Chemisches Gleichgewicht - ein Lehrstück für die Sekundarstufe II
In: Naturwissenschaftlicher Unterricht im internationalen Vergleich.
Das Lehrstück basiert auf den Grundsätzen der Lehrkunstdidaktik nach Berg/Klafki/Schulze, deren Ziel es ist, exemplarisch-genetisch-dramaturgisch ausgestaltete Unterrichtseinheiten zu kulturell und schulisch zentralen, epochenübergreifenden Menschheitsthemen zu entwickeln. Zu Beginn erarbeiten die Schülerinnen und Schüler anhand einer Versuchsreihe mit dem Eisen-Thiocyanat-System den Grundgedanken des chemischen Gleichgewichts. Die Lektüre eines Ausschnitts aus Goethes Roman "Die Wahlverwandtschaften" zeigt, dass schon vor 200 Jahren ähnliche Fragen über chemische Reaktionen diskutiert wurden. Auf den Spuren des französischen Chemikers Claude Louis Berthollet lassen sich einige Entwicklungsschritte im damaligen Denken über chemische Reaktionen konkret mitverfolgen: Aus Beobachtungen an Salzseen in Ägypten entwickelte Berthollet erste Ansätze des Gleichgewichtsbegriffs. Im Unterricht führt die rechnerische Analyse eines Modellsystems vertiefend zum heutigen Verständnis von Gleichgewicht zurück, und ein Gespräch über Gleichgewichtsbegriffe ausserhalb der Chemie rundet das Lehrstück ab.