Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Geschichte der pädagogischen Auseinandersetzung mit den spezifischen Bildungsaufgaben von Einwanderungsgesellschaften in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Betrachtet werden die Entwicklungen in den Bildungssystemen Englands, Frankreichs und (West-)Deutschlands. Berührt werden dabei Fragen des Theorie-Praxis-Verhältnisses, des Verhältnisses von sprachlicher und kultureller Bildung und der politischen Funktion pädagogischer Positionen. Der Aufsatz kommt zu der Aussage, daß die interkulturelle Pädagogik heute in allen drei betrachteten Bildungssystemen eine schwere Krise erleidet, die sie nur überstehen kann, falls es gelingt, ihre bisherigen Erkenntnisse in grundlegende Neuentwicklungen einzubringen. (DIPF/Orig.)
Der aktuelle Trend für Veränderungen in Bildungssystemen ist eine Hinwendung zur Outputorientierung. Empirische Belege zur Effektivität dieser Steuerungspolitik gibt es bisher kaum. Auch im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "visions de math" (Projektleitung: Timo Leuders) als Teil des luxemburgischen Projektes "Bildungsstandards Mathematik", bin ich an einer Aufklärung der erhofften Wirkungszusammenhänge der in Luxemburg implementierten bildungspolitischen Instrumente interessiert. Die Umstellung auf Bildungsstandards hat in Luxemburg gerade erst begonnen. Luxemburg steht vor vergleichbaren Aufgaben wie seine Nachbarländer. Daher sind Erkenntnisse aus dem Modell Luxemburg auch übertragbar auf Innovationen und Entwicklungsprozesse in deutschen Bildungssystemen.
"Die Sicherung und Steigerung von Qualität gehören . zu den Kernaufgaben der Bildungspolitik. Neuere Entwicklungen wie z. B. die Entstehung internationaler Bildungsmärkte sowie ein Paradigmenwechsel in der Steuerung öffentlicher Bildungssysteme haben dieser Diskussion jedoch in allen Bereichen des Bildungssystems eine neue zusätzliche Dynamik verliehen. Das Forum Bildung hat . vorläufige Empfehlungen [ dazu] erarbeitet. Diese Empfehlungen sind . der Versuch einer ersten systematischen Zusammenschau der Qualitätsdiskussion in den verschiedenen Bildungsbereichen." Das Buch hat drei Teile: 1) der Text der Empfehlungen für die Bildungsbereiche (siehe die Schlagwörter), 2) der Text des Grundlagenberichts der Expertengruppe, in dem die Handlungsbedingungen, die Zieldefinition und die Instrumente (Steuerung, Evaluation) für Qualitätssicherung dargestellt werden, 3) die Expertenberichte für die einzelnen Bildungsbereiche. (DIPF/Bi.)
Was macht eine demokratische Schule zur demokratischen Schule? Am Beispiel des schweizerischen Bildungssystems wird die Frage nicht unter der Perspektive der Erziehung zur Demokratie beantwortet, sondern unter der Perspektive einer demokratischen Organisation des Bildungssystems. Dabei werden drei Grundanforderungen an eine demokratische Bildungsorganisation formuliert: Bildung für alle im Sinne der Rechtsgleichheit setzt heute eine Ausbildung für alle auf der Sekundarstufe II voraus. Selektion aufgrund von schulischen Leistungen ist immer noch demokratischer als die Selektion aufgrund anderer Kriterien - aber auch demokratischer als keine Selektion im Bildungssystem. Letztlich gehört zu einer demokratischen Bildungsorganisation unabdingbar, daß die Instanzen, denen Kompetenzen delegiert werden, auch demokratisch legitimiert und demokratisch kontrolliert sind. Das gilt nicht zuletzt für neue Handlungsinstanzen wie Schulleitungen oder die seit einiger Zeit immer wieder geforderte autonome Schule. (DIPF/Orig.)
