Wollte man die im vergangenen Jahrzehnt entstandenen "Cold War Studies" auf einen Nenner bringen, so ließe sich sagen: Zu beobachten ist die Emanzipation historischer Forschung aus dem normativen und intellektuellen Korsett ihres Gegenstandes.
Der materiale Ausgangspunkt dieses Beitrags ist eine Sammlung von 16mm-Lehrfilmen aus dem Bestand der ehemaligen Schulbildstelle Weimar, die im Zeitraum zwischen 1950 und 1990 produziert und in den Schulen der DDR genutzt wurden. Der Bestand umfasst insgesamt 258 verschiedene Filmtitel, vor allem aus dem Bereich der Naturwissenschaften, aber auch Filme zu geographischen, historischen, literarischen Themen oder zum Arbeitsschutz; sowie einige Unterhaltungsfilme für Kinder sind darunter. Mit den meisten Kopien ist der Lehrfilm zum Geiger-Müller-Zählrohr (Teil I und II, DDR 1963) in der Sammlung vorhanden. Es ist davon auszugehen, dass diese Filmbilder noch immer Teil des sozialen Gedächtnisses und der kollektiven Identität des östlichen Teils Deutschlands sind. Dieser Beitrag fragt: Inwiefern repräsentieren die Filmcharaktere und -körper politische Modelle?
Der Kalte Krieg ist zu Ende. Unabhängig davon, auf welches Jahr man seinen Beginn datiert - auf 1943, 1945, 1946 oder das Jahr der "offiziellen Kriegserklärung" 1947: Der Untergang der Sowjetunion 1991 markiert das Ende eines fast fünfzigjährigen Konflikts. Man kann sich wohl am ehesten darauf einigen, dass dieser Konflikt primär eine Auseinandersetzung zwischen zwei unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mit jeweils konkurrierenden Gesellschaftsentwürfen war, die rasch den Charakter einer "totalen" Auseinandersetzung annahm und nahezu alle Bereiche des öffentlichen und zum Teil auch des privaten Lebens okkupierte. Mit Ausnahme der atomaren Waffen, die sich aufgrund ihres langfristigen Zerstörungspotenzials als nicht einsetzbar erwiesen, kam alles Verfügbare zur Anwendung, um diesen Konflikt zu gewinnen. Der Kalte Krieg, so kann man zusammenfassen, war eine weltweite politisch-ideologische, ökonomische, technologisch-wissenschaftliche und kulturell-soziale Auseinandersetzung, die ihre Auswirkungen bis in den Alltag zeigte. Nur in der "Dritten Welt" wurde der Kalte Krieg schließlich auch als konventionelle militärische Auseinandersetzung geführt.
The present article is an attempt to use the metaphorical category of temperature in the interpretation of literary creations of love in two different cultural contexts: against the background of the emotional culture of the inter-war period as well as of the present time. The analysis focusses on two literary texts: Don Juan kommt aus dem Krieg (1936) by Ödön von Horváth as well as Don Juan de la Mancha (2007) by Robert Menasse, which encourage to reflect on remarkable transformations of the culture of love and the positioning of both men and women within the new emotional styles. ; The present article is an attempt to use the metaphorical category of temperature in the interpretation of literary creations of love in two different cultural contexts: against the background of the emotional culture of the inter-war period as well as of the present time. The analysis focusses on two literary texts: Don Juan kommt aus dem Krieg (1936) by Ödön von Horváth as well as Don Juan de la Mancha (2007) by Robert Menasse, which encourage to reflect on remarkable transformations of the culture of love and the positioning of both men and women within the new emotional styles.
My Road to Berlin, or Mein Weg nach Berlin, presents a Willy Brandt that confounds a present-day reader's expectations. While the 1960 autobiography of the then-mayor of West Berlin links his career with the familiar story of democracy's development in Germany, this work nevertheless retains an unexpected edge. In one surprising scene, the mayor denounces his East Berlin SED counterparts as a ›Communist foreign legion‹ whom ›the citizens of my city had decisively defeated‹ during the Second Berlin Crisis of 1958 (p. 17). In the book, Brandt comes off as a Cold Warrior of steely determination rather than a Brückenbauer bridging ideological divides. Far from being out of character, however, My Road to Berlin captures Brandt at a pivotal moment in his career, when he sought to offer himself to both West German voters and a global public as a viable alternative to Konrad Adenauer.
