Die Würzburger Stadtgemeinde wurde in den Jahren von 1921-1933 sowie von 1946-1948 von Oberbürgermeister Dr. Hans Löffler geleitet. Wenngleich Löffler auch von zentraler Bedeutung für die Geschichte Würzburgs im 20. Jahrhundert war, wurde er dennoch von der geschichtlichen Wissenschaft bislang nicht vertieft berücksichtigt, weil das öffentliche Archivmaterial viel zu knapp ist und seine "Tagebücher" als verschollen galten. Dem Verfasser der vorliegenden Studie gelang es, den Verbleib dieser Tagebücher zu eruieren. Die Politik Hans Löfflers fundierte wie sich alsbald ergab unter anderem auf drei durchgängigen Persönlichkeitsstrukturen und Verhaltensmustern: Der Bürgerlichkeit, dem Liberalismus und der Religiosität. Keines dieser drei Merkmale lässt sich aus den öffentlichen Archivbeständen charakterisieren. Deswegen kam der Auswertung von Hans Löfflers Chronik eine besondere Bedeutung zu. Die spezifischen Schwierigkeiten der "(auto-)biografischen Illusion" (Pierre Bourdieu) waren gleichwohl zu berücksichtigen. Deshalb wurde vom Verfasser als Arbeitshypothese der "Biographisch-Kritische Methodenpluralismus" eingeführt. Aus Löfflers Egodokumenten ergaben sich zugleich auch aussagekräftige Datenquellen, nämlich die Entwicklung seines Einkommens in funktionaler Abhängigkeit zum Preisindex, des weiteren der quantitative Quellenverlauf, der einerseits interessante Hinweise darauf liefert, wann Löffler schreibt und in welchem Umfang - und wann die Arbeit an seiner Chronik ruht. Zugleich liefert der quantitative Quellenverlauf auch überaus interessante Erkenntnisse zur Relation von Erzählzeitpunkt und erzählter Zeit. Hans Löffler, dessen Familie aus dem Würzburgischen Amtsstädtchen Karlsstadt stammte, vollzog mit dem für die untere Mittelschicht typischen Ehrgeiz eine Juristenkarriere, die als solche typisch für das späte 19. Jahrhundert war. Der Umzug seiner Familie nach Würzburg, der Beitritt zum traditions- und einflussreichen Corps Bavaria und schließlich auch die Eheschließung mit einer Tochter aus der ebenso alten und wie wohlhabenden Würzburger Kaufmannsfamilie Held förderten den sozialen Aufstieg. Die politische Gesinnung Hans Löfflers lässt sich erst im Verlauf des Ersten Weltkriegs sowie während der anschließenden Doppelrevolution anhand des Quellenmaterials schärfer zeichnen. Dessen ungeachtet zeigte sich schon in frühen Jahren, hart an der Grenze zum 20. Jahrhundert, die Verehrung Löfflers für den Reichsgründer Otto von Bismarck und die Verachtung für Kaiser Wilhelm II. Schlussendlich vollzog Hans Löffler einen nahezu mühelosen Übergang von der Monarchie zur parlamentarischen Demokratie. Löffler schloss sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der Partei Max Webers, Thomas Manns und Albert Einsteins an. Nachdem sein Vorgänger Andreas Grieser in die Berliner Ministerialbürokratie gerufen worden war, wurde Hans Löffler 1921 ohne Gegenstimme vom Stadtrat zu dessen Nachfolger bestimmt. Während im Vergleichszeitraum insgesamt 11 Reichskanzler regierten, blieb Hans Löffler bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten Oberbürgermeister von Würzburg. Seine restriktive Finanzpolitik, die als seine bedeutendste Leistung in Zeiten weltweiter wirtschaftlicher Rezession gelten muss, ermöglichte zugleich stadtpolitische Projekte, die Würzburg bis heute prägen. Dazu zählen neben der Fertigstellung der Universitätsklinik Luitpoldkrankenhaus die Etablierung des Mozartfests, die Eingemeindung der Stadt Heidingsfeld oder auch der Beginn der Besiedelung der heutigen Sieboldshöhe. Nachdem auch in Würzburg die Nationalsozialisten im Verlauf der 1920er Jahre begonnen hatten gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung zu hetzen, stellt sich Hans Löffler unerschrocken vor seine Mitbürger und wurde von den Nationalsozialisten deshalb pejorativ als "Judenbürgermeister" bezeichnet. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 kam es auch in Würzburg zu einem letzten Aufbäumen bürgerlicher Kräfte im Rahmen einer sogenannten "Hindenburgfront". Die Existenz dieser Hindenburgfront in Würzburg wurde in der vorliegenden Studie erstmals aufgezeigt. Als 1933 auch im katholischen Würzburg die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, musste Dr. Hans Löffler auf sein Oberbürgermeisteramt verzichten, kaufte sich ein kleines Anwesen am Chiemsee und ging in die Innere Emigration. Unmittelbarer Auslöser dieses Umzugs war der Umstand, dass Löffler wiederholt hinterbracht wurde, Würzburger Bürger, die bei der Stadtverwaltung mit ihrem Anliegen nicht durchdringen konnten, hätten sich mit Bemerkungen beschwert, zu Löfflers Zeiten sei alles besser gewesen. Diese Konfliktlage wurde Löffler zu gefährlich. Während der gesamten nationalsozialistischen Zeit war Löffler in Chieming und besuchte nur ab und an Würzburg. Löffler pflegte in Chieming den Gartenbau und las unter anderem Dissidenten-Literatur. Nach dem Einmarsch der US Army bekannte Löffler in schonungsloser Offenheit, dass er die in den Konzentrationslagern verübten Verbrechen all die Jahre geahnt habe. Zugleich verspürte Dr. Hans Löffler den Wunsch, wieder Oberbürger-meister des zu 90 % zerstörten Würzburgs zu werden, scheute sich aber, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Nachdem sich in Bayern ein erheblicher Teil der Liberalen aus der Zeit vor 1933 der neu gegründeten CSU angeschlossen hatten, wurde Löffler für diese neue Partei von 1946-1948 nochmals Oberbürgermeister von Würzburg. Über seine Rolle bei der Gründung der CSU und innerhalb der CSU gibt es nicht den geringsten Hinweis. 1948 schied Löffler aus Altersgründen aus dem Amt und verbrachte die verbleibenden Jahre bis zu seinem Tod 1955 in seinem Haus an der Keesburgstraße. Am Ende stand die Erkenntnis, dass nur allzu wenige die Ehre für sich in Anspruch nehmen konnten, sich während des schwärzesten Kapitels der deutschen Geschichte wie Hans Löffler verhalten zu haben. Und in der Tat: Matthias Matussek hat nach dem Tod von Joachim Fest über diesen geschrieben, was auch bei Hans Löffler festzustellen ist: "… das Gerade enthält immer einen stillen Vorwurf." Insofern ist Löfflers Lebensgang Anklage und Aufforderung gleichermaßen. Dass Löffler entschieden bürgerlich und zugleich ein linksliberaler Corpsstudent war, entspricht nicht jedermanns Geschichtsbild – aber der Lebenswirklichkeit. Hans Löffler dekliniert auf seine Weise einen jener Lebenswege, denen zufolge Leistung (nicht Abstammung) den sozialen Aufstieg innerhalb der "open society" ermöglicht. Löffler selbst sprach von der "Ethik des Bürgertums". Thomas Nipperdey hatte für das ausgehende lange 19. Jahrhundert festgestellt, die Zukunft sei belastet und umschattet, wie immer verhängt, letztlich aber offen gewesen. Die Person Hans Löfflers zeigt gerade für diese Epoche, dass verbreitete nationalistische oder antisemitische Anfechtungen nicht notwendigerweise und unausweichlich im Wahnsinn des Nationalsozialismus hätten enden müssen. Und schließlich: Karl Popper hatte postuliert, dass es dem kritischen Ra-tionalismus entsprechend zwingendes Merkmal einer wissenschaftlichen Aussage ist, dass diese sich dem Grunde nach falsifizieren lässt. Dementsprechend wäre es das ungünstigste, was Hans Löffler zuteilwerden könnte, wenn sein Wirken weiterhin im Schatten wissenschaftlicher Aus-einandersetzung bliebe. Eine Verifizierung, aber auch eine Falsifikation der vorliegenden Studie freilich wäre genau das, was Dr. Hans Löffler - einer Zentralfigur der Würzburger Zeitgeschichte - zweifellos zustünde. Aus den nun erstmals erschlossenen Quellenbeständen wurde diagnostiziert, dass Löffler für sein eigenes Leben verlässliche Konstanten hatte und gerade dadurch selbst zu einer verlässlichen Konstanten für die Stadtgemeinde Würzburg wurde. In diesem Sinne will die vorliegende Untersuchung die so dringend angezeigte Löffler-Forschung weder abschließen noch determinieren, sondern den notwendigen Anfang einer vertieften kommunalgeschichtlichen Auseinandersetzung mit einem bedeutenden deutschen Oberbürgermeister bilden - auf dass sich besser noch erhellt wie es denn eigentlich gewesen. ; The borough of Wuerzburg was run by the Mayor Dr. Hans Löffler during the years from 1921-1933 as well as from 1946-1948. Although he was also of central importance for the history of Wuerzburg in the 20th century he has nevertheless not been considered by history yet as the public archive material is far too scarce and his "diaries" were thought to have been lost. The author of the present study succeeded in finding the whereabout of these diaries. It soon became evident that Hans Löffler's policy, inter alia, was based on three general personality structures and behaviour patterns: the bourgeois way of life, liberalism and religiousity. None of these three features can be profoundly characterised through the public archive holdings. The analysis of Hans Löffler's chronicle was therefore of particular importance. The particular difficulties of