Der Autor kritisiert das weitgehende Festhalten der Wirtschaftswissenschaften an quantitativen Indikatoren für die Messung der Wohlfahrt der Bevölkerung. Er schlägt qualitative Indikatoren für die Messung des Wohlstandes vor. Im einzelnen stellt er drei "Ansatzebenen" zur Bestimmung qualitativer Wachstumsziele vor, die er als Verbesserung, Revision und Ersatz der herkömmlichen ökonomischen Indikatoren einstuft. Zu jedem Ansatz bzw. zu jeder Ansatzebene bringt er drei Anwendungsbeispiele. (RE)
Es wird der innere Zusammenhang zwischen Produktions- und Sozialpolitik thematisiert. Es wird argumentiert, daß sich für die Bundesrepublik ein Grundlegender Wandel in der wechselseitigen Beziehung zwischen Produktions- und Sozialpolitik andeutet, bei dem die gesellschaftliche Bezugsgröße für sozialstaatliche Leistungen von der Sicherung eines angemessenen Reproduktionsniveaus hin zur Durchsetzung der Verfügbarkeit von Arbeitskraft zu verschlechterten Konditionen des Arbeitsvertrages wechselt. Es wird die These vertreten, daß die ökonomische Krise des Sozialstaates eine spezifische politische Reaktionsform auf eine auch anders beherrschbare ökonomische Problemlage ist und zur Vorbereitung und Absicherung der produktionspolitischen Strategien der späten 80er und 90er Jahren dient. Die Ausführungen machen deutlich, daß es wenig Aussicht auf Erfolg hat, Strategien gegen die "Krise des Sozialstaates" isoliert im Sozialbereich zu entwerfen. Die "Wende der Wende" kann nur durch die Koordination mit den Auseinandersetzungen im Produktionsbereich eingeleitet werden. (GF)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 391-393
Es wird der Vorschlag der SPD-Bundestagsfraktion auf Einrichtung eines "Sondervermögens Arbeit und Umwelt" geprüft. Der SPD-Vorschlag versucht eine gleichzeitige Lösung beider gesellschaftlicher Aufgaben - Arbeit und Umwelt - zu erbringen. Untersucht wird, inwieweit das "Sondervermögen Arbeit und Technik" als relativ staatsfreies Sanierungs- und Modernisierungsprogramm die erforderliche ökologische Ausrichtung der staatlichen Wirtschaftspolitik ergänzen kann. Der Verfasser gelangt zu einer allgemein positiven Einschätzung des Vorschlags, fordert jedoch zugleich eine qualifizierte Vorgehensweise bei der praktischen Umsetzung des Programms; insbesondere darf ein Sondervermögen nicht zum Ersatz einer effizienteren Beschäftigungs- und Umweltpolitik werden.
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 145-149
In: Grenzenlose Kompetenzlosigkeit - oder: brauchen wir eine europäische Verfassung? Europapolitisches Kolloquium zur Reform der Gemeinschaft, S. 142-154
Auch über die gegenwärtig stark diskutierte Problematik der Finanzierung der Alterssicherung hinaus ist die anstehende demographische Entwicklung von erheblicher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. Naturgemäß ist vor allem der Arbeitsmarkt betroffen, aber die aus dem demographischen Wandel resultierende Veränderung im Umfang und in der Struktur des Arbeitsangebotes ist durchaus geeignet, auf makroökonomische Kerngrößen wie das Wachstum und das öffentliche Budget auszustrahlen. So ist zu befürchten, dass sich mit der geringeren Zahl junger Arbeitnehmer, deren Ausbildung auf dem neuesten Stand ist, die Rate der Wissensakkumulation und damit das Produktivitätswachstum verlangsamt. Ähnlich könnte sich ein altersbedingter Rückgang der Risikobereitschaft und der sektoralen, beruflichen wie regionalen Mobilität der Erwerbspersonen nachteilig auf die wirtschaftliche Dynamik und die Fähigkeit zum ökonomischen Strukturwandel auswirken. Welche Konsequenzen sich aus dem demographischen Wandel für den einzelnen Standort ergeben, kann aufgrund der erheblichen Heterogenität jedoch kaum prognostiziert werden. Dass einzelne Standorte mit besonders ungünstiger demographischer Entwicklung in eine Abwärtsspirale geraten, ist durchaus wahrscheinlich. Eine grobe Betrachtung der Altersstrukturen lässt dies für ostdeutsche Räume erwarten, wogegen ländliche Räume, insbesondere in Westdeutschland, eine vergleichsweise günstige Bevölkerungsstruktur aufweisen.