Der Bereich Sport repräsentiert einen bemerkenswerten Fall in der zeitgenössischen deutschen Geschichte. In allen entscheidenden Sektoren der Wirtschaft und Gesellschaft erwies sich die Bundesrepublik als überlegen, seit 1968 allerdings gelang es der DDR Westdeutschland in den Olympischen Spielen zu schlagen. Nichtsdestotrotz konnte die DDR im Bereich Fußball nicht konkurrieren; der berühmte Sieg im Jahre 1974 gegen das Team der BRD bleib der einzige. Im Bewusstsein der Unterlegenheit vermied die DDR in Zukunft jegliches Match gegen die westdeutsche Nationalmannschaft. Gegenüberstellungen zwischen individuellen Vereinen waren einer strikten Kontrolle unterzogen, um jede Art von menschlicher Annäherung zwischen des Athleten von Ost und West zu unterbinden. Der anhaltende Enthusiasmus der DDR-Fußball-Fans für westdeutsche Teams blieb jedoch ein gesamtdeutsches Bekenntnis in der Zeit der geteilten Nation und konnte auch durch repressive Maßnahmen des Staatssicherheitsdienstes nicht verhindert werden. ; The field of sport represents a remarkable special case in contemporary German history: In all crucial sectors of economics and society, the Federal Republic turned out to be the superior one, but since 1968 the GDR succeeded to beat West-Germany in the Olympic games. Nevertheless, the GDR couldn't compete on the football fields; the famous victory in the year 1974 against the FRG team remained the one and only one. Being aware of their inferiority, the GDR constantly avoided any matches against the West German national team in the future. Comparisons between individual clubs were subject to a strict monitoring, in order to prevent any human approximation between the athletes from east and west. The continuous enthusiasm of the GDR football fans for West German teams remained nevertheless a national clip in the epoch of the divided nation and could not be prohibited by repressive measures of the security service.
Diese Arbeit widmet sich der Evangelikalisierung der amerikanischen Militärkultur aus dem interdisziplinären Blickwinkel der Nordamerikastudien. Im Zuge dieses kulturellen Transformationsprozesses wurde der Charakter der an sich säkularen staatlichen Institution der Streitkräfte zunehmend von evangelikaler Religiosität geprägt. Die Ursprünge dieser Entwicklung liegen im Kalten Krieg, der, als manichäische Auseinandersetzung mit dem "gottlosen" Kommunismus, auf amerikanischer Seite durch eine dezidiert christliche Religiosität begleitet wurde. In der aus sieben Kapiteln bestehenden Arbeit wird der Begriff des Evangelikalismus aus religionswissenschaftlicher und historischer Perspektive definiert und anschließend in drei weiteren Kapiteln die historische Genese der Evangelikalisierung des US-Militärs untersucht. Anhand statistischer Daten des US-Verteidigungsministeriums und religionsdemographischer Erhebungen, sowie mittels eines breiten Spektrums recherchierter Presseartikel, wird im sechsten Kapitel ein "Gegenwartsbefund" erstellt. ; This Master's thesis addresses the Evangelicalization of the U.S. military culture, from the interdisciplinary perspective of North American Studies. In the course of this cultural transformation process, the armed forces' character changed from a secular institution to one increasingly influenced by Evangelical religiosity. The origin of this development is located in the early Cold War, which was perceived as a Manichean struggle with "godless" Communism. Therefore, for Americans, an explicitly Christian religiosity became an integral component of the Cold War. In this research paper, comprised of seven chapters, the term "Evangelical" will be initially be defined on the basis of religious and historical studies, while the following three chapters address the historical genesis of the Evangelicalization of the U.S. military. Based on statistical data of the U.S. Department of Defense, surveys of U.S. religious demographics and a broad spectrum of media research, the sixth chapter offers an account of the current situation.
