In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 703-706
"'Kultur' gewinnt eine immer größere Bedeutung nicht nur in den Wissenschaften, sondern auch in der Gesellschaft. Der Beitrag skizziert zunächst den Begriff der Kultur aus der Perspektive der Soziologie und Sozialwissenschaften. In der gegenwärtigen Diskussion lässt sich hier eine Verallgemeinerung des Kulturbegriffes, der unter dem Begriff des Kulturalismus gefasst und vom 'Soziologismus' unterscheiden werden kann. Dabei sollte genauer zwischen einem subjektivistischen und einem kollektivistischen Kulturalismus unterschieden werden. Um die damit verbundenen Probleme zu überwinden, entwickelt der Beitrag eine Theorie der Kultur, die sowohl das Soziale wie das Kulturelle und das Kollektive wie das Subjektive miteinander verbindet. Als Bindeglied dient dabei die Kommunikation, die als Grundlage der Kultur dient. In einem weiteren Abschnitt werden dann die grundlegenden Aspekte der Kommunikation – Zeichenhaftigkeit, Sozialität und Performanz – als Dimensionen der Kultur entwickelt. Abschließend wird dann die These der Diskursivierung der Kultur vorgestellt: Die Kultur verflüssigt sich zur Kommunikation, und zugleich wird sie selbst zu einem Inhalt der Kommunikation der Akteure." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 317-319
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 73-75
Der vorliegende Beitrag untersucht, in welcher Weise sich die politische Kultur der Bundesrepublik seit den 50er Jahren, als Gabriel Almond und Sidney Verba ihre klassische Studie "Civic Culture" durchführten, geändert hat. Diskutiert wird das "Beweismaterial" für die Behauptung eines deutschen "Sonderwegs" und eines spezifisch deutschen "Nationalcharakters". Anhand von den Ergebnissen von Umfrageforschungen wird dabei geklärt, ob die Deutschen nationalistischer sind als andere Völker, ob sie seit Gründung der Bundesrepublik demokratischer geworden sind sowie ihre Einstellungen zum Nationalsozialismus und Antisemitismus und die Einstellungen gegenüber Ausländern andererseits. Die Frage, ob sich die deutsche politische Kultur einer "Civic Culture" angenähert hat, ist anhand der Umfragedaten und entgegen dem manchmal aufgeregten Tenor der Medien eindeutig zu bejahen. Allerdings ist die deutsche Gesellschaft nach der Vereinigung fragmentierter geworden. Sie ist im Sinne E.K. Scheuchs am besten als das "patchwork" eines nur lose gekoppelten Systems mit hohen Schwellen der Indifferenz zwischen den einzelnen Funktionsbereichen und deren Eliten zu beschreiben. (pmb)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 417-419
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2813-2821
"Obwohl die international geführte Debatte über Nachhaltigkeit mit universalistischen Kategorien geführt wird, sind die globalen und lokalen Dimensionen, die in ihr stecken, nicht überzeugend miteinander verknüpft. Das wird deutlich an der Frage der mangelnden Einbindung von interkulturellem Wissen - und ihren TrägerInnen, den MigrantInnen - speziell in die Umweltbewegung. Das Paradigma der Nachhaltigkeit könnte jedoch mehr Wirkmacht entfalten, wenn es interkulturell verknüpft und kommuniziert wird. Nachhaltigkeit und die um diesen Begriff herum angesiedelte soziale Praxis könnten auf mehrfache Weise fruchtbar gemacht werden. Zum einen birgt sie eine Möglichkeit für MigrantInnen, ihre situierten Wissensbestände in einen relevanten Diskurs der Aufnahmegesellschaft einzuspeisen und sich dabei hiesige Praktiken habituell anzueignen. Andererseits wird durch die von MigrantInnen eingebrachten Aspekte die Nachhaltigkeitsdebatte um neue Wissens- und lebensweltliche Facetten bereichert. Sie erhält zugleich eine komplexere kulturelle Bedeutung. Die Gründe fürden großen Erfolg