Die Frage nach der Überlebensfähigkeit der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK)1 ist wiederholt gestellt worden. Ihr Kollaps wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem Tod des langjährigen Führers Kim Il Sung 1994 und ebenfalls in der Zeit der schweren Hungersnot Mitte der 1990er-Jahre heraufbeschworen. Wie der Untergang der osteuropäischen sozialistischen Systeme historisch gezeigt hat, stellt eine ausreichende Legitimation2 einen Schlüssel für die Aufrechterhaltung eines Regimes dar, das vor allem in wirtschaftlichen Notlagen wie auch bei politischen Schlüsselereignissen in Gefahr gerät. Der Begriff Legitimation ist dabei freilich ein breit gefächerter. Man kann dennoch übereinstimmend davon ausgehen, dass das Regime zum einen eine materielle, leistungsbezogene Dimension erfüllen, zum anderen aber auch in normativer Hinsicht der Bevölkerung eine als überlegen angesehene Weltanschauung im weitesten Sinne liefern muss (vgl. unter vielen Merkel 1999: 63-67 und 125-127).
Der Liberalismus ist die Reflexionsform der politischen Moderne. Er bietet die begriffliche Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Lebensordnung von souveränen, autonomen Individuen. Die liberale Ordnung gründet im menschenrechtlichen Egalitarismus. Sie ist institutionalisiertes Menschenrecht und basiert auf dem Zusammenspiel der institutionellen Sphären des freien Marktes, der Herrschaft des Gesetzes, einer gewaltenteiligen Verfassung, der demokratischen Herrschaftsausübung und der offenen Gesellschaft. Alle diese Teilordnungen sind gleichermaßen Ausdruck der Freiheit und rechtlichen Gleichheit der Bürger.
Dieser Beitrag zeigt, inwiefern BRD-Verlagskonzerne und die Bundesregierung in ihrem Wirken zur DDR-Pressetransformation 1989/1990 den demokratischen Grundsatz der freien Presse als politisches Mittel nutzten und inwieweit sie diesem praktisch folgten. Im Namen der "demokratischen freien Presse" gestalteten sie die DDR-Presselandschaft vor allem entsprechend ihrer politischen und wirtschaftlichen Interessen; die Entmonopolisierung der Presse war zweitrangig. Alternative Visionen, wie sich eine freie demokratische Presse auch hätte gestalten können, blieben chancenlos.
Dieser Beitrag stellt die ökonomische Argumentationswissenschaft vor, die Ludwig von Mises praktiziert hat. Rekonstruiert werden seine Auseinandersetzung mit dem Sozialismus, seine konzeptionelle Neuausrichtung des Liberalismus und sein Beitrag zur Moraltheorie. ; This article introduces the economic approach to generate political arguments that has been employed by Ludwig von Mises. It reconstructs his approach against socialism, his works on liberalism, and finally his contribution to moral theory.
1. Einleitung: Aspekte der Militärgeschicht 2. Militärgeschichtsforschung zur Sengoku- und Oda-Toyotomi-Zeit (1) Zu den Kriegen in der Sengoku- und Oda-Toyotomi-Zeit (1467/77 bis 1600/03) (2) Feuerwaffen (3) Burgen und Schlösser (4) Militärorganisation und Kriegsdisziplin (5) Proviantlieferung, Rüstungsgüter und Handelsverkehr (6) Krieg und Gesellschaft 3. Militärgeschichtsforschung zur Edo-Zeit (1600/03–1868) (1) Kriegsgeschichtliche Untersuchungen (2) Die Schlosspolitik als Herrschaftsmittel (3) Mobilisierung der Truppen (4) Militär und Gesellschaft (5) Waffenbesitz und -gebrauch (6) Die Einführung der abendländischen Kriegstechnik und die Küstenverteidigung (7) Bauernsoldaten am Ende der Edo-Zeit (8) Gedächtnis des Krieges, Gefallenenkult und Ideologie 4. Schlussbetrachtung: Krieg und Frieden, Ausbau der Staatsgewalt
Im Staatsaufbau der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) spiegeln sich Elemente des konfuzianischen Modells wider, nur daß an der Spitze der gesellschaftlichen Pyramide nicht der Kaiser, sondern Kim Il-sung (resp. Kim Jong-il) steht. In der Autokratie von Führer (Alleinherrscher) sowie Partei- und Staatsapparat (auswechselbare Beamtenschaft) unterscheidet man zwischen dem hohen Genossen und dem niedrigen Genossen. Typisch für asiatische Verhältnisse ist der unbedingte Gehorsam gegenüber dem jeweils höheren Genossen. Den gesellschaftlichen Integrationsfaktor bildet die 1955 von Kim Il-sung entworfene Juche-("Eigenständigkeits"-)Theorie, die für sich in Anspruch nimmt, sämtliche Elemente progressiver Philosophie zu vereinigen. Außenpolitisch gesehen begründet sich darin das Bestreben, von Großmächten und Bündnissen unabhängig zu bleiben. Dagegen hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, daß die zum Erhalt der Unabhängigkeit notwendige außenwirtschaftliche Integration gerade im asiatischen Raum notwendig ist. Kim Il-sung referierte am 6. Juli 1994 - zwei Tage vor seinem Tod - vor Staats- und Parteifunktionären zu dieser Thematik. In diesem Kontext steht der Beitrittswunsch Nordkoreas zur asiatischen Entwicklungsbank im Februar dieses Jahres.
