Deutschland
In: Arbeitsbeziehungen und sozialer Dialog im alten und neuen Europa. Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Kooperationen., S. 49-89
Der Beitrag gibt einen Überblick über die industriellen Beziehungen in Deutschland. Die industriellen Beziehungen in Deutschland basieren auf gewachsenen Kulturen der Konsensfindung und dem bewährten Einsatz von Instrumentarien zur politischen und wirtschaftlichen Problemlösung. Dadurch sind diese hochgradig sozialpartnerschaftlich - korporatistisch - angelegt und weniger konfliktorisch als in anderen Teilen Europas. Geprägt werden die industriellen Beziehungen in Deutschland hauptsächlich durch ihre Dualität als institutionelle Trennung von Tarifautonomie und Betriebsverfassung. Vor dem Hintergrund der nachlassenden Prägekraft des deutschen Tarifsystems ist eine zunehmende Tendenz zur Vertrieblichung der industriellen Beziehungen in Deutschland unverkennbar. Für die deutschen industriellen Beziehungen, die ohnehin seit der Osterweiterung der Europäischen Union einer europäischen Regimekonkurrenz von eher Arbeitgeber dominierten und betriebsbezogenen Systemen ausgesetzt sind, ergeben sich zudem weitere Herausforderungen durch die Zunahme atypischer und prekärer Beschäftigung und dem Entstehen eines umfangreichen Niedriglohnsektors. Mindestlöhne und der europäische Handlungsansatz Flexicurity könnten auf diese Veränderungen der industriellen Beziehungen in Deutschland eine sozial- und tarifpolitische Antwort sein. (ICA2).