Proposals from Mr. Stanhope to Mons. D'Avaux on March 22, 1701. Original in French. Regarding the succession of the Spanish king who died without issue. Proposals include the withdrawal of all troops from the Spanish Netherlands. (War of Spanish Succession) ; Florida Atlantic University Libraries' Marvin and Sybil Weiner Spirit of America Collection, Pamphlets: Foreign Language B2F9 ; Florida Atlantic University Digital Library
In: Kulturpolitische Mitteilungen: Zeitschrift für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V, Band 164, Heft 1, S. 40-67
ISSN: 0722-4591
Der Klimawandel wird spätestens seit Beginn der "Fridays for Future"-Bewegung zu einem immer dringlicheren Thema. Vor allem die jüngeren Generationen fordern vehement konkrete Maßnahmen von Seiten der Politik, um die Bewohnbarkeit des Planeten langfristig zu sichern. Auch in Zukunft werden die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach zunehmend zentraler Teil des politischen Diskurses werden. Doch während sich immer mehr Bereiche und Institutionen klar positionieren, ist es von Seiten der Kulturpolitik bisher noch ungewöhnlich ruhig, was dieses Thema betrifft. Unter dem Schwerpunkt "Klimagerechte Kulturpolitik" befasst sich die vorliegende Ausgabe der "Kulturpolitischen Mitteilungen" mit der Frage, wie sich das Streben der Neuen Kulturpolitik nach Wachstum und Teilhabe für alle mit Begrenzungs- und Verzichtgedanken zur Entwicklung und Umsetzung einer nachhaltigen Klimapolitik vereinbaren lassen kann. Neben Ideen zu einer ethisch vertretbaren Förderung von internationalem Austausch wird eingehend die Frage behandelt, welchen Beitrag die Kulturpolitik zur Lösung des Klimaproblems leisten kann oder ob sie bei diesem zukunftsweisenden Thema außen vor bleiben wird. Die veröffentlichten Beiträge beschäftigen sich, teilweise mit Bezug auf Best-Practice-Beispiele aus dem europäischen Ausland, mit der Verantwortung von Kunst- und Kultureinrichtungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, beleuchten neue Zukunftsperspektiven für künftige Kulturveranstaltungen und setzen sich mit dem notwendigen Wandel des Selbstverständnisses von Kultureinrichtungen auseinander. (ifa)
Green and open spaces are important components of green infrastructure. They offer a range of different ecosystem services society benefits from. Due to ongoing urbanisation and densification processes many urban and peri-urban green and open spaces disappear or degrade in quantity and quality, with negative impact on their ecosystems. The decline of the ecological functions of nature and landscape also weakens their social and economic merits, which are especially important for society. Hence, society strongly depends on eco-system services provided by healthy ecosystems. As a consequence of sprawl and land consumption people are increasingly losing contact with and knowledge about nature. Although there is generally support for the development of green and open areas in society, this is an alarming trend as society`s relation to nature is essential. How-ever, especially in cities space is limited and the pressure for development is high resulting in a competition between green and grey infrastructure, which green infrastructure is rarely able to win. Thus, investment in green and open areas is low in most cities and public needs are often neglected as investments are mainly driven by economic interests. However, public needs and local stakeholders' knowledge are relevant factors in planning as a majority of green infrastructure components are public spaces. Society as a whole benefits from their ecosystem services. The need to demonstrate the advantages of investments in green and open spaces is therefore high. It is also important to extend the knowledge about the services of nature in society and to pay more attention to the existing local knowledge about green infrastructure. By this means, aforementioned problems could be addressed sustainably through direct engagement of local communities. This doctoral thesis focusses on the concepts of green infrastructure and ecosystem services. For the author both concepts are closely interrelated. Based on this understanding the potential of economic valuation and participation to generate ecosystem knowledge for the support of green infrastructure planning is examined with the aid of empirical studies. Their key parts were published in four journal articles by the author and the particular co-authors. The thesis outlines and discusses the