Bürokratie und Unterentwicklung
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 23, Heft 13, S. 293-308
ISSN: 0032-3470
Am Beispiel der autonomen Institution / parastatal units / organized special publics - die durch die westliche Entwicklungspolitik und insbesondere amerikanische Einflüsse an Zahl und Bedeutung zugenommen haben - wird in dem Aufsatz diskutiert, welchen Beitrag verwaltungswissenschaftliche Forschung zur Analyse administrativer Strukturen und Prozesse in Entwicklungsländern leisten kann. Autonome Institutionen werden dabei nicht zufällig gewählt: Sie gewinnen wie die Lokalebene in der neueren Dezentralisierungsdiskussion der Entwicklungsländerforschung wachsende Aufmerksamkeit. Der Stand der Diskussion über öffentliche Verwaltungen in Entwicklungsländern wird bilanziert. In der folgenden Diskussion werden zunächst die Besonderheiten autonomer Institutionen vor dem Hintergrund der in der Literatur ausgewiesenen Defizite von öffentlichen Verwaltungen in Entwicklungsländern aufgezeigt, dann die Funktionalität autonomer Institutionen für mögliche Entwicklungsprozesse umrissen und schließlich diejenigen Steuerungsstrukturen geprüft, denen autonome Institutionen in ihrer Problemverarbeitungsfähigkeit politisch wie gesellschaftlich unterworfen sind. Am Beispiel der vor allem in Lateinamerika weit verbreiteten und an Zahl zunehmenden autonomen Institutionen wird das Thema exemplarisch untersucht. Ein zusammenfassender Hypotheserahmen zur Wirkungsweise autonomer Institutionen für den Entwicklungsprozeß und daraus abgeleitete Folgerungen für entwicklungspolitische Maßnahmen beschließend die Ausführungen. (KW)