Analyse Sozialer Medien an der Schnittstelle zwischen Informatik und Sozialwissenschaften
In: Soziale Medien : Gegenstand und Instrument der Forschung, S. 73-95
387 Ergebnisse
Sortierung:
In: Soziale Medien : Gegenstand und Instrument der Forschung, S. 73-95
In: Virtuelle Arbeitswelten: Arbeit, Produktion und Subjekt in der "Informationsgesellschaft", S. 15-47
In dem Beitrag wird die historische Genese der Informationsproblematik im Zusammenhang mit der Entwicklung und den Strukturveränderungen der kapitalistischen Produktionsweise dargestellt. Deutlich wird zum einen, daß die Herausbildung eines vom unmittelbaren Produktionsprozess getrennten Informationswesens, und im Zuge dessen dann zunehmend auch neuartiger Informationsarbeiten, Bestandteil eines breiteren historischen Entwicklungsprozesses ist, der sich als sukzessive technisch-operationale Umformung von Mensch und Natur beschreiben läßt. Informationsarbeit wird als neue Stufe der Ausbreitung abstrakter Arbeit und als neues Medium abstrakter Vergesellschaftung charakterisiert. Zum anderen wird das Argument entwickelt, daß die heutige elektronische Informationstechnik nur das vorläufige Endprodukt eines längeren geistigen, organisatorischen und technischen Entwicklungsprozesses ist, ohne dessen Bestandteile sie nicht zu verstehen ist. Neuartige Problemstellungen, logische und mathematische Kalküle, organisatorische Methoden sowie neue Institutionen und nicht zuletzt eine Abfolge neuer Techniken sind im Verlauf dieses Prozesses entstanden, die schließlich in den letzten Jahrzehnten in der digitalen Informationstechnologie mündeten. Diese Sichtweise begründet insgesamt einen skeptischen Blick auf die Hoffnungen und Versprechungen, die mit den Strukturveränderungen der Arbeit wie mit den neuen Informationstechniken verbunden werden. (ICA)
In: Computerwelten - Alltagswelten: wie verändert der Computer die soziale Wirklichkeit?, S. 39-54
Der Umgang mit Personalcomputern ist alltäglich geworden. Und Soziologen haben begonnen, darüber nachzuforschen, welche größeren und kleineren Veränderungen alltäglicher Lebenspraxis und -deutung damit einhergehen. Im folgenden wird auf so weitgehende Fragen wie "Verändert der Computer unsere Einstellung zur Welt, unser Weltbild, unsere kulturelle Identität?" keine Antwort gesucht. Vielmehr werden einige Überlegungen angestellt zu den Problemen, die ein sozialwissenschaftlich-empirischer Zugang zu technischen Welten aufwirft. Die Computerdiskussion soll damit in den weiterten Zusammenhang einer soziologischen Beschäftigung mit den Dingen gebracht werden: Computerwelten und andere Dingwelten. Was ist neu an den Computern, und was ist in Wirklichkeit, wenn auch von Soziologen vielleicht verkannt, alt an ihnen? Darüber hinaus wird - vor dem Hintergrund des übergreifenden Themas "Computerwelten - Alltagswelten" - vorgeschlagen, alltägliche Formen des Umgangs mit den Dingen im weiteren Kontext anderer mit Dingen ausgestatteter Welten zu betrachten; zum Beispiel den beruflichen Welten der Bedienung technischer Produktions- und Verwaltungsanlagen oder den Makro-Welten großer technischer Infrastrukturen.
In: Mehr Risiken als Chancen?: Frauen und neue Technologien, S. 67-74
In: Grundschule in der digitalen Gesellschaft. Befunde aus den Schulleistungsstudien IGLU und TIMSS 2011., S. 141-156
Im vorliegenden Beitrag werden auf der Grundlage der aktuellen repräsentativen Datenlage der TIMS-Studie des Jahres 2011 mittels Sekundäranalysen mögliche Unterschiede in der häuslichen Ausstattung mit digitalen Medien zwischen Grundschulkindern mit bzw. ohne Migrationshintergrund untersucht sowie die Nutzung von Computern und Internet im häuslichen und schulischen Kontext abgebildet. Dazu werden die in der TIMS-Studie verwendeten und oben ausgeführten operationalen Definitionen von Migrationshintergrund als Schülermerkmal verwendet. (DIPF/Orig.).