the "(au-to-)biographical illusion" (Pierre Bourdieu) had to be taken into conside-ration conscientiously. Hence, the "biographical critical pluralism of methods" was introduced by the author as a working hypothesis. At the same time, significant data sources arose from Löffler's ego documents, namely the development of his income in functional dependence on the price index, furthermore the quantitative course of sources as well as finally the relationship between the time of the narration and the narrated time being very meaningful for the historical-critical hermeneutics of sources. Hans Löffler, whose family came from the small district town of Karlstadt near Wuerzburg, pursued a legal career with middle-class cha-racteristic ambition which was as such typical for the late 19th century. The relocation of his family to Wuerzburg, the accession to the influential Corps Bavaria and eventually also the marriage with a daughter from the equally old as well as wealthy merchant family Held were conducive to his social advancement. Hans Löffler's political conviction cannot be submitted to a more profound observation until in the course of the First World War as well as the subsequent double revolution. Nevertheless, Löffler's admiration for the founder of the German Reich Otto von Bismarck and his contempt for Emperor Wilhelm II already appeared in his early years, very close to the turn of the 20th century. At the end, Hans Löffler made a virtually effortless transition from monarchy to par-liamentary democracy. Löffler joined the German Democratic Party (DDP), the party of Max Weber, Thomas Mann and Albert Einstein. In 1921, after his predecessor Andreas Grieser had been assigned to the Berlin ministerial bureaucracy, Hans Löffler was appointed his successor by the city council without a dissenting vote. While a total of 11 Reich Chancellors governed the country during the reference period, Hans Löffler remained Mayor of Wuerzburg until his dismissal by the National Socialists. His restrictive financial policy, which has to be considered his major achievement in times of worldwide economic recession, at the same time paved the way for municipal projects which shape the character of Wuerzburg to this day. These include among the completion of the University Hospital Luitpoldkrankenhaus the establishment of the Mozart festivals, the incorporation of the town of Heidingsfeld or also the beginning of the settlement of the present day Sieboldshöhe. When the National Socialists also began to stir up hatred against the Jewish part of the population in Wuerzburg in the course of the 1920s Hans Löffler boldly defended his fellow citizens and was therefore called "Mayor of the Jews" by the National Socialists. At the Reich presidential election in 1932 there was also a last rise up of bourgeois forces in Wuerzburg within the framework of a socalled "Hindenburgfront". The existence of this Hindenburgfront in Wuerz-burg has been proven for the first time in the present study. When the National Socialists also took over Catholic Wuerzburg in 1933, Dr. Hans Löffler had to resign as a Mayor, bought a small estate at the Chiemsee and went into inward emigration. The immediate cause of his relocation was that Löffler was informed several times that Wuerzburg citizens who were not able to succeed with their concern at the municipal administration were said to have complained with the remark that everything had been better in Löffler's days. This conflict situation became too dangerous to Löffler. During the whole National Socialist area Löffler was in Chieming and only visited Wuerzburg now and then. Löffler focused on horticulture and among others read dissident literature. After the march-in of the US Army Löffler confessed in relentless openness that he had anticipated the crimes committed in the concentra-tion camps all those years. At the same time, Dr. Hans Löffler had the desire to become mayor of Wuerzburg, which was destroyed up to 90 % , but was reluctant to become a topic of conversation. After a considerable part of the liberals in Bavaria had joined the newly founded CSU, Löffler became Mayor of Wuerzburg for this new party again from 1946 to 1948. There is not the slightest reference to his role in the foundation of the CSU and within the CSU. In 1948, Löffler retired for reasons of age and spent his remaining days until his death in 1955 at his residence at Keesburgstraße. At the end, there was the painful truth that just a few could claim the honor of having been an Hans Löffler during the darkest chapter of German history. And indeed: Matthias Matussek has written about Joachim Fest after his death what must also be stated about Hans Löffler: "… the straight always contains a silent reproach." Löffler's path of life is thus an accusation and a request at the same time. That Löffler was a decidedly bourgeois, left-wing liberal Corps student may not be in accordance with everyone's historical perception, but with life's reality. Hans Löffler points out those paths of life according to which achievement (not descent) allow social advancement within the "open society" in his own way. This is in Löffler´s own words the "ethics of bourgeoisie". With regard to the long late 19th century, Thomas Nipperdey has pointed out that the future had been strained and shadowed, overcast as always, but ultimately open. Concerning this epoch, the person of Hans Löffler particularly shows that nationalist or anti-Semitic animosities needn't have led to the madness of National Socialism necessarily and inevitably. And ultimately: Karl Popper had postulated that, in accordance with critical rationalism, it is a mandatory attribute of a scientific statement, that it can basically be falsified. Consequently, it would be the worst that could happen to Hans Löffler if his work remained in the shadow of scientific consideration. A verification, but all the same a falsification of this study would of course be just what Dr. Hans Löffler – a central figure of Wuerzburg's contemporary history – should be entitled to without doubt. From the source material which was revealed for the first time it was diagnosed that Löffler had reliable constants for his own life and that this is exactly what made him a reliable constant for the borough of Wuerzburg. With this in mind, the present study neither wants to conclude nor determine the urgently needed Löffler research but instead be the beginning of a profound communal historical debate on a great German Mayor – so that more light is shed on what actually happened.
Inhaltsangabe: Einleitung: Vor der Verwüstung durch Hurrikan Katrina am 29. August 2005 galt New Orleans als einer der problematischsten Metropolräume der USA. Nicht nur die Stadt, sondern die gesamte Metropolregion hat unter enormen sozialen Problemen gelitten. Ein großes Problem war die Armut und da diese vorwiegend unter der schwarzen Bevölkerung anzutreffen war, welche überwiegend im zentralen und östlichen Stadtgebiet lebte, waren deutliche Segregationsmuster in New Orleans erkennbar. Zudem litt die Stadt zu dieser Zeit unter einer schlechten wirtschaftlichen Lage, hervorgerufen u.a. durch Suburbanisierungsprozesse und einer damit einhergegangenen wirtschaftlichen Dezentralisierung. Obwohl New Orleans nach dem 2. Weltkrieg im Vergleich zu anderen U.S. amerikanischen Metropolen als eine aufstrebende Region mit einem hohen Bevölkerungsanstieg, einer florierenden Wirtschaft und gesunden Nachbarschaften galt, haben sich die sozialen Probleme seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts so verstärkt, dass New Orleans als 'hypersegregiert' bezeichnet wurde. Ein Phänomen, das man zur damaligen Zeit eigentlich nur mit Städten wie New York oder Detroit in Zusammenhang brachte. Wie in der Regel üblich, wurden diese Probleme von den Politikern der Stadt unter den Tisch gekehrt. Weltweit wurde mit New Orleans eine einzigartige Kulturlandschaft der USA, Jazz und pure Lebensfreude verbunden. Wie es hinter den Vorhängen dieser als lebensfroh geltenden Stadt aussah, blieb der Öffentlichkeit verborgen. Erst als die Stadt aufgrund von Hurrikan Katrina Ende August 2005 verstärkt in das Interesse der Medien gerückt ist, hat sich der Vorhang gehoben und die soziale Tragödie der Stadt wurde sichtbar. Die Medien zeigten Menschen, die sich nicht rechtzeitig vor Hurrikan Katrina in Sicherheit bringen konnten und so tagelang ohne Hilfe von außen, inmitten von Chaos, Überschwemmung und Verwüstung ausharren mussten. Auffällig war, dass es sich bei diesen Menschen überwiegend um Schwarze handelte. Darunter viele Frauen mit Kindern und alte Personen. Da Hurrikan Katrina die Stadt am Ende des Monats traf, waren die finanziellen Ressourcen aufgebraucht. Zudem hatten viele Menschen aufgrund ihrer Armut kein eigenes Auto und konnten, als zur Evakuierung aufgerufen wurde, die Stadt nicht von alleine verlassen. Transportmöglichkeiten, wie Busse oder