"Angesichts bestehender bzw. sich abzeichnender, zum Teil gravierender Regionalprobleme (insbesondere in strukturschwachen ländlichen Regionen), der Gefahr zunehmender räumlicher und damit auch sozialer Disparitäten und der grundgesetzlichen Verpflichtung zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse sind Effektivität und Effizienz staatlichen Handelns im Bereich der regionalen Strukturpolitik deutlich zu erhöhen. Unter den gegenwärtigen Bedingungen der 'Schuldenbremse' lässt sich dies nicht mehr wie in der Vergangenheit durch zusätzliche Finanzmittel für diesen Politikbereich erreichen. Verbesserungspotenzial gibt es im Wesentlichen nur noch durch eine effektivere Koordinierung der wichtigsten raumwirksamen Politiken, also vorrangig durch Vermeidung konterkarierender Raumwirkungen von Fachpolitiken." (Autorenreferat)
"Die brandenburgische Landesregierung hat vor gut zehn Jahren begonnen, ihre Förderpolitiken neu auszurichten und räumlich auf 'starke Standorte' (sog. Regionale Wachstumskerne) zu fokussieren. Die Wachstumskerne sind die brandenburgischen Standorte mit - im Landesmaßstab - überdurchschnittlichen wirtschaftlichen und/oder wissenschaftlichen Potenzialen. Neben der räumlichen Fokussierung war und ist eine Leitidee des neuen Ansatzes, dass alle entwicklungsrelevanten Politikfelder bei der Stärkung der Wachstumskerne mitwirken. Der Ansatz bringt in horizontaler wie vertikaler Hinsicht eine Reihe von Koordinationserfordernissen mit sich. Dieser Artikel untersucht die Politikkoordination im Rahmen der räumlichen Fördermittelfokussierung mit dem Ziel der Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Politikkoordination. In Bezug auf die Politikkoordination legt das brandenburgische Beispiel nahe, dass eine in ein System interregionaler Kooperation eingebundene Dezentralisierungspolitik und die Zurückhaltung gegenüber Wettbewerbselementen ein guter Weg sind, um die Vorteile von Dezentralisierung und Zentralisierung zu vereinen. Eine Erfahrung ist auch, dass eine räumlich fokussierte Förderstrategie die vertikale Kooperation erleichtert. Die Ausrichtung auf einige Standorte führt zu Komplexitätsreduktion bei der vertikalen Zusammenarbeit. In horizontaler Hinsicht sind sowohl auf Landesebene als auch auf kommunaler Ebene ein starker Koordinator und eine feste Kooperationsstruktur unerlässlich. Aus den Schlussfolgerungen für das Fallbeispiel Brandenburg können andere Regionen Anregungen dazu ableiten, welche Organisationsformen in Bezug auf die Politikkoordination für sie geeignet sind." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4302-4309
"Die neue, US-amerikanisch geprägte Wirtschaftssoziologie hat sich in den letzten Jahren mehr als bisher für Aspekte der Kultursoziologie offen gezeigt. Märkte werden nicht mehr nur als Orte wirtschaftlichen Austauschs verstanden, sondern Marktakteure benutzen auch kognitive Kategorien, um aus den wirtschaftlichen Aktivitäten Sinn abzuleiten. Von besonderem Interesse sind hierbei die Kategorisierungen, die Marktbeteiligte vornehmen, um beispielsweise zu entscheiden, welches Produkt nun gekauft werden soll oder welches Unternehmen Konkurrent ist. So ist es für Podolny der Status, der als Konsequenz der Netzwerkbeziehungen, die ein Akteur hat und die als solche von Dritten wahrgenommen werden, kategorisierend wirkt. In Whites Marktmodell geht es um Vergleichbarkeit, die Produzenten versuchen durch Beobachtung herzustellen, um Hinweise für eigenes Handeln zu erlangen und um Rückschlüsse zu ziehen, wo sie sich selbst in der Marktaufstellung befinden. Auch in der neuen französischen Wirtschaftssoziologie, die von der Auseinandersetzung mit Bourdieus soziologischem Vermächtnis geprägt ist, spielen kognitive Kategorisierungen eine große Rolle. Besonders Boltanski und Thévenot haben Ideen zur Kognition von Akteuren für die Koordination von Handlung erweitert, indem sie auf die grundlegenden