Der Beitrag untersucht am Beispiel des Sowjetföderalismus, wie institutionelle Blockaden des sowjetischen Verfassungsrechts die politische Transformation hin zu einem demokratischen Rechtsstaat in der Russländischen Föderation pfadabhängig scheitern liessen.
Ebola in Liberia, Sierra Leone und Guinea; Boko Haram in Nigeria; Revolution in Burkina Faso. Politische Entwicklungen in Westafrika sind Teil der täglichen Berichterstattung in Deutschland. Diese Ereignisse bieten Anlass, sich mit den politischen Strukturen und potentiellen Entwicklungen der Regime in Westafrika zu beschäftigen. In fünf westafrikanischen Ländern sind 2015 Präsidentschaftswahlen geplant. Nigeria macht am 28. März den Anfang. Es folgen dann Togo (Mitte April), Burkina Faso, Guinea und Côte d'Ivoire (alle im Oktober). Dieser Beitrag ist der Beginn einer vierteiligen Serie zu diesen Wahlen. Im ersten Teil werden allgemeine Trends der Regimeentwicklung in Westafrika vorgestellt und eine Analyse der Situation in Nigeria präsentiert. Im zweiten Teil geht es dann um die Wahlen in Togo, im dritten um die Wahlen im Oktober und schließlich im letzten Teil um einen Vergleich der fünf Wahlprozesse.
Die Arbeit zeichnet die Entwicklung der Europadiskurse in Ungarn vom Ausgang des 18. Jahrhundert bis zum Ende des Kommunismus nach. Sie zeigt die Vielfalt und Wandelbarkeit der Vorstellungen von und Bezugnahmen auf "Europa" durch Schriftsteller, Künstler, Politiker und Intellektuelle. Geprägt war der Diskurs vor allem durch ein beinahe permanent anzutreffendes Rückständigkeitsnarrativ. "Europa", das bedeutete meist Westeuropa, England, Frankreich, aber auch Deutschland. Zwar zählte man sich seit der Krönung des ersten ungarischen Königs Istvan I. im Jahre 1000 mit einer vom Papst gesandten Krone zu einem festen Bestandteil (West-)Europas, die Zugehörigkeit wurde aber durch die fehlende beziehungsweise verzögerte wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung häufig in Frage gestellt. Zudem sah man sich mit einer gewissen Ignoranz des Westens konfrontiert, der nur allzu oft sich selbst als eigentliches Europa darstelle und die Leistungen der Ungarn für den Schutz Europas, beispielsweise durch die Abwehr der Türken, nicht würdige. Dieses Isolationsmotiv zieht sich gleichsam wie ein roter Faden durch den Diskurs und wird vielfältig, aber ambivalent eingesetzt. Einerseits werden die niedergeschlagenen Aufstände 1848 und 1956, in denen "Europa" tatenlos zusah wie Ungarns Freiheitskampf von außen erstickt wurde, für eine Anklage des Westens und symbolische Überhöhung Ungarns als verlassener Vorkämpfer der Zivilisation instrumentalisiert, andererseits führt dieser Isolationsdiskurs häufig zu geradezu anti-europäischen Diskursbeiträgen, in denen Ungarn als ein Land des Ostens charakterisiert wird und westliche Wertvorstellungen und Errungenschaften negiert werden. Die verbreitetste diskursive Verortung Ungarns aber ist die, dass es die "Mitte" Europas" sei, ein Ort des Ausgleichs westlicher Moderne und östlicher Rückständigkeit, Bewahrer der ureigenen europäischen Werte. Diese Figur findet sich sowohl im national-liberalen Diskurs des 19. Jahrhunderts, als auch im Dissidentendiskurs der 1980er Jahre. Der ungarische Europadiskurs pendelte also, wie gezeigt wurde tatsächlich von West nach Ost, aber die Mitte war in der Perspektive der betrachteten 