine the relationship between cosmopolitanism and Enlightenment in a contemporary way and against the backdrop of current de- bates.
Den Traditionsbruch der Rhetorik im 18. Jahrhundert und die Verlagerung ihrer Wissensbestände in andere Disziplinen hat die jüngere Forschung detailliert untersucht. Was das Verhältnis der Rhetorik zu Theologie und Religion betrifft, so konzentrieren sich die Darstellungen häufig auf die Feststellung, der Pietismus habe die Lehre von den Affekten (vom movere und delectare) isoliert, was, verkürzt gesagt, die Entstehung sowohl der Ästhetik wie der Erfahrungsseelenkunde beförderte. Dagegen gelte für die der Ironie verwandten, in den Poetiken, Politik- und Klugheitslehren verwendeten technischen Termini der Simulation (Vorspiegelung des Falschen) und Dissimulation (Verbergung des Wahren), dass sie durch die Codes der Aufklärung (Mensch-Schauspieler, Natürlichkeit-Künstlichkeit, Innerlichkeit-Äußerlichkeit) ihre Selbstverständlichkeit als Mittel der Selbstdarstellung und Selbsterhaltung verloren hätten. Als probates Mittel der höfischen und Ständegesellschaft seien Methoden der Vortäuschung und Verstellung moralisch und politisch desavouiert worden, da sie dem Ideal körpersprachlicher Unmittelbarkeit einerseits, rationaler Argumente und Überzeugungen, aufrichtiger moralischer Intention und einer Sprache unverzerrter Mitteilung andererseits widersprachen. Täuschung und Verstellung lebten in Folge der aufklärerischen Kritik vornehmlich in Theorien des Theaters weiter. In der Theologie dagegen fände das Ideal unverstellter Authentizität seinen Ausdruck zum Beispiel in Lavaters theologisch interessierter Physiognomie. Dem steht zunächst der Befund gegenüber, dass seit dem 18. Jahrhundert gerade in den zentralen Debatten um Religion und Theologie das Spiel mit Maskierungen und Demaskierungen, Verschleierungen und Entschleierungen, Verhüllungen und Enthüllungen (die tatsächlich auf das Theaterregister verweisen, aber zugleich literalisiert werden) ubiquitär ist.
Der Glaube an die Wissenschaft scheint derzeit zu erodieren und die Kulturpessimisten sehen das Ende der Aufklärung, der Wissenschaft und der westlichen Gesellschaft nahen. Die Prognose der kulturpessimistischen Philosophen und Autoren wie beispielsweise des französischen Philosophen Michel Houellebecq, des slowenischen Kulturkritikers Slavoj Žižek oder des deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han sind düster. Sie prophezeien die Rückkehr der Religionen und damit das nahe Ende Europas. Die Aufklärung, die Wissenschaften hätten falsche Versprechen gemacht und keinen Werteersatz für die Religionen geboten. Sie hätten komplett versagt. «Der Laizismus, der Rationalismus und die Aufklärung, deren Grundprinzip die Abkehr vom Glauben ist, haben keine Zukunft.» (Houellebecq 2015). Die Kulturpessimisten sehen ein neues Mittelalter aufziehen, in dem religiöse und patriarchale Werte die Gesellschaften prägen werden. Das moderne Europa verschwinde, die Wissenschaften würden irrelevant. Torkelt die Moderne, das Abendland tatsächlich seinem Ende entgegen? Steht Europa kurz vor dem Kollaps?
Volker Wehrmann ; Zugl.: Köln, Univ., Diss., 1971 u.d.T.: Wehrmann, Volker: Die Entwicklung des Erziehungs- und Bildungswesens im Lande Lippe im Zeitalter der Aufklärung
Rezension zu Aufklärung, Demokratie und die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Texte über Literatur und Politik in Erinnerung an Walter Grab (1919-2000). Hg. von Johann Dvořák (= Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte, Bd. 61). Frankfurt u. a.: Peter Lang, 2011.
