In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 485-490
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3295-3305
"Jugendarbeit erscheint nicht nur Außenstehenden, sondern auch den AdressatInnen selbst als quasi-natürliche Verhaltensweise: 'Wofür werdet Ihr eigentlich bezahlt?' ist daher ein Satz, mit dem sich Jugendarbeiter/innen regelmäßig konfrontiert sehen und der geflügeltes Wort ist. Zwar ist seit den Anfängen dieses Arbeitsfeldes eine stete Verberuflichung und zumindest formale Professionalisierung zu beobachten. Andererseits erscheint das Handeln der Fachkräfte im Zusammenspiel mit den Jugendlichen gleichsam als alltäglich oder professionstheoretisch gesprochen: mit stärkeren Anteilen von diffusen als von spezifischen Sozialbeziehungen. In diesem Spannungsfeld ist das DFG-Projekt 'Konstitutionsbedingungen und Performanz der Kinder- und Jugendarbeit' (Universitäten Kassel und Hildesheim) angesiedelt. Ziel des Projektes ist, eine empirisch fundierte Beschreibung der Strukturen alltäglicher Interaktion in der Kinder- und Jugendarbeit zu liefern. Der gewählte ethnographische Forschungsansatz ermöglicht, die performative Herstellung von Kinder- und Jugendarbeit zu rekonstruieren. In diesem Beitrag soll die Bedeutung der Veralltäglichung des professionellen Handelns in der Kinder- und Jugendarbeit als eine konstitutive Bedingung für dieses Handlungsfeld herausgearbeitet werden. Zugespitzt formuliert: Gerade dadurch dass die 'Profis' ihre Arbeit als Alltag erscheinen lassen, ermöglichen sie die gemeinsame Fiktion mit ihren Adressat/innen, dass es in der Kinder- und Jugendarbeit (vorwiegend) nicht um Bildung, Erziehung, Beratung und Hilfe geht, sondern um den freien Zusammenschluss Gleich-Gesinnter und Gleich-Interessierter. Gleichzeitig stehen die Pädagog/innen vor der Herausforderung, diese Konsensfiktion so zu modulieren, dass sie einerseits nach außen - gegenüber den weiteren stake-holders wie z.B. der Verwaltung und der Kommunalpolitik - eine gewisse Expertise für sich reklamieren und andererseits nach innen - gegenüber den Kindern und Jugendlichen - auch als erwachsene ExpertInnen für alle Lebenslagen wahrgenommen werden. Darin besteht die zentrale, paradoxale Rollenanforderung der Kinder- und Jugendarbeit, die in diesem Vortrag herausgearbeitet werden soll." (Autorenreferat)
In: Krieg, Geschlecht und Traumatisierung: Erfahrungen und Reflexionen in der Arbeit mit traumatisierten Frauen in Kriegs- und Krisengebieten, S. 25-56
Gegenstand des Beitrags sind die Spätfolgen sexueller Gewalt in Kriegs- und Verfolgungszeiten bei Frauen, ihren Kindern und EnkelInnen. Die Ausführungen beruhen auf einer zwischen 1992 und 1996 durchgeführten Studie zu Drei-Generationen-Familien von Überlebenden der Shoah, in welcher 26 Familien mit jüdischen Angehörigen in Israel sowie in West- und in Ostdeutschland befragt worden sind. Nachdem innerhalb einer Familie mehrere Einzelinterviews geführt worden sind, wurden einige der Familienangehörigen zu einem Familiengespräch eingeladen, bei dem in der Regel zwei bis drei Generationen einer Familie anwesend waren. Neben dem sozialtherapeutischen Anliegen, den Familien eine Hilfestellung bei der Öffnung des Dialogs anbieten zu können, wurden bei diesen Gesprächen nähere Einblicke in die Interaktionsprozesse zwischen den Generationen gewonnen. Auch wenn im familialen, öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs oftmals nicht darüber gesprochen wird, so ist das Thema sexueller Gewalt im Zusammenhang mit Verfolgungserfahrungen dennoch in Andeutungen vorhanden. Während die überlebenden Frauen und auch Männer diese Andeutungen verstehen, sind andere, wie ihre Kinder und EnkelInnen, auf Ahnungen und Phantasien angewiesen. Dieser Mechanismus der Andeutungen, die vorsprachliche Vermittlung der traumatischen Erfahrungen und die Folgen dieser Familiengeheimnisse werden im vorliegenden Beitrag anhand eines Fallbeispiels ausführlich dargestellt. (ICI2)
Die Entwicklung des Eifelkreises Bitburg-Prüm vom peripheren Sorgenkind zu einer prosperierenden Wirtschaftsregion hat sich in einem permanenten Strukturwandel vollzogen. Sie zeigt, dass auch dünn besiedelte, wirtschaftlich strukturschwache ländliche Räume, die keine Agglomerations- und Clustervorteile aufweisen, im Standortwettbewerb bestehen können. Das Handlungsmuster regionaler Akteure im Eifelkreis war und ist, nichts unversucht zu lassen und es der Zukunft zu überlassen, was sich als erfolgreich erweisen wird. Der beeindruckend erfolgreiche Weg wäre ohne die Unterstützung von Bund und Land und die positive wirtschaftliche Entwicklung Luxemburgs nicht möglich gewesen. Marktstarke kleine und mittlere, zumeist inhabergeführte Unternehmen in unterschiedlichen Branchen und eine starke Arbeitsmarktnachfrage in Luxemburg gehen heute mit einer Arbeitslosenquote einher, die Vollbeschäftigung signalisiert. Angesichts eines im Zuge des demographischen Wandels rückläufigen Arbeitsangebots wird der Wettbewerb um Arbeitskräfte zunehmen.
