"Die Ökonomik betrachtet die Menschen, die in Betrieben in abhängiger Stellung arbeiten, als Produktionsfaktoren und Mittel zum Zweck. Es ist Aufgabe einer von der Personalwirtschaft zu trennenden Personalethik, auf die humane Dimension dieses Produktionsfaktors 'Mensch' zu verweisen. In diesem Beitrag wird eine solche Personalethik in den Grundzügen entwickelt und es wird zu klären versucht, ob und wie Personalwirtschaft und Personalethik in Einklang gebracht werden können." (Autorenreferat)
Menschen gewinnen das Verständnis ihrer selbst stets auf Umwegen. Eine unmittelbare Selbstbegegnung ist ihnen versagt. Auf diesen Umwegen werden Ebenbilder unterschiedlicher Art in Anspruch genommen. So spiegelt sich der Mensch in seinen Göttern, um seiner irdischen Ohnmacht zumindest illusionär zu entkommen. Diese Bilder sind nicht ungefährlich, nehmen sie doch nach und nach immer mehr menschliche Züge an und sind deshalb auf dem Wege, ihren Dienst als Idole aufzugeben. Vor allem die Maschine, die spätestens seit Beginn der Neuzeit zu einem nächsten Ebenbild aufrückte, steht in dieser Gefahr. Als Geist- und Körpermaschine fungiert sie als Faksimile des Menschen. Sie repräsentiert den vermeintlichen Zustand seiner eigenen Vollkommenheit. Die Körpermaschine erleidet dabei dasselbe Schicksal wie der menschliche Leib selbst. Sie wird in ihrer Bedeutung minimiert und marginalisiert. Solange sich der Mensch als pure Geistmaschine imaginiert, wird er sich "verrechnen", da es für ihn kein Denken ohne Leib gibt, es sei denn um den Preis seines Verschwindens.
In dem Beitrag wird herausgearbeitet, welche Risiken und Gefahren in einer Sterbehilfe liegen, zu deren Exekution den Ärzten das soziale Mandat übertragen werden soll. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die aktuelle Debatte um die aktive Sterbehilfe, in der es um die Veränderung des Paragraphen 216 StGB geht, der die Tötung auf Verlangen mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. Um die Auseinandersetzung zwischen Sterbehilfebefürwortern und -gegnern zu verstehen, werden historische Vorgänge und Parallelen aufgezeigt und diskutiert. Die Entwicklung vom Recht auf Sterbehilfe zur 'berechtigten Massentötung' wird nachgezeichnet. Das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten wird betrachtet. Es wird gezeigt, wie geschickt die individuelle Sterbehilfe mit dem bevorstehenden bürokratisch-technischen Massenmord verbunden wurde. Dann wird gefragt, ob Euthanasie heute wieder hoffähig geworden ist. Entsprechende Ansätze, u. a. von dem Arzt Prof. Hackethal, werden dargestellt. Die Widerstände seitens der Behindertenverbände werden begründet. Anhand von Umfrageergebnissen wird klargemacht, daß ein Lebensunwert-Denken nach wie vor existiert. Insgesamt wird deutlich, daß Außenstehende bei einer Auseinandersetzung mit dem Sterben statt auf Unterstützung auf mitleidsvolle Reaktionen verfallen, um der anscheinend trostlosen Situation zu entkommen. Abschließend wird das von den Verfechtern der Sterbehilfekampagne vertretene Recht auf Selbstbestimmung auch über den Tod problematisiert, weil es ein Selbstbestimmungsrecht gerade für behinderte und alte Menschen nicht gibt. (RW)
Demografische und sozioökonomische Entwicklungen, z.B. sinkende Geburtenzahlen, wechselnde Identifikationen durch Intermarriage sowie Migrationsprozesse, bedrohen den Fortbestand kleiner autochthoner Sprachgruppen wie die der Sloweninnen und Slowenen in Südkärnten (Österreich). Individualisierungs- und Globalisierungsprozesse zwingen junge Menschen zusätzlich, ihre (ethnischen) Identifikationen zu überdenken. Im vorliegenden Aufsatz wird anhand von drei biografischen Fallrekonstruktionen gezeigt, welche Rolle das ethnische Selbstverständnis in Lebenswelten und Selbstdarstellungen von jungen Sloweninnen und Slowenen im zweisprachigen Südkärnten einnehmen kann. Die Beispiele zeigen anschaulich, dass sich jene jungen Menschen, die in slowenischen und/oder zweisprachigen Schulen, Familien sowie kulturellen Organisationen verwurzelt sind, nach wie vor stark mit der ethnischen Herkunft identifizieren. Hingegen gibt es bei Intermarriage (Ehen oder Partnerschaften zwischen Personen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit) sowie dem Leben im deutschsprachigen Umfeld deutliche Brüche, die sich in Ambivalenzen, Distanzierungen und Loyalitätskonflikten manifestieren.