Inhaltsverzeichnis Einleitung 3 1\. 'What is meant by Civil Rights' ? " – zum historischen Kontext der amerikanischen Globalstrategie nach 1945 22 2\. "The front line of the Cold War in Southeast Asia" – Die politische Westbindung des asiatisch-pazifischen Raumes 52 2.1. Amerikanisches Allianzverständnis: "The Fear of Standing Alone" 52 2.2 Die neue Rolle der USA und das Agieren der alten Kolonialmächte in Südostasien 60 2.3 Die Machtressource "Information und Propaganda" und SEATO 82 3\. "The United Lynching States" – Racism als internationaler und nationaler Vorwurf an die USA 95 3.1 Prädispositionen, Paris 1919, die Propaganda der Achsenmächte und der Sowjetunion 96 3.2 Amerikanische "Rassenbeziehungen" 1941-1947/48 106 3.3 1946-48: Der Report To Secure These Rights im Hinblick auf die Desegregation 116 3.4 Die internationale und die nationale Anklage vor den Vereinten Nationen 120 4\. "Our role on the world stage" – Topoi der amerikanischen Propagandadebatte 133 4.1 Informationspolitik und Propaganda vom Creel Committee bis zum Pazifikkrieg 133 4.2 "Psychological Warfare is a weapon" 142 4.3 "Racism, Nationalism, Neutrality" 154 4.4 "No monolithic ideology" – Nachteile der USA im Propagandakrieg 161 4.5 Die Frage nach dem amerikanischen Prestige 165 Zwischenergebnis 170 5\. "The Judges are authorized to check" – Die Desegregation durch den Supreme Court im außenpolitischen Kontext 171 5.1 Der verfassungsrechtlich-historische Aspekt der Segregation in den USA 176 5.1.1. Die Zeit der Rekonstruktion und das Selbstverständnis der Einzelstaaten 176 5.1.2 Die legislative Rolle der Judikative und ihr Verhältnis zur Exekutive 188 5.2. "Iron Curtain" und der Aufbau eines case law 193 5.2.1 Erstarrung der Blockbildung, Supreme Court-Urteile aus dem Jahr 1948 193 5.2.2 Drei Urteile an einem Tag (5.6.1950), Kriegsausbruch in Korea 205 5.3. "Era of Uncertainty" – Die Zeit nach Stalins Tod, zwei Krisen im "Fernen Osten", 217 Brown I und Brown II 217 5.3.1. Stalin stirbt, das Projekt Cosmos (1953), Dien Bien Phu (1954) 217 ...
Mark Gilbert beschreibt auf 300 Seiten Entstehung, Entwicklung und Ende des Kalten Krieges in Europa. Abgesehen von den bilateralen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den USA, die als Supermächte aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgingen, thematisiert der Autor auch die multilateralen Beziehungen innerhalb der jeweiligen Blöcke in Ost und West. Deshalb wird die Geschichte des Kalten Krieges nicht aus dem einen oder anderen nationalen Blickwinkel erzählt. Vielmehr versucht Gilbert, die Essenz der Geschehnisse herauszuarbeiten, ohne jedes Detail abdecken zu wollen. Das Buch ist für den Gebrauch in der universitären Lehre im Bereich Politikgeschichte geschrieben.
Seit den 1990er Jahren ist eine zunehmende Öffnung der Bundeswehr gegenüber den Medien zu beobachten, die sich maßgeblich auf die wachsende Beteiligung deutscher Streitkräfte an Auslandseinsätzen und damit einher gehenden neuen kommunikativen Ansprüchen zurückführen lässt. Wurde die Medienarbeit in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre noch durchgängig reaktiv betrieben, kam es in den Folgejahren zu einer aktiveren Gestaltung der militärischen Medienbeziehungen. Wie offen oder restriktiv die Medienbeziehungen im Einzelnen gestaltet werden, hängt jedoch von einem komplexen Faktorenbündel ab. Beispielweise prägen die unterschiedlichen Systemlogiken von Militär und Medien, die komplexen Organisationsstrukturen innerhalb der Bundeswehr oder das verfügbare Personal und dessen Qualifikationen die militärischen Medienbeziehungen. ; Since the 1990s, the German Bundeswehr increasingly opened up to the media. This can be mainly traced back to the growing number of out of area missions in conjunction with new communication needs. In the beginning of the 1990s, military media relations were generally conducted in a reactive manner, whereas they were actively shaped in the subsequent years. How open or restrictive media relations were conducted in detail is dependent upon a complex combination of factors. As such, military media relations are shaped for example by the different systems logics of the military and the media, by the complex organizational structures of the German armed forces or by the available personnel and its qualifications.