main findings from case studies in Belgium, England, Germany and the Netherlands, which were conceptualised and conducted by the author between 2009 and 2015. The published results show the potential of quantitative and qualitative information about ecosystem benefits deliverable by participation and economic valuation. The work indicates that both approaches are suited to generate different types of ecosystem knowledge by directly involving users and beneficiaries of green infrastructure and its ecosystem services. These means allow increasing the awareness of both issues in planning, politics and civil society and allow green infrastructure in general to gain in importance. This thesis is a contribution to the ongoing discussion about the green infrastructure approach and the ecosystem service concept and their application in planning practice. ; Grün- und Freiflächen sind wesentliche Bestandteile der grünen Infrastruktur. Sie bieten Raum für unterschiedlichste Ökosysteme und stiften so über die Bereitstellung von Ökosystemleistungen Nutzen für die Gesellschaft. Durch die zunehmende Urbanisierung und Zersiedelung gehen aber urbane und peri-urbane Grün- und Freiflächen verloren oder werden in ihrer Qualität gemindert, was sich nachteilig auf ökosystemare Zusammenhänge auswirkt. Durch die Einschränkung der ökologischen Funktionen von Natur und Landschaft leiden auch die sozialen und ökonomischen Leistungen, die den Menschen zugutekommen. Die menschliche Gesellschaft ist somit in hohem Maße von den Ökosystemleistungen intakter Ökosysteme abhängig. Der Mensch verliert durch Zersiedelung und Versiegelung zunehmend den Kontakt zu und das Wissen über die Natur. Letzteres ist trotz der grundsätzlich in der Gesellschaft vorhandenen breiten Unterstützung für die Entwicklung von Komponenten der grünen Infrastruktur, wie Grün- und Freiflächen, essenziell. Besonders in Städten, in welchen ein hoher Nutzungsdruck auf das limitierte Gut 'Fläche' herrscht, konkurriert grüne mit grauer Infrastruktur. Da häufig wirtschaftliche Interessen überwiegen, sind die Investitionen in Grün- und Freiflächen in den meisten Städten relativ niedrig und die Bedürfnisse der Öffentlichkeit werden wenig berücksichtigt. Diese Bedürfnisse und die Kenntnisse der lokalen Akteure sind jedoch relevante Planungsgrößen, da viele Komponenten der grünen Infrastruktur öffentliche Flächen sind, von deren Ökosystemleistungen ein Großteil der Gesellschaft profitiert. Vor diesem Hintergrund besteht Handlungsbedarf dahingehend, Vorteile von Investitionen in Grün- und Freiflächen aufzuzeigen. Gleichzeitig gilt es, das gesellschaftliche Wissen über die Leistungen der Natur zu vergrößern beziehungsweise das vorhandene lokale Wissen der Bevölkerung über grüne Infrastruktur stärker zu berücksichtigen. So könnten die genannten Probleme auf nachhaltige Weise angegangen werden und die lokale Bevölkerung als direkter Adressat partizipieren. Die vorliegende Dissertation rückt die Konzepte der Grünen Infrastruktur und der Ökosystemleistungen in den Fokus der Betrachtung. Beide werden als unmittelbar miteinander verknüpft verstanden. Auf dieser Grundlage wird das Potenzial von ökonomischer Bewertung und Partizipation zur Generierung von Ökosystemwissen für die Planung von grüner Infrastruktur untersucht. Dies geschieht mit Hilfe empirischer Studien aus vier Aufsatzpublikationen des Autors (und seiner Mitautoren). Es werden die wichtigsten Erkenntnisse aus Fallstudien, die im Zeitraum von 2009 bis 2015 in Belgien, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden vom Autor mitkonzipiert und begleitet wurden, dargestellt und zusammengeführt. Dabei tragen die publikationsbasierten Ergebnisse dazu bei, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie mittels Partizipation und ökonomischer Bewertung relevante quantitative und qualitative Informationen über den Nutzen von Ökosystemen bereitgestellt werden können. Beide Ansätze eignen sich (gemeinsam) dazu, unterschiedliche Arten von Ökosystemwissen über die direkte Einbeziehung der Nutzer und Profiteure von grüner Infrastruktur und ihrer Ökosystemleistungen zu generieren. Dies erlaubt es, das Bewusstsein für grüne Infrastruktur und seine Ökosystemleistungen in Planung, Politik und Zivilgesellschaft zu schärfen und beide Konzepte damit in der Breite zu stärken. Die Arbeit versteht sich somit als Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Anwendung der Konzepte der Grünen Infrastruktur und der Ökosystemleistungen in der Planungspraxis.
