Determinanten der Fachwahl
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 28, Heft 1, S. 127-141
ISSN: 0023-2653
Ausgehend von der Hypothese, daß ein schichtspezifischer Selektionsprozeß zur Entscheidung für ein bestimmtes Studienfach führt, wurden in Linz/Österreich 450 Studenten (Zufallsauswahl, Rücksendequote 85 Prozent) postalisch befragt. Die erfaßten Variablenbereiche waren 1.) soziale Herkunft (Bildung, Beruf und Einkommen der Eltern), 2.) Geschwisterzahl, 3.) Persönlichkeit (mit Skalen gemessen, die aus der Literatur übernommen wurden: Autoritarismusskala etc.), 4.) Gesellschaftsbild ("Status-quo-Distanz-Skala") und 5.) Berufserwartungen des Einzelnen (Prioritäten: soziales Engagement, Belohnung, Kreativität). Im ganzen handelt es sich um 17 Variablen, die die Studienwahl signifikant erklären können. Im einzelnen werden die Determinanten für die jeweiligen Studienfächer (Soziologie, Jura, Wirtschaftspädagogik, Betriebswirtschaft) dargestellt. In allen Variablenbereichen gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Fächern. Ein theoretisches Modell der Fächerwahl wird entwickelt und im wesentlichen durch den Vergleich mit einer früher in Linz durchgeführten Untersuchung bestätigt: die wichtigsten Variablen sind Studienmotivation und Persönlichkeitsmerkmale. Ein rekursives Pfadmodell (Kausalbeziehungen zwischen den unabhängigen Variablen), das die Variablen Persönlichkeit, Gesellschaftsbild, Berufsanforderungen, Geschwisterzahl und Herkunft erfaßt, bestätigt die Ausgangshypothese: die soziale Herkunft ist die zentrale unabhängige Variable. (JL)