In: Analyse verbaler Daten : über den Umgang mit qualitativen Daten, S. 335-388
Der Beitrag bietet eine Übersicht der Möglichkeiten, die sich bei der computerunterstützten Analyse sozialwissenschaftlicher Textdaten ergeben. Die in Frage kommenden Programme werden knapp erläutert und beispielhaft demonstriert. Der Autor unterscheidet und beschreibt zwei Strategien der computerunterstützten Auswertung: (1) die Quantifizierung sozialwissenschaftlicher Textdaten; (2) EDV-Einsatz zur rein qualitativen Auswertung, d.h. im wesentlichen als Arbeitserleichterung. (pmb)
In: Datenbanken und Datenverwaltungssysteme als Werkzeuge historischer Forschung, S. 43-73
In: Digitale Methoden in der Kommunikationswissenschaft, S. 251-270
Das Ziel personalisierter Online-Angebote ist, Rezipienten bei der Informationssuche zu unterstützen. Dabei greifen sie zwangsläufig in deren Auswahlentscheidungen ein und müssen deshalb als eigenständiger Einflussfaktor empirisch erschlossen werden. Die dahinterstehenden Algorithmen kommerzieller Anbieter sind für die Forschung größtenteils eine intransparente "Black Box". Automatisierte Online-Experimente stellen eine selten eingesetzte Methode dar, die durch systematische Simulation von Nutzerverhalten die Funktionsweise von Personalisierungsalgorithmen ermitteln kann. Der Beitrag diskutiert zunächst Auswirkungen und Funktionsweise von Personalisierung und stellt daraufhin ein automatisiertes Online-Experiment am Beispiel der Google-Suche dar. Die vorgestellte Methode ermöglicht einen sozialwissenschaftlichen Zugriff auf die Funktionsweise und Inhalte von personalisierten Angeboten und fördert gleichzeitig Validität, Transparenz und Replizierbarkeit von Nutzungsstudien.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1911-1920
"Interaktive Internetangebote zu Gesundheitsthemen weisen neben dem informativen Aspekt auch eine wichtige emotionale Komponente auf. Warschauer (2003) stellte beispielsweise bezüglich mehrerer Foren, die das Thema Infertilität diskutierten, ein äußerst breites Gesprächsspektrum fest: Ausgehend von den medizinischen Fragen wurden finanzielle Aspekte, Erfahrungen mit bestimmten Kliniken und Ärzten und eben auch soziale und emotionale Seiten des Themengebietes angesprochen. Gleichzeitig birgt der interaktive Austausch zu Gesundheitsthemen jedoch unter anderem das Risiko der Fehlinformation: Nicht nur die in Foren und Newsgroups vertretenen Äußerungen von Laien könnten fehlerhaft sein, sondern insgesamt konkurrieren im Internet medizinisch-wissenschaftliche Informationen scheinbar gleichberechtigt sowohl mit Werbeseiten der Wirtschaft als auch mit schlicht falschen beziehungsweise unseriösen Informationsangeboten (vgl. Eysenbach 2002). Alles in allem stellen sich die potenziellen Auswirkungen der gesundheitlichen Internetnutzung somit als sehr vielfältig dar: Auf der einen Seite stehen beispielsweise der (anonyme) Zugriff auf interaktive Netzwerke, die stark vereinfachte Verfügbarkeit selbst spezieller Gesundheitsinformationen sowie die aus der besseren Informiertheit entstehenden Mitsprachemöglichkeiten bei medizinischen Entscheidungen; auf der anderen Seite stehen das Risiko der gesundheitlichen Fehlinformation, schichtspezifische Unterschiede der gesundheitlichen Internetnutzung (digital divide), negative Auswirkungen auf Arzt-Patienten-Gespräche und nicht zuletzt auch Verunsicherungen der Informationssuchenden. Die Annahme, dass Patienten mit Hilfe des Internets zu kritisch hinterfragenden Gesundheitskunden werden, trifft deshalb bestenfalls auf jene Teile der Bevölkerung zu, die über eine entsprechende internettechnische Ausstattung, eine hohe Medienkompetenz und eine hohe Formalbildung verfügen - also paradoxerweise auf jene, die gleichzeitig niedrigere Krankheitsraten und ein ohnehin höheres gesundheitliches Wissen aufweisen. Die Ausweitung der gesundheitlichen Selbstverantwortung - die aktuell unter dem Schlagwort des informierten Patienten eine zentrale politische Forderung darstellt und durch die Verfügbarkeit des Internets eine informationstechnologische Basis zur Umsetzung erhält - könnte deshalb zu einer weiteren Verstärkung der gesundheitlichen Benachteiligung statusniedrigerer oder älterer Patienten führen." (Autorenreferat)
In: Texte verstehen: Konzepte, Methoden, Werkzeuge, S. 317-324
Der Beitrag stellt das System ATLAS/ti für die computerunterstützte Textinterpretation
vor. Ausgangspunkt für die Entwicklung der Software war die Erfahrung von Sozialwissenschaftlern, in der für qualitativ orientierte Untersuchungen typischen Datenfülle regelrecht zu ertrinken ("Zettels (Alb-) Traum").
