Seit jeher tauchen in verschiedenen Wissensdiskursen Tiere als Beispiele auf. Das gilt für die Hunde oder die Bienen in der politischen Theorie Platons oder Aristoteles' ebenso wie für die mittelalterlichen Bestiarien in der Tradition des Physiologus, aber auch die Paradoxien der modernen Quantenphysik wurden von Erwin Schrödinger bekanntlich an einer Katze exemplifiziert. Das z.B.-Themenheft widmet sich der fundamentalen Rolle und den mannigfaltigen Funktionen, die Tiere als Beispiele in ganz unterschiedlichen Diskursen einnehmen, und dabei auf verschiedenen Feldern zu Agenten des Wissens werden oder bestimmte Techniken sowie Körperpraktiken anleiten: So etwa das Lesenlernen, aber auch die Sprechakttheorie, die Gattungstheorie der Fabel, oder eine postmoderne Theorie der Kindheit. Die Tiere – vom Axolotl bis zum Wolf, von der Krähe bis zum Oktopus – erweisen sich dabei nicht nur immer wieder als besonders geeignete Vermittler, die für ein komplexes Wissen einstehen, das anders gar nicht zu haben ist. Auch sie selbst wandern dabei durch die Diskurse – häufig von der (literarischen) Fiktion in wissenschaftliche Texte und zurück. Die Beiträge des Themenhefts leisten erstmals eine Verbindung der Beispielforschung mit zentralen Fragestellungen der Animal Studies, und sind daher für diese wie für jene gleichermaßen interessant. Mit Beiträgen von: Ben Dittmann | Jennifer Gerber | Elias Kreuzmair | Peter Risthaus | Maria-Anna Schiffers | Sebastian Schönbeck | Vera Thomann
Die Idee der Verkehrsberuhigung ist seit Mitte der Siebzigerjahre auch bei uns in der Schweiz Gegenstand breiter und zum Teil heftiger Diskussionen, Das politische Gespräch, die wissenschaftliche Auseinandersetzung und das technische Erarbeiten von Lösungen finden gleichzeitig auf verschiedensten Ebenen statt.
Diese Arbeit beinhaltet zwei große Teile. Im theoretischen Teil soll das Thema Energiearmut aufgearbeitet werden. Dabei wird Armut und Armutsgefährdung definiert und der Unterschied zu Energiearmut geklärt. Ebenso werden Zahlen und Fakten zum österreichischen Energiesektor präsentiert und die Verbindung zum Hauptthema dieser Arbeit aufgebaut. Energiearmut ist ein neues Phänomen in Wissenschaft und Politik. Es wird erklärt was Energiearmut ist und wie es im europäischen Kontext entstanden ist. Es werden die spezifischen Auswirkungen des Phänomens beschrieben und des Weiteren wird aufgezeigt, welche Gruppen betroffen sind.Die Datenlage zum Thema ist teilweise mangelhaft, trotzdem erklären die Zahlen zu Energiearmut in Europa, Österreich Zusammenhänge und Unterschiede zwischen Armut und Energiearmut bis auf die lokale Ebene, der Stadt Graz. Als letzten Punkt im theoretischen Abschnitt werden Möglichkeiten zur Bekämpfung von Energiearmut aufgezeigt.Im praktischen Teil werden Projekte zu Energiearmut in Graz erfasst, beschrieben und kritisch analysiert. Dafür wurden Expertinnen und Experten rund um das Projekt "Energie gegen Armut" befragt. Die Aussagen sind transkribiert, analysiert und im Ergebnisteil zusammenfassend dargestellt und mit der Theorie verknüpft.Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen langfristige Maßnahmen gegen Energiearmut in Graz, mit besonderem Fokus auf einen Kühlschranktausch. ; This thesis consists of two parts. In the theoretical part, energy poverty will be described. First, the topics of poverty and the risk of poverty and their difference to energy poverty will be clarified. Next, numbers and facts about the Austrian energy sector will be discussed. Energy poverty is a new phenomenon in science and politics.Energy poverty will be defined and its story of origin in Europe will be presented, which will include the different impacts of the phenomenon and which groups of society are affected by it. Numbers and characteristics about people living in energy poverty will also be shown. There is not much data across Europe or in Austria about the phenomenon, but statistics will go down to the local level, the city of Graz. The last theoretical point will illustrate different methods in the fight against energy poverty.In the practical part, projects against energy poverty will be documented, described and analyzed. Therefore, six interviews have been held with experts about this topic which have given insight into the project "Energie gegen Armut" (energy against poverty). The interviewees statements were transcribed and will be presented in the results. There, connections to the theory will be made and research questions will be answered.Central to this thesis are arrangements against energy poverty, with special interest in the exchange of refrigerators. ; Johannes Schwarz, BA ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2017 ; (VLID)2246072
Der Autor äußert sich zur Pädagogik in und nach der Wende. Er zeigt die neuen Möglichkeiten aber auch die Grenzen auf, die durch die Evaluation entstanden sind. (DIPF/Sch.)
