Suchergebnisse
Filter
8 Ergebnisse
Sortierung:
Vom Jugurtha qui a réussi zum Zivilisationendialog Ben Alis. Die Rolle der Antike in der Repräsentation tunesischer Autokraten nach 1956
GermanDer Beitrag behandelt die Funktionalisierung der Antike in der Repräsentation der beiden tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba (1956–1987) und Zine el Abidine Ben Ali (1987–2011). Anhand einer bemerkenswert reichen, bisher aber noch nicht synoptisch erfassten Befundlage wird diskutiert, welche Rolle der Antike bei autokratisch initiierten Identitätsdiskursen dieser Zeitspanne zukam. Untersucht werden Antikenrekurse im Rahmen öffentlicher Auftritte, Reden, nationaler Gedenktage sowie ihre Bedeutung in Programmen tunesischer Pavillons auf Weltausstellungen. Die Analyse antikisierender Ikonographie von zeitgenössischen Münzen, Geldscheinen, Briefmarken, Architektur und Bauvorhaben, die einen klaren Konnex zu Bourguiba oder Ben Ali aufweisen, ist zentral für das Verständnis von Teilen des in diesen Jahren geschaffenen "Tunesienbildes". Die Inszenierung der Autokraten im tunesischen Kulturerbe, ihre Eingriffe in die Kulturpolitik sowie die Wechselwirkungen zwischen autokratisch gesteuerter, nationaler Identitätsschaffung und tunesischer Altertumswissenschaft waren wichtige Aspekte ihres Bezuges auf eine glorreiche Geschichte. Dasselbe gilt für ihre Einflussnahme auf das nationale Bildungswesen und die Geschichtslehrpläne. Durch diesen breiten Ansatz und vereinzelte Vergleiche mit anderen autokratischen Systemen ist es möglich, einige Mechanismen und Entwicklungsstränge in der Antikerezeption beider Autokraten, aber auch in der Außendarstellung Tunesiens während ihrer Regierungszeiten aufzuzeigen. EnglishThis paper deals with the functionalisation of antiquity in the self-representation of modern Tunisia's authoritarian presidents, Habib Bourguiba (1956–1987) and Zine el Abidine Ben Ali (1987–2011). On the basis of extensive evidence, which has not yet been the subject of synoptic study, this paper analyses the use made of the country's ancient past by its authoritarian discourses of identity-formation. This research sheds light to the classical reception in public appearances, speeches, national commemoration days and programmes of Tunisian pavilions during world exhibitions. To comprehend the image of Tunisia projected in the time of these two presidents, one must explore the antiquity-based iconography of modern coins, banknotes, post stamps, architecture, and building programmes, which bear the explicit marks of Bourguiba or Ben Ali. Their self-positioning within Tunisia's cultural heritage, their intervention in its cultural policy, and the interplay between the regime-controlled construction of national identity on the one hand and the country's classical and ancient studies on the other were important aspects of the autocrats' references to the state's glorious past. This dialectic becomes obvious when analysing the two autocrats' influence over education policy and curricula for history teaching. On the basis of this broad approach and by comparison with other authoritarian systems, it is not only possible to understand some mechanisms and developments in the appropriation of the ancient past by both rulers, but also to unpack significant components of Tunisia's image abroad during their reigns.
BASE
Lokaler Wandel und kulturelle Identität im Spannungsfeld nationaler Modernisierung und globaler Umweltdiskurse : die Karen im Thung Yai Naresuan Wildlife Sanctuary, einem Weltnaturerbe im Westen Thailands ; Local change and cultural identity in the context of national modernisation and global enviro...
In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/1754
In der globalen Umwelt- und Entwicklungskrise ist sowohl das Umweltverhältnis der Moderne als auch deren Konzeption von Entwicklung problematisch geworden. Die Einrichtung von Natur-Schutzgebieten ist ein zentraler Ansatz zur Lösung der Krise im Rahmen einer Strategie des globalen Ressourcenmanagements. Basierend auf antagonistischen Konzeptualisierungen von 'Natur' versus 'Kultur' und 'Tradition' versus 'Moderne', zielt der klassische Schutzgebietsansatz auf die Entfernung von Menschen aus Gebieten, die primär dem Schutz der Natur dienen sollen. Seit den 1980er Jahren hat eine Revision dieses Ansatzes auf internationaler Ebene zur Durchsetzung utilitätsorientierter partizipativer Ansätze geführt, die Interessen und Rechte lokaler Bevölkerungen in und am Rande von Schutzgebieten berücksichtigen. Die Praxis der Einrichtung und des Managements von Schutzgebieten ist aber häufig weit entfernt von den Standards dieses revidierten Schutzgebietskonzepts. Darüber hinaus stößt der utilitätsorientierte globalistische Managementansatz seit den 1990er Jahren auf die Kritik lokalistischer Gegenpositionen, die Strategien lokaler Ressourcenkontrolle und kultureller Selbstbestimmung in den Mittelpunkt ihres alternativen Lösungsansatzes für die globale Umwelt- und Entwicklungskrise stellen. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie die Konflikte um Gemeinschaften der ethnischen Minderheit der Karen im 1974 eingerichteten Thung Yai Naresuan Wildlife Sanctuary im Westen Thailands, das 1991 von der UNESCO zu einem Weltnaturerbe erklärt wurde. Karen siedeln dort seit mindestens 200 Jahren. In einem zyklischen Schwendbausystem bauen sie primär Reis für den Subsistenzbedarf an. Umsiedlungen erfolgten seit der Einrichtung des Schutzgebiets. Mit der Erklärung zum Weltnaturerbe wurden die verbliebenen Gemeinschaften zum Politikum. Die Forstverwaltung schränkt das traditionelle Wald- und Landnutzungssystem der Karen ein und versucht, ihre Umsiedlung durchzusetzen. In der forst- und umweltpolitischen Diskussion in Thailand und auf internationaler Ebene dient Thung Yai aber auch als Beispiel dafür, dass Waldschutz und Waldnutzung durch lokale Bevölkerungsgruppen durchaus miteinander vereinbar sind. Die Untersuchung interessiert sich sowohl für Prozesse lokalen Wandels in den Gemeinschaften in Thung Yai als auch für die politischen Auseinandersetzungen um die Siedlungen. Beide Aspekte lassen sich nur im Kontext nationaler und internationaler Modernisierungsprozesse und Umweltdiskurse verstehen. Die dynamische kulturelle Identität der Karen in Thung Yai ist zentral für ihre An-passung an diese Wandlungsprozesse, aber auch für ihren Widerstand gegenüber den externen Bedrohungen ihrer Existenz und Lebensweise in Thung Yai. Über die Analyse des konkreten Konfliktfalls im Kontext nationaler und globaler Entwicklungen und Diskurse hinaus, zielt die Studie auch auf den Rückbezug der Analyse auf den eigenen kulturellen Kontext, die