Ist es wirklich sinnvoll, eine "gute Kindheit" oder auch das kindliche Wohlbefinden primär über die schulische Leistungsfähigkeit und die schulischen Kompetenzen zu definieren? Der Verfasser schlägt alternativ zu einem solchen Ansatz eine angemessene Rekonstruktion der kindlichen Perspektive durch einen mehrdimensionalen Ansatz vor. Er zeigt am Beispiel der PISA-Daten von 2003 sowie der Dimension "materielles Wohlbefinden", warum ein mehrdimensionales Konzept des "child well-being" sinnvoll ist. (ICE2).
Ist es wirklich sinnvoll, eine "gute Kindheit" oder auch das kindliche Wohlbefinden primär über die schulische Leistungsfähigkeit und die schulischen Kompetenzen zu definieren? Der Verfasser schlägt alternativ zu einem solchen Ansatz eine angemessene Rekonstruktion der kindlichen Perspektive durch einen mehrdimensionalen Ansatz vor. Er zeigt am Beispiel der PISA-Daten von 2003 sowie der Dimension "materielles Wohlbefinden", warum ein mehrdimensionales Konzept des "child well-being" sinnvoll ist. (ICE2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 910-927
Die vorliegende Untersuchung basiert auf dem deutschen SOEP für die Jahre 2000 bis 2003. Die Verfasser konstruieren zwei summarische Indizes für die Akkumulation von kulturellem und sozialem Kapital, die die abhängigen Variablen bilden. Die Auswahl der unabhängigen Variablen orientiert sich an (1) Colemans Differenzierung von Finanz-, Human- und Sozialkapital, (2) den in der sozialstrukturellen Mobilitätsforschung verwendeten wesentlichen Merkmalen der Herkunftsfamilie, (3) den zentralen Erscheinungsformen familialer Instabilität und (4) Mutmaßungen über die Langzeitwirkung von Lebensbedingungen in sensiblen Lebensphasen. Die Untersuchung zeigt, dass Akkumulationen von sozialem und kulturellem Kapital von den Bedingungen der Herkunftsfamilie abhängig sind. Dem direkten elterlichen Vorbild in Form des elterlichen Kultur- und Sozialkapitals sowie der Eltern-Kind-Beziehung kommt - zusätzlich zu den sozialstrukturellen Merkmalen der Herkunftsfamilie - eine erhebliche Bedeutung für die Transmission sozialer Ungleichheiten zu. (ICE2)
Die Verfasserinnen befassen sich mit zwei Forschungsfragen. Zunächst wird untersucht, welche Strategien Wissenschaftler mit Kindern für die Verfolgung ihrer Karrieren entwickeln und welche Betreuungsarrangements (mit ihren Partnern) bei der Familiengründung gefunden werden. Anschließend wird geprüft, welchen Einfluss die Lösungen der Kinderbetreuung auf die Karrierechancen von Wissenschaftlerinnen haben. Der Fokus liegt auf den Unterschieden zwischen Wissenschaftlerinnen mit und ohne Karriere. Für die Analyse werden quantitative und qualitative Methoden kombiniert. In einem ersten Schritt wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, wer von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in Akademikerpartnerschaften eine Familie gründet, wann das in der Regel erfolgt und wie viele Kinder geboren werden. In einem zweiten Schritt werden auf der Basis von 28 problemzentrierten Interviews Betreuungsstrategien der Wissenschaftler und ihrer Partner untersucht. In einem dritten Schritt wird mit Hilfe multivariater Methoden geprüft, welchen Einfluss der Betreuungsarrangements für das erste Kind darauf besitzen, ob Frauen zu den verschiedenen Zeitpunkten nach der Familiengründung nach objektiven Vorgaben Karrieren in der Wissenschaft haben oder nicht. (ICE2)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5037-5051