In ihrer Dissertation vertritt die Verfasserin die Thesen, dass es sich bei den analysierten altenglischen Quellen nicht um wort-wörtliche "Übersetzungen" der jeweiligen lateinischen Vorlagen handelt, sondern um "theologisierende Interpretationen", dass es eine spezifisch "angelsächsische Theologie" gegeben hat, die als solche auch erkennbar ist und der Benediktinischen Reform des 10. Jh. in England theologisch den Weg ebnete, und dass hauptsächlich (benediktinische) Theologen für das Zustandekommen der altenglischen Versionen verantwortlich waren, nicht König Alfred von Wessex (871-899) höchstselbst. In der deutschsprachigen theologischen Forschung fällt ein umfangreiches Textkorpus durch das interpretatorische Raster, weil das Erlernen der altenglischen Sprache (ca. 5.-11. Jh.) im Regelfall nicht zum wissenschaftlichen Rüstzeug von Theologinnen und Theologen gehört. Diese Dissertation über frühmittelalterliche Kirchengeschichte versteht sich insofern als Brückenschlag zwischen Theologie und anglistischer Mediävistik. Sie ermöglicht Forscherinnen und Forschern, die nicht über Kenntnisse der altenglischen Sprache verfügen, Zugang zu den so genannten Alfredischen Texten. Leitgedanke ist dabei, der vornehmlich linguistisch-literaturwissenschaftlich geführten Diskussion um die Verfasserfrage eine theologische Perspektive hinzufügen. Im Mittelpunkt stehen vier altenglische Versionen spätantiker Werke, die mit ihren jeweiligen lateinischen Vorlagen verglichen werden: Die Regula Pastoralis von Gregor dem Großen (RP) und ihre altenglische Version CP, Orosius' Historiarum adversum Paganos Libri Septem (OH) und die altenglische Version Or., Boethius' De Consolatione Philosophiae ( Consolatio ) und die altenglischen Versionen Bo. B (Prosaversion) und Bo. C (Prosimetron) sowie Augustins Soliloquia ( sol. ) und die altenglische Version Sol. Außerhalb der anglistischen Mediävistik werden die altenglischen Versionen – vornehmlich aufgrund der Sprachbarriere – entweder gänzlich übersehen oder zumeist noch für wort-wörtliche Übersetzungen gehalten. Folglich wird ihnen kein eigener theologischer Mehrwert zugestanden. In der anglistischen Mediävistik ist bereits bekannt, dass die altenglischen Versionen eindeutig interpretatorische Züge tragen. Mittlerweile werden auch die Stimmen derjenigen zahlreicher, die Alfreds Verfasserschaft nicht nur in Teilen, sondern gänzlich in Frage stellen. Die Dissertation bestätigt diesen Befund auch aus theologischer Sicht und postuliert, dass die altenglischen Quellen sogar eine eigenständige "angelsächsische Theologie" erkennen lassen. Diese verdankt vieles dem benediktinischen Demutsideal ( imitatio Christi ) und warnt eindringlich vor der Macht des Teufels, dessen Ursünde der Hochmut ist (Augustin: humilitas Christi medicina superbiae nostrae ). Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche bei den Angelsachsen wird exemplarisch an der theologischen Bedeutung von Hochmut und Demut veranschaulicht (bezogen auf die Wortfelder von lateinisch superbia und humilitas sowie altenglisch ofermod und eaðmod ). Die zahlreichen intertextuellen Verflechtungen zu philosophisch-theologischen Themen sind derart komplex, dass die These von Alfred als rex litteratus aus kirchen- und theologiegeschichtlicher Sicht eindeutig untergraben wird. Ferner sieht die Verfasserin einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den altenglischen Quellen und dem Thronfolgestreit nach dem Tod Karls III. des Dicken. Die Texte lassen zeitgenössische Herrscherkritik sowie ein Ringen um eine Neuausrichtung der Königstugend erkennen und spiegeln die auf die Zukunft des Karolingerreiches bezogene politische Unsicherheit wider. Schließlich offenbart die Analyse der altenglischen Versionen die starke Abhängigkeit gregorischer von augustinischer Theologie, die nach Ansicht der Verfasserin Auswirkungen auf die angelsächsische Seelenlehre hatte. Insofern wird Leslie Locketts psychologisch-motivierte These vom "Mediävistenvorurteil" ( medievalist bias , 2011) hinterfragt. ; Pride and Humility in Anglo-Saxon Theology. Studies on the Old English Interpretation of Gregory the Great, Orosius, Boethius and Augustine in the Early Middle Ages In this dissertation it is argued that the analysed Old English sources are by no means literal "translations" of