Staatsverschuldung in Deutschland, die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 2004
"Die öffentliche Verschuldung ist nach wie vor eine kontrovers diskutierte Einnahmeart des Staates. Sie war es bereits in früheren Jahrhunderten, als sich prunksüchtige Herrscher für ihre Bautätigkeit hoch verschuldeten (als Beispiel: die kurbayerische Verschuldungspolitik im 17. und 18. Jahrhundert, siehe Zimmermann, H., 1999: Ökonomische Rechtfertigung einer kontinuierlichen Staatsverschuldung, in: Henke, K.-D. (Hrsg.), 1999: Zur Zukunft der Staatsfinanzierung. Baden-Baden, S. 159). Vor dem Hintergrund der Höhe des öffentlichen Schuldenstandes ist die Diskussion über die theoretisch-ökonomischen Grundlagen und die rechtlichen Begrenzungen hochaktuell. Hinzu kommen die Europäische Währungsunion und der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt, die für Deutschland völlig neue Verschuldungsbegrenzungen mit sich gebracht haben. Die Fragen nach der Berechtigung und der Begrenzung der Staatsverschuldung sind nicht neu, sondern bereits seit dem 19. Jahrhundert wichtige Themen in der finanz- und staatswissenschaftlichen Diskussion. Die Besonderheit des Themas 'Staatsverschuldung' besteht darin, dass es sich nicht auf ein Fachgebiet beschränkt, sondern fachübergreifend aus ökonomischer und juristischer Sicht diskutiert werden muss. Schließlich sind politische und institutionelle Faktoren in die Überlegungen einzubeziehen" (Wucherpfennig, a.a.O., S.17). Die mit der öffentlichen Verschuldung verbundenen Fragen sind im Grenzbereich zwischen Nationalökonomie, Jurisprudenz und Politik angesiedelt. Eine Folge davon ist, dass die eine Fachrichtung nicht an den Erkenntnissen vorübergehen kann, zu denen die andere gelangt ist. Im ersten Teil der Arbeit werden die Entwicklung der Staatsverschuldung und der Konjunkturpolitik in der Bunderepublik Deutschland, die Problematik steigender Staatsverschuldung, die Konsolidierungsbemühungen und die juristische Diskussion zusammenfassend behandelt. Im zweiten Teil wird die Entwicklung der Staatsverschuldung in der Bundesrepublik Deutschland von 1950 bis 2004 empirisch dargestellt. Neben der absoluten Höhe der Nettoneuverschuldung und des Schuldenstandes interessiert insbesondere die Relation zu anderen finanzwissenschaftlichen Daten. "Der Schuldenstand und die jährliche Belastung durch Zins- und Tilgungsleistungen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern sind in Relation zu Bruttoinlandsprodukt und zum Haushaltsvolumen zu setzen. Entscheidend sind Relationen, die die Belastung der öffentlichen Haushalte und der Volkswirtschaft durch die Staatsverschuldung und die mit ihr verbundenen Zinslasten zum Ausdruck bringen. Diese sind aussagekräftiger als die absolute Höhe des Schuldenstandes, der Neuverschuldung oder der Zinslasten. Deswegen wird von der Darstellung 'pro-Kopf – bezogener' Zahlen abgesehen. Es hat sich gezeigt, dass die Pro-Kopf - Verschuldung einer Gebietskörperschaft keine aussagefähige Größe im Hinblick auf die damit verbundene finanzielle Belastung darstellt " (Wucherpfennig, a.a.O., S. 31).
Im dritten Teil geht es um die wirtschaftstheoretischen Grundlagen, die für die Beurteilung der Staatsverschuldung eine wichtige Rolle spielen. "Mit Hilfe der Aufnahme von Krediten ist der Staat in der Lage, seine Handlungsmöglichkeiten durch die Ausdehnung der Einnahmeseite kurzfristig erheblich zu erweitern. 'die Folge ist die mittel- und langfristige Belastung der Ausgabenseite durch Zins- und Tilgungslasten. Diese unterschiedlichen kurz- und langfristigen Aspekte der Staatsverschuldung haben in der Finanzwissenschaft zu einer kontroversen Beurteilung geführt. Entsprechend unterschiedlich fällt die Bewertung der Zuverlässigkeit bzw. Notwendigkeit staatlicher Verschuldung aus. In dem 3. Teil werden daher ausgewählte wirtschaftstheoretische Ansätze dazu vorgestellt" (Wucherpfennig, a.a.O., S. 54f). Im vierten Teil geht es um die Staatsverschuldung als Rechtsproblem.
Datentabellen in HISTAT:
A.01 Nettokreditaufnahme und Defizitquote des öffentlichen Gesamthaushalts (1950-2004)
A.02 Schuldenstand und Schuldenstandsquote des öffentlichen Gesamthaushalts (1950-2004)
A.03 Nettokreditaufnahme und Schuldenstand des Bundes (1950-2004)
A.04 Zinsausgaben und Zins-Ausgabenquote des Bundes (1950-2004)
A.05 Zins-Steuerquote und Kreditfinanzierungsquote des Bundes (1950-2004)