Inklusion ist längst ein zentrales Thema der bildungspolitischen Debatte. Mit ihr verbindet sich die Chance auf eine solidarische Lernkultur und mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Lange nur von Fachleuten diskutiert, wächst die gesellschaftlicher Aufmerksamkeit für das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Handicaps. Spätestens seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) wird das Ziel eines inklusiven Bildungssystems kontrovers diskutiert. Auch der Freistaat Sachsen hat sich nach langem Zögern der Staatsregierung auf den Weg gemacht. Dabei gibt es weitaus mehr Fragen als Antworten – sowohl auf politischer wie pädagogischer Ebene. Zum einen ist offen, wie der Prozess einer weitreichenden Umgestaltung des Bildungssystems politisch verantwortlich gestaltet werden kann, damit er gelingt und alle Beteiligten mitnimmt. Zum anderen interessiert, wie schulische Inklusion pädagogisch umgesetzt, also konkret organisatorisch und praktisch gelebt werden kann. Auf diese beiden Fragekomplexe versucht der vorliegende Band zu antworten.
Der Autor gibt einen kritischen Bericht zum Aufsatz von Peter Lundgreen: "'Bildungspolitik' und 'Eigendynamik' in den Wachstumsschüben des deutschen Bildungssystems seit dem 19. Jahrhundert". (DIPF/jk.)
Die vorliegende Arbeit beschreibt den Reformprozess des Berufsbildungssystems in Bulgarien und untersucht die Mitwirkung der Lehrkräfte bei der Implementierung der Reformen. Sie geht der Frage nach, wie bulgarische Lehrkräfte ihr Handeln im Prozess der Berufsbildungsreformen wahrnehmen und wovon es beeinflusst wird. Mit diesem Erkenntnissinteresse werden von den Lehrkräften wahrgenommene und subjektiv begründete Gestaltungsoptionen aufgezeigt. Die Arbeit nähert sich dem Untersuchungsgegenstand zunächst über die Befunde aus drei Forschungsgebieten: Untersuchungen zum Wandel des ostdeutschen Bildungssystems, die Schulentwicklungsforschung und die Implementationsforschung. Aus den sich daraus für die eigene Arbeit ergebenden Schlussfolgerungen erhebt sich unter anderem der Anspruch, nicht nur den Wandel des bulgarischen Berufsbildungssystems selbst darzustellen, sondern auch die Rahmenbedingungen, unter denen sich dieser Prozess als gesellschaftlicher Wandel für die Lehrkräfte vollzogen hat. Dieses verdeutlicht sich zum einen in theoretisch hergeleiteten Besonderheiten (berufs-)bildungssystemischer Reformen in Transformationsländern, zum anderen in strukturellen Anforderungen, die sich aus der Parallelität von Transformations- und Europäisierungsprozess in der beruflichen Bildung ergeben. Im Anschluss an die Beschreibung der beruflichen Umwelt, wird der Beruf der Lehrkraft in Bulgarien und seine gesellschaftliche Bedeutung einer differenzierten Betrachtung unterzogen. Der mit Beginn des Transformationsprozesses erfolgte gesellschaftliche Wandel hatte einen erheblichen Einfluss auf die gesellschaftliche Bedeutung des Lehrerberufes. Dargestellt wird die berufliche Sozialisation im Verlauf der akademischen Ausbildung und der beruflichen Weiterbildung der Lehrkräfte in Bulgarien. Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse zur beruflichen Umwelt und beruflichen Sozialisation von Lehrkräften werden der Forschungsansatz der Subjektiven Theorien und die ihm zugrundeliegende handlungsregulierende Funktion mit Blick auf ihr heuristisches Potential für die eigene Untersuchung analysiert. Die Autorin leitet daraus ab-schließend eine eigene Arbeitsdefinition des zu untersuchenden Konstruktes, sogenannte "begründete Handlungsoptionen", her. Zur Erhebung der "begründeten Handlungsoptionen" der bulgarischen Lehrkräfte wurde das Leitfadeninterview als geeignete Methode identifiziert, mit der 17 Lehrkräfte aus beruflichen Schulen in Bulgarien befragt wurden. Die Auswertung der transkribierten Texte erfolgte mit-tels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring. Das verwendete inhaltsanalytische Ablaufmodell und das entwickelte Kategoriensystem werden entsprechend dargestellt und begrün-det. Die Auswertung der Interviews und die Diskussion der Ergebnisse erfolgen zweistufig. In einem ersten Schritt werden die Interviewaussagen dem entwickelten Kategoriensystem zugeordnet und so die Verteilung der Aussagen der einzelnen Lehrkräfte auf die jeweilige Ka-tegorie sichtbar. Entlang des Kategoriensystems erfolgen anschließend in einem zweiten Schritt die qualitative Auswertung sowie eine vertiefende Einzelfallinterpretation von fünf Interviews. Letzteres gilt der Überprüfung von Annahmen, die eingangs als Ergebnis einer Analyse des Forschungsstandes erarbeitet wurden. Die Auswertung führt zu einer Darstellung der begründeten Gestaltungsoptionen, welche die Sichtweisen der befragten Lehrkräfte, das heißt ihre subjektiven Begründungen, den insgesamt fünf Gestaltungsoptionen gegen-überstellt. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Befunde und der Diskussion der Befunde hinsichtlich ihrer Implikationen für die Lehrkräfte und die Bildungspolitik sowie der daraus resultierenden Schlussfolgerungen für die Reformpraxis und die berufs- und wirtschaftspädagogische Forschung ab.