evaluativen Prinzipien oder 'orders of worth' hinweisen, nach denen Akteure kategorisieren. Damit verbinden sie analytisch kognitive und evaluative Kapazitäten von Akteuren. Jede 'order of worth' unterstützt einen eigenen Koordinationsmodus basierend auf einem Qualifikationsprozess, der sowohl Menschen als auch Objekte mit einschließt. Boltanskis und Thévenots Arbeiten zu 'orders of worth' legen einen Grundstein für die 'Economie des conventions', die sich mit konventionellen Formaten des Handelns beschäftigt. Ziel des Vortrags ist es, die Entwicklung der neueren französischen Wirtschaftssoziologie nachzuzeichnen und insbesondere auf die Idee des Qualifikationsprozesses und die Relevanz von Objekten für die Koordination von Handlung einzugehen. Dabei werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zu der US-amerikanischen Wirtschaftssoziologie herausgearbeitet." (Autorenreferat)
"Die Politik zur Entwicklung ländlicher Räume als 2. Säule der Agrarpolitik kann als Hybrid aus Agrar-, Umwelt- und Regionalpolitik charakterisiert werden. Die ausgeprägten vertikalen (EU-Bund-Bundesländer) und horizontalen Verflechtungen und das inhaltlich breite Maßnahmenspektrum der Programme zur ländlichen Entwicklung führen zu einem hohen Koordinationsbedarf. Zentral für die Koordination ist der dreistufige Strategie- und Programmaufbau der Politik zur Entwicklung ländlicher Räume. Für die Förderperiode 2007–2013 hat sich gezeigt, dass die mittlere Ebene - der Nationale Strategieplan – in einem föderalen Mitgliedstaat wie Deutschland kaum eine steuernde, strategische Wirkung entfaltet, wohl aber einen erheblichen Koordinationsaufwand nach sich zieht. Langfristig sollte die Kompetenzverteilung kritisch überprüft werden. Eine stärkere Orientierung am Subsidiaritätsprinzip und dem Prinzip der fiskalischen Äquivalenz würde tendenziell zu einer Verlagerung von Kompetenzen nach unten führen, in einzelnen Bereichen aber auch nach oben." (Autorenreferat)
"Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) strebt das Erreichen guter Gewässerzustände an und verfolgt dabei einen Ansatz der integrierten Flussgebietsbewirtschaftung. Der Beitrag befasst sich mit den Problemen der Flussgebietsbewirtschaftung unter dem Aspekt der räumlichen und der sachlich-integrativen Koordinierung. Analysiert wird der Rechtsrahmen für die Koordinierung im Bundes- und Landesrecht sowie die Rolle der Raumordnungsplanung für die Flussgebietsbewirtschaftung am Beispiel der Koordinierungspraxis in Sachsen." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2678-2693
"Besonders deutlich wird die Verklammerung von Wirtschafts- und Sozialpolitik in den Transformationsstaaten Mittel- und Südosteuropas. Die krisenhafte Entwicklung der Wirtschaft und die Notwendigkeit der Anpassung oder Neuschaffung sozialpolitischer Institutionen führten dazu. Die Reformen des Rentensystems zeigen, wie sehr sozialpolitische Reformen von wirtschaftspolitischen Erwägungen geprägt sind. Die Rentenversicherungen wurden in diesen Staaten teilprivatisiert, d.h. die staatliche - auf dem Umlageverfahren basierende - Rentenversicherung wurde aufgeteilt, zugunsten einer obligatorischen, aber individuellen Kapitalbildungsversicherung. Da diese Versicherung in einigen Staaten von privatwirtschaftlichen Versicherungsgesellschaften geführt werden, kann dieser Reformschritt als Teilprivatisierung der Rentenversicherung gewertet werden. Das Kalkül dieser Maßnahme war die Sicherung der langfristigen Stabilität der Rentenversicherung, und damit der Staatsfinanzen. Die einschneidenden Arbeitsmarktentwicklungen während des Transformationsprozesses bewirkten Veränderungen, die eher eine sozialpolitische und weniger wirtschaftspolitische Ausrichtung der Reformen bedurft hätten. Die momentane Rentnergeneration ist gegenüber der künftigen in einer geradezu rosigen Situation: Ihre soziale Lage ist erheblich besser als die der