Die Honigbiene (Apis mellifera) ist die Grundpfeilerspezies unserer Ökosysteme und gemeinsam mit Ökosystemen und Menschheit vom globalen Phänomen des Bienenmassensterbens bedroht. Die Bienenvölker, weil sie gegen hohe Sterberaten oder Kollapse kämpfen. Die Ökosysteme, weil ihr Motor - die Biodiversität - zerstört wird. Der Mensch, weil er von der einzigartigen Bestäubungsleistung abhängig ist. In der Arbeit wird die Frage beantwortet, wie die Debatte der Ökonomisierung von Ökosystemdienstleistungen am Beispiel der Honigbiene die Entwicklung der EU-Biodiversitätspolitik anhand des Neonicotinoidverbots 2013 erklären kann. Im ersten Schritt werden Biodiversität als Begriff, EU-Biodiversitätspolitik als Politikfeld und Lobbying-Mechanismen als Entwicklungsprozess des Pestizidverbots 2013 definiert. Im zweiten Teil wird das europäische Bienensterben im Naturkapital- und Ökonomisierungsansatz (TEEB) verankert. Im Schlussteil zeigt eine Politikfeldanalyse das Zusammenspiel zwischen EU-Biodiversitätspolitik und TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) und präzisiert die Ökonomisierung der Ökosystemdienstleistungen der Bienen als Erklärungsinstrument für das europäische Neonicotinoidverbot 2013. ; Bremen
Komplexe Fragestellungen insbesondere im Bereich der interdisziplinären Umweltforschung bedürfen einer methodischen Herangehensweise, die eine größtmögliche Offenheit bezüglich der Daten und Methoden zeigt, ohne aber der Beliebigkeit zu verfallen. In diesem Beitrag stellen mit der "prozeduralen Methodik" einen Ansatz vor, der sich dieser Aufgabe stellt. Hierbei werden Methoden der fallrekonstruktiven Sozialforschung mit der Akteur-Netzwerk-Theorie verknüpft und im Rahmen eines – an Latours "politische Ökologie" angelehnten – Verfahrensmodells methodologisch und forschungspraktisch zueinander in Beziehung gesetzt. Die hier dargelegten Erfahrungen mit diesem Ansatz entstammen einem umweltsoziologischen Forschungsprojekt zum "Bienensterben". Gegenstand sind die Koexistenzbedingungen von Bienen und Menschen und ihre Bedrohungen, die im populären Begriff des "Bienensterbens" ihren Ausdruck finden. Die Herausforderung soziologischer Untersuchung besteht darin, sich diesem heterogenen Feld, das bislang vor allem naturwissenschaftlich untersucht wird, aus einer neuen Perspektive zu nähern. Wir legen exemplarisch anhand unseres Vorgehens dar, welche Vorteile eine prozedurale Perspektive hat und wie Methodenkombinationen in der Forschungspraxis realisiert werden können. Es wird so möglich, verschiedene Methoden-Kulturen sinnvoll zu integrieren, zudem können sich die Methodiken gegenseitig ergänzen und so die jeweiligen Schwächen kompensiert werden.
Der Mensch nimmt im Laufe eines 80-jährigen Lebens 120.000 Mahlzeiten zu sich. Essen ist heute politischer als je zuvor: Während die einen jeden Tag darüber nachdenken müssen, wie sie ihre Kinder satt bekommen, und in manchen Weltregionen Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird, zerbrechen sich andere den Kopf darüber, welches Superfood am besten in ihren Diätplan passt. Wie sollen in Zukunft acht Milliarden Menschen satt werden? Mit Kunstfleisch aus der Petrischale, mit Fisch aus Unterwasserkäfigen und Tomaten aus der Sahara? Wir schauen auf die Äcker und in die Töpfe und trauern mit den Imkern um das Bienensterben. Mit Essays und Reportagen von Jitendra Choubey, Christiane Grefe, Manfred Kriener, Hilal Sezgin u.a. und einem Interview mit Benny Härlin. (Verlagstext)