Inhalt: Die Dissertation beschäftigt sich mit den bisherigen Arbeiten die zum Vergleich der beiden Denker Alexis de Tocqueville und Karl Marx erschienen sind. Sie versucht die Urspünge für das Aufgreifen des Vergleichs zu klären und weshalb eine richtige Diskissuion zu dieser Thematik bis heute nicht zustande kam. Abschließend wird eine Möglichkeit für einen fruchtbaren Vergleich dieser beiden Theoretiker gegeben. ; Inhalt: The doctoral thesis analysis the previous works on the comparison of Alexis de Tocqueville and Karl Marx. It tries to find out what was the reason for the taking up of this topic after the second world war. Astonishingly this comparison never leads to an extensive academic discussion. Finally the theses shows potentialyties of making a fruitfull comparison between this two great thinkers.
Die Türkei als ein Staat zwischen drei geopolitisch relevanten Regionen, nämlich zwischen Europa, dem Nahen Osten und dem Kaukasus – sowie ferner Zentralasien – oder wie die türkischen Führungseliten die geographische Lage des Landes wahrnehmen, als eine Brücke zwischen Europa und Asien sowie zwischen den abendländischen und muslimisch geprägten Kulturen, war und ist stets eines der Zentren des weltpolitischen Interesses und Geschehens. Seit tausend Jahren waren verschiedene unabhängige türkische Staaten relevante Akteure dieser Regionen. Von dem Großen Seldschukenreich der Türken bis zum Reich der Anatolischen (Rum-) Seldschuken, von der Epoche der türkischen Fürstentümer auf der anatolischen Halbinsel bis zur Weltmacht des Osmanischen Imperiums auf drei Kontinenten und von der Gründung des türkischen Nationalstaates durch die Proklamation der Republik Türkei bis zum heutigen Tage, in dem die Türkei versucht, eine Integration in die Europäische Union und ihren Beitrag zum Projekt Europa zu leisten, war und ist die türkische Staatlichkeit kontinuierlich ein teils dominierender, teils mitbeeinflussender Akteur der oben erwähnten Regionen. Politische, außenpolitische, wirtschaftliche und kulturelle Einflüsse der Türken in diesen Regionen, ganz besonders aber die imperiale und expansionistische osmanische Vergangenheit, trugen zu den heute beobachteten politischen Formationen und Konstellationen und vor allem zu den subjektiven politischen Perzeptionen der Eliten und Entscheidungsträger in der Türkei, im nahen Europa – vor allem auf der Balkanhalbinsel – sowie in der nordöstlichen Mittelmeer- und Schwarzmeerregion und in den postsowjetischen Regionen wie Kaukasus und Zentralasien bei. In der Zeitperiode seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes fanden fundamentale Änderungen in den oben genannten Weltregionen statt. Während die ehemalig sozialistischen Staaten Ost- und Südosteuropas in diesem Zeitraum ihre Integration in die Europäische Union versucht haben und sich entsprechend den politischen und wirtschaftlichen Erwartungen des westlichen Teils von Europa transformierten, gibt es nun seit der Auflösung der Sowjetunion im postsowjetischen Norden und Osten neue unabhängige, ehemals sowjetische Staaten, die ihre Eigenstaatlichkeit und somit ihre eigenen außenpolitischen Wege behaupten. Es sind wiederum in den südöstlichen und südlichen Nachbarregionen der Türkei Staaten, die zum Teil unter religiösem Fundamentalismus, zum Teil unter einem militaristisch-autoritären undemokratischen Regime oder unter Besatzung ausländischer Mächte regiert werden. Die Türkei befindet sich aufgrund ihrer peripheren geographischen Lage zwischen diesen Regionen und zugleich als ein Teil Europas wie zu Beginn des Kalten Krieges im Zentrum dieses Transformationsprozesses. Abgesehen von ihren europäischen Nachbarn Griechenland, Zypern (sowohl Nord- als auch Südzypern) und Bulgarien ist die Türkei eine Ausnahme im Hinblick auf ihre sicherheitspolitische und militärische Symbiose mit dem Westen und auf