Züge, wurden vonseiten der Stadt nicht zur Verfügung gestellt. Als die Evakuierungswelle in New Orleans nach ein paar Tagen angelaufen war, wurden zunächst, wie ebenfalls in den Medien zu sehen war, Touristen und Einwohner weißer Hautfarbe in Sicherheit gebracht. Dieses Handeln kann auf eine Diskriminierung der schwarzen Bevölkerungsgruppe hindeuten. Die vorliegende Arbeit wird die sozialen Probleme, die in New Orleans zur Zeit vor dem Sturm geherrscht haben, aufgreifen und genauer darlegen. Darüber hinaus wird sie sich auch damit auseinandersetzen, wie die Lage knapp neun Monate nach Hurrikan Katrina aussieht und wie der Wiederaufbau und somit die Zukunft der Stadt aussehen soll. Das erste Kapitel nähert sich diesen Problemen und Fragestellungen an. Zu Beginn wird der Untersuchungsgegenstand dargestellt, bevor anschließend die Ziele und der Aufbau dieser Arbeit formuliert werden. Problemstellung: Aufgrund der enormen Zerstörung durch Hurrikan Katrina sieht sich New Orleans mit einem langwierigen Wiederaufbauprozess konfrontiert. Ende September 2005, also rund einen Monat nach Katrina, hat der Bürgermeister von New Orleans, RAY NAGIN, eine Wiederaufbaukommission für die Stadt, die BRING NEW ORLEANS BACK COMMISSION (BNOBC), gegründet. Diese Kommission hat bis Januar 2006, neben einem Masterplan zum Wiederaufbau, sechs ergänzende Pläne entworfen, die New Orleans wieder auf die Beine bringen sollen. Der Masterplan mit dem Titel "Action Plan for New Orleans: The New American City" zeigt eine Vision für New Orleans auf. Zudem beinhaltet dieser Plan eine Rahmenplanung sowie einen Handlungsplan, mit Hilfe derer die Umsetzung der Vision ermöglicht werden könnte. Während Theorien über den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen zunächst empfehlen, den 'Status quo ante' wiederherzustellen und erst dann über darüber hinausgehende Verbesserungen nachzudenken, stellt der Masterplan eine Vision dar, die alles bisher in der Stadt dagewesene übertreffen soll. Obwohl die sozialen Probleme der Stadt der BNOBC bekannt gewesen sein müssten, werden diese im Masterplan nicht thematisiert. Das BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAM hingegen hat eine Wiederaufbauagenda mit Handlungsempfehlungen für New Orleans entwickelt, die eine Linderung der sozialen Probleme in den Vordergrund stellt. Diese Studie spricht in erster Linie die Bundesregierung der USA in Washington, D.C. an, da laut der Meinung des Institutes nur mit ihrer Hilfe ein Wiederaufbau von New Orleans erfolgreich verlaufen kann. Die Handlungsempfehlungen, die gegeben werden, sollen dabei helfen, aus New Orleans einen Raum ohne soziale Probleme und besonders ohne Segregation zu schaffen. Natürlich ist auch dies eine Vision. Allerdings ist diese im Gegensatz zu den Plänen der BNOBC, aufgrund zahlreicher Finanzierungskonzepte durchaus nachvollziehbar und begründet. Gang der Untersuchung: Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, wie sich einerseits die sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina in New Orleans geäußert haben und andererseits wie die Zukunft der Stadt aussehen wird. Der Titel der Arbeit "Das neue New Orleans – Stadt ohne soziale Probleme?", der gleichzeitig die Hauptfragestellung der Untersuchung ist, formuliert die Frage nach der Zukunft von New Orleans sehr provokant. Folgende vier Ziele sollen dabei helfen herauszufinden, wie die Zukunft von New Orleans aussehen wird: 1. Darstellung des Untersuchungsraumes New Orleans anhand ausgewählter geographischer und sozialer Indikatoren. 2. Erklärung für die Zerstörung durch Hurrikan Katrina. 3. Darlegung geplanter und möglicher Wiederaufbaumaßnahmen. 4. Darstellung der zukünftigen Entwicklung von New Orleans. Diese Ziele spiegeln sich im Aufbau der Arbeit wieder, die sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil gliedert. Der Theorieteil geht zum einen auf die sozialen Probleme in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina ein. Zum anderen gibt er, nach einem kurzen theoretischen Blick auf Hurrikan Katrina und auf allgemeine Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen, einen Einblick in den Masterplan zum Wiederaufbau der Stadt New Orleans. Zudem werden in diesem Teil der Arbeit auch die Handlungsempfehlungen für einen 'sozialverträglicheren' Aufbau vonseiten des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS vorgestellt. Zu Beginn des zweiten Kapitels wird New Orleans geographisch eingeordnet und das Untersuchungsgebiet vorgestellt. Im Anschluss werden die sozialen Probleme der Stadt thematisiert. Um in diese Thematik einzuführen, werden zunächst allgemeine soziale Probleme U.S. amerikanischer Städte angesprochen. Da diese in den USA oftmals in Segregation münden und dieses Phänomen in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina stark ausgeprägt war, wird diese Problematik gesondert behandelt. Das Kapitel schließt mit einem Einblick in die sozialen Probleme von New Orleans, mit denen die Stadt vor dem Sturm zu kämpfen hatte. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Hurrikan Katrina und seinen zerstörerischen Auswirkungen auf New Orleans. Dazu werden zunächst allgemeine Informationen zu dem Hurrikan gegeben, bevor abschließend die, in den Medien oft als sozial-ungerecht bezeichnete, Auswirkung Katrinas auf ausgewählte Stadtviertel dargestellt wird. Das Kapitel vier setzt sich zum einen mit der Theorie von Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen auseinander und bezieht diese auf New Orleans, und gibt zum anderen einen Einblick in den Masterplan zum Wiederaufbau von New Orleans, der von der BNOBC erarbeitet wurde. Des Weiteren werden in diesem Kapitel auch Handlungsempfehlungen des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS vorgestellt, mit denen New Orleans sozialgerechter wiederaufgebaut werden könnte. Der empirische Teil dieser Arbeit untergliedert sich in die Kapitel fünf bis acht und beschäftigt sich mit der Situation in New Orleans knapp neun Monate nach Hurrikan Katrina. In Kapitel fünf wird die Vorgehensweise der empirischen Untersuchung aufgezeigt. Zu Beginn werden Hypothesen formuliert, bevor im Anschluss die Methodenauswahl begründet wird. Danach wird die Methode des 'problemzentrierten Interviews' vorgestellt und die Auswahl der Interviewpartner begründet dargelegt. Im Anschluss wird die Durchführung der Interviews thematisiert und die Auswertungsmethodik vorgestellt. Abschließend werden der Einsatz der Methodik rückwirkend reflektiert und die empirischen Schritte zusammengefasst. Das Kapitel sechs wird die Ergebnisse der geführten Interviews in Bezug auf die Teilfragestellung "Das neue New Orleans – The New American City?" darstellen. Um Antworten auf diese Frage zu bekommen, ist das Kapitel in drei Unterkapitel unterteilt. Das Kapitel 6.1 befasst sich zunächst mit der Situation knapp neun Monate nach Katrina. Neben einem Einblick in das Chaos und die Zerstörung werden in diesem Kapitel auch Erklärungen dafür geliefert, wie es zu einer solchen (sozialen) Katastrophe kommen konnte. Dabei spielt die Politik der Stadt eine große Rolle. In Kapitel 6.2 werden der Masterplan, die BNOBC und die Studie des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS im Hinblick auf offen gebliebene Fragen und neue Erkenntnisse durch die Interviews thematisiert, bevor in Kapitel 6.3 das Schicksal der Bewohner, der New Orleanians, im Hinblick auf die Zukunft dargestellt wird. Das siebte Kapitel versucht Antworten auf die Teilfragestellung "Stadt ohne soziale Probleme?" zu finden. Dazu werden zunächst aktuelle und mögliche zukünftige soziale Probleme der Stadt dargelegt, bevor im Anschluss die in Kapitel 5.1 aufgestellten Hypothesen auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden. Das achte Kapitel wird die Situation in New Orleans bewertend zusammenfassen und abschließend einen Ausblick auf die Zukunft der Stadt geben. Inhaltsverzeichnis: ErklärungII InhaltsverzeichnisIII Verzeichnis der Abbildungen, Bilder, Karten und TabellenVI AbkürzungenVII 1.Problemstellung und Untersuchungsgegenstand1 1.1Einführung in den Untersuchungsgegenstand2 1.2Zielsetzung und Aufbau der Arbeit3 2.Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina5 2.1New Orleans5 2.1.1Physisch-geographische Einordnung von New Orleans6 2.1.2Ökologische Probleme von New Orleans und Louisiana8 2.1.3Das Klima in New Orleans9 2.1.4Der Wirtschaftsstandort New Orleans9 2.1.5Die Verwaltungsstruktur der New Orleans Metropolitan Area10 2.1.6Bevölkerungsindikatoren der New Orleans Metropolitan Area13 2.1.7Ableitung des Untersuchungsgebietes14 2.2Soziale Probleme in U.S. amerikanischen Metropolräumen15 2.2.1Suburbanisierungsprozesse U.S. amerikanischer Städte15 2.2.2Der Verfall innerstädtischer Stadtviertel als Erklärung für die Armut in U.S. amerikanischen Kernstädten16 2.3Die sozialen Probleme in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina unter besonderer Berücksichtigung der Segregation19 2.3.1Segregation in U.S. amerikanischen Städten19 2.3.2Die sozialen Probleme in New Orleans21 3.Hurrikan Katrina und seine Auswirkungen auf New Orleans26 3.1Allgemeine Informationen über Hurrikan Katrina26 3.2Katrinas zerstörerische Kraft in New Orleans26 4.Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen und Ideen für New Orleans29 4.1Bewältigung von Problemen nach Naturkatastrophen29 4.1.1Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen30 4.1.2Modell des Wiederaufbaus31 4.1.3Anwendung auf New Orleans32 4.2Die BRING NEW ORLEANS BACK COMMISSION und der Masterplan zum Wiederaufbau von New Orleans33 4.2.1Der Masterplan: "Action Plan for New Orleans: The New American City"34 4.2.2Zwischenfazit45 4.3Eine Wiederaufbau-Agenda für New Orleans - Handlungsempfehlungen des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS zum Wiederaufbau von New Orleans46 4.3.1Gründe für den Wiederaufbau und Ziele der Agenden46 4.3.2Grundsatz 1: Macht die Region zu einem Vorbild hochqualitativer, nachhaltiger Entwicklung47 4.3.3Grundsatz 2: Verwandelt die Neighborhoods der Armut in Neighborhoods der Wahl und des Anschlusses48 4.3.4Grundsatz 3: Kurbelt die Wirtschaft an51 4.3.5Zwischenfazit54 5.Das methodische Vorgehen55 5.1Hypothesen55 5.2Methodenauswahl57 5.3Das problemzentrierte Interview57 5.4Auswahl der Interviewpartner58 5.5Durchführung der Interviews59 5.6Auswertung der Interviews mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach MAYRING60 5.7Methodenreflexion61 5.8Zusammenfassung61 6.Das neue New Orleans - 'The New American City?'62 6.1New Orleans neun Monate nach Hurrikan Katrina62 6.1.1Zerstörung und Chaos62 6.1.2Politik und Missgunst65 6.1.3Zwischenfazit68 6.2Der Masterplan vs. BROOKINGS INSTITUTION - Chance für einen Wiederaufbau?69 6.2.1Der Masterplan zum Wiederaufbau - nur eine Vision?70 6.2.2Offen gebliebene Fragen bzgl. des Masterplans71 6.2.3Die BRING NEW ORLEANS BACK COMMISSION und die Kommunikation der Pläne72 6.2.4Die Rolle der Bundesregierung und der Einsatz von Bundesfördermitteln für den Aufbau von New Orleans73 6.2.5Die Arbeit des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS - eine Hilfe für New Orleans?74 6.2.6Zwischenfazit75 6.3Das Schicksal der New Orleanians77 6.3.1FEMA und die Rückkehr der Bewohner77 6.3.2Migration77 6.3.3Hindernisse an der Rückkehr der armen Bevölkerung nach New Orleans79 6.3.4Die Sozialstruktur von New Orleans vor dem Sturm - eine Stadt ohne Segregation?!82 6.3.5Zwischenfazit84 6.4Zusammenfassung84 7.Die Zukunft von New Orleans - Stadt ohne soziale Probleme?86 7.1Die räumliche Verlagerung der sozialen Probleme86 7.2Diskriminierung und Klassengesellschaft - die sozialen Probleme der Zukunft?87 7.3Bewertung der Ergebnisse87 7.4Zusammenfassung90 8.Fazit und Ausblick92 Literatur94 Anhang109Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: ErklärungII InhaltsverzeichnisIII Verzeichnis der Abbildungen, Bilder, Karten und TabellenVI AbkürzungenVII 1.Problemstellung und Untersuchungsgegenstand1 1.1Einführung in den Untersuchungsgegenstand2 1.2Zielsetzung und Aufbau der Arbeit3 2.Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina5 2.1New Orleans5 2.1.1Physisch-geographische Einordnung von New Orleans6 2.1.2Ökologische Probleme von New Orleans und Louisiana8 2.1.3Das Klima in New Orleans9 2.1.4Der Wirtschaftsstandort New Orleans9 2.1.5Die Verwaltungsstruktur der New Orleans Metropolitan Area10 2.1.6Bevölkerungsindikatoren der New Orleans Metropolitan Area13 2.1.7Ableitung des Untersuchungsgebietes14 2.2Soziale Probleme in U.S. amerikanischen Metropolräumen15 2.2.1Suburbanisierungsprozesse U.S. amerikanischer Städte15 2.2.2Der Verfall innerstädtischer Stadtviertel als Erklärung für die Armut in U.S. amerikanischen Kernstädten16 2.3Die sozialen Probleme in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina unter besonderer Berücksichtigung der Segregation19 2.3.1Segregation in U.S. amerikanischen Städten19 2.3.2Die sozialen Probleme in New Orleans21 3.Hurrikan Katrina und seine Auswirkungen auf New Orleans26 3.1Allgemeine Informationen über Hurrikan Katrina26 3.2Katrinas zerstörerische Kraft in New Orleans26 4.Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen und Ideen für New Orleans29 4.1Bewältigung von Problemen nach Naturkatastrophen29 4.1.1Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen30 4.1.2Modell des Wiederaufbaus31 4.1.3Anwendung auf New Orleans32 4.2Die BRING NEW ORLEANS BACK COMMISSION und der Masterplan zum Wiederaufbau von New Orleans33 4.2.1Der Masterplan: "Action Plan for New Orleans: The New American City"34 4.2.2Zwischenfazit45 4.3Eine Wiederaufbau-Agenda für New Orleans - Handlungsempfehlungen des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS zum Wiederaufbau von New Orleans46 4.3.1Gründe für den Wiederaufbau und Ziele der Agenden46 4.3.2Grundsatz 1: Macht die Region zu einem Vorbild hochqualitativer, nachhaltiger Entwicklung47 4.3.3Grundsatz 2: Verwandelt die Neighborhoods der Armut in Neighborhoods der Wahl und des Anschlusses48 4.3.4Grundsatz 3: Kurbelt die Wirtschaft an51 4.3.5Zwischenfazit54 5.Das methodische Vorgehen55 5.1Hypothesen55 5.2Methodenauswahl57 5.3Das problemzentrierte Interview57 5.4Auswahl der Interviewpartner58 5.5Durchführung der Interviews59 5.6Auswertung der Interviews mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach MAYRING60 5.7Methodenreflexion61 5.8Zusammenfassung61 6.Das neue New Orleans - 'The New American City?'62 6.1New Orleans neun Monate nach Hurrikan Katrina62 6.1.1Zerstörung und Chaos62 6.1.2Politik und Missgunst65 6.1.3Zwischenfazit68 6.2Der Masterplan vs. BROOKINGS INSTITUTION - Chance für einen Wiederaufbau?69 6.2.1Der Masterplan zum Wiederaufbau - nur eine Vision?70 6.2.2Offen gebliebene Fragen bzgl. des Masterplans71 6.2.3Die BRING NEW ORLEANS BACK COMMISSION und die Kommunikation der Pläne72 6.2.4Die Rolle der Bundesregierung und der Einsatz von Bundesfördermitteln für den Aufbau von New Orleans73 6.2.5Die Arbeit des BROOKINGS INSTITUTION METROPOLITAN POLICY PROGRAMS - eine Hilfe für New Orleans?74 6.2.6Zwischenfazit75 6.3Das Schicksal der New Orleanians77 6.3.1FEMA und die Rückkehr der Bewohner77 6.3.2Migration77 6.3.3Hindernisse an der Rückkehr der armen Bevölkerung nach New Orleans79 6.3.4Die Sozialstruktur von New Orleans vor dem Sturm - eine Stadt ohne Segregation?!82 6.3.5Zwischenfazit84 6.4Zusammenfassung84 7.Die Zukunft von New Orleans - Stadt ohne soziale Probleme?86 7.1Die räumliche Verlagerung der sozialen Probleme86 7.2Diskriminierung und Klassengesellschaft - die sozialen Probleme der Zukunft?87 7.3Bewertung der Ergebnisse87 7.4Zusammenfassung90 8.Fazit und Ausblick92 Literatur94 Anhang109Textprobe:Textprobe: Kapitel 6.1.2, Politik und Missgunst: Mit knapper Mehrheit (52,3 % gegenüber 47,7 % der Stimmen) hat RAY NAGIN am 20. Mai 2006 die Bürgermeisterwahl in New Orleans erneut für sich entschieden und ist somit für weitere vier Jahre im Amt. Obwohl sich nur wenige schwarze Bewohner der Stadt zum Zeitpunkt der Wahl in New Orleans aufgehalten haben und NAGIN nicht als Favorit in die Wahl gegangen ist, bekam er die meisten Stimmen. Dies lag vermutlich nicht zuletzt daran, dass er seine Wähler mit Bussen aus dem fünf Stunden entfernten Houston, TX einfahren ließ. Zudem wurden so genannte 'Satellitenwahlen' an Orten durchgeführt, dort wo sich die Menschen, die nicht mehr in New Orleans leben, aufhalten. Auf die Frage, wer ihrer Ansicht nach die Bürgermeisterwahl für sich entscheiden würde, waren sich die Interviewpartner ziemlich einig, dass NAGIN die Wahl nicht für sich entscheiden, sondern dass Herausforderer MITCH LANDRIEU nach 28 Jahren wieder der erste weiße Bürgermeister in New Orleans sein würde. RICHARD CAMPANELLA sagte zu diesem Thema: "Oh I am not sure, he's [Nagin; d.V.] gonna win this election. No, the number is, I mean, you just look at the numbers from the primary and what it's like, 62 % of the people voted against him. He might get a tiny portion of the votes that FOREMAN got, he'll get non of the votes that KULICK and PEGGY WILSON got, look at all of WATSON'S votes, but those were only what 1,200, so he might, but I don't see it happening." Neben der Begründung, dass ein Großteil der Wählergruppe NAGINS nicht mehr in New Orleans lebt und auch die Kritik, die an seiner Person während Hurrikan Katrina und insbesondere bzgl. seines Benehmens in den Medien laut geworden ist, hatten seine Chancen für eine Wiederwahl in den Augen vieler schrumpfen lassen. Die Person NAGIN hat schon während seiner ersten Amtsperiode von 2002 bis 2006 viel Kritik einstecken müssen, und insbesondere während der Evakuierung aufgrund von Hurrikan Katrina. Interviewpartner MATT FELLOWES gibt zu diesem Punkt folgendes Statement: "He's famous for sticking his foot into his mouth. So I'm not surprised. But he's also you know a little insane. […]" Auch CAMPANELLA lässt Kritik an NAGIN im Interview erahnen: "[…] Then, you know, DOUGLAS BRINKLEY, the historian […]. He's