Kultur der Moderne. Die Ergebnisse der Untersuchung sprechen für die Anerkennung der traditionellen Siedlungs- und Nutzungsrechte der Karen in Thung Yai sowie ihre Beteiligung am Management des Weltnaturerbes. Hinsichtlich des problematischen Zusammenhangs von nationaler Integration, Modernisierung und kultureller Diversität vertritt die Studie einen Kulturschutzansatz, in dessen Mittelpunkt der selbstbestimmte Wandel sozialer Gruppierungen steht. Mit Blick auf die Kultur der Moderne impliziert dieser Kulturschutzansatz die Reflexion universalistischer und hegemonialer Ansprüche der Moderne sowie eine verstärkte Aufmerksamkeit für Umweltverhältnisse und Gemeinschaftsformen jenseits der Stereotype 'Tradition' und 'Moderne'. ; In the context of the global environmental and developmental crisis, both environmental relations of modern societies as well as their relations to non-modern, 'traditional' groups are called into question. In this regard, the global environmental and developmental crisis not only threatens the well-being of present and future human populations, but also reflects a crisis of modernity. The demarcation of protected areas for the protection of 'nature' is an important approach to tackle global environmental problems. Frequently, the remaining 'natural' areas suitable for nature conservation are, at the same time, living spaces of non-modern peoples. The 'classical' modern concept of protected areas - based on ideas of an inherent antagonism between humans and nature - in many cases led to the eviction of these people from protected areas. The poor balance of this 'classical' approach to preserve nature in protected areas, resistance from affected local people, as well as a growing awareness for the rights of these people have induced a revision of this approach. In the international discourses a new utility-oriented approach has gained rather broad acceptance which is based on a conservation strategy that takes into account the interests and rights of local populations in resources and services of protected areas. In practice, however, the establishment and management of protected areas often is far away from the standards of this revised protected area concept. Furthermore, this utility-oriented conservation approach has not only provoked a counter-movement within the conservation community, but also has to confront a critical localist approach to nature conservation focusing on local resource control and self-determination. Against this background, the study is concerned with the conflicts and debates involving local communities of the Karen ethnic minority group living in the Thung Yai Naresuan Wildlife Sanctuary in Western Thailand which was established in 1974 and was declared a World Heritage Site by UNESCO in 1991. People of the Karen ethnic minority group have been living in the area for at least 200 years. Until today, the Karen in Thung Yai predominantly grow hill rice for subsistence needs in a rotational swidden system under a communal resource management regime. Since the establishment of the sanctuary villages have been removed by state authorities at different times. Specifically with the declaration as a World Heritage Site, the remaining Karen villages became a political issue. The Royal Forest Department, the Military and politicians frequently request their resettlement, impose restrictions on their tradi-tional land use system, and are trying to induce them to resettle 'voluntarily' using violence and terror. At the same time, within the present discourse on 'people and forests' in Thailand, the Karen in Thung Yai are quoted for the position that human forest use and conservation of forests may well go hand in hand. The research focused on processes of local change within the Karen communities, as well as on the political conflicts regarding the villages in the sanctuary. Both aspects only become comprehensible within the broader context of national and international processes of modernisation and environmental discourse. The dynamic cultural identity of the Karen in Thung Yai, which is essentially related to their specific place of living, is crucial for their adaptability towards these external changes and challenges, but also for their resistance towards the threats regarding their existence in Thung Yai. However, this research not only explores the concrete local case of conflict within its encompassing national and international contexts of deforestation, nature conservation, indigenous rights, etc., but also intends to reflect this conflict and the research on it with regard to the self-conceptualisation of modern science and the culture of modernity. The findings of the study support claims to legalise the traditional settlement rights and land use areas of the Karen in the sanctuary, and suggests the appreciation of their traditional forest- and land use systems as well as their integration into the conception and management of the sanctuary. Concerning the problem of national integration, modernisation and cultural diversity, the study proposes a 'culture conservation approach' focusing on local rights to self-determination and resource use in the context of participative, democratic approaches to conflict resolution. With regard to the culture of modernity this approach implies questioning universalistic and hegemonic claims of 'modernity' as well as an increased attentiveness for environmental relations beyond the stereotypes of 'tradition' and 'modernity'.
BASE
Ein deutscher Sonderweg?: Die deutsche Embryonenforschungspolitik im Licht international vergleichender Daten
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 35, Heft 1, S. 107-128
ISSN: 0340-0425
World Affairs Online
Indienforschung im Wandel
Whereas Indian studies in Germany were largely based on the evaluation of early texts, inscriptions and other documents until quite recently, the question of continuity and transformation of the cultural heritage of India from ancient times until the present period has now become a main task of Indology. Therefore, new requirements for scholars in this field should be considered at the beginning of the 21st century, viz. the study of modern Indian literatures and personal acquaintance with real life in South Asia. The author exemplifies these developments with reference to the history of Indian studies at Gottingen university. However, he argues that modern Indian studies may not be radically separated from "classical" Indology because the knowledge of ancient and mediaeval Indian culture is the necessary basis for a correct understanding of the contemporary social, political and religious developments in South Asia.