In: Technikleitbilder auf dem Prüfstand : Leitbild-Assessment aus Sicht der Informatik- und Computergeschichte, S. 115-140
Im Bereich der organisationsbezogenen Software-Entwicklung zeichnet sich eine paradoxe Situation ab: die herrschende Vorstellung von der sequentiellen Abarbeitung von Entwicklungsschritten einer formal spezifizierten Problemstellung als Idealfall einer "ingenieursmäßig sauberen" Vorgehensweise und andererseits die Praxis einer inkrementellen Anpassung von Zielen sowie ein Mangel an Reflexion. Ausgehend von dieser Beobachtung fragt der Autor nach der Bedeutung konstruktionsleitender Orientierungsmuster in der Software-Entwicklung. Er geht aus von einem theoretischen 3-Stufen-Modell der Technikentwicklung und unterscheidet zwischen Leitbildern, Konstruktionstraditionen und -stilen. Darauf aufbauend wird die konstitutive Bedeutung einer ingenieurwissenschaftlichen Perspektive bei der Entwicklung der Softwaretechnik zu einem eigenständigen Technikfeld sowie die Entstehung einer designwissenschaftlichen Perspektive angesichts der besonderen Probleme organisationsbezogener Software-Entwicklung untersucht. Eine Erklärung für die scheinbar paradoxe Ausgangssituation ergibt sich durch die Berücksichtigung des Inhalts von Widersprüchen zwischen gültigen Orientierungsmustern. So müsse der Begriff des Leitbildes im Hinblick auf die Machbarkeit weiter ausdifferenziert werden. Der Diskurs zwischen ingenieur- und designwissenschaftlicher Perspektive wird in absehbarer Zeit nicht mit "Sieg oder Niederlage einer der beiden Sichtweisen" enden, lautet ein Resümee. (rk)
In: Analyse verbaler Daten: über den Umgang mit qualitativen Daten, S. 389-401
Der Beitrag diskutiert die Möglichkeiten von "cui" (computerunterstützte Inhaltsanalyse) als ein Verfahren zur systematischen Reduktion von Textbedeutungen. "Cui" bedient sich vielfältiger, insbesondere quantitativ-statistischer Verfahren, nachdem man bestimmte Wörterkategorien ausgezählt hat. Für qualitative Forschungsansätze bietet die "cui" neben der Möglichkeit, Hypothesen systematisch zu prüfen, Verfahren für die Textexploration an. Diese Explorationsverfahren mittels Kategorienschemata werden für die Suche relevanter Textstellen oder für die Übersicht über das Vokabular von Sprechern verwendet. Damit kann die "cui" auch zur Verknüpfung qualitativer und quantitativer Forschungsansätze beitragen.
In: Quantitative Methoden in der historisch-sozialwissenschaftlichen Forschung, S. 4-10
Der Autor nennt vier Ursachen für die zunehmende Tendenz zur Quantifizierung in der Geschichtswissenschaft: (1) das erhöhte Interesse der Historiker an individuellen Strukturen und Prozessen; (2) die größere Bedeutung der Wirtschafts- und Sozialgeschichte; (3) die sich verstärkende Neigung vieler Historiker zur Arbeit mit expliziten Modellen und Theorien, ihre Tendenz zur analytischen Geschichtswissenschaft; (4) der Aufschwung der analytischen Wissenschaftstheorie und der systematischen Sozialwissenschaften sowie die revolutionäre Entwicklung der Datenverarbeitung. Der Verfasser führt abschließend die Gründe dafür an, daß die Quantifizierung in der Bundesrepublik Deutschland dennoch bislang nur von einer Minderheit betrieben wurde. Die Nichtquantifizierbarkeit hermeneutischen Sinnverstehens, das häufige Fehlen geeigneter Quellen, der hohe Mitteleinsatz sowie historiographische Traditionen und Vorurteile werden in diesem Zusammenhang genannt. (KS)
In: Datenbanken und Datenverwaltungssysteme als Werkzeuge historischer Forschung, S. 93-123
In: Neue Methoden der Analyse historischer Daten, S. 138-169
Das "Denken in Modellen", das viele Historiker befremdet und zur Ablehnung reizt, wird in dem Beitrag in eine breitere forschungslogische Perspektive gesetzt. Der Autor erläutert die verschiedenen Facetten und Anwendungsmöglichkeiten unterschiedlicher Typen formaler Modelle, weist auf Widersprüche und Probleme hin, argumentiert aber auch entschieden für den Nutzen der Modelltechnik in den verstehenden Geisteswissenschaften. (pmb)