tearing NAGIN to pieces." Ein großes Problem, mit dem NAGIN und generell die Politik in New Orleans oft in Kritik gerät, ist die Diskriminierung zwischen Schwarzen und Weißen sowie Armen und Reichen. Während des Wahlkampfes ist diese Form von Diskriminierung in die Öffentlichkeit gerückt und wurde besonders in Washington, D.C. scharf kritisiert, wie FELLOWES anmerkt: "I mean it's been from the perspective of as here in D.C. just looking down at New Orleans, I figure it literally it's just disgusting looking at how racialized this mayor race is becoming. It's just, it's pathetic." Dass diese Form von Rassismus und Diskriminierung nicht erst kürzlich mit diesem Wahlkampf aufgetreten ist, sondern in der Historie von New Orleans bzw. Louisianas begründet liegt, soll nun erläutert werden. Gerne wird, wenn über die Politik von New Orleans oder generell von Louisiana gesprochen wird, der Begriff der Korruption aufgegriffen. Auch während des einen oder anderen Interviews ist diese Bezeichnung für das politische Handeln in der Region gefallen. MATT FELLOWES beschrieb das Problem von New Orleans folgendermaßen: "And that has not an incident of amount to do with the fact, that New Orleans traditionally has been a hot (belf?) of corruption. And they were and so is Louisiana." Da sich aber hinter dem Begriff Korruption eine stark negative Wertung verbirgt, soll der Begriff in dieser Arbeit nicht für die Charakterisierung der Politik von New Orleans benutzt werden. Stattdessen lässt sich das politische Geschehen, besonders auch das der Vergangenheit, mit dem Begriff 'Missgunst' treffender beschreiben. Was in den Interviews deutlich wurde, ist die Tatsache, dass diese Form von politischem Handeln einerseits den Wiederaufbau von New Orleans stark verzögern kann und vermutlicht auch schon hat, und zudem eng mit der wirtschaftlichen Situation von New Orleans zusammenhängt.
Ziele und Befunde der Arbeit Das durchgeführte Forschungsvorhaben zeigt durch einen holistischen, gleichzeitig politikwissenschaftlichen wie auch historischen Ansatz Folgendes: Nämlich, warum und wie das liberale, regelbasierte Weltordnungssystem im Untersuchungsraum der US-Präsidentschaften von Clinton bis Obama kontinuierlich durch ein System der realistischen, kurzfristig wirkenden Durchsetzung vitaler Interessen mittels militärischer Instrumentenpräferenz unter fortlaufender militärischer Optimierung ergänzt bzw. ersetzt wird. Dies erklärt auch, warum die "transaktionale Führung Trumps"(1), die nach dem Untersuchungsraum von 1993 bis 2017 mit Außenwirkung die Reduktion idealistischer "Grand Strategy"-Elemente bzw. wohlwollender Ordnungsmacht unter Kostenabwälzung und Vorteilsverringerung europäischer Nato-Verbündeter vornimmt, in Kontinuität zur ausgeübten Führungsmacht der Amtsvorgänger steht. Ergebnisse dieser Dissertation wie die sich ab 1993 immer nachdrücklicher abzeichnende Auflösung der multilateralen Grundordnung legen damit nahe, Trumps bisherige Außen- und Sicherheitspolitik als deutlich spürbares Krisensymptom und nicht als Ursache dieses Abbaus der nach 1945 eingerichteten Weltordnung einzustufen. Diese Auflösung ist mit einer Erosion des letztlich transatlantisch angestoßenen bipolaren "amerikanischen Systems" gleichzusetzen. Die Implementierung dieses Systems erfolgte als "Lernstunde zweier Weltkriege" auf Basis der mit der Aufklärung und den amerikanischen Gründungskennziffern eingeleiteten neuzeitlichen Ordnungskonzeptionen: Daher ist diese Auflösung auch ein Indikator für das Scheitern neuzeitlicher Ordnungskennziffern, die sich im "American way of life" entfalten konnten. Als ursächlich für die geschilderte Entwicklung wird eine von Clinton bis Obama konstant ansteigende Gesamtbedrohung nachgewiesen, mit der die konsequente Schwächung amerikanischer Vormacht verknüpft ist. Diese fußt u.a. auf der Basis von seit 1979 postulierten Klimawandeleffekten als Bedrohungsverstärker bei erreichter amerikanischer Förderspitze in fossilen Rohstoffen und ansteigendem Ressourcenbedarf im Kontext schrumpfender Rohstoffvorkommen. Weiter sind für den Untersuchungsraum die zunehmende Einwirkung der in den 1980er Jahren begonnenen "US-Konservativen Revolution" auf die Ausübung der Außen- und Sicherheitspolitik unter Einflusszugewinn von Konzernen und Lobbygruppen auf beispielsweise policy-Implementierung sowie die neuen Rahmenbedingungen zu addieren. Darunter fallen die sich ausformende Digitalisierung, die hohen Ressourcenverbrauch mit sich bringt, und die ansteigende Weltbevölkerung unter spezifischen demographischen Vorzeichen. Darüber hinaus sind beispielsweise die Beibehaltung des bipolar angewachsenen Rüstungssektors als ökonomische Basis militärischer Vormacht und das langsame Abbröckeln der Dollar-Hegemonie seit etwa 1973 zu berücksichtigen. Durch komplexes Zusammenspiel von "Grand Strategy"-Umsetzung gemäß der Prämisse amerikanischen Führungsmachtausbaus unter neokonservativem bzw. christlich-rechtem Einfluss mit asymmetrischen sowie reaktivierten konventionellen Bedrohungsgegenständen, Bedrohungsverstärkern und neuen Rahmenbedingungen wird der lineare Verlauf der Gesamtbedrohung im Zeitraum von 1993 bis 2017 verständlich: Im Kontext der "Grand Strategy"-Ausführungen erklären insbesondere das Bedrohungsabwehr-, Bedrohungsverstärker- und Marktwirtschaftsverständnis der US-Far Right in komplexer Wechselwirkung mit erstarkenden transnationalen Konzernen, Lobbygruppen, Individuen(2), informellen Netzwerken und staatlichen Akteuren in Bezug auf Bedrohungsgegenstände sowie Bedrohungsverstärker(3) im Zusammenhang mit der post-bipolaren, globalen Verankerung amerikanischer Wirtschafts- und Konsummuster das Folgende: Nämlich die Anpassung der amerikanischen Bedrohungsabwehr - unter Aufbau der "imperial presidency"(4) bzw. Einhegung des Systems von "checks and balances" - samt deren Implikationen auf das bipolare liberale Ordnungssystem. Sodann wird die notwendige Weiterführung in der Nato durch amerikanisch aufgeworfenen Nato-Umbau zur entsprechenden Umsetzung transformierter amerikanischer Bedrohungsabwehr bzw. Legitimierung der systemischen Anpassung begreifbar. Genauso wird nachvollziehbar, dass die so eingerichtete Bedrohungsabwehr nur kurzfristig abwehrt: Stattdessen verstärkt sie asymmetrische und konventionelle Bedrohung wie auch Bedrohungsverstärker - unter Einleitung von Rüstungsspiralen bzw. Demontierung der Rüstungskontrolle - und damit die Gesamtbedrohung. Dies lässt einen Konfliktausbruch jenseits des bisher Vorstellbaren konstant näher rücken. Gleichzeitig ist der dringende Bedarf an Mobilisierung der transatlantischen Zusammenarbeit im Hinblick auf Förderung der globalen Kooperation staatlicher, aber auch nichtstaatlicher Akteure hinsichtlich der Bedrohungswurzeln samt der sich verschlechternden Voraussetzungen illustriert: Denn mit jedem Anstieg der Gesamtbedrohung ist durch die eingeleitete amerikanische sicherheitspolitische Anpassung und deren Weiterführung in der Nato ein Abbau der regelbasierten Basiskennziffern im Untersuchungsraum verknüpft. Dies reduziert in fortlaufender Konsequenz die Grundlage für oben genannte, konstant zentraler werdende Zusammenarbeit, um eine sukzessive Erosion des bipolaren "amerikanischen Systems" unter künftigen Dystopien zu verhindern bzw. zumindest zu begrenzen. Durch die Forschungsergebnisse wird der bisherige Forschungsstand auf den Kopf gestellt, da so beispielsweise gezeigt werden kann, dass mittels der Transformation der Nato keine gleichberechtigte transatlantische Lastenteilung oder eine Weiterentwicklung der Nato gemäß der Nato-Gründungskennziffern erzeugt wird. Dies gilt auch für den europäischen Widerstand gegenüber der tatsächlichen Verankerung der Natotransformationspositionen(5), der auf die Erosion des bipolaren liberalen Ordnungssystems bzw. der US-Vorteilsgewährung sowie so begünstigter Partikularinteressensicherung abhebt. Außerdem wird deutlich, dass eine Kontinuitätslinie in der Bedrohungsabwehr von Clinton bis Obama unter unterschiedlicher Außenwirkung und dem Grundmuster "Battleship America" vorliegt - und eben nicht eine multilateral ausgerichtete Außen- und Sicherheitspolitik unter Clinton, die als Folge von 9/11 in einen unilateralen Pendelausschlag unter G. W. Bush 43 mündet, der durch die Obama-Administration wieder zurückgenommen wird. Die Arbeit basiert auf einer umfassenden Fülle an Literatur, die das aufwendige Literaturverzeichnis widerspiegelt: Darunter fallen vielfältige amerikanische und europäische Publikationen, Monographien und entsprechende Sekundärliteratur, wie Biographien, Veröffentlichungen unterschiedlichster Natur wichtiger Vertreter der transatlantischen Forschungselite, Akteure der entsprechenden Politikplanung und -ausführung und wissenschaftliche Artikel aus Fachzeitschriften zu allen Forschungsbereichen bzw. politikwissenschaftlicher Methodik und Theorie. Weiter wurden u.a. Veröffentlichungen bzw. relevante Dokumente von