their Latin equivalents, but "theological interpretations", that a developed "Anglo-Saxon theology" can be discerned from the texts, which theologically paved the way for the 10th century English Benedictine Reform, and that mainly (Benedictine) theologians were responsible for the composition of the Old English versions, not Alfred the Great, King of Wessex (871-899), personally. This dissertation on Early Medieval Ecclesiastical History aims to acquaint scholars who otherwise do not read Old English (OE) with the so-called Alfredian texts. The intention is to add a theological perspective to the debates about authorship opting for close cooperation between English Medieval Studies and Theology. The dissertation is based on a comparison of Gregory's Dialogi and Regula Pastoralis , Orosius's Historiarum adversum paganos libri septem , Boethius's De consolatione philosophiae , and Augustine's Soliloquia with their OE interpretations. Outside English Medieval Studies, the OE versions of the patristic texts are either totally neglected or still treated as literal translations which have no special Tendenz . Scholars in English Medieval Studies, however, have claimed that the OE versions are highly interpretative texts. The number of scholars who question Alfred's authorship (not just partly but also generally) is increasing. This study confirms this from a theological perspective arguing that from the OE versions a developed "Anglo-Saxon theology" can be discerned. It is suggested here that the distinctive style of theology in the Anglo-Saxon church owes much to Benedictine ideals of humility ( imitatio Christi ) and sees life as a cosmic struggle between God and the devil, the source of all pride (Augustine: humilitas Christi medicina superbiae nostrae ). The project evaluates the Anglo-Saxon church and state through a study of the themes of pride and humility (Latin superbia and humilitas , OE ofermod and eaðmod ). The numerous textual interdependencies on philosophical-theological topics are immensely complex. Therefore, the idea of Alfred the Great as rex litteratus is clearly undermined from the point of view of Ecclesiastical History and the History of Theology. The author of this dissertation sees a historical connection between the OE sources and the succession crisis following the death of Charles the Fat. The texts reveal a critical view of contemporary rulers as well as the struggle for a realignment of royal virtue and mirror the political uncertainty concerning the future of the Carolingian Empire. By illustrating how Gregorian theology depends on Augustine and how this influenced the Anglo-Saxon doctrine of the soul the dissertation also seeks to challenge Leslie Lockett's psychologically-motivated hypothesis of 'the medievalist bias' (2011).
In diesem Buch wird der Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten und Einflussfaktoren auf das Gelingen des gemeinsamen Unterrichts nachgegangen, indem der Blick speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Körperbehinderung gerichtet wird. Die Anpassung des Schulsystems scheint hier besonders einfach durch eine rollstuhlgerechte Gestaltung möglich zu sein, jedoch deuten die vorhandenen empirischen Arbeiten auf einen umfassenden Anpassungsbedarf hin, der über architektonische Veränderungen hinausgeht und Aspekte der Kooperation mit Schulbegleitern, Eltern und Therapeuten, den Einsatz von Hilfsmittel sowie Veränderungen der Lehrerrolle betrifft. Mit der vorliegenden Arbeit werden erstmals die Befunde von mehr als 80 wissenschaftlichen Studien der letzten 40 Jahre aus dem In- und Ausland zusammengetragen und systematisch mit Blick auf schülerbezogene Entwicklungen und Erfahrungen im persönlichen, sozialen, leistungsbezogenen und rehabilitativen Bereich beschrieben sowie Anpassungen der Schul- und Unterrichtsorganisation dargestellt. Auch werden praxisnahe Empfehlungen abgeleitet, wie effektiver gemeinsamer Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Körperbehinderung gestaltet werden kann. (DIPF/Orig.)