"Die Veränderung der Rollenbilder von Mann und Frau (nicht generell der tatsächlichen Rollenmuster) und im Zusammenhang damit das Aufbrechen der traditionellen Arbeitsteilung haben auch in der sozialpolitischen Debatte zur Forderung der Stärkung der Erwerbstätigkeit von Frauen und Müttern geführt. Gleichfalls wird im Licht der gesellschaftlich gewandelten Sicht eine eigenständige, vom Partner unabhängige soziale Absicherung von Frauen gefordert. In diesem Kontext wird dann - neben der Forderung nach egalitären Partizipationsmöglichkeiten am Erwerbsleben - eine stärkere Anerkennung der Familienarbeit in den Systemen der sozialen Sicherung und besonders auch in der gesetzlichen Rentenversicherung eingefordert. Im Mittelpunkt des Beitrags steht der Zusammenhang zwischen Kindererziehung und Berufstätigkeit von Müttern im Vergleich zu kinderlosen Frauen mit den Daten der gesetzlichen Rentenversicherung. Ferner wird dargestellt, wie sich das unterschiedliche Erwerbsverhalten von Frauen auf das persönliche Renten- und Gesamtalterseinkommen auswirkt und wie dies die Einkommenssituation im Ehepaarkontext beeinflusst. Die Analysen basieren auf prozessproduzierten Längsschnittdaten der gesetzlichen Rentenversicherung." (Autorenreferat)
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 810-814
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 733-736
Aufgrund der hohen Differenziertheit der Benachteiligung innerhalb ausländischer Bevölkerungsgruppen ist die These der durch kulturelle Unterschiede bedingten Benachteiligung als primärer Erklärungsansatz nicht aufrecht zu erhalten. Die drei Beiträge des Plenums XI des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004) erweitern den auf kulturelle Unterschiede gerichteten Fokus um die Dimensionen der familialen, kinderkulturellen und schulischen Praxen. Dabei kommt dem Merkmal Bildung, wie sich zeigt, ein zentraler Stellenwert zu. (ICE2)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 743-747
"Rechte von Kindern wurden in der Vergangenheit eher als protektionistische, aus einem besonderen Schutzbedürfnis des Kindes abgeleitete Ansprüche (z.B. auf Ernährung und Unterbringung, Erziehung, ärztliche Betreuung u.a.) begriffen, deren Realisierung vor allem seinen Eltern oblag. Eine solches Verständnis wird zunehmend abgelöst von einer Sichtweise, die das Kind als autonome Gestalter/in des eigenen Lebens entwirft. Seine Eigen- und Mitspracherechte, spezifische Verfahrensrechte und politische Interessenvertretungen von Kindern werden ausgebaut und staatlich garantiert. Der Kindeswohl-Gedanke erfährt heute eine inhaltliche Ausweitung, die als zunehmende Absicherung kindlicher Rechte auch gegen die Interessen seiner Eltern begriffen werden. Das Kind wird (manchmal schon vor seiner Geburt) als mündiges Rechtssubjekt konzipiert, dessen Rechte durch seine Eltern gewahrt und realisiert werden müssen; das Wohlergehen des Kindes wird inhaltlich nicht mehr durch die Eltern bestimmt, sondern an definierte Rechte von Kindern als objektiv bestimmbare Größen gebunden. Das heißt auch, daß Rechte von Kindern in Konflikt zu realen Lebensverhältnissen sowie den Rechten und Bedürfnissen von Müttern oder Vätern geraten können. Sichtbar werden solche Konflikte etwa in Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik und der damit verbundenen Abtreibungsproblematik, der Reproduktionstechnologie sowie insbesondere auch im Kontext des Strukturwandels von Familie. Immer stärker wird der Kindeswohl-Gedanken heute dahingehend interpretiert, daß Kinder ein Recht auf Kenntnis von und Betreuung durch beide Eltern haben. Die daraus resultierenden Interessenkollisionen manifestieren sich etwa in den vehementen Diskussionen um die Ausweitung von Umgangs- und Sorgerechten im Trennungs- und Scheidungsfall und ebenso in den anhaltenden Auseinandersetzungen um die Interpretation der UN-Konvention über die Rechte des Kindes." (Autorenreferat