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 820-831
In dem Beitrag wird von der These ausgegangen, daß zwischen der ökonomischen und der gesellschaftlichen Krise und der daraus folgenden Bedeutung von Familie ein struktureller und für die Familienpolitik auch aktueller Zusammenhang besteht. Zunächst wird die wirtschaftliche Krise genauer betrachtet mit der Absicht, die Thesen von der Wohlstandsminimierung, der strukturellen Arbeitslosigkeit und den Konsequenzen für Frauen näher auszuführen. Dazu werden die zur Überwindung der Krise ergriffenen Maßnahmen beschrieben: die Ökonomisierung des vorhandenen Kapitals, das Abstoßen unrentablen Kapitals und die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit; Rationalisierungen; beschleunigte Verlagerung der Produktion in Länder der Dritten Welt. Aus den Überlegungen werden dann Perspektiven für ein neues Interesse an Familie abgeleitet, in dem es besonders um die Rolle der Frau geht und das die Krise der Familie berücksichtigt: Alle Strategien der Familienpolitik laufen darauf hinaus, Familie als Institution ohne gleichwertige Alternative darzustellen und in ihrer Funktionsfähigkeit zu stärken. Zur Diskussion der familienpolitischen Strategien werden zunächst einige allgemeine Thesen über den Zusammenhang von Arbeitsmarkt und Familienpolitik aufgestellt. Die Familienpolitik wird derart eingeschätzt, daß sie sich einerseits durchaus traditionell verhält, andererseits aber eine neue Qualität beinhaltet. Dies wird am Beispiel des Mutterschaftsurlaubs diskutiert. Insgesamt wird für die Familienpolitik ein Trend zur neuen Innerlichkeit, zum Rückzug ins Private und zum Verlernen der Einbeziehung gesellschaftlicher Alternativen festgestellt. (RW)
Der Verbraucherschutz wurde in der Weimarer Republik stark aufgewertet. Zugleich traten aber - bis heute - virulente Grundsatzprobleme auf. Wegen der Not der Konsumenten im Krieg und durch die von der Revolution von 1918/19 genährte Hoffnung auf ein besseres Leben wurde der Verbraucher vom Objekt zum Subjekt der Wirtschaftspolitik. Allerdings blieb die Definition der Verbraucherinteressen diffus und widersprüchlich. Obwohl der Staat beim Verbraucherschutz Mindeststandards setzte, schwenkte er zunehmend auf eine produzentenorientierte Wirtschaftspolitik um.
"Der Trend, wieder in der Stadt zu wohnen, birgt Chancen und Risiken für die Städte. Der Rückzug in die Stadt muss stadtverträglich gestaltet werden, bedarf einer regionalplanerischen Einbettung und einer abgestimmten Unterstützung aller Politikebenen. Das Positionspapier der drei beteiligten und mit verschiedenen Entwicklungsvoraussetzungen ausgestatteten Städte Stuttgart, Mannheim und Freiburg im Breisgau soll, unter vertiefender Betrachtung von fünf Schlüsselthemen, einen Beitrag leisten, um Anforderungen an adäquate raumordnungs- und stadtentwicklungspolitische sowie fachgesetzliche Rahmenbedingungen zu formulieren." (Autorenreferat)