Regierungen, Außenministerien, Verteidigungsministerien, Regierungsorganen, Denkfabriken, universitären Forschungszentren sowie der Nato verwendet. Struktur der Arbeit Konkret ist die vorliegende Dissertation in zwei Bände sowie einen Anhangsband unterteilt: Band 1 umfasst Schwerpunkt 1, eine Prozessanalyse unter offensiver neorealistischer Verortung, Band 2 den darauf aufbauenden Schwerpunkt 2, einen Vergleich ("structured focussed comparison") unter defensiver neorealistischer Verortung. Im Anhangsband finden sich ergänzende Ausführungen zu Kapitel 1, Band 1 in Bezug auf den Forschungsstand, Literatur und Quellenlage, theoretische Verortung sowie Wahl des Untersuchungsraumes bzw. ausgewählter europäischer Nato-Partner. Weiter sind ein historisches Kapitel als Voraussetzung zum "process-tracing" in Kapitel 2, Band 1 und ein Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis wie auch ein Literaturverzeichnis enthalten. Insgesamt ermitteln die beiden aufeinander aufbauenden Schwerpunkte mittels qualitativer Methoden das Folgende: Nämlich die übergeordnete amerikanische sicherheitspolitische Reaktion auf eine neue Gesamtbedrohung sowie deren Weiterführung und Legitimierungschance in der Nato im Untersuchungsraum von Clinton bis Obama. Auf Basis des ersten Teils der Hypothese wird in Schwerpunkt 1, Band 1 ein Zusammenhang zwischen der Beibehaltung des bipolaren "US-Grand Strategy"-Ziels amerikanischer Führungs- und Ordnungsmacht sowie bipolarer außenpolitischer "Grand Strategy"-Kennziffern bzw. einer sich komplex entwickelnden neuen Gesamtbedrohung, amerikanischer sicherheitspolitischer Anpassung und der notwendigen Weiterführung in der Nato durch Natotransformation mittels amerikanisch aufgeworfener Natotransformationspositionen hergestellt. In Schwerpunkt 2, Band 2 wird auf Basis des zweiten Teils der Hypothese der transatlantische Aushandlungsprozess zur Etablierung der amerikanisch vorgeschlagenen Natotransformationspositionen in Augenschein genommen: Vor diesem Hintergrund wird überprüft, ob diese tatsächliche Verankerung bzw. Konkretisierung des Ausbaus amerikanischen Vormacht am Widerstand der ausgewählten europäischen Nato-Bündnispartner Frankreich, Deutschland und Großbritannien scheitert. Im Gesamtergebnis zeigt sich, dass aufgrund einer sich entwickelnden komplexen, linear ansteigenden Gesamtbedrohung die Chance zum Ausbau amerikanischer Führungsmacht konstant abnimmt. Dies muss mittels amerikanischer sicherheitspolitischer Anpassung kompensiert werden. Die daher erfolgende amerikanische sicherheitspolitische Neuausrichtung auf Basis der eingeleiteten "Revolution im Militärwesen" modifiziert wiederum die Kennziffern bipolarer kollektiver Sicherheitsgewährleistung. Alles wird mittels tatsächlicher Verankerung der amerikanischen Natotransformationspositionen ermöglicht bzw. legitimiert. Das tatsächliche Erreichen der - die sicherheitspolitische amerikanische Anpassung konsequent weiterführenden - Transformation der Nato ermöglicht eine missionsorientierte, reaktionsbeschleunigende, flexible und globale Sicherheitsprojektion. Außerdem ist die Voraussetzung für "alliances of choice" innerhalb der Nato geschaffen. Weiter zementiert die Modifikation der "bipolaren Nato" die mittels sicherheitspolitischer amerikanischer Anpassung eingeleitete Erosion zentraler zivilisatorischer Errungenschaften bzw. Aufgaben bipolarer kollektiver Sicherheitsgewährleistung unter Vorteilsverringerung europäischer Nato-Bündnispartner. Die tatsächliche Verankerung der Natotransformationspositionen erfolgt mittels der Reaktivierung konventioneller Bedrohung im Kontext der Ukraine-Krise von 2014 und der Erweiterung der Nato-Partnerschaftsringe auf globaler Ebene, ohne diesen den Status eines Nato-Mitgliedsstaates zu gewähren. Damit wird der Bündnisfall nicht globalisiert. Der ausgeübte deutsch-französische Widerstand wird besonders intensiv durch den Einbezug der europäischen Gründungsstaaten befördert, dagegen unterbleibt die Ausbildung einer europäischen Führungstroika durch Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Darüber hinaus zeigt insbesondere die entsprechende Ursachenermittlung, dass trotz konstanter, aufeinander aufbauender amerikanischer sicherheitspolitischer Reaktion unter unterschiedlicher Außenwirkung sowie tatsächlicher Weiterführung in der Nato die Gesamtbedrohung nicht langfristig abgebremst wird: Dies führt zu einem konstanten Anstieg der Gesamtbedrohung unter fortlaufendem Einflussverlust staatlicher Akteure bzw. Machtdiffusion und -konzentration samt einer sukzessiven Chancenerhöhung reaktivierter konventioneller, nuklearer, Cyber- und ökologischer Zerstörungsszenarien. Auf dieser Basis entsteht die Konsequenz einer immer umfassenderen und die Reaktion beschleunigende Präzisionsabwehr unter ansteigender Versicherheitlichung, um die kontinuierliche Einengung amerikanischer Vormacht auszugleichen. Dies erzeugt im Fortlauf einen konstanten Abbau der Strahlungs- und Schlagkraft des liberalen, regelbasierten, bipolaren "amerikanischen Systems" sowie der Etablierung "idealistischer, liberaler" "Grand Strategy"-Elemente. Weiter ist damit - auf der Grundlage der aufeinander aufbauenden Natotransformationspositionen sowie Obamas "smart power"(6) im Untersuchungsraum - eine zunehmende Vorteilsverringerung der europäischen Nato-Verbündeten bzw. ein ansteigender Bedarf an US-Kostendämpfung verquickt. Zudem entwickelt sich eine immer geringer werdende Chance zur Entfaltung des postbipolar als "nicht verhandelbar" postulierten und global ausgebreiteten amerikanischen Lebensentwurfes in individueller, innerstaatlicher Ausprägung: Deren Artikulation erfolgt beispielsweise mittels zunehmendem Rechtspopulismus, Wahl von Außenseiterkandidaten, Zerfall traditioneller Parteiensysteme, isolationistischen Tendenzen unter ethnischer, regionaler Erstarkung, und Ablehnung von Supranationalität oder religiösem Fundamentalismus. Gleichzeitig ist die fortlaufende Erosion der globalen öffentlichen Güter identifizierbar. Damit ebnet all das oben Genannte den Boden für die Begrenzung amerikanischer wohlwollender Ordnungsmacht bzw. der Handlungsspielräume staatlicher Akteure - und für die Rückkehr zu klassischer Machtpolitik im Kontext entstandener Machtdiffusion bzw. -konzentration. Dies erschwert angesichts der Dringlichkeit einer langfristigen Eindämmung asymmetrischer bzw. konventioneller Sicherheitsbedrohungsgegenstände, -verstärker, -cluster und globalen Rahmenbedingungen folgende Chance: Nämlich die zu transatlantischer Zusammenarbeit in der Nato unter Wiederbelebung der politischen Organisation derselben sowie Erweiterung auf zusätzliche Ebenen und Akteure im Sinne von Vorbeugung bzw. vernetzter Sicherheit zur Erreichung entsprechender globaler Kooperation in Bezug auf Einhegen der Bedrohungswurzeln. Insgesamt wird durch diese Forschungsarbeit transparent, wie und warum die für den Untersuchungsraum von 1993 bis 2017 antizipierte "Friedensdividende" und das durch Präsident Clinton postulierte "age of hope" kaum spürbar wurden. Fußnoten (1) Vgl. Braml, Josef (2018), Trumps transaktionaler Transatlantizismus, in: Jäger, Thomas (Hrsg.), Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, Oktober 2018, Volume 11, Ausgabe 4, S. 439-448, Wiesbaden. (2) Vgl. National Intelligence Council (Hrsg.) (2012), Global Trends 2013: Alternative Worlds (NIC 2012-001), https://publicintelligence.net/global-trends-2030/, letzter Zugriff: 12.04.19. Vgl. dazu auch das "international financial leadership, self-selected at Davos" bei McCoy, Alfred W. (2017), In the Shadows of the American Century. The Rise and Decline of US Global Power, Chicago. (3) Vgl. zu Bedrohungsverstärkern beispielsweise Mazo, Jeffrey (2010), Climate Conflict. How global warming threatens security and what to do about it, London, Abingdon. 