'Gegenstand der Untersuchung ist die Annahme einer kontemporären Desintegration von Individuen in modernen Gesellschaften, die im Kontext der Arbeiten von Emile Durkheim und Leo Srole mit Fragen zur Wahrnehmung von 'Anomie' untersucht werden kann. Bei Befragungen werden in Deutschland oft Schwächen des sozialen Engagements bemängelt (ALLBUS-Daten). Die diesbezügliche Kritik an Politikern ist in ihrer Verbreitung noch eher systematisch zu erklären als eine mehr diffus verbreitete Kritik an den Mitmenschen überhaupt. Im Kontrast zu derartigen sozialpessimistischen Äußerungen besteht in einer Vielzahl von Ländern mehrheitlich ein grundsätzlicher Optimismus hinsichtlich des Lebens (ISSP-Daten).' (Autorenreferat)
In diesem Beitrag werden theoretische Argumente und praktische Beispiele für eine gegenstandsadäquate Erforschung und Behandlung des Menschen in der medizinischen Versorgung dargestellt. Ausgangspunkt ist eine methodische Einseitigkeit, die sich auch in den Bereichen der Krankheitsbewältigung und der Psychotherapie zeigt. Diese einseitige Erforschung des Patienten führt zu einer Reduktion des Menschen. Da in den Bereichen der Krankheitsbewältigung und der Psychotherapie die individuelle Sinngebung eine zentrale Rolle spielt, führt die wissenschaftliche Vernachlässigung der Modellbildungskompetenz zu besonders negativen Konsequenzen. Diese zeigen sich sowohl in unbefriedigenden Forschungsergebnissen als auch in einer Unzufriedenheit der Patienten mit der Behandlung. Eigene Untersuchungen vor dem Hintergrund des Forschungsprogramms Subjektive Theorien zeigen alternative Forschungsmöglichkeiten auf, die sich auch auf die konkrete Behandlungspraxis positiv auswirken. Für den Bereich der Psychotherapie wird eine Integration verschiedener therapeutischer Herangehensweisen vorgestellt, welche bestehende Reduktionismen einzelner Schulen aufhebt und so zu einer anthropologisch nicht-reduktiven Therapie führt.
In: Aktuelle Dermatologie: Organ der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie ; Organ der Deutschen Gesellschaft für Lichtforschung, Band 30, Heft 5, S. 175-179
Einige Aspekte der Entstehung des Psychotherapeutengesetzes von 1998 werden beschrieben. Dabei wird insbesondere auf die Ausbildungsanforderungen für die neuen Berufe Psychologischer Psychotherapeut und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und die Unterschiede zur Psychotherapieweiterbildung vor dem Inkrafttreten des Gesetzes eingegangen. Die bisherige Entwicklung in den zwei Jahren seit Inkrafttreten des Gesetzes und mögliche Konsequenzen für die Entwicklung der psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung und des Berufsfeldes werden diskutiert.
Der Beitrag untersucht auf der Basis einer qualitativen Feldforschung die Auswirkungen rechter Orientierungen und von damit verbundenen Kampagnenstrategien, Einflussnahmen und Angriffen auf unterschiedliche Beratungsfelder. Es handelt sich um eine erste Analyse von Expert:inneninterviews, die mit der Grounded Theory ausgewertet wurden. Die sich fortsetzenden Aktivitäten und die Etablierung rechter Orientierungen im Sinne einzelner Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verändern die Beratungsarbeit, fordern sie zu mehrdimensionalen Vernetzungsaktivitäten auf und stellen Fragen an die zukünftige Ausgestaltung von Beratung.