Da Bangladesh, Pakistan und Indien, dieselbe koloniale Vergangenheit haben, unterscheiden sich das Schul- und Hochschulsystem in diesen Ländern nur unwesentlich. Die negativen kolonialen Reminiszenzen im Bildungssektor erlebt man in Pakistan und Bangladesh ein wenig krasser als in Indien. Dies liegt u.a. daran, daß die beiden Länder die längste Zeit ihrer Geschichte unter autoritärer Militärherrschaft gestanden haben (Pakistan) bzw. immer noch stehen (Bangladesh). (DIPF/Orig.)
Wird die Unabhängigkeit von Zentralbanken schon lange in der Literatur diskutiert, hat die Thematisierung von Transparenz erst durch neue Praktiken der Zentralbanken größere Aufmerksamkeit erlangen können. In dieser Arbeit wird eine Klassifikation ders Aspekte von Transparenz erarbeitet, anhand derer die unterschiedlichen Forschungsarbeiten systematisiert und in ihrer Relevanz analysiert werden können. Diese Analyse erfolgt am Beispiel der Politik der Europäischen Zentralbank, da diese sich einerseits permanenter Kritik bezüglich ihrer Intranparenz ausgesetzt findet und anderseits ihre neuen Praktiken die Grenzen der bsiherigen Forschung aufzeigen können.
Wird die Unabhängigkeit von Zentralbanken schon lange in der Literatur diskutiert, hat die Thematisierung von Transparenz erst durch neue Praktiken der Zentralbanken größere Aufmerksamkeit erlangen können. In dieser Arbeit wird eine Klassifikation ders Aspekte von Transparenz erarbeitet, anhand derer die unterschiedlichen Forschungsarbeiten systematisiert und in ihrer Relevanz analysiert werden können. Diese Analyse erfolgt am Beispiel der Politik der Europäischen Zentralbank, da diese sich einerseits permanenter Kritik bezüglich ihrer Intranparenz ausgesetzt findet und anderseits ihre neuen Praktiken die Grenzen der bsiherigen Forschung aufzeigen können.
Aus einer Kooperation der Universität Passau, vertreten durch den Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik und der Regierung von Niederbayern, konnte ein phasenverbindendes Seminarangebot entwickelt werden, um Studentinnen und Studenten des Lehramts für Grundschulen einen frühzeitigen Einblick in ihr zukünftiges Berufsfeld zu ermöglichen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvieren darin eine Praxiswoche, in der sie mit Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern zusammenarbeiten, diese in ihrem Alltag begleiten und am Studienseminar des Vorbereitungsdienstes teilnehmen. Im Sinne einer Vernetzung aus Theorie und Praxis findet eine Begleitveranstaltung an der Universität statt, die sich mit verschiedenen Professions- und Unterrichtstheorien beschäftigt. Auf Basis eines berufsbiographischen Professionsverständnisses soll damit eine Brücke zwischen den ersten beiden Ausbildungsphasen gelingen bzw. ein mögliches Beispiel für eine phasenverbindende Lehrerbildung aufgezeigt werden.
