Der Beitrag behandelt aus soziologischer Sicht die Geschichte der katholischen Wohlfahrtseinrichtungen in den USA. Die Ausführungen machen deutlich, dass deren Entwicklung in enger Beziehung zu allgemeineren Entwicklungen in der der Politik und Gesellschaft steht und mit dem sozialen und wirtschaftlichen Status der Katholiken in den USA zusammenhängt. Die Darstellung gliedert sich in folgende Zeitabschnitte: (1) die Caritas im 19. Jahrhundert im Dienste des katholischen Milieus, (2) die Zentralisierung und Professionalisierung der Catholic Charities ab 1910 bis in die 1930er Jahre, (3) die Katholiken auf dem Weg in die Mittelschicht ab den 1950er Jahren bis zu den 1990er Jahren, (4) die Etablierung der Nonprofit-Organisationen als Teil des Wohlfahrtsstaates seit 1900 sowie (5) die Reform der Sozialhilfe und die neue Rolle von 'glaubensbasierten Organisationen' in den 1990er Jahren. Die Catholic Charities USA sind inzwischen ein nationales Netzwerk von sozialen Dienstleistungseinrichtungen und als solches in den Vereinigten Staaten die größte Nichtregierungs-Organisation für soziale Dienste. (ICG2)
Unter dem Themenkomplex 'Governanceformen und Projektökologien im Entwicklungskontext von Stadtregion und Wissen' beschäftigt sich der Beitrag anhand ausgewählter Beispiele aus den Fallregionen Jena, Frankfurt/Oder und Erlangen mit der Frage, wie sich die Entwicklung von Governance-Capacity im Kontext wissensbasierter Stadtentwicklung in der konkreten Praxis vollzieht. Als Basis für die Untersuchung und handlungsstrategische Interpretationen werden die drei Kernbereiche von Governance Capacity dargestellt: (1) intellectual (wissensbasierte Ressource), (2) social (soziales Kapital), (3) political capacity (politisches Durchsetzungsvermögen). Durch die Entwicklung von theoretisch abgeleiteten Indikatoren bzw. konkretisierten Fragen werden diese abstrakten Begriffe sodann für die empirische Forschung im Zusammenhang von 'Stadt und Wissen' operationalisiert. Auf einen ersten Blick erscheinen alle drei Städte gut mit intellectual capacity ausgestattet zu sein, da sie sowohl über Universitäten und Forschungseinrichtungen als auch über wissensbasierte Unternehmen und Dienstleistungseinrichtungen verfügen, wenn auch auf einem deutlich unterschiedlichen Niveau und mit unterschiedlichem Vernetzungsgrad. Hinsichtlich social capacity und political capacity gestalten sich die Ausprägungen in den drei Städten unterschiedlicher. (ICG2)
Die Struktur der gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung kann nach Ansicht des Autors nur unter Berücksichtigung jeweils spezifischer familien- und geschlechtspolitischer Leitbilder und kultureller Leitideen in den verschiedenen Industriegesellschaften analysiert werden. Die sozialpolitische Bedeutung des "Familienernährers" und der Familie als soziale Dienstleistungseinrichtung variieren in den europäischen Ländern und determinieren damit die soziale Lage und die beruflichen Chancen von Frauen sehr unterschiedlich. Idealtypisch werden in der sozialpolitischen Forschungsliteratur "starke", "moderate" und "schwache" Ernährer-Wohlfahrtsstaaten differenziert. Die Ernährer-Typologie, mit der sowohl sozioökonomische Strukturen als auch normative Ordnungsideen expliziert werden können, erlaubt es, das Ausmaß und die Formen asymmetrischer Geschlechterordnungen in unterschiedlichen Gemeinwesen zu untersuchen. Im vorliegenden Beitrag wird die historische Genese und die Entwicklung der Strukturen und Ordnungsideen der sozialen Organisation der materiellen Produktion sowie der physischen, psychischen und generativen Reproduktion der Bevölkerung in verschiedenen europäischen Gesellschaften untersucht. Darüber hinaus werden einige sozial- und familienpolitische Strategievorschläge vorgestellt, die auf mehr Symmetrie in der nationalen Geschlechterordnung der Bundesrepublik Deutschland abzielen. (ICI2)
Unter dem Themenkomplex 'Governanceformen und Projektökologien im Entwicklungskontext von Stadtregion und Wissen' beschäftigt sich der Beitrag anhand ausgewählter Beispiele aus den Fallregionen Jena, Frankfurt/Oder und Erlangen mit der Frage, wie sich die Entwicklung von Governance-Capacity im Kontext wissensbasierter Stadtentwicklung in der konkreten Praxis vollzieht. Als Basis für die Untersuchung und handlungsstrategische Interpretationen werden die drei Kernbereiche von Governance Capacity dargestellt: (1) intellectual (wissensbasierte Ressource), (2) social (soziales Kapital), (3) political capacity (politisches Durchsetzungsvermögen). Durch die Entwicklung von theoretisch abgeleiteten Indikatoren bzw. konkretisierten Fragen werden diese abstrakten Begriffe sodann für die empirische Forschung im Zusammenhang von 'Stadt und Wissen' operationalisiert. Auf einen ersten Blick erscheinen alle drei Städte gut mit intellectual capacity ausgestattet zu sein, da sie sowohl über Universitäten und Forschungseinrichtungen als auch über wissensbasierte Unternehmen und Dienstleistungseinrichtungen verfügen, wenn auch auf einem deutlich unterschiedlichen Niveau und mit unterschiedlichem Vernetzungsgrad. Hinsichtlich social capacity und political capacity gestalten sich die Ausprägungen in den drei Städten unterschiedlicher. (ICG2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 2001 bis 2002.