BASE
Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein, Band 2
Hatte der erste Band einen jüngeren Sohn aus Tiroler Adelsfamilie vorgestellt, der sich umtriebig in ganz Europa um Aufsteig bemühte und dem es gelang, die Rolle eines Sonderberaters im Dienst des Reichsoberhaupts zu spielen, so konzentrieren sich die "Lebenszeugnisse" des zweiten Bandes vornehmlich auf Fehden, Gefangenschaften und Konfliktlösungen im Land Tirol. Die Auseinandersetzung um den eigenen Anteil am Hauensteinischen Erbe wird gegen den Willen des Wolkensteiners mit seiner Opposition gegen den "österreichischen" Souveränitätsanspruch seines Landesfürsten Herzog Friedrich IV. verquickt. Gefangenschaft, befristete Freilassung zur Beilegung seiner privaten Fehde, Anrufung des Königs und Asylsuche bei den Grafen von Görz, schließlich neuerliche, lebensbedrohende Gefangenschaft und demütigende Unterwerfung prägen diesen Lebensabschnitt, der schließlich mit der Begnadigung durch den Landesfürsten und dem Erwerb des gesamten Hauensteinischen Besitzes einen positiven Abschluss findet. ; While the first volume presented a younger son of a family of Tyrolese nobility, who strived after social advancement throughout Europe and who succeeded to act the part of a special advisor in service of the sovereign, the documents of his life in the second volume concentrate primarily on feuds, captivities and resolution of conflicts in Tyrol. The conflict over the heritage of Hauenstein leads to captivity, provisional release, appeal to the king, further imprisonment and humiliating submission to the duke of Tyrol. Finally Oswald is granted a reprieve and acquires the property of Hauenstein.
BASE
Umweltverhältnisse jenseits von Tradition und Moderne : die Karen im Thung Yai Naresuan Weltnaturerbe in Thailand im Spannungsfeld nationaler Modernisierung und globaler Umweltdiskurse
In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/194280
In the context of the global environmental and developmental crisis, both environmental relations of modern societies as well as their relations to non-modern, 'traditional' groups are called into question. In this regard, the global environmental and developmental crisis not only threatens the well-being of present and future human populations, but also reflects a crisis of modernity. The demarcation of protected areas for the protection of 'nature' is an important approach to tackle global environmental problems. Frequently, the remaining 'natural' areas suitable for nature conservation are, at the same time, living spaces of non-modern peoples. The 'classical' modern concept of protected areas - based on ideas of an inherent antagonism between humans and nature - in many cases led to the eviction of these people from protected areas. The poor balance of this 'classical' approach to preserve nature in protected areas, resistance from affected local people, as well as a growing awareness for the rights of these people have induced a revision of this approach. In the international discourses a new utility-oriented approach has gained rather broad acceptance which is based on a conservation strategy that takes into account the interests and rights of local populations in resources and services of protected areas. In practice, however, the establishment and management of protected areas often is far away from the standards of this revised protected area concept. Furthermore, this utility-oriented conservation approach has not only provoked a counter-movement within the conservation community, but also has to confront a critical localist approach to nature conservation focusing on local resource control and self-determination. Against this background, the study is concerned with the conflicts and debates involving local communities of the Karen ethnic minority group living in the Thung Yai Naresuan Wildlife Sanctuary in Western Thailand which was established in 1974 and was declared a World Heritage Site by UNESCO in 1991. People of the Karen ethnic minority group have been living in the area for at least 200 years. Until today, the Karen in Thung Yai predominantly grow hill rice for subsistence needs in a rotational swidden system under a communal resource management regime. Since the establishment of the sanctuary villages have been removed by state authorities at different times. Specifically with the declaration as a World Heritage Site, the remaining Karen villages became a political issue. The Royal Forest Department, the Military and politicians frequently request their resettlement, impose restrictions on their tradi-tional land use system, and are trying to induce them to resettle 'voluntarily' using violence and terror. At the same time, within the present discourse on 'people and forests' in Thailand, the Karen in Thung Yai are quoted for the position that human forest use and conservation of forests may well go hand in hand. The research focused on processes of local change within the Karen communities, as well as on the political conflicts regarding the villages in the sanctuary. Both aspects only become comprehensible within the broader context of national and international processes of modernisation and environmental discourse. The dynamic cultural identity of the Karen in Thung Yai, which is essentially related to their specific place of living, is crucial for their adaptability towards these external changes and challenges, but also for their resistance towards the threats regarding their existence in Thung Yai. However, this research not only explores the concrete local case of conflict within its encompassing national and international contexts of deforestation, nature conservation, indigenous rights, etc., but also intends to reflect this conflict and the research on it with regard to the self-conceptualisation of modern science and the culture of modernity. The findings of the study support claims to legalise the traditional settlement rights and land use areas of the Karen in the sanctuary, and suggests the appreciation of their traditional forest- and land use systems as well as their integration into the conception and management of the sanctuary. Concerning the problem of national integration, modernisation and cultural diversity, the study proposes a 'culture conservation approach' focusing on local rights to self-determination and resource use in the context of participative, democratic approaches to conflict resolution. With regard to the culture of modernity this approach implies questioning universalistic and hegemonic claims of 'modernity' as well as an increased