200 Jahre ein tradierter Rückzugs- und Bestimmungspunkt der ungarischen Identität in Europa und als Ausgleich der Extreme auch die Identität Europas selbst.:1. Einleitung.3 1.1. Thematische Vorbemerkungen.3 1.2 Methodische Vorbemerkungen.7 2. Liberalismus und Nationalismus als Modelle der "Europäisierung" – 1780-1848.10 2.1 Sprachnationalismus vs. Staatspatriotismus.12 2.2 Der Europadiskurs in Literatur und Historiographie.15 2.3 Der Europadiskurs im Vormärz-Ungarn.19 2.3.1 "Fährenland" nach Europa – István Graf Széchenyi.19 2.3.2 Wider den Osten – Miklós Wesselényi.22 2.3.4 Die westliche Mitte – Lajos Kossuth.25 3. Revolution und Neoabsolutismus – 1848-1867.30 3.1 Die Revolution in Ungarn im europäischen Kontext.30 3.1.1 Vorstoß.31 3.1.2 Rückschlag.34 3.2 Ungarn im Neoabsolutismus – Europa im Exil.37 3.2.1 Nicht ohne Österreich – Zsigmond Kemény.39 3.2.2 Die herrschenden Ideen in Europa – József Eötvös.39 3.2.3 Zerfall Österreichs und neuer Bund für Europa – Mihály Táncsics.43 3.2.4 Mahnung aus dem Exil – Kossuths "Donaubund".45 3.2.5 Nationalstaat statt Föderation – Der Königsweg für Europa?.48 4. K.u.K. in Europa – 1867-1918.50 4.1 Die "Europäizität Ungarns" im Dualismus .50 4.1.1 Das Nationalitätengesetz als Beitrag zur "Europäisierung".51 4.1.2 Wirtschaftlicher Anschluss an Europa? .54 4.1.3 Die Innen- und Außenpolitik der "Tisza-Ära".56 4.1.4 Historiographie zwischen "kuruz" und "labanc".57 4.2 "Fährenland" zwischen Ost und West – 1890-1918.59 4.2.1 Marschrichtung Osten – Von Großungarn zum Turanischen Reich.61 4.2.2 Marschrichtung Westen – Die bürgerlichen Radikalen und der erneuerte Föderationsgedanke.65 4.2.3 Ungarn in "Mitteleuropa".69 5. Zwischen Isolation und Europaeuphorie – 1918-1945.72 5.1 Das Ende der Monarchie und die Phase der Experimente – 1918-1920.72 5.1.1 Europas Zusammenbruch und Zukunft – Oszkár Jászi.73 5.1.2 Neues Europa durch neue Staaten – József Pásztor.76 5.1.3 Die Räterepublik und Europa.80 5.2 Revision und Föderation – Der Europadiskurs der zwanziger und dreißiger Jahre.82 5.2.1 Die Friedensverhandlungen in Trianon.83 5.2.2 Der Revisionismus als dominanter Denkstil der Zwischenkriegszeit.84 5.2.3 Die "Östliche Schweiz" – Oszkár Jászi.87 5.2.4 Das neue "Hungaria" in Europa – Lászlo Ottlik.90 5.2.5 Die Pan-Europa Bewegung in Ungarn.92 5.2.6 Das neue Mitteleuropa – Elemér Hantos.94 5.2.7 Ungarn in Osteuropa – Tivadar Raith und Dezső Szabó.97 5.3 Das "rechte" Europa.100 6. Ungarn im "Osten" – Der Europa-Diskurs in der Volksrepublik – 1945-1990.107 6.1 Ungarn zwischen "Ost" und "West".107 6.1.1 Der Ausgang des Krieges und die Etablierung des Stalinismus.107 6.1.2 Die Misere Osteuropas – István Bibó.109 6.2 Aspekte einer eigenständigen außenpolitischen Konzeption – 1956 als Versuch der Rückkehr nach Europa.113 6.2.1 Neutralität in Europa – Imre Nagy.113 6.2.2 1956 – Eine Revolution für Europa.116 6.3 Die Historiographie und der Mitteleuropadiskurs der 1980er Jahre.119 6.3.1 Ungarn als östliches Zerrbild des Westens – Jenő Szűcs.121 6.3.2 Die unvollständige Modernisierung – Iván T. Berend.123 6.3.3 Ungarn in Mitteleuropa – György Konrád.125 7. Resumee.128 8. Quellen und Literaturverzeichnis 8.1 Quellen 8.1.1 Internet-Quellen 8.1.2 gedruckte Quellen 8.2 Sekundärliteratur 8.2.1 selbstständige Beiträge 8.2.2 unselbstständige Beiträge ; The article starts with the notion