Dieser Beitrag illustriert theoretische Argumente zu den Charakteristika vergangener und gegenwärtiger Globalisierungsprozesse am Beispiel des (ehemaligen) MAN-Produktionsstandortes Steyr. Dabei wird gezeigt, wie sich allgemeine Dynamiken verstärkter internationaler Eigentumskonzentration und Arbeitsteilung sowie ihre gesellschaftlichen Folgen - wie geringere staatliche Regulierungskapazität oder stärkere Machtasymmetrien - an einem konkreten Beispiel abbilden. Darüber hinaus weist der Beitrag auf weiterführende Aspekte hin, die für eine politische Diskussion der Folgen standortpolitischer Entscheidungen von Konzernzentralen relevant erscheinen, insbesondere den internationalen Standortwettbewerb und seine konkrete Ausprägung auf europäischer Ebene. Diese Ausführungen zeigen, dass am Gemeinwohl orientierte institutionelle Einbettung der Globalisierung notwendig ist, aber nur gelingen kann, wenn politischen Maßnahmen auf lokaler und internationaler Ebene komplementär ausgestaltet werden.
Insbesondere für die Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion wird die Aussagekraft der offiziellen Statistiken hinsichtlich des Rückgangs des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit Anfang der 90er Jahre bezweifelt. Die Statistiken der GUS-Länder geben ein BIP Pro-Kopf im Jahr 1995 in Höhe von nur 200-2400 US-Dollar an. (Sogar bei Benutzung von Kaufkraftparitäten steigt dieses Einkommen nur bis höchstens ungefähr 4000 US-Dollar wie in den Ländern Estland und Litauen). Der offiziell ausgewiesene Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität scheint in vielen Fällen nicht kompatibel zu sein mit der häufig viel geringeren Abnahme des Verbrauchs von Elektrizität. Außerdem wird in den offiziellen Statistiken seit 1993-1994, trotz des in vielen GUS-Staaten weiter gesunkenen realen BIPs, ein starker Anstieg der realen Exporte und Importe registriert. Eine Erklärung für diese Inkompatibilitäten kann inoffizielle wirtschaftliche Aktivität sein. Ist jedoch das inoffizielle Einkommen beträchtlich, so ist zu fragen, welche Konsequenzen hieraus für die Wirtschaftspolitik entstehen. Am Beispiel der Ukraine werden Schätzungen des inoffiziellen Einkommens erläutert und Schlußfolgerungen für die Wirtschaftspolitik gezogen.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind über 12 Millionen Deutsche aus dem ehemaligen deutschen Osten geflohen und vertrieben worden. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich darauf, wie diese dramatischen Vorgänge die Grenze zur Literatur überschritten haben und im Roman "Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?" des Schriftstellers Arno Surminski erzählt wurden. Schon im Titel des Werkes wurde ein deutlicher geographischer Hinweis auf den Schauplatz des Surminski-Romans gegeben. Diese Provinz Ostpreußens war ebenso wie Westpreußen, Schlesien, Pommern und Brandenburg, das östliche Teil des einstigen Ostdeutschlands. [.] Bei der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus diesem historischen deutschen Osten, die von vielen Historikern als eine der größten Migrationen der Geschichte Europas angesehen wird, handelt es sich um einen sehr komplexen Prozess. Er kann grundsätzlich als eine ethnische Säuberung klassifiziert werden, da es sich um die gewaltsame Umsiedlung einer ethnischen Gruppe von einem Land in ein anderes Land handelt. Ein solches Phänomen war nicht keineswegs einmalig in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Man denke z.B. an die Deportationen der Armenier in den Jahren 1915 und 1916, oder an den Vertrag von Lausanne vom 24. Juli 1923, der die Flucht und Vertreibung von circa 1.200.000 Griechen und 400.000 Türken als ein Austausch der Religionen sanktionierte, und der unter Vernachlässigung seiner offensichtlichen negativen Konsequenzen später als Beispiel verwendet wurde, die Vertreibung der ostdeutschen Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs zu rechtfertigen. Der Schlüssel zum Verständnis des Prozesses liegt in der Geschichte, daher ist die historisch und politisch bedingte Motivation zu untersuchen, welche im Werk von Arno Surminski zur strafenden Vorgehensweise durch die nicht-deutsche Bevölkerung gegenüber den Deutschen führte, die damals die deutschen Ostgebiete bewohnten.