ihre eindeutige Integrationspolitik in Europa, aber auch im Hinblick auf ihr Niveau einer funktionierenden und evolutionsfähigen demokratischen Ordnung. Sie wird aufgrund ihrer geographischen Nähe und Zugehörigkeit zu Europa sowie infolge der politischen Selbstperzeption von der europäischen Integration am intensivsten beeinflusst. Die Türkei kann nicht isoliert von diesen Veränderungen in ihrer Umwelt betrachtet werden, vor allem nicht nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. Denn diese Veränderungen riefen und rufen außenpolitische (Neu-)Orientierungen, Reaktionen und Reflexe hervor und übten somit Einfluss auf die Außen- und Sicherheitspolitik, auf die ökonomische Entwicklung des Landes sowie auf die politischen und außenpolitischen Perzeption und Selbstwahrnehmung seiner Eliten und Entscheidungsträger, aber auch der türkischen Staatsbürger. Sie beeinflussen freilich auch die türkische Innenpolitik, und es wird auch am Beispiel der Türkei beobachtet, wie eng Innen- und Außenpolitik eines Landes zusammenhängen. Es ist ein politisches Faktum, dass die Konstanten bzw. Bestimmungsfaktoren der türkischen Außenpolitik, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Paradigmenwechsel in der internationalen Politik bestanden haben, ihre Gültigkeit überwiegend verloren haben, und die Beziehungen der Türkei zu den oben erwähnten Weltregionen und zu ihren einzelnen Staaten – ganz besonders die zur Europäischen Union – seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes neu geordnet werden. Die türkischen Entscheidungsträger sind seit dem Paradigmenwechsel in den internationalen Beziehungen mit der Problematik konfrontiert, dass die Türkei sich seit dem Beginn der 90er Jahre im außenpolitischen Sinne in einem Anpassungsprozess befindet, der eine Umstellung auf neue, vor allem exogene politische Änderungen in ihrer regionalen Umwelt erfordert. Es gibt daher wissenschaftlichen Bedarf, den Einfluss der bedeutsamsten Determinanten auf die Gestaltung der neuen Außenpolitik der 90er Jahre zu erforschen, die türkische Europapolitik des 21. Jahrhunderts ganz besonders im Lichte einer Perspektive der türkischen Integration in die Europäische Union zu analysieren, und die neue Regionalpolitik am Beispiel der türkischen Kaukasus- und Zentralasienpolitik sowie die möglichen Zukunftstendenzen der außenpolitischen (Neu-)Orientierung der Türkei zu untersuchen. ; The collapse of the Soviet Union and the end of the Cold War and the emergence of new international conditions in the new exogenous environment have confronted the Turkish decision makers with the serious problematic of creating a new foreign policy concept. On the one hand the position of Turkey in Europe with regard to perspective of EU-Membership has changed according to the changing security policy in Europe, and Turkey was out of the EU-Enlargement. On the other hand the new conditions in the regional constellation after the end of the Cold War brought Turkey new challenges and opportunities. Especially the emergence of the former soviet republics in Caucasian and Central Asia allowed a new orientation of Turkish foreign policy and developing a new regional policy. The author analyses the Turkish policy of EU-Integration and new regional policy of Turkey in the southern regions of former Soviet Union after the end of the Cold War.
This essay explores Foucault's critique of binary and antagonistic modes of thinking with regard to Cold War's confrontational discourses and the politics of détente. Discussing and confronting Foucault's 1975–1976 lectures Society Must Be Defended with Carl von Clausewitz' conception of war and Thomas Hobbes' Leviathan, the author argues that Foucault shaped his idea of politics as "the continuation of war by other means" against the backdrop and in strict opposition to Cold War's inescapable antagonisms.