Die geschichtliche Etappe nach 1945 hatte direkten Einfluß auf die Entwicklung eines nationalen, staatlichen Bildungssystems, welches den jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen angepaßt werden mußte. Daraus leiteten sich in der Folgezeit drei Bildungsreformen ab:
Um etwas über die gegenwärtigen bildungspolitischen Optionen doppeltqualifizierender Bildungsgänge sagen zu können, muss man auf ihre Entstehung und bisherige Realisierung zurückblicken sowie den europäischen Kontext der Modernisierung von Bildungssystemen heranziehen. Dem folgt der Aufbau dieses Vortrags. (DIPF/Orig.)
Es ist höchste Zeit, in die Digitalisierung des Bildungssystems zu investieren. Gleichzeitig sollten die Bildungschancen benachteiligter Kinder durch frühkindliche, schulische und außerschulische Unterstützung gefördert werden. Deutschlandweite Zwischen- und Abschlussprüfungen sowie strukturelle und operative Reformen könnten helfen, die Ressourcen im Bildungswesen effektiver einzusetzen.
Die Diskussion bildungspolitischer Fragen zur Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems schließt auch die Vorbereitung Studierender für das Lehramt an beruflichen Schulen ein. Der Beitrag stellt Möglichkeiten dar, um das Thema "inklusive Berufsbildung" in die Lehrerbildung einzubinden. Hierzu wird auf den Index für Inklusion und die Arbeit mit einem Selbstlernzentrum eingegangen. (DIPF/Orig.)
"Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates" (Art.7 Abs.1 GG). Der Besuch der Schule ist Pflicht eines jeden jungen Bürgers. Hier werden die Bildungsgrundlagen für die Individuen wie für die gesellschaftliche Entwicklung gelegt. Somit ist die Pflichtschule das Herzstück aller modernen Bildungssysteme. Ihr vor allem gelten die Überlegungen in diesem Artikel. (DIPF/Orig.)
Weltweit brodelt es, Bürger gehen auf die Straße. In Chile will man sich die Ungerechtigkeiten des Bildungssystems nicht länger gefallen lassen. Nur wer zahlt, darf lernen – dagegen wehrt sich vor allem die Jugend mit aller Macht, auch mit der Macht der Neuen Medien. Öffentlichkeitswirksam werden die Proteste inszeniert. Wird die chilenische Regierung weiterhin mit Knüppeln auf Demonstranten einschlagen oder einlenken?
Der Beitrag situiert das an den Universitäten Bern und Freiburg durchgeführte Nationalfondsprojekt zur "Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme in der Schweiz" einerseits im Rahmen des übergeordneten Nationalfondsprogramms "Die Wirksamkeit unserer Bildungssysteme .", andererseits im gegenwärtigen bildungspolitischen Kontext der Schweiz. Am Beispiel dieses Nationalfondsprojektes werden jedoch auch grundsätzlichere Überlegungen zu Schwierigkeiten und Chancen von Forschung über Lehrerbildung formuliert.
Die Beiträge dieses Heftes gliedern sich in folgende Abschnitte: 1. Bildungs- und Erziehungsziele in rechtlicher und pädagogischer Sicht, 2. Planvolle Entwicklung von Bildungssystemen?, 2.1 Autonomie als Prinzip, 2.2 Schulaufsicht und Verwaltung, 2.3 Standardsetzung und Sicherung von Qualität, 2.4 Kontrasterfahrungen. Die einzelnen Beiträge werden gesondert dokumentiert. (DIPF/ Un).