"The emergent domain of Service Science is dominated by business management and technical views of services and their innovation potential. A sociological theory of services can supply a conceptual framework for services as processes of mediation, of mutual reference, or of interaction or communication between a production situation and a usage situation. On the users' side, participation in service processes may be understood as productive activity (J. Gershuny) in the sense of purposeful proactive engagement with persons or artefacts (objects or symbols). This change in the mode of realizing a particular desired 'function' can be defined as social innovation. Current discussions on socially desirable forms of service innovation and their chances of gaining widespread acceptance could well profit from this concept. Investigation of each of the elements of productive activity (time, place, resources, objectives, hurdles) and the way they are changed by the diffusion of new services is the task of current studies in the sociology of service innovation." (author's abstract)
"Social innovation and service innovation issues have developed separately over the last two decades, with too rare intersections between them. Both issues share many points in common, however, and sometimes even describe the same socio-economic reality. This contribution aims to help establish dialogue between these two still marginal but promising fields of economic theory and the social sciences in general. It briefly describes each of these two fields, puts them into perspective, and examines the links between them in a number of different ways." (author's abstract)
In: Die neuen deutsch-amerikanischen Beziehungen: nationale Befindlichkeiten zwischen supranationalen Visionen und internationalen Realitäten, S. 229-242
"Jürgen Rüland bilanziert den gegenwärtigen Stand zivilgesellschaftlicher Entwicklungen auf den Philippinen, in Thailand und in Indonesien. Dabei vertritt der Autor die These, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten trotz teilweise widriger Ausgangsbedingungen vor allem in diesen neuen Demokratien Südostasiens zivilgesellschaftliche Strukturen entstanden sind, in denen sich Werte einer demokratischen Bürgerkultur zu habitualisieren beginnen. Gleichzeitig aber sind noch immer undemokratische Schatten innerhalb der Zivilgesellschaft erkennbar, dort nämlich, wo sich Vereinigungen zwar ein zivilgesellschaftliches Antlitz geben, in Wirklichkeit aber Ziele verfolgen, die unter demokratietheoretischen Gesichtspunkten als hochproblematisch gelten müssen." (Autorenreferat)
Der Artikel basiert auf praktischen Erfahrungen einer Organisation, die seit drei Jahrzehnten auf dem Gesundheitsmarkt tätig ist. Der Text versteht sich als Beitrag zur Diskussion von Herausforderungen, die dabei zu bewältigen sind, und von Anforderungen an gute Arbeit im Bereich der Gesundheitsdienstleistung. Ausgehend von einer Situationsbeschreibung des Gesundheitsbereiches und einer kurzen Darstellung der Organisation PROGES werden die zentralen Herausforderungen in der Projektarbeit, beim Personalmanagement und in der Steuerung der Organisation benannt. Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Gestaltung der Arbeit und der Führung durch Stakeholder-Orientierung, Prozessgestaltung und Ergebnisorientierung: Die Ökonomisierung des Gesundheitsbereiches führt zu Verdrängungseffekten, eingeschränkter Planbarkeit und hohen Anforderungen an die strategische Ausrichtung. Die Ökonomisierung wirkt auch auf der Ebene der Beschäftigten: Prekäre Beschäftigung, hohe Fluktuation und hohe Arbeitsbelastung sind die Folge. Führung und Leitung von Expertinnen-/Expertenorganisationen erfordern ein differenziertes Verständnis von Strukturinterventionen.