Seit den siebziger Jahren werden Sanktionen von Nichtregierungsorganisationen und kirchlichen Gruppen gefordert, um Menschenrechte und Demokratie in einzelnen Staaten durchzusetzen. Es wird erwartet, dass Sanktionen - je nach Sachstand in dem betroffenen Land - Regierungen, politische Parteien, Unternehmen und nicht-staatliche Organisationen veranlassen können, die bisher verfolgte Politik zu ändern. Dies wird deutlich am Beispiel Südafrika. Die Politik gegen Südafrika muss dabei jedoch vor dem Hintergrund äußerst widersprüchlicher Ziele in den sanktionierenden Ländern gesehen werden. Die Politik stand unter starkem Druck jener Kreise, die Sanktionen als eine Möglichkeit ansahen, die eigenen Märkte gegen südafrikanische Konkurrenz abzuschotten. Investoren und Unternehmen, die am Handel mit Südafrika Interessen hatten, konnten sich dem vielfach nicht widersetzen. Die Befürworter von Sanktionen wurden unterstützt durch eine breite Welle politischen Widerstands gegen die Apartheid. Die Sanktionen gegen Südafrika waren in erkennbarem Maße von den unterschiedlichen Eigeninteressen der sanktionierenden Länder bestimmt. Die Maßnahmen hatten zum Teil empfehlenden Charakter und waren leicht zu umgehen. Als besonders wichtig wurden die Finanzsanktionen angesehen vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Regierung Südafrikas und Unternehmen in vergleichsweise großem Umfang Finanzkredite aufgenommen hatten. Die wirtschaftlichen Wirkungen der Sanktionen gegen Südafrika waren weitaus geringer als ihre Befürworter annahmen. Die Nachteile blieben aber auch hinter den Befürchtungen der Gegner der Sanktionen zurück. Zudem hatten private Entscheidungen bedeutsamere Auswirkungen als die offizielle Politik. Insgesamt haben die Sanktionen eine in Südafrika weit verbreitete wirtschaftspolitische Tradition verfestigt, sich selektiv in die Weltwirtschaft zu integrieren. Ihre sozialen Folgen sind nicht von den Verteilungswirkungen zu trennen, die mit der Apartheid bewusst angestrebt worden waren.