Interkultureller Gärten sind vor allem in ihrer spezifischen Positionierung in 'Zwischenräumen' zu suchen: Anders als andere Integrationsprojekte bilden die selbst initiierten Gärten eine (keinesfalls mit einer Einbahnstraße zu verwechselnde) Passage bzw. einen durch ihre eigene Praxis sich bildenden Übergang zwischen dem Herkunfts- und dem Aufnahmeland der GärtnerInnen sowie zwischen ihrer biografischen Vergangenheit und ihrer Gegenwart. Das Zusammenspiel mehrerer Faktoren macht die Interkulturellen Gärten zum privilegierten Ort der Produktion inter- oder transkulturellen Wissens. Die praktische Ebene des gemeinsamen Anbaus von Gartenfrüchten schließt auch das Teilen und Organisieren von Raum-Zeit und die kulturelle Repräsentation und Reflexion des 'Eigenen' gegenüber den jeweils anderen Kultur- bzw. Sinnzusammenhängen ein. Dieses öffentlich stattfindende und daher auch (zumindest mikro-) politisch bedeutsame Spiel kultureller Repräsentation gibt den beteiligten kulturellen Gruppen die Möglichkeit des Bergens ihrer eigenen kulturellen Besitztümer, die nun in Prozessen des Vermittelns, Verhandelns und Anerkennens in Beziehung zu anderen gesetzt werden. Die hier vollzogene Bewegung ist also - und das ist signifikant - eine doppelte: Zum einen sind bei den beteiligten Akteuren Prozesse des Bewahrens und der Abgrenzung ihrer eigenen kulturellen Identität zu beobachten. Andererseits geht damit eine reflexive Verortung dieser eigenen kulturellen Position in einer interkulturellen 'Landkarte' einher. Es scheint, dass genau diese Dialektik des Wieder-(Er-)Findens und der Neuverortung des eigenen Kulturrepertoires in Relation zu Anderen einen höchst effektiven Lernmechanismus von Selbst- und Weltaneignung in Gang setzt." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 33-45
In diesem Beitrag werden Struktur und Funktion kommunikativer Gattungen im Sinnhaushalt einer Gesellschaft skizziert. Zunächst wird der Frage nachgegangen, welcher wissenschaftstheoretische und gegenständliche Status einer Soziologie der Kultur und einer Soziologie der Kommunikation zuzuweisen ist. Es wird eine Teiltheorie kommunikativer Vorgänge vorgestellt, die sich für die Analyse des Zusammenhangs zwischen Handlungssionn, seiner kommunikativen Objektivierung und seiner Wirkung in Institution und Alltag eignet. Es werden zwei Strukturebenen bei den kommunikativen Gattungen und gattungsnahmen Verfestigungen kommunikativen Handelns unterschieden: eine Binnenstruktur und eine Außenstruktur. Kommunikative Gattungen werden verstanden als Lösungsmuster der spezifisch kommunikativen Probleme, die in einer Gesellschaft typisch auftreten und sie sind ein wichtiges gesellschaftliches Medium der Objektivierung von Sinn. (GF)
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 639-642
Es wird die Tradition und die Aktualität des Themas Kultur in der Stadt- und Regionalforschung aufgezeigt. Die Tradition des Themas begründet sich aus der Tatsache, daß sich die modernen Gesellschaften zunächst als städtische Gesellschaften entwickelt haben. Die politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Strukturen der Städte waren die Vorboten einer neuen Gesellschaft im Umbruch von der feudalen zur bürgerlichen Epoche. Die Aktualität des Themas Kultur für die Stadt- und Regionalforschung begründet sich darin, das im Prozeß des ökonomischen Strukturwandels Funktionen, die nicht unmittelbar mit Produktion und Handel zu tun haben, sowohl ökonomisch wie ideologisch eine größere Bedeutung gewinnen. So werden z. B. die ökonomischen Prosperität und die Wanderungsgewinne der südlichen Regionen der Bundesrepublik auf "kulturelle Faktoren" zurückgeführt. (GF)