attentiveness for environmental relations beyond the stereotypes of 'tradition' and 'modernity'. ; Die Fähigkeit des Menschen, seine Umwelt so zu verändern, dass er damit die eigenen Lebensbedingungen beeinträchtigt - bis hin zur Gefährdung der Existenzgrundlagen - ist seit den 1960er Jahren zunehmend deutlich und problematisch geworden. Als Ursachen dieser realen und potenziellen Gefährdungen gelten einerseits die technischen Möglichkeiten und die Entwicklungsdynamik moderner Industrie-Gesellschaften, andererseits das Bevölkerungswachstum und die Entwicklungsoptionen in den Ländern der sogenannten 3. Welt. Die globale Umweltkrise rückt somit in einen engen Zusammenhang mit einer globalen Entwicklungskrise, indem moderne Konzeptionen von 'Wachstum', 'Entwicklung' und 'Fortschritt' in Frage stehen, und zwar in den 'Entwicklungsländern' wie auch in den 'entwickelten' Gesellschaften selbst. Damit wird in der globalen Umwelt- und Entwicklungskrise sowohl das Naturverhältnis der Kultur der Moderne als auch deren Verhältnis zu nicht-modernen, 'traditionalen' Gesellschaften und Gruppierungen problematisch. Diese Problematisierung des Verhältnisses der Moderne gegenüber der 'Natur' und dem 'Traditionalen' - den beiden konstitutiven Anderen der Moderne - lässt sich auch als eine Krise der Moderne lesen. Der Rückgang der Tropenwälder und der damit verbundene Verlust an biologischer Vielfalt spielen sowohl in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion als auch in der öffentlichen Wahrnehmung der globalen Umweltkrise eine wichtige Rolle. Ein dominierender Ansatz zur Lösung dieser problematischen Aspekte des modernen Naturverhältnisses ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts der Versuch, 'Natur' durch die Einrichtung von Natur-Schutzgebieten zu bewahren. Aus einer globalen Perspektive betrachtet decken sich diese schützenswerten Gebiete häufig mit Lebensräumen nicht-moderner sozialer Gruppierungen. Konflikte zwischen Interessen an der Einrichtung von Schutzgebieten und Interessen 'indigener' oder 'traditionaler' Bevölkerungsgruppen, die in diesen Gebieten leben oder deren Ressourcen nutzen, sind die Regel, und haben nicht selten zur Vertreibung von Menschen aus Naturschutzgebieten geführt. Die 'klassische' moderne Schutzgebietskonzeption geht primär von einem Antagonismus zwischen Naturschutz und menschlicher Natur-Nutzung aus. Im Kontext des Modernisierungs-Diskurses gefährden sowohl Bevölkerungswachstum und Armut 'traditionaler' Gruppen als auch die Modernisierung dieser Gruppen die natürlichen Ressourcen und die biologische Diversität ihres Lebensraumes. Deshalb zielen Naturschutzbemühungen in dieser Rahmung des Problems i.d.R. auf die Umsiedlung der in Schutzgebieten lebenden Menschen. Lediglich über die Identifizierung einfacher nicht-moderner Gesellschaftsformen mit 'Natur' und der Festschreibung dieses Status, wird deren Existenz in Schutzgebieten aus dieser Perspektive heraus tolerierbar, bzw. werden sie sogar selbst schutzwürdig. Die schlechte Bilanz dieser Schutzgebietsstrategie, der Widerstand betroffener Bevölkerungsgruppen sowie ein wachsendes Bewusstsein für die Rechte dieser Gruppen haben seit den 1980er Jahren zu einer Revision der 'klassischen' Schutzgebietskonzeption geführt. Im internationalen Schutzgebiets-Diskurs hat sich inzwischen ein utilitätsorientierter Ansatz durchgesetzt, der den problematischen Zusammenhang von Mensch und Natur in der Schutzgebietsproblematik primär im Rahmen von Schutz-durch-Nutzungs-Strategien konzipiert und die Interessen und Rechte lokaler Bevölkerungsgruppen in und um Schutzgebiete in Rechnung stellt. Die Praxis der Einrichtung und des Managements von Schutzgebieten ist häufig weit entfernt von den Maßstäben des revidierten Schutzgebietskonzepts und ist insbesondere in 3. Welt Ländern meist noch dem 'klassischen' Modell verhaftet. Darüber hinaus stößt dieser utilitäts-orientierte Managementansatz, der als Teil einer Strategie globalen Ressourcenmanagements konzipiert ist, im Kontext des Globalisierungs-Diskurses auf den Widerstand lokalistischer Gegenpositionen. Diese Positionen stellen Strategien lokaler Ressourcenkontrolle und kultureller Selbstbestimmung in den Mittelpunkt ihres alternativen Lösungsansatzes für die globale Umwelt- und Entwicklungskrise. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit die Auseinandersetzungen um die Gemeinschaften der ethnischen Minderheit der Karen im Wildschutzgebiet und Weltnaturerbe Thung Yai Naresuan im Westen Thailands. Hierbei zielt die Arbeit nicht nur auf die Analyse des konkreten lokalen Konfliktfalls im Zusammenhang der nationalen und globalen Kontexte, sondern auch auf die Reflektion dieser Auseinandersetzungen und meiner Beschäftigung mit ihnen mit Blick auf das eigene wissenschaftliche Selbstverständnis und den eigenen kulturellen Kontext, die Kultur der Moderne. Mit ihrer traditionellen Lebensweise, die eine nachhaltige und ressourcenschonende Nutzung ihres Lebensraumes ermöglicht, haben die Karen in Thung Yai erheblich zur Ausprägung der biologischen Vielfalt des Schutzgebietes und deren Erhaltung beigetragen. Hinsichtlich der Ressourcen und Ziele des Schutzgebietes stellen Bevölkerungsentwicklung und traditioneller zyklischer Brandrodungsfeldbau der Karen bis heute keine wesentlichen Probleme dar und werden dies im Kontext des traditionellen Systems vermutlich auch in Zukunft nicht sein. Erhebliche Einschränkungen der Nutzung von Bracheflächen durch das Royal Forest Department gefährden derzeit das traditionelle, subsistenzorientierte Land- und Waldnutzungssystem, was zunehmend zu Marktabhängigkeit und Cashcrop Anbau führt. Der Übergang von einer überwiegend subsistenz- zu einer stärker marktorientierten Wirtschaftsweise ist in verschiedenen Haushalten und Dörfern unterschiedlich weit fortgeschritten. Von staatlichen Behörden wird er teilweise propagiert und gefördert. Diese Veränderungen führen z.T. zu einer stärkeren Belastung und tendenziell zunehmenden Gefährdungen des Schutzgebietes und drohen so, die Legitimation der Siedlungen im Schutzgebiet in Frage zu stellen. Während eine Minderheit der Karen von diesen Veränderungen profitiert und sich mit den externen Interessen und Einflüssen zumindest arrangiert, empfindet die große Mehrheit der Karen diese Veränderungen und Einflüsse von 'außen' als eine Bedrohung ihrer traditionellen Lebensweise und Werte sowie ihres Lebensraumes, mit dem sie sich in hohem Maße identifizieren. Um sich mit diesen Veränderungen auseinander zu setzen und um eigene Interessen zu vertreten entstehen neue Institutionen und Organisationsformen.