Der Handlungsspielraum der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik hat sich mit dem Wegfall der systemischen Zwänge des Kalten Krieges und der letzten formalen Souveränitätsbeschränkungen nach 1990 erhöht. Zugleich bewahrheitete sich die von einigen neorealistischen Beobachtern vertretene Befürchtung nicht, Deutschland könne nun seine Bindungen im Rahmen der euro-atlantischen Sicherheitsinstitutionen aufgeben und fortan einen unilateraleren sicherheitspolitischen Kurs einschlagen. Stattdessen unterstrichen alle Bundesregierungen die weiterhin zentrale Bedeutung der NATO für die deutsche Sicherheitspolitik. Auf der Grundlage dieser beiden Beobachtungen " dem erweiterten Handlungsspielraum und dem fortdauernden deutschen Bekenntnis zur NATO " kann die Erwartung formuliert werden, dass Deutschland den zu Beginn der 1990er Jahre neu einsetzenden Transformationsprozess der Allianz aktiv und mit eigenen Impulsen begleitet hat und entsprechende Initiativen unternahm. Ein erster Blick auf die sicherheitspolitische Praxis enttäuscht diese Erwartungen jedoch. Lediglich im Zusammenhang mit der ersten Osterweiterung wurde der deutschen Bundesregierung (und insbesondere dem früheren Verteidigungsminister Volker Rühe) eine gestaltende Funktion zuerkannt, während sie im Bereich des militärischen Krisenmanagements in der Regel als Bremser qualifiziert wurde. Auch im Zusammenhang mit der globaleren Ausrichtung der NATO nach dem 11. September 2001 scheint die Bundesrepublik Deutschland sich über weite Strecken eher den Vorgaben des amerikanischen Bündnispartners angepasst zu haben, als dass sie den Prozess aktiv mitgestaltete. Die vorliegende Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund den Gestaltungswillen der deutschen NATO-Politik von 1991 bis 2005 in den zentralen Bereichen der NATO-Osterweiterungen, des militärischen Krisenmanagements und der Antiterrorpolitik nach dem 11. September 2001. Trifft das Urteil weitreichender deutscher Passivität zu oder lassen sich differenziertere Handlungsmuster identifizieren? Wie lassen sich diese Handlungsmuster erklären? Zur Bearbeitung der Fragestellung wird ein Analyserahmen entwickelt, dem das spezifische deutsche Funktionsverständnis gegenüber der NATO als Institution zugrunde liegt. Die institutionalistische Theorie in den Internationalen Beziehungen hat ein Spektrum allgemeiner und spezifischer Funktionen entwickelt, welche die europäischen Sicherheitsinstitutionen aus Sicht ihrer Mitgliedstaaten erfüllen sollen. An dem einen Ende dieses Spektrums steht die allgemeine und primär nach innen gerichtete Funktion. Sie zielt auf die kooperative Sicherheit im Sinne der gegenseitigen Beeinflussung und Einbindung der Mitgliedstaaten ab. Dagegen handelt es sich bei der militärischen Interventionsfähigkeit um eine in erster Linie nach außen gerichtete, die militärische Handlungsfähigkeit der NATO betreffende spezifische Funktion. Zwar umfasst dieses Spektrum nicht ausschließlich Entweder-Oder-Kategorien. Allerdings stehen allgemeine und spezifische Funktionen vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller Ressourcen sowie unterschiedlicher Anforderungen an die NATO-Strukturen (beispielsweise im Sinne der Exklusivität vs. Inklusivität) in einem Spannungsverhältnis. Somit werden die Mitgliedstaaten der Allianz die verschiedenen Funktionen der NATO unterschiedlich gewichten. Auch der deutschen Politik liegt ein spezifisches Funktionsverständnis zugrunde, welches durch innenpolitische, z.T. kulturell und historisch geprägte, Faktoren bestimmt wird. Das Ziel der Arbeit ist es, den Gestaltungswillen der deutschen Politik im NATO-Transformationsprozess nach dem Ende des Kalten Krieges nachzuzeichnen und das dieser Politik zugrunde liegende Funktionsverständnis von institutioneller Kooperation zu analysieren. Dem erkennbaren Bestreben der Bundesregierungen auch nach 1990, die Institution NATO zu erhalten, zu stärken und schließlich auch um neue Mitglieder zu erweitern steht dabei eine zögerliche Haltung gegenüber dem militärischen Krisenmanagement und der Schaffung der militärischen Voraussetzungen zur Umsetzung der gemeinsamen Ziele gegenüber (Verteidigungshaushalt, Bundeswehrreform). Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass sich dieser scheinbare Widerspruch mit dem deutschen Funktionsverständnis erklären lässt, welches der kooperativen Sicherheit einen deutlich höheren Stellenwert einräumt als der militärischen Interventionsfähigkeit. ; The scope of German security policy has expanded since the end of the Cold War as former restrictions and political constraints were removed with reunification. Rather than using this latitude to steer a more autonomous security policy course, German governments since 1990 have stuck to the traditional German commitment to the North Atlantic Treaty Organization (NATO). Against this background it can be expected that German policy has also proactively attempted to shape NATO's reform and transformation process since the end of the Cold War. Yet at a first glance the record is rather mixed: While Bonn/Berlin supported the organization's enlargement process Germany has been a reluctant actor in the area of military crisis management. The principal research purpose of this dissertation is to identify patterns of activity and passivity of German security policy within NATO in terms of its willingness to shape the reform and transformation process (Gestaltungswille). Its second aim is to relate this pattern to the German functional understanding of NATO as an international security institution. Institutionalist theory, particularly its rationalist version, offers a taxonomy of specific and general functions which international institutions usually perform for their member states. Yet member states tend to prioritize these functions differently, according to different security cultures, historical experiences and traditions. The study's central outcome is that Germany's Gestaltungswille towards NATO's transformation process reflects a specific German functional understanding of the alliance which emphasizes the political-integrative over the military-external functions.