of a remarkable research deficit (within the wider field of historically oriented European studies) regarding the thinking and discourses on "Europe" in East Central Europe, especially in Hungary. This desiderate could be explained by the partition of the continent through the Iron Curtain lasting for fourty years, what seemed to exclude these countries from Europe in several respects. Nevertheless there was and is a reconstructable, various if plural discourse on the place of Hungary in Europe. It was tightly linked with the discourses on the nation-state and on modernization in the 19th century, while the country was part of the Austrian monarchy of Habsburg. Thus it received main impulses from Western Europe, whose development was taken as an ideal to follow. The East, particularly Russia, was in contrast considered as the non-european "other", the enemy of liberty and progress. Despite this notion, there were remarkable attempts to frame Hungary in an Eastern context, espeacially through the idea of "Turan", that claimed a tribal community between Hungarians, Turks and Iranians, which should unite in a common empire. However catching up to the West remained the dominant goal, but was complicated by the structural, economic and cultural differences that lasted on feudal and agrarian Hungary until the beginning of the 20th century. Yet "Europe" was not only a model, it was also a, rather metaphysic and symbolic, institution to which the country appealed for support during the revolutions 1848 and 1956. Both upheavels against an imperial enemy, Habsburg and the Soviet Union, failed and Hungarians felt abandoned by the West, that is Europe. As a consequence of these gaps and failures the idea of Hungary as a part of Central Europe, a special region of small states between the Great powers in the East and the West with a specific identity was conceived. This concept also included the vision of a joint federation to facilitate the negotiations of the everlasting national and ethnic conflicts of the region. It can be found within the texts of 19th century liberal politicians like István Széchenyi, who shaped the metaphor of Hungary as a "ferry-land", and Lajos Kossuth, who presented the first plan for Danubian Federation, Interwar-politicians like Oszkár Jászi and anti-soviet dissidents like György Konrád in the 1980ies. According to these and other protagonists of the discourse, the "centre" can be classified as the ultimate place of Hungary in Europe throughout the centuries, sharing and preserving the European Heritage.:1. Einleitung.3 1.1. Thematische Vorbemerkungen.3 1.2 Methodische Vorbemerkungen.7 2. Liberalismus und Nationalismus als Modelle der "Europäisierung" – 1780-1848.10 2.1 Sprachnationalismus vs. Staatspatriotismus.12 2.2 Der Europadiskurs in Literatur und Historiographie.15 2.3 Der Europadiskurs im Vormärz-Ungarn.19 2.3.1 "Fährenland" nach Europa – István Graf Széchenyi.19 2.3.2 Wider den Osten – Miklós Wesselényi.22 2.3.4 Die westliche Mitte – Lajos Kossuth.25 3. Revolution und Neoabsolutismus – 1848-1867.30 3.1 Die Revolution in Ungarn im europäischen Kontext.30 3.1.1 Vorstoß.31 3.1.2 Rückschlag.34 3.2 Ungarn im Neoabsolutismus – Europa im Exil.37 3.2.1 Nicht ohne Österreich – Zsigmond Kemény.39 3.2.2 Die herrschenden Ideen in Europa – József Eötvös.39 3.2.3 Zerfall Österreichs und