erwerbstätigen Bevölkerung. Sie sind nicht mit den Unwägbarkeiten des Arbeitsmarktes konfrontiert; das Armutsrisiko der Rentnergeneration ist geringer als das der Erwerbsbevölkerung. Zudem ist die Einkommensdifferenzierung angestiegen und dies wird sich später auf die Altersbezüge auswirken. Mit den Rentenreformen wurde das Versicherungsprinzip gestärkt, Beitragshöhe und -dauer wirken sich viel stärker als bisher auf die Höhe der Rente aus. Die Verstärkung des Versicherungsprinzips in der staatlichen Sozialversicherungsrente in Kombination mit der Einführung der Kapitalbildung und den Turbulenzen am Arbeitsmarkt wird in Zukunft dazu führen, dass die Einkommensdifferenzierung bei den Rentnern noch sehr viel größer ist als bei der Erwerbsbevölkerung. Die Armutsquote im Alter wird steigen. In jüngster Zeit folgen die Rentenreformen den Vorgaben der EU. Damit wird zwar keine völlige Neuorientierung einhergehen, aber ein neuer Weg zwischen Wirtschafts- und Sozialpolitik gefunden." (Autorenreferat)
"In Deutschland dominieren historisch ein staatliches Verständnis des Politischen und die staatlich verfaßte Gesellschaft. Das gilt in ausgeprägter Weise auch für den Kern des Bildungswesens: Schulen und Hochschulen, Schulpolitik und Hochschulpolitik sind staatliche Domänen und Gegenstand eines staatlich geprägten Politikverständnisses bei allen Parteien und in fast allen Milieus der Bevölkerung. Auch die Bildungssoziologie folgte und folgt dieser sozialen Konstruktion der Wirklichkeit weitgehend. Im Kräftedreieck von Staat, Markt und Korporationen finden sich in Deutschland Bildung und Bildungspolitik in der staatlichen Ecke wieder. Dies ist nicht in allen Nachbarländern und anderen Industriestaaten in gleicher Weise der Fall. Durch die europäischen Einigungsprozesse mit ihrem rechtlichen Ausgleichsdruck, durch den wachsenden Wettbewerb auf dem Weltmarkt und durch die Finanzkrise des Wohlfahrtsstaates gerät das tradierte deutsche Modell unter ungewohnte Herausforderungen und Anpassungszwänge. Aber auch durch einen oft latenten kulturellen Wandel der Leitvorstellungen von Gesellschaft und Gemeinschaft, von Öffentlichkeit und Privatheit, von Zentrum und Peripherie, von Mehrheit und Minderheit entstehen Gegenkräfte zum Modell des allfürsorglichen und allzuständigen Staates. Das sich verändernde Kräftespiel zwischen Staats- und Zivilgesellschaft wird Folgen für Bildungswesen und Bildungspolitik haben. Es ist mit einem höheren Einfluß von Markt und nichtstaatlichen politischen Akteuren zu rechnen. Die Bildungssoziologie muß gewohnte Fragestellungen und theoretische Grundlagen überprüfen, insbesondere muß sie das Verhältnis zu ökonomischen und sozialpolitischen Perspektiven der Bildungsforschung neu bestimmen. Bildungsforschung braucht aus wissenschaftlichen und praktischen Gründen die Rückbindung an verschiedene Sozialwissenschaften." (Autorenreferat)
Andreas Predöhl (1893–1974) war ein am Institut für Wirtschaftsforschung Kiel, ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler. Sozialdemokratisch orientiert und durch seine neoklassisch basierte Raumwirtschaftstheorie ausgewiesen, galt er in der Weimarer Republik als Hoffnungsträger einer theoretisch versierten Volkswirtschaftslehre. Nach dem Machtwechsel richtete er seine Arbeit an den Zielen des Regimes aus. Von 1934 bis 1945 amtierte er als Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und war an regionalwirtschaftlichen Forschungsprojekten für eine Vielzahl von staatlichen Stellen beteiligt, insbesondere für die wehrwirtschaftliche Planung im Zweiten Weltkrieg. Er entwarf eine räumlich dimensionierte Entwicklungstheorie des Kapitalismus, die die Bildung eines Großwirtschaftsraumes legitimierte. Nach 1945 reformulierte er dies als eine Theorie regionaler Integration. In dem Beitrag wird die Umformung von einem rationaldeduktiven zu einem historisch-soziologischen Theorieansatz nachgezeichnet.