Mit der Beobachtung zunehmender Ungleichheit ist auch die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit in die gesellschaftspolitische Diskussion zurückgekehrt. Ein Beispiel ist das neue Elterngeld. Hieran entzündete sich eine kontroverse Debatte, die die Auseinandersetzung um die Deutungsmacht über die angemessene Gerechtigkeitskonzeption im Geschlechterverhältnis im Kleinen widerspiegelt. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass die Gerechtigkeitsansprüche und -vorstellungen in der Bevölkerung heterogener und komplexer sind, als dies die politischen Konfliktlinien vermuten lassen. Expert/inn/en plädieren daher für breitere gesellschaftliche Diskurse zur Neujustierung von Umverteilungsprinzipien und Gerechtigkeitsstandards, wenn es darum gehen soll, einen neuen, gesellschaftlich tragfähigen Kompromiss zu finden. Der Beitrag stützt sich auf Ergebnisse einer explorativen Studie zu divergierenden Gerechtigkeitsvorstellungen in der Gesellschaft auf der Grundlage von Dokumentenanalysen und Experteninterviews. ; With the perceived increase in social inequality, the issue of social justice has once more become a significant feature of political und public discussions. The recently introduced so-called Elterngeld (parental allowance) is one example which triggered a controversial debate. In a nuthshell, this is reflecting the wider dispute over the power of redefining justice with regard to gender relations. This paper discusses how the requirements and expectations of the population with regard to social justice have in fact become more heterogeneous and complex than actual political lines of conflict have otherwise portrayed. The paper thus advocates broader social discourses: if a new, socially acceptable compromise is to be found, then principles of redistribution and standards of social justice need to be realigned. The paper is based on the results of an explorative study of divergent perceptions of justice in society on the basis of document analyses and expert interviews.
Nach Auswertung vorliegender Erklärungsangebote für suburbane Wohnstandortentscheidungen wird ein modifiziertes Modell der Wohnstandortwahl vorgeschlagen. Am Beispiel der Region Berlin und auf der Grundlage der aggregierten Wanderungsstatistik des statistischen Landesamtes erfolgt eine partielle Verifizierung des Modells. Es zeigt sich, daß bisherige Erklärungen zur Wohnsuburbanisierung, die nur auf Wohnungsmerkmale (Erwerb von Wohneigentum, bessere Wohnumwelt, günstigere Wohnkosten im Umland) zurückgreifen, erweitert werden müssen. Denn eine suburbane Wohnstandortentscheidung ist primär eine gewünschte und gewählte Wohn- und Lebensweise in Abhängigkeit von der Lebensphase. Bei Umlandbewohnern überwiegen traditionell-familienorientierte Elemente der Wohnund Lebensweise, bei Innenstadtbewohnern modern-individualisierte Elemente. In einem weiteren Schritt gelangen, die Entscheidung beeinflussend und begleitend, Ressourcenbedingungen ins Spiel. Als zentrale Ressourcenvariable auf der Haushaltsebene kommt die Erwerbsbeteiligung (berufliche Perspektive) in Betracht, auf der regionalen Ebene sind es die Wohnungsmarktangebote und die Wohnbedingungen im Stadtgebiet bzw. im Umland. Umfang und Dynamik von Suburbanisierungsprozessen sind sodann durch spezielle, historisch bedingte, regionale Kontextmerkmale charakterisiert. Der sehr unterschiedliche Umfang der Suburbanisierung bei West- und Ostberlinern resultiert aus Nuancierungen in der gewünschten Wohn- und Lebensweise, aus noch vorhandenen Unterschieden in den Wohnbedingungen in Berlin-West- und Berlin-Ost und den historisch begründeten unterschiedlichen Beziehungen zum Brandenburger Umland. Insgesamt wird davon ausgegangen, daß eine Wohnstandortentscheidung Stadtgebiet versus suburbaner Raum als ein Optimierungsprozeß, mit dem die Vorteile beider Standorte im Interesse des verfolgten Lebens- und Wohnkonzepts harmonisiert werden, beschreibbar ist. Das Umland soll als naturnaher, ruhiger und familienfreundlicher Wohnort dienen. Die nahegelegene Stadt wird weiterhin als Arbeits-, Dienstleistungs- und Kulturraum genutzt. Die Inanspruchnahme der städtischen Optionen wird zeitlich flexibel gewünscht und auch so vorgenommen. Mit diesem erweiterten Erklärungsrahmen lassen sich auch politische Steuerungsmaßnahmen wirksamer entwerfen und evaluieren. ; After evaluating explanations relating to decisions in favour of living in the suburb, a modified explanation model for choosing