Computer und Weltbild stellt nicht, wie auf dem Klappentext versprochen, eine umfassende Ethnologie der Computerkultur dar. Vielmehr gliedert es sich in vier größere, für sich genommen jeweils durchaus interessante Teile, ohne jedoch dadurch schon einen schlüssigen Gesamtzusammenhang zu ergeben. Etwa ein Drittel des Buchs ist der ausführlichen Konstruktion eines multiperspektivischen Weltbildmodells gewidmet. BERGER greift dabei vor allem auf philosophische, sozialpsychologische und kognitionswissenschaftliche Grundlagen zurück. Die Wahl eines qualitativen Forschungsdesigns wird ebenfalls relativ ausführlich begründet und dargestellt. Eine Neuerung stellt dabei die Verwendung von "Inkubationsfragebögen" dar, die dem eigentlichen qualitativen Interview vorgeschaltet sind. Der dritte Teil des Buches befasst sich mit der Wissenschaftsgeschichte der Informatik, der Informatik als Schulfach – mit einem Schwerpunkt auf Nordrhein-Westfalen – und der alltäglichen Computerkultur. Im Ergebnisteil geht BERGER auf der Grundlage seiner Interviews (N=28) auf das habitualisierte Weltbild von InformatiklehrerInnen ein, bezogen auf den Stellenwert des Computers, die Einschätzung der Wissenschaft Informatik und anhand der Dichotomie "kreativ" vs. "formal" auf unterschiedene Denk- und Lehrstile. Sowohl die Konstruktion eines ausdifferenzierten Weltbildmodells als auch die empirischen Ergebnisse in Bezug auf den Informatikunterricht haben Aussagekraft. Als Gesamtwerk gesehen fehlt dem Buch jedoch etwas der rote Faden.
ZusammenfassungInterdisziplinäre Forschung und Lehre zwischen Informatik sowie Friedens- und Sicherheitsforschung ist vor dem Hintergrund der Bedeutung möglicher Konflikte im Cyberspace unabdingbar. Auch wenn sowohl in der einen als auch der anderen Disziplin zahlreiche etablierte Lehrveranstaltungen und Lehrbücher existieren, gilt dies nicht für deren Schnittmenge. Dieser Beitrag reflektiert die Einführung der in Bezug auf Thematik und Hörerschaft interdisziplinären Lehrveranstaltung "Informationstechnologie für Frieden und Sicherheit" für Studierende der Informatik, IT-Sicherheit und Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Darmstadt sowie Friedens- und Konfliktforschung der TU Darmstadt in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt. Hierbei werden Herausforderungen und Lösungsansätze der interdisziplinären Lehre dargestellt und die Bedeutung dieser Lehre hervorgehoben.
In dem Beitrag wird die historische Genese der Informationsproblematik im Zusammenhang mit der Entwicklung und den Strukturveränderungen der kapitalistischen Produktionsweise dargestellt. Deutlich wird zum einen, daß die Herausbildung eines vom unmittelbaren Produktionsprozess getrennten Informationswesens, und im Zuge dessen dann zunehmend auch neuartiger Informationsarbeiten, Bestandteil eines breiteren historischen Entwicklungsprozesses ist, der sich als sukzessive technisch-operationale Umformung von Mensch und Natur beschreiben läßt. Informationsarbeit wird als neue Stufe der Ausbreitung abstrakter Arbeit und als neues Medium abstrakter Vergesellschaftung charakterisiert. Zum anderen wird das Argument entwickelt, daß die heutige elektronische Informationstechnik nur das vorläufige Endprodukt eines längeren geistigen, organisatorischen und technischen Entwicklungsprozesses ist, ohne dessen Bestandteile sie nicht zu verstehen ist. Neuartige Problemstellungen, logische und mathematische Kalküle, organisatorische Methoden sowie neue Institutionen und nicht zuletzt eine Abfolge neuer Techniken sind im Verlauf dieses Prozesses entstanden, die schließlich in den letzten Jahrzehnten in der digitalen Informationstechnologie mündeten. Diese Sichtweise begründet insgesamt einen skeptischen Blick auf die Hoffnungen und Versprechungen, die mit den Strukturveränderungen der Arbeit wie mit den neuen Informationstechniken verbunden werden. (ICA)
Mit zunehmender akademischer Karrierestufe sinkt der Anteil von Frauen im Bereich der Informatik. Wir fragen nach möglichen Zugängen von Frauen zum Studium und zur Promotion in der Informatik sowie nach Bedingungen der beruflichen Sozialisation. Es wurden 14 teilstrukturierte Interviews mit IT-Promovendinnen durchgeführt. Anhand von Erzählungen und Beschreibungen wurden förderliche und hinderliche Bedingungen als strukturelle Öffnungen, Schließungen und Hierarchisierungen identifiziert. Hierarchisierungen finden sich u. a. in der geschlechterbezogenen Zuteilung und Übernahme von Arbeitstätigkeiten. Trotz der Wahrnehmung von Geschlechtergerechtigkeit sind die Zugänge zu einer männlich dominierten Disziplin strukturell reglementiert. Öffnungsprozesse jedoch weisen auf Möglichkeiten des Vergessens von Geschlecht und in der Folge auch auf Möglichkeiten der strukturellen Durchsetzung von Gleichberechtigung hin.