neuer Bund für Europa – Mihály Táncsics.43 3.2.4 Mahnung aus dem Exil – Kossuths "Donaubund".45 3.2.5 Nationalstaat statt Föderation – Der Königsweg für Europa?.48 4. K.u.K. in Europa – 1867-1918.50 4.1 Die "Europäizität Ungarns" im Dualismus .50 4.1.1 Das Nationalitätengesetz als Beitrag zur "Europäisierung".51 4.1.2 Wirtschaftlicher Anschluss an Europa? .54 4.1.3 Die Innen- und Außenpolitik der "Tisza-Ära".56 4.1.4 Historiographie zwischen "kuruz" und "labanc".57 4.2 "Fährenland" zwischen Ost und West – 1890-1918.59 4.2.1 Marschrichtung Osten – Von Großungarn zum Turanischen Reich.61 4.2.2 Marschrichtung Westen – Die bürgerlichen Radikalen und der erneuerte Föderationsgedanke.65 4.2.3 Ungarn in "Mitteleuropa".69 5. Zwischen Isolation und Europaeuphorie – 1918-1945.72 5.1 Das Ende der Monarchie und die Phase der Experimente – 1918-1920.72 5.1.1 Europas Zusammenbruch und Zukunft – Oszkár Jászi.73 5.1.2 Neues Europa durch neue Staaten – József Pásztor.76 5.1.3 Die Räterepublik und Europa.80 5.2 Revision und Föderation – Der Europadiskurs der zwanziger und dreißiger Jahre.82 5.2.1 Die Friedensverhandlungen in Trianon.83 5.2.2 Der Revisionismus als dominanter Denkstil der Zwischenkriegszeit.84 5.2.3 Die "Östliche Schweiz" – Oszkár Jászi.87 5.2.4 Das neue "Hungaria" in Europa – Lászlo Ottlik.90 5.2.5 Die Pan-Europa Bewegung in Ungarn.92 5.2.6 Das neue Mitteleuropa – Elemér Hantos.94 5.2.7 Ungarn in Osteuropa – Tivadar Raith und Dezső Szabó.97 5.3 Das "rechte" Europa.100 6. Ungarn im "Osten" – Der Europa-Diskurs in der Volksrepublik – 1945-1990.107 6.1 Ungarn zwischen "Ost" und "West".107 6.1.1 Der Ausgang des Krieges und die Etablierung des Stalinismus.107 6.1.2 Die Misere Osteuropas – István Bibó.109 6.2 Aspekte einer eigenständigen außenpolitischen Konzeption – 1956 als Versuch der Rückkehr nach Europa.113 6.2.1 Neutralität in Europa – Imre Nagy.113 6.2.2 1956 – Eine Revolution für Europa.116 6.3 Die Historiographie und der Mitteleuropadiskurs der 1980er Jahre.119 6.3.1 Ungarn als östliches Zerrbild des Westens – Jenő Szűcs.121 6.3.2 Die unvollständige Modernisierung – Iván T. Berend.123 6.3.3 Ungarn in Mitteleuropa – György Konrád.125 7. Resumee.128 8. Quellen und Literaturverzeichnis 8.1 Quellen 8.1.1 Internet-Quellen 8.1.2 gedruckte Quellen 8.2 Sekundärliteratur 8.2.1 selbstständige Beiträge 8.2.2 unselbstständige Beiträge
Ein aufschlussreiches Beispiel für adelige Versuche, die politische Entwicklung in Europa nach 1945 zu beeinflussen, ist das in Spanien gegründete Centre européen de documentation et d 'information (CEDI). Zu seinen Protagonisten zählten Otto von Habsburg sowie Mitglieder der fürstlichen Familien von Liechtenstein und Waldburg-Zeil, die sich im CEDI mit konservativen Politikern, Militärs und Geschäftsleuten aus Westeuropa trafen. Mit dem kollektivbiographischen Ansatz der ›Biographies croisées‹ soll insbesondere die Rolle von Adeligen im CEDI näher untersucht werden. Auf Basis bisheriger Quellenarbeit lässt sich die Hypothese formulieren, das CEDI habe der Demokratie gegenüber zunächst sehr skeptische Teile des Konservatismus an ›westliche‹ Werte herangeführt. Dies trifft vor allem für seine adeligen Mitglieder zu, die zwar weiterhin politischen Einfluss nehmen konnten, gleichzeitig aber einen Gesinnungswandel von autoritärem Denken hin zu demokratischen Vorstellungen vollzogen.