"Die Berücksichtigung der Multifunktionalität der Landschaft für verschiedene Ökosystemleistungen im Zuge einer integrierten Maßnahmenplanung ermöglicht es, die Flächen- oder Kosteneffizienz von Umweltmaßnahmen zu optimieren. Die Anwendung in einem Fallbeispiel zeigte, dass durch koordinierte, integrierte Maßnahmenkonzepte ein Mehrwert für unterschiedliche Umweltziele erreicht werden kann, da die Wahl geeigneter Typen von Umweltmaßnahmen sowie ihre räumliche Lage gezielt auf den (multifunktionalen) Handlungsbedarf ausgerichtet werden kann. Dadurch können begrenzte finanzielle Ressourcen oder nur begrenzt zur Verfügung stehende Flächen besonders effizient genutzt und die Gesamt-Umweltwirkungen gegenüber unkoordinierten, sektoralen Konzepten optimiert werden. Eine solche integrierte Planung ist weitgehend auf der Grundlage von Umweltinformationen möglich, die in verschiedenen Umweltfachverwaltungen vorgehaltenen werden, aber bisher nur wenig vernetzt sind. Diese Ergebnisse untermauern den Bedarf nach einer Koordinierung der relevanten Umweltpolitiken (Naturschutz, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft), um Synergien in den Ziel- und Maßnahmenkonzepten der Umwelt(fach)planungen (z.B. Agrarumweltprogramme, Maßnahmenprogramme nach § 82 WHG, Fachkonzepte des Naturschutzes) konsequent zu nutzen. Neben einem sektorübergreifenden Informationsmanagement und der inhaltlich-räumlichen Koordination der Ziele und Maßnahmen in den Fachplänen würde vor allem ein koordinierter Einsatz sektoraler Umsetzungsinstrumente die Effizienz des Einsatzes öffentlicher Mittel fördern. Bestehende Koordinationsmechanismen greifen in der Praxis nur teilweise. Am Beispiel des Handlungsfeldes der Reduktion von Stoffeinträgen in Grund- und Oberflächengewässer werden Ansätze gelungener Integration und Koordination aufgegriffen und (Koordinations-) Anforderungen für eine Umsetzung effektiver und effizienter Umweltmaßnahmen aufgezeigt. Die Landschaftsplanung kann wesentlich dazu beitragen, Umwelt- und Naturschutzziele zusammenzuführen, integrierte, multifunktionale Maßnahmen zu entwickeln und geeignete Umsetzungswege aufzuzeigen. Sie kann in diesem Sinne die Aufgabe einer 'Vorkoordination' der Umweltbelange übernehmen, um die Abwägung der Belange im Rahmen der Raumplanung zu erleichtern." (Autorenreferat)
Gegenstand dieser Arbeit ist die Entstehung und Anwendung der wichtigsten wirtschaftspolitischen Steuerungsinstrumente in der jugoslawischen Markt-Plan-Wirtschaft. Für den Zeitraum 1952-1972 werden die Grundzüge der Einkommens- und Verteilungspolitik, der Vermögensbildung und der Preispolitik, des Geld- und Kreditwesens, der Wohnungsbau- und Finanzierungspolitik und insbesondere des Außenhandels und des Devisenbewirtschaftungssystems behandelt. Die Hauptmerkmale der jugoslawischen Wirtschaftsordnung (u. a. gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln, grundsätzliche Bejahung von Marktmechanismen, dezentralisierte Globalplanung und finanzpolitische Lenkungsinstrumente) werden im Zusammenhang mit dem wirtschaftspolitischen Instrumentarium gesehen. Es wird gezeigt, daß die gesamte makroökonomische Steuerung einschließlich des Geld- und Kreditwesens auch nach der Ablösung der Zentralverwaltungswirtschaft um 1950 nicht marktwirtschaftlich geregelt worden ist; die wirtschaftspolitischen Instrumente sind folglich noch nicht an die marktwirtschaftliche Dezentralisierung angepaßt worden. (HA)