the place of residence is proposed. The model is partly verified using aggregated migration statistics for the region of Berlin provided by the State Statistical Office. It was observed that previous explanations for residential suburbanization, which were focused only on housing characteristics (buying a home, better residential environment, cheaper housing in suburban areas) need to be extended. Then the decision to live in the suburb is primarily a way of life that is desired and chosen in dependence on the phase of life. In the suburban population, traditional family-oriented elements of housing and living predominate, whereas in inner city population it is the modern individualised elements that play a dominant role. In a further step, resource conditions attending the decision come into play. At the household level, participation in the job market (job opportunities) is a central resource variable, at the regional level it is the housing situation on the market in the city or in outlying areas. Hence, the scope and dynamics of suburbanization processes are affected by special regional context characteristics which are in part conditioned by history. The marked difference in the measure of suburbanization between West and East Berliners is a result of subtle differences in the desired housing and way of life, of differences in housing conditions that still exist between Berlin-West and Berlin-East and of differences in the relationship to Brandenburg's environs. In general it is assumed that a decision in favour of living in an urban vs. suburban area can be defined in terms of an optimization process in which the advantages of the two locations are harmonized in the interest of the pursuit of certain aspirations with regard to living and housing conditions. The suburb functions as a family-friendly and quiet residential environment which is close to nature. The city nearby continues to be used as a place of work, service and culture. Taking advantage of the options in a manner flexible in time is desirable and is practised. Using this extended explanation framework it is also possible to design and evaluate political steering measures.
Die Strompreise kennen seit Anfang des neuen Jahrtausends in Deutschland nur eine Richtung: nach oben. Die Hauptursache sind Steuern sowie gesetzlich festgelegte Umlagen und Abgaben, die vorwiegend klimapolitisch motiviert sind. Ohne ihre Einführung und schrittweise Erhöhung hätten sich die Stromkosten für die privaten Haushalte seit 1998 überhaupt nicht erhöht. In dieser RWI Position werden die Ursachen des Preisanstiegs am Beispiel eines Haushalts mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3 500 kWh analysiert. Besonderes Augenmerk wird auf die Abgabe für die Förderung alternativer Stromerzeugungstechnologien wie Photovoltaik gelegt, welche von den Stromverbrauchern mit ihrer Stromrechnung zu bezahlen ist. Sodann wird der Versuch unternommen, die Entwicklung dieser EEG-Umlage für die kommenden Jahre abzuschätzen. Unsere Berechnungen zeigen, dass sie in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen wird. Denkbare Reaktionen der deutschen Politik auf das Reaktorunglück in Fukushima sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Die durch den Anstieg der EEG-Umlage ohnehin ausgelöste Steigerung der Verbraucherpreise für Strom würde noch verstärkt, falls nach Ablauf des gegenwärtigen Moratoriums ein Teil der Atommeiler vom Netz gehen sollten. Mit dem Energiekonzept der Bundesregierung vom September 2010 wurde das bisherige Ziel für den Anteil erneuerbarer Energietechnologien an der Stromerzeugung ein weiteres Mal erhöht, auf nunmehr 35% bis 2020. Wird diese Vorgabe entschlossen verfolgt, dann wird es innerhalb weniger Jahre zu einer massiv wachsenden Konkurrenz unter den Erneuerbaren kommen. Die Politik wird dann entscheiden müssen, welchen Technologien bei der Einspeisung der Vorrang eingeräumt werden soll und welchen regenerativen Anlagen die Stromerzeugung zeitweise untersagt werden muss. Darüber hinaus ist mit wachsenden Problemen bei der Aufrechterhaltung der Netzstabilität zu rechnen, weil der zum Ausgleich der fluktuierenden Einspeisung notwendige Ausbau der Stromnetze nur schleppend vorankommt. Statt den Ausbau der Erneuerbaren noch schneller als ohnehin vorgesehen voranzutreiben, sollte die Politik daher ein mehrjähriges Moratorium für die Erneuerbaren erlassen und die durch das EEG gewährten Förderanreize für diesen Zeitraum aussetzen.