Männlichkeitsdarstellungen in Jugendgangs: kulturvergleichende Betrachtungen zum Thema "Jugend und Gewalt"
In: Rechtsradikale Gewalt im vereinigten Deutschland: Jugend im gesellschaftlichen Umbruch, S. 227-236
In dem Beitrag wird anhand eines Kulturvergleichs gezeigt, daß die Angst vor Jugendgangs mit der Angst vor einer bestimmten Form von nichtintegrierter Männlichkeit im Zusammenhang steht, und daß die Angst der Allgemeinheit (anders als die von Angehörigen attackierter Minderheiten) und die Suche der Gruppierungen nach Beachtung in einem Wechselverhältnis stehen, in denen die Darstellungen von Männlichkeit eine wichtige Rolle spielen. Legitime und illegitime Bilder von Männlichkeit werden skizziert, indem für jedes funktionale Konstrukt von Männlichkeit ein abweichendes Gegenüber aufgeführt wird. Aus einer Untersuchung über Kriminalität, Männlichkeit und Sozialkontrolle in Deutschland, Japan und Australien werden dann die Aspekte präsentiert, die kulturübergreifende und kulturspezifische Merkmale in Formationen von Jugendgangs betreffen, um einen Zusammenhang zwischen Jugendgangproblemen, gesellschaftlichen Gegebenheiten und den jeweiligen Konstrukten legitim erscheinender und als illegitim geächteter Männlichkeit herauszustellen. Der Vergleich kommt zu dem Ergebnis: Junge Männer in Gangs üben zentrale Männlichkeitsfunktionen ein, um sich in einer von Männern dominierten Kultur Beachtung und Respekt zu verschaffen. Wo Männlichkeitsdarstellungen mangels anderer Möglichkeiten zur letzten Ressource von sozialer Identität werden, tritt "machismo" zwangsläufig in Reinform auf. (ICA)