'In den letzten Jahren haben Wissenschaftler, Politiker und Manager vorhergesagt, dass der breite Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik zu radikalen gesellschaftlichen Veränderungen und zur Herausbildung der 'Informationsgesellschaft' führen würde. Die teilweise utopisch anmutenden Versprechungen basieren auf einer Reihe von Annahmen, die bereits von den Pionieren des modernen Paradigmas der Computernutzung in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren formuliert worden waren. Um den Zusammenhang zwischen dieser Rhetorik und der Realität bewerten zu können, begibt sich dieser Beitrag auf die Suche nach den Wurzeln des Konzepts der 'Informationsgesellschaft'. Dazu werden die Konzepte der (a) Benutzerfreundlichkeit, (b) des universellen Zugangs und (c) der Interaktivität als Abwandlungen der klassischen revolutionären Ideale (Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit) untersucht. Dabei erweist sich die Idee der Informationsgesellschaft als eine Fortschreibung des Fortschrittsglaubens der Moderne.' (Autorenreferat) Untersuchungszeitraum: 1968-1973
"The main approaches to the use of computer simulations as aids in theory construction in the social sciences are reviewed. The current impact of computer simulation methods on sociological theory construction is neglectable. Some advantages of simulation methods and a few reasons for their disuse are discussed. The main reasons for the disuse seem to be the domination of the system dynamics approach and the scarceness of process theories. In conjunction with the rational-choice approach, micro-economic modelling and the simulation of individual actors for the explanation of macro-phenomena currently seem to be the only promising tools for theory construction." (author's abstract)
Der Umgang mit Personalcomputern ist alltäglich geworden. Und Soziologen haben begonnen, darüber nachzuforschen, welche größeren und kleineren Veränderungen alltäglicher Lebenspraxis und -deutung damit einhergehen. Im folgenden wird auf so weitgehende Fragen wie "Verändert der Computer unsere Einstellung zur Welt, unser Weltbild, unsere kulturelle Identität?" keine Antwort gesucht. Vielmehr werden einige Überlegungen angestellt zu den Problemen, die ein sozialwissenschaftlich-empirischer Zugang zu technischen Welten aufwirft. Die Computerdiskussion soll damit in den weiterten Zusammenhang einer soziologischen Beschäftigung mit den Dingen gebracht werden: Computerwelten und andere Dingwelten. Was ist neu an den Computern, und was ist in Wirklichkeit, wenn auch von Soziologen vielleicht verkannt, alt an ihnen? Darüber hinaus wird - vor dem Hintergrund des übergreifenden Themas "Computerwelten - Alltagswelten" - vorgeschlagen, alltägliche Formen des Umgangs mit den Dingen im weiteren Kontext anderer mit Dingen ausgestatteter Welten zu betrachten; zum Beispiel den beruflichen Welten der Bedienung technischer Produktions- und Verwaltungsanlagen oder den Makro-Welten großer technischer Infrastrukturen.
"Das Thema mobiles Arbeiten ist in letzter Zeit durch die Entwicklung immer besserer mobiler Rechnersysteme wie Laptops und PDAs stark in den Vordergrund getreten. Diese Ausarbeitung soll sich mit einem anderen Bereich, nämlich dem der ultra-mobilen Geräte, den tragbaren, 'wearable' Computern befassen und konzentriert sich auf die Probleme hinsichtlich der Bedienschnittstellen für diese Systeme. Dabei beschränkt sich dieser Text auf den Bereich Hardware. Probleme betreffend der Software bzw. der GUI-Ergonomie wurden von uns explizit nicht betrachtet. Insbesondere sollen folgende Themen behandelt werden: Was wird zur Zeit unter dem Begriff Wearable Computer verstanden, wie werden solche Computer definiert und welche Anforderungen existieren bezüglich solcher Systeme? Welche Anforderungen an die Bedienschnittstellen ergeben sich durch diese Definition und wieweit werden momentan erhältliche Eingabegeräte diesen Anforderungen gerecht? Existieren Alternativkonzepte hinsichtlich des Begriffes Wearable Computing? Die Ergebisse der Behandlung dieser Fragestellungen sollen die folgende Thesen untermauern: Die durch die klassische Form der Computernutzung etablierte Desktop-Metapher behindert die Entwicklung von optimal an den Kontext wearable angepassten Anwendungen und Bedienschnittstellen. Die momentan verfügbaren Bedienschnittstellen für Wearable Computer sind im ergonomischen Sinne schlechtere Abbildungen der auf dem Desktop-PC gebräuchlichen Geräte. Die Richtung, in der die momentane Entwicklung im Bereich Wearable Computer und deren Bedienschnittstellen geht, ist nicht uneingeschränkt sinnvoll. Es besteht Bedarf, neue Alternativkonzepte zu entwickeln und bereits bestehende auf ihre Brauchbarkeit hin zu überprüfen, was eventuell in einer Neudefinition des Begriffes Wearable Computing resultieren könnte." (Autorenreferat)
"Der Beitrag berichtet von einem Teilergebnis der Untersuchung 'Computerbezogen denken, wahrnehmen, handeln oder wie sich Menschen zu einer Technik ins Verhältnis setzen'. Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, wie sich die Computertechnik einfügt in die subjektive Erlebniswelt von Software-Entwickler(inne)n, welche Bedürfnisse, Fähigkeiten, Werte sie anspricht, ja fordert, welche sie zurückweist, wie sie den Austausch des Subjekts mit seiner sozialen und gegenständlichen Umwelt beeinflußt auch über die Arbeitswelt hinaus und schließlich, welche gewerkschaftlichen Handlungskonsequenzen aus den Erkenntnissen gezogen werden können. 30 Software-Entwickler(innen) und 6 KI-Forscher(innen) sind in die Untersuchung einbezogen. Geschlechts- und altersspezifischen Gesichtspunkten wurde versucht Rechnung zu tragen, indem nach drei Altersgruppen unterschieden wurde (Jugendliche bis 20, 20-35jährige, über 35jährige) und Frauen und Männer bzw. Mädchen und Jungen zu gleichen Teilen vertreten sind. Das vorrangig verwendete Forschungsinstrument ist das thematisch strukturierte Interview." (Autorenreferat)