Wann, wo, wie, für wen und warum macht man Theater? Fünf leitende W-Fragen stecken in der aktuellen Buchpublikation von Eugenio Barba und Nicola Savarese die titelgebenden fünf Kontinente des Theaters ab. Das vorliegende Resultat – ein umfassender, großformatiger und an Bildmaterial reicher Band – der jahrzehntelangen Zusammenarbeit und intellektuellen Komplizenschaft zwischen dem Gründer des Odin Teatret und dem Theaterwissenschaftler erschien 2017 auf Italienisch und liegt inzwischen in englischer, französischer, rumänischer und spanischer Übersetzung vor. Ein Zitat von Eugenio Barba auf dem Umschlag der 2020 erschienenen französischsprachigen Ausgabe, das mit einem impliziten Verweis auf Paul Gauguins gleichnamiges Gemälde beginnt, lässt Ziele und Struktur der Publikation erahnen: "Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir die unzähligen Formen, Erfahrungen, Überreste und Rätsel, die uns die Geschichte unseres Berufs vermacht hat, aus einer anderen Perspektive betrachten. Nur auf diese Weise können wir einen persönlichen Kompass bauen, um die fünf Kontinente unseres Berufs zu durchqueren […]". (Übers. LB) Die Beitragenden des Buchs stammen allesamt aus der italienischen Theaterwissenschaft und dem Umfeld des Odin Teatret, der ISTA bzw. der Fachzeitschrift Teatro e Storia. Neben den Herausgebern exemplarisch zu erwähnen sind Fabrizio Cruciani († 1992), Ferruccio Marotti, Ariane Mnouchkine, Franco Ruffini, Mirella Schino (die 2008 das Odin Teatret Archive gegründet hat), Ferdinando Taviani († 2020) und Julia Varley (seit 1976 Truppenmitglied des Odin Teatret). Savarese zeichnet in seinem Vorwort den über 20 Jahre umspannenden Entstehungsprozess des vorliegenden Buchs nach. 1996 wurde in Gesprächen mit italienischen Theaterforschenden der Wunsch ausgedrückt, das strukturelle und gestalterische Prinzip der seit 1983 mehrfach wiederaufgelegten, überarbeiteten und in zahlreiche Sprachen übersetzten Anatomia del teatro von 1983 (dessen erneuerte Version den Titel L'arte segreta dell'attore. Un dizionario di antropologia teatrale trägt) aufzugreifen, um wiederum die Techniken von Akteur*innen zu studieren, allerdings unter einem veränderten Blickwinkel: Standen im Theateranthropologie-Lexikon körperlich-mentale Techniken und prä-expressive Qualitäten im Zentrum, widmet sich Les cinq continents du théâtre der Geschichte und Gegenwart von Theater aus der Perspektive der "techniques auxiliaires" (S. 7) der materiellen Kultur von Akteur*innen. Welche sind aber diese Hilfs- bzw. Nebentechniken? Es handelt sich um die strukturellen, organisatorischen, sozialen, räumlichen, ökonomischen, politischen Faktoren von Theaterarbeit, die im Buch auf transhistorische und transkulturelle Weise präsentiert werden. Les cinq continents du théâtre ist ein eigenwilliges Buch. Mit seinen ca. 1400 Abbildungen, seiner Gleichwertigkeit von aufeinander Bezug nehmenden Bild- und Textelementen, seiner Bibliografie, seinem Namens- und Stichwortverzeichnis ist das Ergebnis weder ein Lexikon noch ein Bildband oder ein theatergeschichtliches Handbuch. Raimondo Guarino wählt in seiner auf dem Buchdeckel zitierten Rezension den stimmigen Begriff Almanach, um die Zusammenstellung aus verschiedensten Textsorten, wissenschaftlichen Analysen, Dialogen, Chronologien, Anekdoten, Bildern und vielsagenden Bildlegenden zu kategorisieren. Sechs Kapitel ("Quand", "Ou", "Comment", "Pour qui", "Pourquoi", "Théâtre et histoire") und ihre insgesamt über 130 durchnummerierten Unterkapitel präsentieren auf mäandernde Weise Aspekte des Theaterschaffens weltweit. Das konsequent heterogene Bildmaterial im Buch umfasst u. a. Satellitenaufnahmen von Sonneneruptionen, Buster-Keaton-Filmstandbilder, Hoffest-Kupferstiche, Saalpläne, japanische Holzschnitte, historische und zeitgenössische Fotografien von (Toten-)Masken, prähistorischen Skulpturen, Lipizzaner-Dressur, balinesischen Neujahrsfesten, Eintrittskarten, Butoh-Tänzer*innen, Theaterbränden, Fronttheater, sowie Gemälde und Grafiken zu Publikums-Krawall, Schausteller*innen, Hinrichtungen, römischen Zirkuselefanten, sowie acht Seiten mit Sonderbriefmarken zu Ehren von Schauspieler*innen und Dramatiker*innen. Die Lektüre eines konventionellen theatergeschichtlichen Buchs suggeriere, so die Herausgeber, dass alles klar, quantifizierbar und in Form von Ursachen und Wirkungen beschreibbar sei, "[m]ais sous cette évidence rassurante coule une histoire souterraine que ne se laisse pas enfermer dans les interprétations linéaires élaborées a posteriori." (S. 10) Das erste Kapitel des Buchs