BASE
Von Blüten, Göttern und Gelehrten: Die Behandlung von pūjā-Blüten im Puṣpacintāmaṇi: Text, Herkunft und Deutung eines nepalischen Kompendiums
Der Sanskrittext Puṣpacintāmaṇi (PuCi) behandelt Blüten als Darbringungen (upacāra) im wichtigsten hinduistischen Verehrungsritual, der pūjā. In ca. 400 Strophen werden über 200 Namen von Blüten genannt und für verschiedene Gottheiten und pūjās als geeignete oder ungeeignete Gaben vorgeschrieben. Der Text ist eine Kompilation (Nibandha), in der die Inhalte aus 47 namentlich genannten Quellentexten referiert werden. Ziel der Dissertation ist es nicht nur, diesen Text, der 1966 zum ersten Mal herausgegeben wurde, auf der Grundlage aller überlieferter Handschriften neu zu edieren und erstmals zu übersetzen, sondern darüberhinaus in seinen Kontext einzuordnen. Dabei werden der historische Entstehungszusammenhang des Textes, die Stellung des PuCi in der Texttradition und die Möglichkeiten der Deutung seines Inhalts berücksichtigt. Ein engmaschiges Netz 29 nahe verwandter nepalischer Abschriften des Textes, das durch eine textkritische Untersuchung in Bereiche vertikaler und horizontaler Überlieferung geordnet werden konnte, reicht bis in die Entstehungszeit des PuCi zurück. Aufgrund der ältesten Textzeugen konnte eine Edition angefertigt werden, die der Urschrift des PuCi nahe kommt und im Vergleich zur editio princeps von 1966 eine authentischere Textgestalt wiedergibt. Erstmals wurde dabei auch die Übertragung ins Klassische Newari ediert, die in der Übersetzung des Textes bezüglich ihrer Ergänzungen zum und Abweichungen vom Sanskrittext Beachtung findet. Zur Aufbereitung des Materials, das die Grundlage für die anschließenden Analysen bildet, gehören darüberhinaus die botanischen Identifikationen aller im Text genannter Blüten, die in einer alphabetischen Liste und teilweise in Abbildungen zugänglich gemacht werden. Anhand der vorletzten Strophe des Textes, die in der Erstedition fehlt, konnte die Entstehungszeit des PuCi auf die Dekade zwischen 1641 und 1651 eingegrenzt werden. In diesem Vers wird der Verfasser des Textes, Māyāsiṃha, genannt sowie dessen Patron, Pratāpa Malla, der die Königsstadt Kathmandu zwischen 1641 und 1674 regierte. Eine Person namens Mayāsiṃha wird in verschiedenen Quellen mit der Ermordung eines Verwandten des Königs in Verbindung gebracht. Anhand der in der Arbeit ausgewerteten historischen Dokumente ist aber nicht sicher festzustellen, ob der mutmaßliche Intrigant Mayāsiṃha und der Verfasser der PuCi Māyāsiṃha ein und dieselbe Person waren. Der Autor, der durch die Neuedition erstmals greifbar wird, entzieht sich zugleich wieder. Unabhängig von der konkreten Verfasserschaft lässt sich der Text als Teil des Herrschaftsprogramms von Pratāpa Malla auffassen. Dieser König gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der späten nepalischen Malla-Dynastie und stilisierte sich als ein dem dharma, der kosmischen, politischen und sozialen Ordnung, verpflichteter König. Dazu gehörte die Förderung von allen Bereichen kulturellen Lebens in Ausrichtung auf diese Weltordnung. Besonderes Interesse hegte der Herrscher für die Verehrung der in seinem Reich ansässigen hinduistischen Gottheiten. Der PuCi, in dem Normen für einen Aspekt des wichtigsten Verehrungsrituals gesammelt und geordnet sind, folgt dieser Agenda. In der späteren Manuskripttradition geht die Strophe, aus der Entstehungszeit und -ort ableitbar sind, verloren. Bemerkenswert ist, dass der Text auch ohne Autor und sogar ohne autoritativen Hinweis auf die Patronage durch einen der Kulturheroen der Malla-Zeit überlebt hat und weiter tradiert wurde. Als wichtigster Grund, der dem PuCi das Überleben sicherte, ist wohl die Tatsache anzusehen, dass im Text die panindische gelehrte Tradition auf nepalische Verhältnisse bezogen wird. Der Text behandelt mit der Kombination der Verehrung exoterischer (Smārta) Gottheiten (Śiva, Viṣṇu und Durgā) und esoterischer (Kaula) Göttinnen in den Traditionslinien der nepalischen Tantriker ein Pantheon, das für den höfischen Kult und mit ihm für die Religion der nepalischen Eliten seit der Malla-Zeit repräsentativ ist. Der Verfasser bediente sich dabei des Genres der Kompilation (Nibandha), das zu dieser Zeit in ganz Südasien beliebt und vor allem in der höfischen Kultur angesiedelt war. Die meisten Quellen, aus denen der PuCi zitiert, konnten identifiziert werden. Der Herstellungsprozess wurde weitgehend aufgeklärt. Es zeigt sich, dass der Kompilator als Primärquellen meist auf solche Texte zurückgriff, die in Nepal zu dieser Zeit als literarische Klassiker galten. Für einen nicht unwesentlichen Teil der Zitate konnte nachgewiesen werden, dass diese samt Textverweisen und teilweise sogar Kommentarpassagen aus anderen Nibandhas übernommen wurden. In erster Linie handelte es sich bei diesen Sekundärquellen um damals aktuelle Werke nordindischer Gelehrter. Das Milieu am Königshof von Kathmandu gab, so wird argumentiert, nicht nur den wichtigsten Impuls zum Verfassen des PuCi, sondern war einer der wenigen Orte, an dem ein solcher Text zu dieser Zeit überhaupt entstehen konnte. Pratāpa Malla belebte Kultur und Kunst u.a. durch Importe von Gelehrten und Textmaterialien aus den südlich angrenzenden indischen Reichen und machte so einige Quellentexte erst verfügbar. Popularität und Einfluss des PuCi als nepalischer Lehrtext (Śāstra) zeigt sich nicht nur an seiner eigenen Überlieferung. Darin finden sich Handschriften, die Hinweise auf