Der Autor erinnert an Simone Weils Interesse für das Leben und die Lebensbedingungen der Arbeiter. "Fragt man sich, was Simone Weil den Arbeitern anbieten wollte, so kann man von der alten, von Marx kritisierten Trennung zwischen Handarbeit und Kopfarbeit ausgehen. Nach Simone Weil bestünde die wirkliche Revolution im Zugang der Arbeiter zu Wissen und Kultur." Der Autor berichtet über Weils theoretische und praktische Bemühungen um Arbeiterbildung, die im Kontext ihrer religiösen Vorstellungen gesehen werden. In ihrem zugrundeliegenden religiösen Schema "ist die Materie der Notwendigkeit unterworfen, das Gegebene, das nicht weiter Zurückführbare, das Übernatürliche aber gibt ihr eine Bedeutung für die Seele, die sich nach der Wahrheit sehnt." Der Autor fragt, wie der Übergang von diesen "schönen Gedanken" über die Kulturrevolution zur Umsetzung im täglichen Leben des Proletariers und des Bauern von Simone Weil konzipiert wird. Er beschreibt ihre Auffassung des bäuerlichen Lebens und geht abschließend auf die (kulturrevolutionäre) Rolle von Mythen und Märchen ein. (ICD)
"Die Wiederaufnahme von Vorstellungen über eine intergenerationelle Verfestigung chronischer Armut und deren subkulturelle Bedingtheit verweist auf die ältere 'culture of poverty'-Diskussion in der amerikanischen Kulturanthropologie und Soziologie. In diesem Artikel wird die Genealogie dieser Argumente, werden ihre Kritiken und Rezeptionen erörtert, und zwar vor dem Hintergrund, daß hier ein in der 'Dritten Welt' entstandenes Konzept auf industriegesellschaftliche Verhältnisse angewendet worden ist. Die amerikanische 'underclass'-Diskussion sowie verwandte Argumente in der deutschen und europäischen sozialpolitischen Debatte stehen jedoch vor veränderten Möglichkeiten der Überprüfung und besseren Datengrundlagen, die eine differenzierte Verwendung von kulturtheoretischen Erklärungen bei Armutslagen erforderlich machen." (Autorenreferat)
Um zu verstehen, wie die soziale Randgruppen bzw. ihre "Klientel" bei der Polizei ankommen und wie die Beamten mit ihnen umgeht, untersuchte eine empirische Studie mit verschiedenen Teilprojekten (enthalten im vorliegenden Sammelband) den Alltag der Polizei von 2001 bis 2004, die Situationen, die Polizeibeamte typischerweise im Umgang mit ethnischen Minderheiten und sozialen Randgruppen bewältigen müssen. Dazu gehörte vor allem, die die Polizei leitenden Normen, Wertvorstellungen und Handlungsweisen zu erkennen sowie die sich daraus ergebenden Probleme zu benennen und Lösungen aufzuzeigen. Zu diesem Zweck begleitete die Forschungsgruppe auch die operativen Kräfte der Duisburger Polizei bei ihren Einsätzen und befragte 245 Beamte zu ihrem alltäglichen Umgang mit türkischen Eckstehern, Aussiedlern, Obdachlosen, Drogensüchtigen, Asylbewerbern und Prostituierten. Die teilnehmenden Beobachtungen wurden in einem Feldtagebuch vermerkt. Zur Erforschung der anderen Seite der Polizeiarbeit befragten bzw. interviewten die Autoren Vertreter der Minderheiten und Randgruppen, um deren Wahrnehmung der Polizei zu erkunden. Darüber hinaus sprachen die Mitarbeiter der Forschungsgruppe mit Mitarbeitern unterschiedlicher Hilfseinrichtungen, die sich um die Sorgen und Nöte dieser Menschen kümmern. Ein Forschungsergebnis tritt besonders deutlich hervor: Die inneren Spannungen zwischen Polizei- und Polizistenkultur in der Praxis (cop culture) behindern nicht nur eine effektive und effiziente Kriminalitätsbekämpfung; sie führen darüber hinaus zur Demotivation und zu mangelnder Belastbarkeit der Beamten und zu einem gereizten Verhalten und einer rabiaten Vorgehensweise im beruflichen Alltag. Die Struktur der Polizei trägt daher ihren Teil dazu bei, wenn Einsatzsituationen operativer Kräfte eskalieren. (ICA2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 419-421
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 263-266