Die Qualität im Bildungswesen hängt grundsätzlich von mehreren Ebenen ab (Fend 2001). Wie bereits in vorangegangenen Kapiteln beschrieben, konzentriert sich die vorliegende Studie auf den Einfluss der Meso- und der Mikroebene, auf denen zum einen Bildungsdienstleister und zum anderen Trainer/innen und Weiterbildungsteilnehmende in der Lehr-Lern-Interaktion angesiedelt sind. In diesem Kapitel sollen die im Projekt erhobenen potenziellen Einflussfaktoren, die auf der Mesoebene verortet sind, dargestellt und in ihren Ausprägungen sowie ihrer Wirkung auf die Qualität von Weiterbildungsmaßnahmen diskutiert werden. In den nachfolgenden Kapiteln wird diese Ebene dann um die Mikroebene erweitert. Vor der Darstellung der Einflussfaktoren ist es jedoch zunächst einmal notwendig darzulegen, wie "Weiterbildungsqualität" in der Studie verstanden und erfasst wurde.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3677-3685
"Veränderungen der Selbstdefinitionen von Gesellschaften und Organisationen, wie sie im Bezug auf die 'Dienstleistungsgesellschaft' und '-organisation' zum Ausdruck kommen, verweisen auf ein verändertes Verständnis von 'Leistung' und von 'produktiver' und 'unproduktiver' Arbeit. Darin kommen Umstellungen zum Ausdruck, die der Abschied vom fordistischen Paradigma in der Arbeits- und Industriesoziologie generell erfordert. Nicht mehr allein die produktionsökonomische Effizienzorientierung kann im Mittelpunkt stehen, sondern weitere zentrale Referenzen sind der Marktbezug, die Beziehung zum Kunden, der (dienstleistungs-)kulturelle Kontext und die (quasi-)professionelle Orientierung. Spezifisch für die Dienstleistungsarbeit im unmittelbaren Kundenkontakt ist die unmittelbare Bezugnahme auf und die Einbeziehung des Kunden. Auf diese Weise werden die Dienstleistungs- und Konsumkultur und die Strukturen sozialer Ungleichheit unmittelbar relevant für die Organisation und den Arbeitsprozess und durch sie zugleich reproduziert. Weil die verschiedenen Handlungsorientierungen und Organisationslogiken zueinander in einem konflikthaften Verhältnis stehen, resultieren dilemmatische Arbeitsanforderungen, deren Lösung oft den Beschäftigten an der Grenzstelle überlassen wird. Für die Analyse ist ein komplexes mehrdimensionales Modell von Organisationslogiken und Handlungsorientierungen erforderlich. Die Organisation der Dienstleistung ist stets (zumindest) als Triade zu beschreiben: Organisation - Beschäftigte - Kunden stehen einander gegenüber; sie können unterschiedliche Bündnisse eingehen und einen je verschiedenen Stellenwert besitzen. In vielen Dienstleistungen allerdings spaltet sich die Triade in der unmittelbaren Dienstleistungsinteraktion in verschiedene Dyaden, für die die jeweilige Beziehung zum Dritten als Hinterbühne fungiert. Hieraus resultieren sowohl Entlastungen als spezifische Unsicherheitszonen und Machtressourcen der Akteure an der Grenzstelle, es ergeben sich aber auch Anforderungen und Risiken. Zugleich fungiert der Kunde oft als Co-Produzent, woraus sich eine Modifikation der Grenzen der Organisation und eine Vermischung von Produzenten- und Konsumentenrolle ergibt. Vor allem aber sind die Kontroll-, Macht- und Herrschaftsbeziehungen der Dienstleistung innerhalb der Organisation und zwischen Beschäftigten und Kunden unmittelbar miteinander verknüpft. Die Beschäftigten müssen daraufhin kontrolliert werden, ob sie die Kunden kontrollieren. Die Kunden müssen im Arbeitsprozess selbst in den Dienstleistungsablauf integriert werden, was Macht der Beschäftigten und der Organisation verlangt. Der Kunde kann Organisation und Beschäftigte gegeneinander ausspielen. Und schließlich fungiert 'der Kunde' als normative Instanz, mit der die Kontrolle der Beschäftigten legitimiert wird." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2665-2677
"Der Bereich von 'care', der Fürsorge für andere, der in der Nachkriegszeit zunächst im wesentlichen in der Familie angesiedelt war, war in den letzten Jahrzehnten des ausgehenden letzten Jahrhunderts durch Prozesse der Auslagerung aus der Familie und einer zunehmenden Formalisierung und Professionalisierung gekennzeichnet. Seit den 1990er Jahren ist das Feld der öffentlich organisierten sozialen Dienstleistungen selbst erheblichen Veränderungen unterworfen, insbesondere auch aufgrund von Bestrebungen, sozialpolitische mit wirtschaftspolitischen Zielen zu verbinden. Das betrifft auch das Feld der Altenpflege, das einen zentralen Teilbereich der sozialen Dienstleistungen darstellt. Auf der Grundlage neuer Werte und Ziele wie denen der Effizienzsteigerung und der Konsumentenrolle der Nutzer wurde eine Ökonomisierung der Pflegedienstleistungen betrieben. Ein Mittel zur Durchsetzung solcher Zielsetzungen war die Einrichtung von Quasi-Märkten, auf denen öffentliche und private Anbieter um ökonomische Ressourcen konkurrieren. Die neuen Ziele und Werte treten dabei teilweise in einen Widerspruch zu kulturellen Werten wie denen der Qualitätssteigerung, des Empowerment der Nutzer und der außerfamilialen Zuständigkeit für 'care' - Aufgaben, die im Zuge allgemeiner Prozesse sozialen Wandels ebenfalls an Gewicht gewonnen haben. Ziel des vorgeschlagenen Beitrags ist es, auf der Basis von Forschungsarbeiten im Rahmen der COST A13 Action 'Change of Labour Markets, Welfare States and Citizenship' der EU/ European Science Foundation und im DFG-Projekt 'Die lokale Restrukturierung der Altenpflege - Kulturelle Grundlagen, Akteure und Handlungsbedingungen' die Widersprüchlichkeit in der Entwicklung des gesellschaftlichen Arrangements der Altenpflege herauszuarbeiten." (Autorenreferat)