die anhaltene Bedeutung im royalen Umfeld tragen. Die Newariübertragung entwickelt sich eigenständig weiter. Daneben konnte in nepalischen Manuskripten eine ganze Texttradition zu pūjā-Blüten nachgewiesen werden. Der PuCi ist darin eine zwar wichtige, vielleicht sogar die älteste indigen nepalische, aber eben nur eine Artikulation des Themas in einem verzweigten Strom aufeinander aufbauender Kompilationen, in denen ähnliches Material immer wieder neu zusammengestellt wurde. Anhand derjenigen Texte, die als direkte Nachfahren des PuCi bestimmt werden konnten, wurde demonstriert, wie spätere Autoren den PuCi als Grundlage für neue Werke nutzten. Die nepalische Texttradition zu Blüten – vielleicht kann man sogar von einem eigenen Textgenre sprechen – erlebte, wie die überlieferten Handschriften belegen, im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert einen regelrechten Boom. Sie reicht bis in die jüngste Vergangenheit und zeigt eine anhaltende Tendenz zur Übertragung in die Regionalsprachen Nepals. Der PuCi wird, nach allem was bisher bekannt ist, nicht außerhalb von Nepal kopiert oder rezipiert. Er fließt jedoch in Form von gekennzeichneten oder stillschweigenden Zitaten in andere nepalische Nibandhas ein, die ihrerseits überregionale Bedeutung erlangt haben. So trägt der PuCi indirekt zur panindischen gelehrten Tradition bei. Wie der PuCi als Text seinen Verfasser und Patron verliert, verliert sich im Laufe der Zeit auch der Text als solcher und geht in neue Kompositionen auf. Die im PuCi gesammelten Informationen werden weiter tradiert, Verfasserschaft oder konkrete Textgestalt erscheinen dabei nebenrangig. Der PuCi ist ein hochspezialisierter Lehrtext, in dem enzyklopädisch Vorschriften zur Materialkunde des upacāras Blüte (puṣpa) aufgeführt werden, ohne Kontext oder Begründungen zu geben. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, wie sich das Regelwerk des PuCi in den weiteren Kontext panindischer Gelehrsamkeit einbetten lässt. Dazu wurden die Regeln nach ihren Gültigkeitsbereichen geordnet und sukzessive analysiert. Es sind allgemeine und spezielle Regeln unterscheidbar. In den allgemeinen Regeln, die festlegen, was eine Blüte als Gabe an Gottheiten qualifiziert, kommen ästhetische Ansprüche zum Ausdruck. Wie wohl für Ritualgegenstände allgemein, zielen diese Vorschriften aber vor allem auf die Wahrung von Reinheit. Die śāstrische Behandlung von Blüten zeigt Parallelen zu derjenigen von Speisen (anna) oder Gaben (dāna) und lässt sich so als Teil eines allgemeineren Diskurses erfassen, wie er vor allem von Autoren des Dharmaśāstra entwickelt wurde. Die speziellen Regeln sind zumeist einfache Zuordnungsregeln. Die wichtigsten Komponenten dieser Vorschriften sind Blüten und Gottheiten, also die dargebrachte Materie und der Empfänger dieser Gabe. Der Verehrer oder Geber wird in vielen Regeln genannt, jedoch recht selten charakterisiert. Die Handlung selbst, das Darbringen der Blüten, ist nur indirekt über die Resultate, die sie produziert, greifbar. Diese Komponenten sind in den drei Arten, in die pūjā traditionell eingeteilt wird, verschieden ausgeprägt und gewichtet. Besonders lassen sich die regelmäßige (nitya) Verehrung und diejenige mit einem Begehren (kāmya) kontrastieren, wohingegen die fallweise (naimittika) Verehrung zur nityapūjā tendiert und insgesamt vergleichsweise blass bleibt. Verdienste, die für die nitya- und naimittikapūjā sehr allgemein formuliert werden, sind in der pūjā mit einem Begehren (kāmya) erwartungsgemäß viel konkreter. Dagegen wird die innere Einstellung, für die in nitya- und naimittikapūjā devotionale Hingabe (bhakti) gefordert ist, in dieser Art von pūjā kaum thematisiert. Durch die Analyse zeigte sich weiter, dass die physischen und kulturellen Charakteristika der Blüten mit der jeweils zentralen Komponente der Regeln in Beziehung gesetzt werden können. In der nityapūjā lassen sich Parallelen zwischen Eigenschaften der Blüten, wie deren Namen, Formen, Standorten oder kulturellen Assoziationen, und denen der Gottheiten feststellen. Der zeitliche Anlass (nimitta) ist diejenige Komponente, die für die Verwendung von Blüten in der naimittikapūjā von Bedeutung ist. Wie in der kāmyapūjā scheinen die jeweils verehrten Gottheiten nur zweitrangig, wenn darüber zu entscheiden ist, welche Blüten zu verwenden sind. Blüten, die für die Verehrung mit einem Begehren (kāmyapūjā) vorgeschrieben sind, lassen sich über ihre Charakteristika mit eben diesem Begehren verknüpfen. Die Eigenschaften der Blüten lassen sich so als rituelle Potenzen betrachten, welche die jeweils unterschiedlichen Ausrichtungen der drei Arten von pūjā betonen. Neben Unterschieden zwischen den Vorschriften für die drei Arten der pūjā werden auch diejenigen zwischen den ersten drei Kapiteln und dem vierten behandelt. Dies entspricht der Grenze zwischen exoterischer Ritualtradition, die auf Schriften der Smārtas rekurriert, und der esoterischen der Kaulas. Für die exoterische Tradition ist tendenziell eine Anbindung an die vedische Ritualistik festzustellen. Pflanzen, die zur materiellen Ausstattung von Śrauta-Ritualen gehören, gelten als wichtige pūjā-Blüten, obwohl es sich häufig nicht um Blüten im eigentlichen Sinne, sondern um Gräser oder Blätter handelt. Vedische Rituale werden in Vergleichen herangezogen, in denen die Verdienstlichkeit der pūjā betont wird. Im vierten Kapitel spielt die Welt der vedischen Rituale dagegen kaum eine Rolle. Pflanzen mit vedischen Wurzeln werden