"Dieser Beitrag zieht nach einer Darstellung wichtiger Grundtypen der politischen Koordination eine Bilanz der raumplanungstheoretischen Arbeiten zur Frage der Steuerung in der Regionalplanung. Darauf aufbauend wird auf der Grundlage der Forschungsheuristik des Akteurzentrierten Institutionalismus ein Ansatz einer vergleichenden Analyse zweier aktueller regionalplanerischer Handlungsfelder skizziert. Der Beitrag schließt mit einem Fazit und mit Hypothesen für weitere Forschungen zur Koordination in der Regionalplanung." (Autorenreferat)
In diesem Beitrag wird die Praxis sozialwissenschaftlicher Umfrageforschung überblicksartig als sozialer Prozess der Kooperation und Koordination unterschiedlicher Akteure präsentiert und in soziologischer Hinsicht reflektiert. Der Beitrag ist dabei so angelegt, dass er einen Einblick über die Einbettung der einzelnen Forschungsschritte in soziale Kontexte gewährt und auf diese Weise Anknüpfungspunkte für die soziologische Erforschung des Datenerhebungsprozesses bietet. Ein solcher Anknüpfungspunkt besteht darin, großangelegte Bevölkerungsumfragen als sozialen Prozess zu verstehen, der sowohl eine (sozial-)räumliche als auch zeitliche Dimension aufweist (vgl. Bachleitner et al. 2010). Als Grundlage der Darstellung dient der Projektzyklus bei der praktischen Umsetzung sozialwissenschaftlicher Surveys, von der inhaltlichen Konzeption bis hin zur Aufbereitung der Daten. Als Beispiel wird der European Social Survey (ESS), eine großangelegte, europaweite, sozialwissenschaftliche Dateninfrastruktureinrichtung herangezogen. Systematisch werden die einzelnen Schritte der Umfragepraxis anhand des Konzeptes des Total Survey Errors (TSE; Groves, Lyberg 2010) thematisiert und darauf reflektiert, inwiefern die Qualität der finalen Daten von den sozialen Prozessen abhängt, die zur Entstehung der Daten notwendig sind. Durch diese Betrachtung kommt in den Blick, dass Surveyforschung auf die Kooperation unterschiedlichster Akteure angewiesen ist und unterschiedlicher Formen der Koordination bedarf. Kooperation und Koordination sind gleichzeitig Grundthemen der Soziologie, zu denen die Disziplin vielfältige theoretische Erklärungsansätze entwickelt hat.
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 159-161
Der Beitrag vermittelt einen Überblick über Mechanismen, Bedingungsfaktoren und Ergebnisse dynamischer Prozesse der Entwicklung und Verbreitung von Politik. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Konzepten der Policy-Diffusion und des Policy-Transfers erörtert. Es folgt eine Typologie möglicher Mechanismen des Policy-Transfers, die auf der Grundlage einer Zusammenschau von Forschungsarbeiten der Vergleichenden Politikwissenschaft und Policy-Forschung, der Europaforschung und der Internationalen Beziehungen entwickelt wird. Begünstigende Faktoren von Transferprozessen werden erörtert. (GB)
"Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gehörten die Braunkohlesanierung und die Förderung der Wirtschaftsentwicklung zu den größten Herausforderungen in Ostdeutschland. Der Beitrag zeigt am Beispiel des neu entstandenen Lausitzer Seenlands, wie über zwei Jahrzehnte hinweg Sanierungs- und Wirtschaftspolitik auf der Ebene von Bund und Ländern sowie auf regionaler Ebene koordiniert wurden, um Synergien für die regionale Tourismusentwicklung realisieren zu können. Ausgehend vom Ansatz eines erweiterten akteurzentrierten Institutionalismus zeigt die qualitative Fallstudie die Faktoren des vielschichtigen und insgesamt als gelungen zu betrachtenden Koordinationsprozesses auf. Unter anderem aufgrund der allmählichen Umorientierung der regionalen Akteure hin zum Tourismus und zur interkommunalen Kooperation sowie des schrittweisen Aufbaus regionaler Kooperationsstrukturen lässt sich hier die Koordination als ein komplexer Lernprozess verstehen." (Autorenreferat)