widmet sich textuell und bildlich dieser unterirdischen Geschichte aus der Perspektive der Zeitlichkeit: Wann wurde und wird Theater gemacht? Markante Momente von zeitlicher Gebundenheit in der europäischen und internationalen Theatergeschichte werden skizziert, religiös-politisch motivierte Festkalender mit ihren kleinen oder größeren Zeitfenstern für Theaterpraxis beschrieben. Gemeinschaftliche Feste als Unterbrechung des gewöhnlichen Zeitverlaufs – Dionysien, Karneval, Narrenfeste – mit ihrem Simulakrum sozialer Unordnung finden im ersten Kapitel ihren Platz, sowie ein Panorama diverser Ursprungsmythen (Europa, Indien, China etc.) von Theater. Wann haben Menschen begonnen zu tanzen, zu repräsentieren, sich zu kostümieren und zu maskieren? Inwiefern sind Theater und Schamanismus, Halluzinationen, Trancezustände historisch miteinander verbunden? Der vermutliche "Bocksgesang" der antiken griechischen Tragödie wird im Sinne einer theateranthropologisch interessierten, alternativen Etymologie nach Vittore Pisani auf die illyrischen Wurzeln trg (Markt) und oide (Gesang) zurückgeführt. Diese Herleitung verknüpft die Ursprünge des westlichen Theaters mit einem konkreten Beruf – der Straßendichter, Rhapsoden, fahrenden Sänger – und bietet eine Verbindung zu den buddhistischen Erzählkünstlern zur Entstehungszeit dramatischer Kunst im asiatischen Raum. Es folgen historische Abrisse zur Entwicklung des Mäzenatentums, hin zum Bezahltheater (mit Verweis auf Raufereien um Gratis-Theaterkarten) und der Funktion von Impresarios (u. a. Domenico Barbaja, Lewis Morrison, Sergei P. Djagilew, Loïe Fuller, Max Reinhardt). Vier farbig unterlegte Seiten bieten eine "petite anthologie de la censure" (S. 44) mit Schlaglichtern auf ausgewählte Fälle, darunter Auftrittsverbote für Frauen, der Theatrical Licensing Act (1737), die Theaterzensur in Frankreich von der Revolution bis zu Napoleon, die kirchliche Zensur in Lateinamerika ab der frühen Neuzeit, das Kabuki-Verbot in Japan unter US-amerikanischer Besatzung nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Sinne der antimilitaristischen Umerziehungsideologie und die Anekdote der Rettung des Kabuki durch den US-Amerikaner Faubion Bowers. Das zweite Kapitel streift erneut die bereits erwähnten Genese-Mythen, die Entwicklungen von Berufsschauspiel und von Theater in Innenräumen, allerdings aus der Perspektive der Orte und Räume für Theaterpraxis. Wo finden Akteur*innen ihren Platz? In Baracken, Kellern, sogenannten Laboratorien und Ateliers, unter freiem Himmel, in Theaterarchitekturen, auf Straßen etc. Die erste Doppelseite des Kapitels zeigt eine suggestive Bilder-Montage, bestehend aus einer Saalansicht des Teatro San Carlo in Neapel, dem (bescheiden-funktionalen) Saal des Teatro Experimental de Alta Floresta sowie dem (repräsentativen) Teatro Amazonas in Brasilien, das laut Bildlegende 1896 eröffnet wurde, mit importierten Dachschindeln aus dem Elsass, französischen Textilien, Stahl aus England, Marmorsäulen und -statuen aus Italien. Die Autor*innen der folgenden Unterkapitel nehmen die Kreisform zum Anlass für Überlegungen und Bebilderungen zu Genese-Mythen, Stadtentwicklung, frühen Publikums-Konstellationen, Rundtänzen, antiken Theaterbauten. Mittels Freilufttheater, Bänkelsängern und Scharlatanerie wird die Entwicklung vom Verkauf von Produkten zum Verkauf von Aufführungen illustriert, gefolgt von Rückgriffen auf die Spielorte der frühen Neuzeit durch Vertreter*innen der historischen Avantgarden (u. a. Wsewolod Meyerhold, Jacques Copeau). In einer theaterhistorisch internationalen Rundumschau werden in Kürze die Spielorte mittelalterlicher Aufführungspraktiken sowie erste Theaterbauten in England, Frankreich, Spanien, Indien, Japan, China, den USA, Lateinamerika, Italien thematisiert, bis hin zur Entwicklung der Konvention der Guckkastenbühne bzw. des Rang-Logen-Theaters, basierend auf Renaissance-Interpretationen antiker Theaterbauten, und nicht auf den Spielpraktiken von Akteur*innen. Mirella Schino argumentiert, dass "das Theater im italienischen Stil [das Rang-Logen-Theater mit Guckkastenbühne, Anm. LB] als autonomes Denkmal seine Entstehung dem abstrakten Wunsch verdankt, bedeutungsvolle Orte für die ideale Stadt zu schaffen. Es entstand als eine Reflexion in Verbindung mit der Architektur – mit der Nostalgie eines Ursprungs im griechischen und römischen Theater – und nicht in Verbindung mit der Aufführung und der materiellen Kultur der Schauspieler" (S. 132, Übers. LB). "[l]e théâtre à l'italienne, en tant que monument autonome, doit sa naissance à un désir abstrait de créer des lieux signifiants pour la ville idéale. Il naît comme une réflexion liée à l'architecture et non au spectacle et à la culture matérielle des acteurs, avec la nostalgie d'une origine dans le théâtre grec et romain." (S. 132) Das dritte Kapitel fragt nach dem Wie. Wie wird man Akteur*in? Wie wird theatral agiert? Bücher für Akteur*innen, über Trainings- und Arbeitsmethoden seien "compagnons de voyage" (S. 158) und böten manchmal, wie z. B. Antonin Artauds Das Theater und sein Double, "des mots-talismans" (S. 158) die auf intuitive Weise bei der Orientierung helfen. Acht farbig unterlegte Seiten bieten eine Gegenüberstellung von "acculturation" und "inculturation" (S. 160) als mögliche Wege zum Theaterberuf, sowie einen Überblick zu Ausbildungsarten (Meister, Gurus, gegenwärtige Schauspielschulen und Theaterlaboratorien), Techniken und theateranthropologischen Ansätzen. Der Wandel der Techniken der Akteur*innen seit dem 19. Jahrhundert wird unter dem – in der deutschsprachigen Theaterwissenschaft wenig geläufigen – Begriff der "Grande Réforme" (erste Phase 1876–1939, zweite Phase 1945–1975) bearbeitet und illustriert. Eine umfassende Chronologie historischer Ereignisse und theatergeschichtlicher Wegmarken zeichnet Entwicklungen ab Richard Wagners Gesamtkunstwerk-Konzept nach, über die "fondateurs de traditions" (S. 169) zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zu experimentellen Truppengründungen und Praktiken der 1970er-Jahre, im Zeichen eines Neuauslotens von retheatralisiertem, von der Literatur emanzipiertem, gattungsübergreifendem Theater. Das Kapitel befasst sich aber ebenso mit dem Naheverhältnis von technischem und ästhetischem Wandel, etwa im Fall des Bühnenlichts, sowie mit diversen Spielmodi (Clowns, Puppentheater, Maskentheater) und dem Spiel mit Requisiten (wobei das Taschentuch und der Stuhl jeweils eine eigene Bilder-Doppelseite in Anspruch nehmen), denn "[l]es objets possèdent l'acteur", sie sind "seine Prothesen, seine Auswüchse, seine Fesseln, die den Akteur dazu zwingen zu reagieren, das Gleichgewicht zu verlieren, zu übertreiben, zu vereinfachen" (S. 216, Übers. LB). Das Publikum steht im Zentrum des vierten Kapitels. Zuschauer*innen in allen Aggregatszuständen werden bildlich dekliniert: wartend vor der Aufführung, Schlange stehend, raufend, gähnend, weinend, enthusiastisch, als Attentäter. Verschiedene soziale Schichten als Zuschauer*innen und ihre jeweilige Sitzordnung (z. B. im Kolosseum, in einem Teehaus in Peking) werden beschrieben, sowie Verhaltensweisen von teilnehmendem Publikum im Karneval und als "spect-acteurs" (S. 288) bei Augusto Boal, aber auch die Sonderform des unfreiwilligen Publikums, etwa von Performances im öffentlichen Raum. Ein Exkurs zu Epidemien und Theaterpublikum – mit Verweis auf Pestepidemien zur Zeit der Entstehung von Berufsschauspiel in Europa – präsentiert das Foto eines Mundschutz-tragenden Publikums einer Aufführung in Taipei im Kontext der SARS-Epidemie 2003. Auch die Frage nach dem Theaterpublikum in politischen und sozialen Ausnahmezuständen wird beleuchtet, vom Fronttheater, Aufführungen in Gefangenenlagern, Gefängnissen, NS-Konzentrationslagern, bis zu aktuellen Fällen, u. a. 2015 im türkischen Flüchtlingslager Midyat und anlässlich einer Hamlet-Aufführung im Flüchtlingslager "La Jungle" in Calais 2016. Warum überhaupt Theater machen? Was ist der Motor dieses anstrengenden Tuns? Das fünfte Kapitel, eines der lesenswertesten des vorliegenden Buchs, beginnt mit dem Gemälde Die Gärtner von Gustave Caillebotte nebst Fotografien der mutwilligen Zerstörung von Theaterbauten und der Rekonstruktion von historischen Theatergebäuden, begleitet von einer Überlegung zur Gärtner-Metapher in Shakespeares Othello (der Körper als Garten, der Wille als Gärtner) und bei Rudyard Kipling (Gärtnerarbeit müsse oft kniend gemacht werden). Die ökonomische Begründung wird nahegelegt – denn europäisches Theater sei nicht aus dem griechischen Ritual entstanden, sondern auf italienischen Märkten des 