kaum erwähnt oder sogar abgelehnt, Śrauta-Rituale bilden keine Vergleichsmomente. Ein weiterer Punkt, in welchem die Ansichten zu pūjā-Blüten aus exoterischer und esoterischer Perspektive auseinanderzugehen scheinen, ist das verbale Gewicht, das auf die Befolgung der Regeln gesetzt wird. Für die Darbringung der falschen Blüten werden im vierten Kapitel des PuCi viel drastischere Konsequenzen angedroht als in den ersten drei Kapiteln. Aussagen, dass fehlende Blütengaben ersetzt und durch bloße Hingabe (bhakti) substituiert werden können, sind Teil der Smārta-, nicht aber der Kaula-Vorschriften. Obgleich sich also Kaula-Ritual in seiner Materialität von der vedischen Ritualistik abgrenzt, ähnelt es ihr in seiner hyperritualistischen Einstellung. Im Großen und Ganzen sind die im Text referierten Vorschriften nicht willkürlich. Es lassen sich Regelmäßigkeiten der Zuordnungen feststellen. Für diese Zuordnungen von Blüten und Göttern, Blüten und Zeiten oder Blüten und Resultaten finden sich vielerlei Parallelen in anderen Gebieten der in Sanskritschriften überlieferten Gelehrtenkultur. Der Text enthält jedoch auch Stellen, die widersprüchlich oder unverständlich sind. Einige Widersprüche werden vom Kompilator harmonisiert, andere bleiben unvereint stehen. Neben Namen prominenter Blüten, die häufig genannt werden und in regelmäßigen Beziehungen zu Gottheiten stehen, werden solche erwähnt, die wenig bekannt sind oder die schlicht Textkorruptionen darstellen. Der Verfasser einer Kompilation muss fast zwangsläufig Korruptes und Unverständliches – ich habe dies "blinde Flecken" genannt – im Text akzeptieren, will er seine Quellen, die ihm nicht in kritischen Editionen sondern in Handschriften unterschiedlicher Qualität vorliegen, möglichst treu wiedergeben. Dies gilt in besonderem Maße für einen Text, der wie der PuCi viele Eigennamen enthält. Vor allem die Übersetzung dieser Eigennamen erscheint als das zentrale Anliegen der Übertragung des Textes ins Newari. Die sprachlichen Strukturen, die im Sanskrittext schon recht stereotyp sind, werden dabei weiter vereinfacht, und es finden sich kaum Erläuterungen zum Grundtext. Die Übertragung ist daher in erster Linie lexikographisch zu nennen. Verschiedene Übersetzungstechniken kommen zum Einsatz. Bekannte Blüten werden meist stabil übersetzt. Sie tragen eigene Newarinamen oder zumindest solche, die durch Lautverschiebungen aus dem Sanskrit adaptiert wurden. Unbekannte Blüten werden dagegen mechanisch durch das Anfügen des Newaribegriffs für "Blüte" übertragen oder komplett unterschlagen. Anhand einiger Newariglossen konnte gezeigt werden, wie lokal bedeutsame Ritualflora mit der gelehrten Tradition verknüpft wird. Dabei nutzte der Übersetzer u.a. die Interpretationsspielräume, die ihm der Text durch nicht eindeutig definierte oder unverständliche Sanskritnamen von Blüten – durch seine "blinden Flecken" – bot. Insgesamt betrachtet ist der PuCi als ein erfolgreicher Versuch zu bewerten, translokale normative Tradition auf lokale Gegebenheiten zu beziehen. Dabei ist der Text in erster Linie eine intellektuelle Angelegenheit. Es handelt sich um einen allgemeinen Charakterzug der Sanskritgelehrsamkeit, dass Śāstras nicht beschreiben, was in der Welt vor sich geht, sondern vielmehr wiedergeben, was als Wissen darüber überliefert ist. Der PuCi ist damit eher ein Prestigegegenstand, der einer Luxuskultur, nämlich dem höfischen Milieu, entstammt, als ein Gebrauchstext. ; The Puṣpacintāmaṇi (PuCi), a compendium (nibandha) containing rules for the use of flowers in Hindu pūjā, was written between 1641 and 1651 at the royal court of Kath-mandu, Nepal under one of the most illustrious rulers of the late medieval Malla dynasty, Pratāpa Malla. The dense manuscript evidence reaches back to the time of composition and allows for reconstructing a text close to the original. Moreover, on the basis of the quoted sources the procedure of compilation becomes almost tangible. The PuCi reflects the medieval Hindu religion of the Nepalese elites, which tradi-tionally and up to recently was centred on the king as its major ritual patron. The struc-ture of the text mirrors a peculiar Nepalese combination of exoteric and esoteric cult practices. Flowers for Śiva, Viṣṇu, Sūrya and the other Grahas as well as in the śrāddha as prescribed in the common Dharmaśāstranibandhas are dealt with in the first two chapters. The third chapter might be seen as a hinge between the two ritual modi: con-cluding the area of smārta worship it deals with flowers for Durgā, who is considered to be the exoteric identity of the multitude of esoteric goddesses unfolding into different lines of transmission (āmnāya) of the Kaula traditions dealt with in the last chapter of the text. Furthermore, the analysis of the texts used for composing the PuCi attests to a strong link to the pan-Indian Sanskrit tradition and yet at the same time to its Nepalese prov-enance. There are texts quoted which by the 17th century must have become the "clas-sics" among the authorities on Nepalese ritual matters, such as the Śivadharma literature or the Manthānabhairavatantra. On the other hand the text heavily draws on works by North Indian Nibandhakāras, which must have been "brand new" at that time, such as Narasiṃha Ṭhakkura's Tārābhaktisudhārṇava. The findings affirm that Pratāpa Malla was one of those royal figures who actually imported scholars and new texts in order to update the Nepalese version of Hinduism. In a