Dieser Aufsatz untersucht die wirtschafts- und unternehmensethischen Arbeiten von William Baumol und rekonstruiert seine ökonomische Erklärung für die spektakulären Wachstumserfolge westlicher Marktwirtschaften. ; This article analyzes William Baumol's contributions to economics ethics and to business ethics. Furthermore, it reconstructs his economic explanation of the spectacular growth success experienced in Western market societies.
Dieses Buch zeichnet eine wissenschaftliche Biografie nach und reflektiert so die Entwicklung der gendersensiblen Politikwissenschaft: Die Herkunft aus der Kritischen Theorie mit der sichtbaren Rückbindung an deren Paradigmen, die politikwissenschaftliche Beschäftigung mit Arbeit als zentralem 'Knackpunkt' genderspezifischer Theorie und Politik, die Diskussion um politische Sozialisation als Hemmschuh und gleichzeitiger Ansatzpunkt frauenspezifischer Emanzipation und schließlich Globalisierung in ihrer Bedeutung als Chance und Gefahr für eine geschlechtergerechte Demokratie. (Autorenreferat)
Umwelt- und Entwicklungspolitik als internationales Politikfeld zur Lösung und Steuerung einer globalen Umwelt- und Entwicklungskrise konstituiert sich über die interdependenten Handlungsfelder Umweltschutz (Ökologie), wirtschaftliche Entwicklung (Ökonomie) und soziale Gerechtigkeit (Soziales). Die unterschiedlichen Problemstellungen und Zielsetzungen in den verschiedenen Handlungsfeldern der Umwelt- und Entwicklungspolitik werden unter dem Leitbild Nachhaltige Entwicklung als konvergierende Steuerungsaufgaben mit integrierenden Lösungsansätzen konzipiert, die synergistische Effekte zwischen den Handlungsfeldern gewährleisten sollen. Die Praxis der Umwelt- und Entwicklungspolitik ist dagegen durch vielfältige Widersprüche, divergierende Interessen und Zielkonflikte hinsichtlich der unterschiedlichen Handlungsfelder sowie durch kontroverse Ideologien und ambivalente Auswirkungen von Maßnahmen geprägt. Am Beispiel waldbezogener deutscher Entwicklungszusammenarbeit in den Partnerländern Indonesien, Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo untersucht dieser Artikel Diskrepanzen zwischen diskursiver Rahmung und praktischer Umsetzung der Umwelt- und Entwicklungspolitik mit einem Fokus auf unterschiedliche Gewichtungen ökologischer, ökonomischer und sozialer Zielsetzungen. Unter dieser Perspektive werden Konzeptionen, Fördermittel, Programme, Organisationen und Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit analysiert. Zur Konzeptualisierung unterschiedlicher Ansätze in der Umwelt- und Entwicklungspolitik werden die Mindsets 'Governance', 'Wettbewerb' und 'Empowerment' unterschieden, die als diskursiv differenzierte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsmuster zwischen Diskurs und Praxis vermitteln. Sie können auch für eine reflexive und deliberative Gestaltung der Entwicklungszusammenarbeit genutzt werden.