Die gegenständliche Arbeit beschäftigt sich mit dem Wiederaufflammen der Konflikte zwischen den Staaten der Europäischen Union und der Russischen Föderation (im weiteren "Russland") im Stile des Kalten Krieges ab dem Jahr 1945. Es geht um die Betrachtung und Analyse der Entwicklungen aus der europäischen bzw. russischen Sichtweise. Nach Jahren der Annäherung und wirtschaftlichen Kooperation verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Russland und den "westlichen Ländern", im Sinne von Europa und den USA zuletzt wieder zunehmend. Eingeleitet durch die Annexion der Krim und dem Konflikt in der Ostukraine, welcher den Streit zwischen Russland und der Ukraine auf einen neuen Höhepunkt brachte, waren die Jahre ab 2014 von einer zunehmenden Eintrübung der Beziehungen geprägt. Diese dauert mittlerweile seit mehreren Jahren an; eine Entspannung ist nicht absehbar. Auch die Schritte der USA wie zB die Aufkündigung des IFN-Vertrages durch Präsident Trump in 2018 führten zu einer weiteren Eskalation zwischen West und Ost. Wenngleich der Fokus der Arbeit auf der Betrachtung der Beziehungen zwischen der EU und Russland liegt, so kann eine Bearbeitung des Themas ohne die Berücksichtigung der US-amerikanischen Position aufgrund der politischen und militärischen Einflussnahme in Europa - auch im Hinblick auf die US-dominierte NATO - nicht umfassend erfolgen. Die Beziehungen zwischen der EU und Russland verschlechterten sich bereits zuvor, ab dem Jahr 2014 wurden allerdings von den USA und der Europäischen Union Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt, was zu einem neuen Tiefpunkt im Verhältnis zwischen Russland und dem Westen führte. Hier stellt sich natürlich die Frage, in wie weit diese Sanktionen bzw. auch die russischen Gegensanktionen auch einen Schaden für die EU darstellen bzw. die Energiesicherheit der Union gefährden. Obwohl der Fokus der Arbeit klar auf der Betrachtung des Verhältnisses zwischen Russland und der EU liegt, müssen auch die europäischen Nicht-EU-Staaten in die Analyse mit einbezogen werden, insbesondere in Zeiten des EU-Austrittes von Großbritannien, welches jahrzehntelang ein Kernland der EU war und die europäische Außenpolitik maßgeblich beeinflusste. Die Betrachtung des Kalten Krieges - sowohl des ersten, als auch des nunmehr abgehandelten fraglichen zweiten Kalten Krieges - erfolgt oftmals durch parteiische Beobachter. Sowohl damals, als auch heute waren bzw. sind auch Wissenschaftler mit Zugehörigkeit zum "Westen" bzw. russischer Herkunft oftmals der Meinung, nur der ihnen zugehörige Machtblock habe die moralische und politische Überlegenheit und suchen so nach Legitimation für das Handeln des eignen Zugehörigkeitskreises. Eine Herausforderung der gegenständlichen Arbeit ist somit das Filtern der Berichterstattung nach neutralen Quellen, um nicht eine Betrachtung der Thematik rein durch die europäische Brille durchzuführen. ; eingereicht von Christian Willminger ; Universität Linz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)5433518