1990 wurde bereits in Bezug auf den Bedrohungsverstärker Klimawandel für die entstehenden asymmetrischen bzw. konventionellen Bedrohungsgegenstände komplexe Cluster konstatiert: "Over the next half century, the global average temperature may increase by approximately 4 degrees C. (…) All nations will be affected. (…) How much time will there be to confirm the amount of change and then to act? (…) However, many believe that we will have waited too lang to avoid major dislocation, hardship and conflict - on a scale not as yet seen by man". Vgl. Kelley, Terry P. (1990), Global Climate Change. Implications For The United States Navy (The United States Naval War College, Newport, RI), http://documents.theblackvault.com/documents/weather/climatechange/globalclimatechange-navy.pdf, letzter Zugriff: 30.03.19. Dies lässt Hinweise auf die sich entwickelnde, konstant ansteigende Gesamtbedrohung im Untersuchungsraum von 1993-2017 zu. (4) Vgl. Schlesinger, Arthur M., Jr. (1973), The Imperial Presidency, Boston. (5) Die amerikanisch vorgeschlagenen Positionen zur Anpassung der Nato, die Nato Response Force sowie die Global Partnership Initiative, werden als "Natotransformationspositionen" bezeichnet: Mit deren tatsächlicher Etablierung war eine Transformation der Nato in konsequenter Weiterführung amerikanisch erfolgter sicherheitspolitischer Anpassung verknüpft. (6) Smart power geht auf Suzanne Nossel, Mitarbeiterin des UN-Botschafters Holbrooke während der Clinton-Administration, zurück: Vgl. Nossel, Suzanne (2004), Smart Power. Reclaiming Liberal Internationalism, http://www.democracyarsenal.org/SmartPowerFA.pdf, letzter Zugriff: 26.08.17. Weiter wird er Joseph Nye im Jahre 2003 als Reaktion auf die unilaterale Konzentration auf das militärische Instrument der G.W. Bush–Ära zugeschrieben. Vgl. Nye, Joseph S. Jr. (2011), The Future of Power, New York bzw. Nye, Joseph S. Jr. (2011), Macht im 21sten Jahrhundert. Politische Strategien für ein neues Zeitalter, München. Vgl. Rodham Clinton, Hillary (2010), Leading Through Civilan Power. Redefining American Diplomacy and Development, in: Foreign Affairs, November/December 2010, Vol. 89, No.6, S. 13-24. ; Aims and findings of the dissertation The completed research uses holistic, politological and historical approaches to present how, during the studied period of the administrations of Clinton to Obama, the liberal, rule-based world order system is gradually supplemented and replaced by a system of realist imposition of vital interests that have short-term effects, preferring military means combined with continuous military optimisation. This also explains a continuity between the leading-power policy of administrations in this study (1993-2017) and the subsequent period of the "transactional leadership of Trump"(1), with its recognizable, far-reaching effects of aiming to reduce idealistic Grand Strategy elements and measures of a benevolent order by passing on costs to and reducing the benefits of European NATO allies. The results of this dissertation, such as the increasingly evident dissolution of a multilateral fundamental order, therefore indicate that Trump's foreign and security policy to date should be regarded as a clearly noticeable crisis symptom, rather than the cause of a decline in the world order established after 1945. This decline is synonymous with the erosion of the transatlantically initiated bipolar "American system". Its implementation was the result of the "lesson of two world wars", based on modern concepts of order introduced by the Enlightenment and the founding criteria of the United States: thus its dissolution is also an indicator of the failure of contemporary criteria of order that thrive in the "American way of life". The cause of the described development is shown to be a constantly exacerbating overall threat, from Clinton to Obama, which is connected to the consistent erosion of US supremacy. Among other aspects, this is based on climate change effects postulated in 1979, which multiply the threat while coinciding with American peak production of fossil fuels and increased demand on resources in the context of dwindling raw material resources. Furthermore, during the period of this study, the "US conservative revolution", which began in the 1980s, increasingly affected foreign and security policy, combining with a consolidation in the influence of corporations and lobby groups in fields such as policy implementation and new underlying conditions. They include the onset of digitisation, entailing a high consumption of resources, and a growing world population faced with specific demographic indicators. Additionally, the maintenance of the armaments sector, originally a result of bipolar development, as the economic basis of military supremacy and the slow decline of the Dollar hegemony since around 1973, should also be taken into account. Complex interaction between Grand Strategy implementation according to the premise of expanding US-American dominance under neoconservative and Christian Right-wing influences, as well as asymmetrical and reactivated conventional security threats and threat multipliers clearly indicate the linear development of the overall threat in the period between 1993 and 2017: in the context of Grand Strategy statements, above all the understanding of defence against this threat, of the latter's multiplying factors and the market economy explains the following with respect to the US far-right in a complex interaction with the growth of transnational corporations, lobby groups, individuals(2), informal networks and state actors with respect to objects of threat and threat multipliers(3) in connection with the post-bipolar, global anchoring of US economic and consumer patterns: US adaptation of its reaction to this threat – while consolidating imperial presidency(4) and weakening the system of checks and balances – including its implications of a bipolar liberal order. In this way, the necessary continued leadership within NATO through the US-proposed NATO reform can be seen as an appropriate implementation of transformed threat-reaction measures and the legitimisation of systemic adaptation. It equally becomes clear that the established threat reaction measures only provide a short-term defence: instead, they enhance the asymmetric and conventional threat, as well as threat multipliers – by introducing arms races and breaking down arms control – thereby heightening the overall threat. The consequence is the consistently growing likelihood of a conflict of hitherto unimaginable proportions. At the same time, the urgent need to mobilise transatlantic cooperation with respect to supporting global cooperation between state and non-government actors is illustrated with respect to the roots of the threat and its deteriorating underlying conditions: each increase in the overall threat, the adapted US security policy and its continuation in NATO is connected to an erosion of rule-based underlying criteria during the studied period. This continuously and consistently undermines the basis of the above-stated, ever-increasingly important cooperation, to prevent or at least limit the successive erosion of the bipolar "American system" under future dystopias. The research results completely overturn the state of research to date, since for instance it is possible to show that, by means of NATO transformation findings, no transatlantic sharing of burdens on an equal footing and no NATO reform in accordance with its founding principles can be achieved. The same also applies to European opposition to the actual anchoring of NATO transformation positions(5), which is based on the erosion of the bipolar liberal order system and the maintenance of US advantages as well as the consolidation of particular interests they facilitate. Furthermore, it is apparent that a line of continuity in the threat-reaction measures from Clinton to Obama exists with varying external effects, along with an underlying pattern of "Battleship America" – as opposed to a multilaterally orientated foreign and security policy under Clinton, which merged into a unilateral, radical swing under G. W. Bush 43 following 9/11, but was reverted by the Obama administration. A comprehensive wealth of literature was used of the doctoral thesis, as reflected by the extensive bibliography: they firstly include diverse American and European publications, monographs and relevant secondary literature, including biographies, publications of various kinds of important political planning and implementation, as well as collected volumes and research articles from specialist journals on all fields of research and politological methodology and theory. The same applies to publications by leading European and American institutions, research centres and think tanks. Furthermore, this author used publications and documents by governments, foreign ministries, defence ministries, other government bodies and Nato. Dissertation structure This dissertation is divided into two volumes and one Appendix: Volume 1 discusses Focus 1, namely a process-tracing in the context of offensive neorealist positioning. Volume 2 presents Focus 2, which is based on the preceding focus in making a structured, focussed comparison in the context of defensive neorealist positioning. The Appendix volume contains further discussion of Chapter 1, Volume 1 with respect to the state of research, literature and sources, theoretical positioning and the choice of the region of study and selected European NATO partners. Furthermore, a historical chapter provides underlying information for process-tracing in Chapter 2, Volume 1, an index of images and abbreviations, and a bibliography. The entire dissertation uses qualitative methods to focus on these two mutually supporting, building on each other, themes to investigate the following from a US-perspective: firstly the overriding US security-policy reaction to a new overall threat and secondly, its continuation combined with the opportunity of for enabling and legitimising it within and through NATO during the studied period