Pakistan und Israel wurden in der Literatur klassischerweise den new states/ nations zugeordnet, nachdem sie 1947 bzw. 1948 schrittweise in die Unabhängigkeit entlassen wurden. Die vorliegende Arbeit hat, unter Berücksichtigung des jeweils spezifischen kolonialen historischen Kontextes, das Element der Fremdherrschaft sowohl in der Selbstwahrnehmung der Staaten als auch im Prozess der Entwicklung einer "indigenen" Kulturnation zur Sprache gebracht. Territorial-politisch war die Transformation hin zu einem souveränen Staat ein einschneidendes Ereignis und bleibt bis heute auf allen im Projekt untersuchten Vergleichsebenen ein zentraler Bezugsrahmen. Bereits vor der Staatsgründung hatten sich ethnische, religiöse und politische Gegensätze gewaltförmig geäußert und sich unmittelbar nach Staatsgründung in Form von Kriegen fortgesetzt. Im Falle von Pakistan hat sich mit der politischen und konfessionellen Teilung des indischen Subkontinents der pakistanisch-indische Gegensatz etabliert und dauerhaft gefestigt. Dieser vielbeschworene Antagonismus hat sich in der 65-jährigen Geschichte des Landes am deutlichsten in drei Kriegen und weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen sowie der nuklearen Mobilisierung in 1998 und 2001/02 geäußert. Israels Unabhängigkeitserklärung und die starke Polarisierung zwischen Unterstützer-Kräften der ersten Stunde auf der einen, und einem arabisch und nicht-arabischen Block feindlicher muslimischer Staaten hat sich im wesentlichen bis zum heutigen Tage erhalten.Der Kashmir-Konflikt als regelmäßig wiederkehrendes Epizentrum des IndoPak-Konflikts ist, ähnlich der Konfliktmenge zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten und dem israelisch-palästinensischem Komplex genuin ein Territorialkonflikt. Im Hinblick auf die untersuchten Aspekte der Staatsideologie beider Länder wurde die steigende Diskursfähigkeit alternativer Deutungsansätze sowie der gesellschaftspolitische Einfluss ihrer Repräsentanten herausgearbeitet. Das markanteste Narrativ bietet hier die genuin religiöse Interpretation des Territoriums, des Staates und der Nation. Beide Staatsgründungen stützten sich auf eine ähnliche Argumentation, wonach die Glaubens gemeinschaft der Muslime auf dem indischen Subkontinent, ähnlich der zionistischen Bewe gung mit ihrer Idee eines Judenstaates eine sichere Heimstätte und staatliche Souveränität so wohl als Garant existentieller physischer Sicherheit als auch als Absicherung der eigenen wiederentdeckten kulturellen Tradition und ihrer neuen Elemente forderte. Diesem etablierten Narrativ sind die Beiträge neuerer Historiker und Soziologen kontrastiv gegenüberzustellen, da sie z.B. primär wirtschaftliche und politische Eliten als Hauptantriebskräfte hinter der Unabhängigkeit sehen. Deren insbesondere ethnische Zugehörigkeit habe, so das Alternativ-Narrativ, zukünftige Proporz- und Machtverhältnisse eingeleitet und etabliert. Die Rolle der Religion ist in beiden historischen Ereignissen der Staatsgründung zentral: Die Sakralisierung der Staatsidee, gefördert von der Gründungselite entgegen ihrer z.T. atheistischen Orientierung, sicherte die Unterstützung ehemals kritischer gesellschaftlicher Gruppen und insbesondere der religiösen traditionellen Eliten. Eines der Hauptproblemfelder beider Staaten ist im Spannungsverhältnis zwischen der Statusbestimmung der Religion in Opposition zu säkularer moderner Staatlichkeit zu sehen: Seit der Gründung wird dieser Konflikt am deutlichsten in der verfassungsrechtlichen Auseinandersetzung zwischen religiöser und säkularer Interpretation. Die religiöse Legitimation des Staates und ihre ideologische Integration wurde zur Arena eines Kulturkampfes, in der sich religiöse Parteien und Gruppen auf die Religion als Staatsreligion berufen und die Übereinstimmung staatlicher Gesetze mit den Prinzipien von Qur'an und Sunna bzw. der Torah fordern. Genauso trägt der Status der Verfassung maßgeblich zum "theologischen Dilemma" beider Staaten bei. Verhandlungen über eine Verhältnisbestimmung der Religion in der Verfassung scheiterten angesichts der klaffenden Abweichungen zwischen säkularen und religiösen Entwürfen, die u.a. die Gottessouveränität einschlossen, bereits im Vorfeld der Staatsgründung. Israel verfügt über keine schriftlich fixierte Verfassung, einzelne Basic Laws sollen den Rahmen für eine spätere Ausarbeitung der Verfassung bilden. In Pakistan verlief der Kampf um eine demokratische Verfassung parallel zum politischen Machtkampf zwischen aufeinander folgenden Militärregimes und Versuchen der politischen Führung, ihre Autonomie zu wahren. Eigene Einrichtungen wachen in beiden Ländern über die