Es ist eine Tatsache, dass die politphilosophischen Werke Karl Raimund Poppers essentiell von freiheitlich bestimmten Vorstellungen der Aufklärung geprägt sind. In vorliegender Arbeit soll in einer Untersuchung seiner Schriften gezeigt werden, dass aufklärerische Grundtendenzen vorherrschend sind. Wichtige Fragestellungen der Untersuchung sind, was Aufklärung für Popper selbst bedeutete, wer für ihn Aufklärer war und wer Gegner der Aufklärung. Der Verfasser versucht auch, in einer ausführlichen biografischen Untersuchung einige der Beweggründe für diese aufklärerische Orientierung seines Denkens aufzufinden. Es zeigt sich, dass viele Besonderheiten der popperschen Philosophie sich so besser erklären lassen. Eine große Rolle scheint etwa die Prägung durch das liberale geistige Klima seines bildungsbürgerlichen Elternhauses gespielt zu haben, durch die vielfältigen politischen Umwälzungen im Wien des Fin de siècle und die Diskussionen, die er schon als Student mit den Philosophen des Wiener Kreises führte. Es ergab sich im Laufe der Untersuchung, dass Poppers Philosophie durch eine intensive, oft sehr kritische Auseinandersetzung mit den Klassikern der Philosophiegeschichte nachhaltig mitbestimmt wurde. Dabei scheute der Philosoph nicht davor zurück, das Denken großer und verehrter Geistesheroen wie Platon, Hegel und Marx scharf anzugreifen, obwohl er speziell Marx auch für einen bedeutenden Aufklärer hielt. Der Verfasser merkt kritisch an, dass Popper manchmal zu einer etwas einseitigen und verkürzten Darstellung des Denkens seiner Kontrahenten neigte. In vorliegender Arbeit wird aber keine Grundsatzkritik an Poppers Sozialphilosophie geübt, weil der Verfasser darin nicht seine eigentliche Aufgabe erkennen kann. Wohl aber werden fallweise öffentliche Aussagen Poppers zu Problemen der Weltpolitik ? besonders in der Zeit des Kalten Krieges - kritisch analysiert und teilweise auch aus heutiger Sicht relativiert. ; It is a fact that Karl Raimund Popper?s works of political philosophy are essentially marked by liberal Enlightenment ideas. The present study aims to show that his ?uvre is dominated by Enlightenment tendencies. It raises the question what Enlightenment meant for Popper himself, and whom he perceived as an adherer or opponent of Enlightenment. An extended biographical analysis is made in order to find some of the motivations for Popper?s leaning towards Enlightenment in his thinking. It is shown that many characteristics of Popper?s philosophical work can thus be explained. The liberal atmosphere of the educated upper middle-class household he grew up in seems to have played an important role. But also the radical political changes of Fin-de-Siècle Vienna and the discussions with philosophers of the Vienna Circle he already joined in when he was a student seem to have influenced him greatly. It is also shown that Popper?s philosophical thinking was lastingly affected by a very critical approach in his studies of the classical philosophical canon. Popper did not refrain from harshly criticizing such great and revered minds as Plato, Hegel and Marx. However, he regarded Marx in particular as a philosopher of the Enlightenment. The author of this study critically remarks that Popper at times tended to represent the ideas of his opponents in a rather one-sided and curtailed way. The present study does not include a discussion of Popper?s social philosophy, however, as this is not one of the questions posed here. In some cases Popper?s publically expressed opinions on problems of world politics ? especially during the Cold War ? are critically analyzed and partly also relativized from today?s point of view. ; vorgelegt von Jakob Plank ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in engl. Sprache ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2010 ; (VLID)213226
Inhalt: Jürgen Oelkers: Aufklärung als Lernprozess. Alasdair MacIntyre: Die Idee der gebildeten Öffentlichkeit. Walter Feinberg: Die öffentliche Verantwortung der öffentlichen Bildung. Jan Masschelein: Wandel der Öffentlichkeit und das Problem der Identität. Jürgen Oelkers: Bürgerliche Gesellschaft und pädagogische Utopie. Hartmut Titze: Die Tradition der Pädagogik und die Selbstkritik der Moderne. Heinz-Elmar Tenorth: Paradoxa, Widersprüche und die Aufklärungspädagogik. Versuch, die pädagogische Denkform vor ihren Kritikern zu bewahren. Hans-Christian Harten: Aufklärung, Öffentlichkeit und Terreur in der Französischen Revolution. Fritz Osterwalder: Concordet - Instruction publique und das Design der Pädagogik als öffentlich-rechtliche Wissenschaft. Lucien Criblez: Öffentlichkeit als Herausforderung des Bildungssystems - Liberale Bildungspolitik am Beispiel des regenerierten Kantons Bern.
Der Autor spannt die Gegensätze von … auf, um eine "Diskursarena zu öffnen, in dem divergente Positionen wissenschaftlicher Konzepte, die Lage der Hochschulen und resultierende Entwicklungsrichtungen verortet werden können. … Es sollten deshalb erstens die konkurrierenden Wissenschaftsansätze begrifflich herausgearbeitet, die grundlegenden Positionen verdeutlicht werden, um zu Schlussfolgerungen und Anforderungen für die Aktivitäten wissenschaftlicher Weiterbildung zu gelangen." (DIPF/Orig.)
Teil I unserer Artikelserie zur Ethik der Drohnen: Drohnen sind unheimlich: Sie sind klein und kaum sichtbar, und im Vergleich mit dem sonstigen Fluggerät sind sie leise und kaum hörbar. Sie können darum, wenn sie bewaffnet sind und nicht bloß aufklären sollen, aus buchstäblich heiterem Himmel zuschlagen. Drohnenangriffe erfolgen überraschend und plötzlich; gegen sie sind effektive Abwehrmaßnahmen unmöglich. Zudem ist immer öfter unklar, wer eigentlich der Angreifer ist. Der gibt sich nicht zu erkennen; so unsichtbar und lautlos, wie die Drohne gekommen ist, verschwindet sie auch wieder. Darin ist sie eher eine Waffe des Geheimdienstes als des Militärs. Sie ist nicht nur zwischen Militär und Geheimdienst, sondern auch zwischen Krieg und Frieden angesiedelt. Sie ist politisch gefährlich, weil sie eine Grenzziehung auflöst, die bislang zum Grundgerüst der weltweiten Sicherheitsarchitektur gehört hat.