from Clinton to Obama. Based on the first part of this hypothesis, Focus 1 (Volume 1) establishes a connection between, on the one hand, maintaining the bipolar Grand Strategy target of consolidating the USA as a leading, regulating power, bipolar foreign-policy Grand Strategy indicators and a new overall threat that is developing in a complex way, and, on the other, the necessity of its continued leadership within NATO and the required NATO transformation according to US-proposed NATO transformation positions. Focus 2 (Volume 2) is based on the second part of the hypothesis, investigating the transatlantic negotiation process to establish these US-proposed NATO transformation positions: in this context, Volume 2 investigates whether the attempt to actually secure and consolidate such US supremacy was unsuccessful in the face of resistance from selected European NATO partners, namely France, Germany and the United Kingdom. The overall result shows that due to a complex, developing, linear increase in the overall threat, the chance for the USA to consolidate its status as a leading power is steadily diminishing. This must be compensated by adapting US security policy. The resulting American security-policy realignment based on the initiated "revolution in military affairs" in turn modifies the indicators of bipolar collective security guarantees. Everything is enabled and legitimised by means of actually securing US NATO-transformation positions. The actual implementation of such NATO transformation – representing the consistent adaptation of US security policy – enables a mission-orientated, rapid response, flexible, global security projection. It also creates conditions for "alliances of choice" within NATO. Furthermore, the modification of a "bipolar NATO" exacerbates the erosion of key achievements of civilisation as a result of adapted US security policy, as well as undermining the tasks of bipolar collective security guarantees through diminished benefits to European NATO partners. The actual anchoring of NATO transformation positions is achieved by reactivating the conventional threat in the context of the Ukraine crisis of 2014 and the extension of NATO partnership rings on a global level, without providing them with NATO membership status, thus avoiding globalisation in a mutual defence case. The German and French resistance is particularly intensive through the involvement of European founder states, while the formation of a European leadership triumvirate consisting of France, Germany and the United Kingdom does not take place. Moreover, a relevant investigation of causes particularly shows that despite constant mutually supporting US security reaction measures with varying international effects and actual continued leadership within NATO, the overall threat is not receding: this leads to a constant increase in the overall threat, a loss of influence of state actors, the diffusion and concentration of power and the increased probability of reactive conventional, nuclear, cyber and ecological destruction scenarios. On this basis, the consequence is an increasingly comprehensive and rapidly responding precision defence combined with growing securitization to compensate for the ongoing containment of US supremacy. This developing process steadily diminishes the reach and power of a liberal, rule-based, bipolar "American system" and the establishment of "idealistic, liberal" elements of US-Grand Strategy. This entails a further reduction in benefits for European NATO allies and increasing US cost-cutting demands – based on the successive NATO transformation positions that build on each other and Obama's "smart power"(6) during the period studied in this dissertation. Thus the chance is receding of developing the post-bipolar, globally adopted American way of life with individual national character, which is regarded as "non-negotiable": for instance its articulation is expressed through increasing right-wing populism, the election of outsider-candidates, the dissolution of traditional party systems, isolationist tendencies combined with burgeoning ethnic, regional movements, the rejection of supranationalism, and religious fundamentalism. At the same time, the ongoing erosion of global public goods is apparent. This all paves the way to limiting the benevolent American regulating power and state actors' leverage – and therefore to a return to classic power politics in the context of a resulting diffusion and concentration of power. In view of the urgency of a long-term containment of asymmetrical or conventional threats to security, or aspects that exacerbate such threats or clusters thereof, as well as underlying global conditions, this undermines the ability to achieve the following: to achieve transatlantic cooperation by broadening the range of levels and actors in the spirit of proactive and expanded, networked security to achieve according global cooperation with respect to containing the root causes of threats. Overall, this research work reveals how and why the anticipated "peace dividend" and the notion of an "age of hope", as postulated by President Clinton, were hardly perceptible during the period of study between 1993 and 2017. Notes (1) Cf. Braml, Josef (2018), Trumps transaktionaler Transatlantizismus, in: Jäger, Thomas (Hrsg.), Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, Oktober 2018, Volume 11, Ausgabe 4, S. 439-448, Wiesbaden. (2) Cf. National Intelligence Council (Ed.) (2012), Global Trends 2013: Alternative Worlds (NIC 2012-001), https://publicintelligence.net/global-trends-2030/, last accessed: 12.04.19. See also the "international financial leadership, self-selected at Davos" cit. McCoy, Alfred W. (2017), In the Shadows of the American Century. The Rise and Decline of US Global Power, Chicago. (3) In 1990, the threat-enhancing nature of climate change was already postulated with respect to asymmetric objects of threat as well as conventional and complex clusters: "Over the next half century, the global average temperature may increase by approximately 4 degrees C. (…) All nations will be affected. (…) How much time will there be to confirm the amount of change and then to act? (…) However, many believe that we will have waited too long to avoid major dislocation, hardship and conflict – on a scale not as yet seen by man". Cf. Kelley, Terry P. (1990), Global Climate Change. Implications For The United States Navy (The United States Naval War College, Newport, RI), http://documents.theblackvault.com/documents/weather/climatechange/globalclimatechange-navy.pdf, last accessed: 30.03.19. Cf. Mazo, Jeffrey (2010), Climate Conflict. How global warming threatens security and what to do about it, London, Abingdon. This supports the thesis of a developing, constant overall threat during the period between 1993 and 2017. (4) Cf. Schlesinger, Arthur M., Jr. (1973), The Imperial Presidency, Boston. (5) In this dissertation, the proposed US positions on NATO adaptation, the NATO Response Force and the Global Partnership Initiative are described as "NATO transformation positions": Their actual establishment was connected to a NATO transformation with the consistent continuation of adapted US security policy. (6) Cf. Nossel, Suzanne (2004), Smart Power. Reclaiming Liberal Internationalism, http://www.democracyarsenal.org/SmartPowerFA.pdf, last accessed: 26.08.17, Nye, Joseph S. Jr. (2011), The Future of Power, New York, Nye, Joseph S. Jr. (2011), Macht im 21sten Jahrhundert. Politische Strategien für ein neues Zeitalter, München, Rodham Clinton, Hillary (2010), Leading Through Civilan Power. Redefining American Diplomacy and Development, in: Foreign Affairs, November/December 2010, Vol. 89, No.6, S. 13-24.
"Fake News" bilden seit Menschengedenken ein zentrales Problem für die individuelle und öffentliche Meinungsbildung. Dabei wird die Wirkung verbreiteter Desinformation heutzutage durch die technischen Möglichkeiten im Bereich der Online-Kommunikation, etwa durch die Echokammern in sozialen Netzwerken oder den Einsatz künstlicher Meinungsverstärker, mitunter noch verstärkt. Effekte von einmal geäußerter Desinformation lassen sich aus kognitionswissenschaftlicher Perspektive nur noch sehr schwer korrigieren. Die Arbeit beschäftigt sich daher mit dem (kommunikations-)grundrechtlichen Schutz vo...
"Fake News" bilden seit Menschengedenken ein zentrales Problem für die individuelle und öffentliche Meinungsbildung. Dabei wird die Wirkung verbreiteter Desinformation heutzutage durch die technischen Möglichkeiten im Bereich der Online-Kommunikation, etwa durch die Echokammern in sozialen Netzwerken oder den Einsatz künstlicher Meinungsverstärker, mitunter noch verstärkt. Effekte von einmal geäußerter Desinformation lassen sich aus kognitionswissenschaftlicher Perspektive nur noch sehr schwer korrigieren. Die Arbeit beschäftigt sich daher mit dem (kommunikations-)grundrechtlichen Schutz vo...