Übereinstimmung staatlicher Gesetzgebung mit religiösem Recht und versuchen die Anforderungen des modernen öffentlichen Lebens mit den religiösen traditionellen Anforderungen zu harmonisieren. Innerhalb dieser staatlichen Institutionen macht sich seit den 1980er Jahren vermehrt ein sektiererischer Konflikt um die Partizipation unterschiedlicher Strömungen und die Deutungshoheit über die Rolle der Religion im Staat bemerkbar. Die Unterteilung des Rechtswesens in konkurrierende säkulare1434 und religiöse Gerichtsbarkeiten erweist sich vor allem in Personenstandsfragen als problematisch und birgt ein steigendes gesellschaftliches Konfliktpotential. Allgemein macht sich im Hinblick auf die Rolle und den Einfluss von Religion in Gesellschaft und Politik eine deutliche Abweichung bemerkbar: Während in der pakistanischen Öffentlichkeit die klassische Trennlinie zwischen dem Religiösen und dem Säkularen bereits vor der Gründung an der Überbetonung des Islam als zentraler Grundstein des pakistanischen Nationalismus an Schärfe verlor und durch innere und äußere Einflüsse spätestens seit den 1980er Jahren ein gesellschaftlicher Wandel hin zu einem öffentlichen religiösen Konservativismus erfolgte, weist Israel eine entgegengesetzte Entwicklung auf. Entgegen der fundamentalen Kritik am Säkularisierungsparadigma deutet der Querschnitt der verfügbaren Erhebungen an, dass sich eine deutliche Mehrheit der israelischen Gesellschaft nach ihrem Eigenverständnis als säkulare Juden sieht, welche zwar an kulturellen jüdischen Normen festhalten mag, jedoch eine öffentliche Rolle der Religion ablehnt. Allgemein weisen beide hochkomplexen Gesellschaften religiöse, ethnische und politische Fragmentierungen auf, welche Desintegration begünstigt. Trotz, oder gerade aufgrund staatlicher Integrationsbemühungen und ihrer Erstarrung in ideologischen Pfadabhängigkeiten, welche sich zunehmend immun gegen eine Anpassung an aktuelle Entwicklungen erweisen, werden die immanenten Interessengegensätze zunehmend über die Identitätspolitik alternativer nicht-staatlicher Anbieter und ihre Narrative artikuliert. In den institutionellen Rahmenbedingungen des modernen Staates liegen die Hauptunterschiede zwischen beiden Ländern: Pakistan weist eine der am schnellsten wachsenden und jüngsten Bevölkerungen der Welt auf mit derzeit rund 180 Millionen Menschen. Derzeit ist noch immer fraglich, ob sich die demokratisch legitimierte zivile Regierung bis zu den Wahlen im nächsten Jahr halten kann und damit als erste Regierung des Landes eine volle Legislaturperiode regieren wird. Politische Instabilität durch Militärinterventionen und Legitimationsdefizite der politisch-zivilen Elite ist in Pakistan endemisch. Starke Institutionen sind das Militär, die Zivilbürokratie sowie die landbesitzenden Feudaleliten. Dagegen verfügt Israel über eine Bevölkerung von knapp acht Millionen Einwohnern und hat trotz der starken Stellung des Militärs, welches vermehrt zu einem politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger sowie gesellschaftlich zur Schule der Nation wurde, die Autonomie der politisch-zivilen Machtsphäre gewahrt. Die "Geburt im Krieg", die anhaltende sicherheitspolitische Bedrohungslage und die staatliche Militarisierung (security state) sowie die Wehrhaftigkeit von Institutionen und Gesellschaft (securitization) weisen zudem signifikante Parallelen auf.
Im Zuge der schwersten Wirtschaftskrisen Kubas, dem sogenannten período especial en tiempos de paz, kam es zu zahlreichen Innovationen im literarischen Schaffen auf der Insel. Diese sind sowohl im Aufkommen neuartiger, als postmodern zu verstehender, literarischer Techniken als auch – und dies vor allem – im thematischen Bereich nachzuweisen. So erobert der gesellschaftliche underground in und außerhalb der Bücher die Kulturszene und zeigt aufgrund seiner vielfältigen, bunten und nicht immer widerspruchsfreien Artikulation auf, dass eine gesellschaftliche Utopie von demokratischer Vielfalt in der Einheit auch und gerade durch die große kubanische Krise denk- und aushandelbar wird. ; In the course of Cuba's worst economic crisis, the so called período especial en tiempos de paz, various innovations of literary work emerged on the island. These works are to be understood in their emergence as newly, postmodern, literary techniques, as well as – and especially – in their thematic field. The social underground within and beyond books seizes the cultural scene and shows due to its diverse, colorful and at times contradictory articulation that a social utopia of democratic diversity in its unity becomes conceivable and negotiable also and especially through the big Cuban crisis.