Antisemitismus in marxistischer Sicht
In: Antisemitismus: von der Judenfeindschaft zum Holocaust, S. 234-255
Der Beitrag untersucht aufgrund gedruckter Quellen marxistische Theorien zur Erklärung des Antisemitismus. Er konzentriert sich hierbei auf Schwachpunkte früherer Sichtweisen und neuere Ansätze zu ihrer Überwindung. Marxens Schrift zur Judenfrage war im Gegensatz zu vielen Interpretationen nicht antisemitisch geprägt. Bei der marxistischen Behandlung des Antisemitismus von Engels bis Horkheimer überwogen allzu direkte ökonomische Interpretationen. Demgegenüber hat die jüngere marxistische Forschung die Frage nach dem Zusammenhang von Ökonomie, Politik, Ideologie und Kultur neu gestellt und die Reduktion auf das Ökonomische verworfen. Der Rassismus des Nationalsozialismus hatte die Funktion der Vereinheitlichung des rechten politischen Spektrums und der Konstitution des Führerprinzips. Im Nazismus reproduzierte sich der Kapitalismus gegen Arbeiterbewegung, internationalen Kommunismus und die westlichen Siegermächte des Ersten Weltkrieges. (AM)