wider perspective the text bears evidence to how fast knowledge and texts travelled in medieval South Asia. Research into Nepalese manuscripts has uncovered a larger textual tradition on pūjā flowers surviving in about 100 manuscripts. These texts are closely interrelated. Newly emerging texts may take material from older compilations as their skeleton and coat it with new references or may be self-sustained developments of parts of their predecessors. Texts are translated into the vernaculars, into Newari and later on into Nepali. The Puṣpacintāmaṇi may be considered paradigmatic for this tradition. Its translation into Classical Newari in course of time comes to lead a life of its own, the Sanskrit text or parts thereof form the bones for later texts, and so forth. Looking at the contents of the Puṣpacintāmaṇi several observations can be made. The text belongs to the prescriptive śāstra literature, which, according to its self-conception, relates back to earlier authorities to establish normative discourse rather than to nor-malize existing practice. The text is highly specialised by focusing on a single material aspect of ritual and consequently dropped all information of its sources that went be-yond its immediate scope. The text is purely encyclopaedic. It only presents the rules according to a certain order without linking them theoretically. In the set of regulations general and special rules can be distinguished. The general rules for procurement, treatment and disposal of pūjā flowers allow for statements about the general conception of the same. They echo Brahmanical values of purity and show parallels to rules formulated for food and gifts. The special rules, in which particular flower species are prescribed (vihita) or prohibited (niṣiddha), can not only be ordered according to the deities, as in the text itself, but also according to the types of ritual they relate to, namely nitya, naimittika and kāmya. Notably, the flowers in their physical characteristics and cultural associations can be linked to different components of the rules stated. In nityapūjā the features of the flowers tend to correspond to that of the deities, in naimittikapūjā to the time component and in kāmyapūjā to the result to be achieved. Moreover, in nityapūjā a certain looseness of stress on the compliance with the rules is discernible. After all, devotion (bhakti) plays a major role, which may refer back to the deep rootedness of pūjā in the bhakti traditions. In contrast, prescriptions for kāmyapūjā are very precise and results are related to certain flowers almost mechanically. Moreover, statements of bhakti as superior means of worship are restricted to the first three chapters of the texts. In other regards too distinctions between rules for exoteric and esoteric worship are discernible. For example, there is a strong tendency in text portions of dharmaśāstric origin to keep on with the prestigious Vedic heritage in ritual flora—even if this requires the category "flower" (puṣpa) to be stretched considerably to include grasses or leaves—whereas plants known to be efficient in Vedic ritual tend to be more rarely prescribed or even prohibited in the Kaula texts. Despite remarks on the systemic character of the rules, from an overall perspective it must be said that the text does not seem to aim at presenting a closed and thoroughly composed system. There are obvious contradictions, incomprehensible passages and unidentifiable flower names. These make the text have its dark and impenetrable edges. The translation into Newari confirms the impression that the text was not meant to be a highly sophisticated product well-conceived to the core, meaningful and understood in every detail. Many flower names mentioned in the text are either translated quite mechanically into Newari or they are completely dropped. But there are also some few cases in which the Newari text seems to take up names that are either unintelligible or whose botanical identity is a matter of discussion in order to provide plants of impor-tance in local pūjā practice with a Sanskrit identity. But still, the text stays remote from actual practice. It was surely not meant to serve as a practical guide (prayoga). It operates on a different level. It assembles śāstric refer-ences in a specific tailoring and at maximum its use might have been to provide a le-gitimatory backup (pramāṇa). It is a link in the chain that loosely connects the trans-local śāstric discourse with a local pūjā practice. The translation into Newari can be seen as the next stride towards ritual application. There was no need whatsoever for a text like this. The world could have lived without it. Pratāpa Malla would not have been a less illustrious king and Newar ritual flora would not have been less manifold. But the cultural climate of the 17th century, with three intensely competing kingdoms within the narrow confines of the Kathmandu valley and the court of a king who, personally, was very fond of the divine inhabitants of his realm, provided the ideal breeding ground for a composition specializing in and thereby highlighting a minute detail of one of the or even the most prominent ritual practice of that time. It may have been a mere intellectual exercise of some pandits, a true l'art pour l'art, but nevertheless it appears to be a rewardingly informative witness of the way in which medieval Nepalese religion was conceived and constructed in elite circles.
BASE