16. Jahrhunderts. Hinweise auf ästhetische und vor allem ethische Beweggründe für Theaterschaffen im Zuge der "Grande Réforme" und die Utopie des "éternel premier pas" (S. 299) bilden die Basis für das umfangreichere Unterkapitel "Petite encyclopédie sur l'honneur de l'acteur" (S. 300), in welchem Individuen präsentiert werden, die inmitten von und trotz Diskriminierung, Sklaverei, politischer Unterdrückung und Verfolgung, sozialer Missstände als Theaterakteur*innen aktiv waren bzw. sind, u. a. Ira Aldridge, Patricia Ariza, Josephine Baker, Wsewolod Meyerhold, Norodom Bopha Devi, Hedy Crilla, die Moustache Brothers. Die Autor*innen gehen ebenfalls in Kürze auf Verbindungen von Sexarbeit und Tanz bzw. Schauspiel in verschiedenen Ländern ein, sowie auf Theater "in der Hölle" (Gulag, NS-Konzentrationslager), auf kolonialistische "Menschenzoos". Zwölf farbig unterlegte Seiten, betitelt als "Florilège sur la valeur du théâtre" (S. 324), überlassen schließlich Theaterleuten das Wort und geben Textauszüge von Adolphe Appia, Antonin Artaud, Julian Beck, Walter Benjamin, Augusto Boal, Bertolt Brecht, Peter Brook, Enrique Buenaventura, Jacques Copeau, Isadora Duncan, Hideo Kanze, Sarah Kane, Jewgeni B. Wachtangow, Ariane Mnouchkine und anderen wieder. Das Reise-Motiv bestimmt die anschließenden Unterkapitel, von den Fahrzeugen und Gepäckstücken reisender Truppen über die geografischen und kulturellen Reisen von Theatermasken, bis hin zu Reisen von Körpertechniken mittels Tourneen, Exkursionen, internationaler Streuung durch ehemalige Schüler*innen bzw. Flucht und Exil (illustriert durch eine Karte der zahlreichen Exil-Stationen Brechts 1933–1947). Beerdigungsprozessionen als letzte Reise sowie die Weitergabe und Übersetzung von Theatertechniken in Form von Büchern, Zeitschriften, Spiel- und Dokumentarfilmen beenden das Warum-Kapitel. Das sechste Kapitel, "Théâtre et histoire. Pages tombées du carnet de Bouvard et Pécuchet" (S. 370), dient primär der Wiedergabe von Bildmaterial, das durch seine Anordnung und Kontrastierung zum Sprechen gebracht wird: Internationale Briefmarken und (Presse-)Fotografien bilden die Basis für Doppelseiten zu Theater und Aufständen, Protestbewegungen, Kriegen, Theatermasken und Schutzmasken (Gasmasken, Sturmmasken, Maskierung als Anonymisierung bei Demonstrationen), Theatergebäuden und massiver Zerstörung durch Tsunamis oder Bomben. Theaterbrände, ikonografische und mediale Inszenierungen von Hinrichtungen, die Thematisierung des Holocaust auf der Bühne folgen. Anstelle von Theatergeschichte werden im Abschlusskapitel Theater und Geschichte (im Sinne von Teatro e storia) als Montage präsentiert. Die letzte Doppelseite ist schwarz unterlegt: Links ist ein Foto von Frauen mit Schminkmasken in El Salvador zu sehen, die gegen das herrschende Abtreibungsverbot protestieren, rechts ein Porträtfoto von Pjotr A. Pawlenski mit zugenähtem Mund, begleitet von einem Abschlusszitat von Barba. Es werde immer einige Personen geben, die Theater als Mittel praktizieren, um ihre eigene Revolte auf nicht zerstörerische Weise zu kanalisieren; Personen "die den scheinbaren Widerspruch einer Rebellion erleben werden, die sich in ein Gefühl der Brüderlichkeit verwandelt, und eines einsamen Berufes, der Verbindungen schafft" (S. 395, Übers. LB). Jedes Kapitel des Buchs wird eingeleitet von einem Dialog zwischen zwei Stellvertreter-Figuren von Barba und Savarese: Bouvard und Pécuchet. Es handelt sich um die Protagonisten eines posthum veröffentlichten satirischen Romanfragments von Gustave Flaubert – zwei Pariser Kopisten, die sich zufällig auf einer Parkbank kennenlernen und voller Enthusiasmus und Naivität ein gemeinsames Projekt in Angriff nehmen: aufs Land ziehen und Landwirtschaft betreiben. Als frenetische Leser wollen sie immer mehr erkunden und kultivieren ihr zerebrales und oberflächliches Wissen in den Bereichen Gärtnerei, Schnapsbrennerei, Chemie, Zoologie, Medizin, Archäologie, Politik, Gymnastik, Religion, Theater etc. Die Wahl dieser Stellvertreter durch die Herausgeber bringt eine durchaus sympathische Ironisierung ihrer Positionen und künstlerisch-wissenschaftlichen Biografien mit sich, aber auch eine verbesserte Zugänglichkeit für Leser*innen mittels der lockeren und teils amüsanten Dialoge. Die niederschwellige und im Konkreten fußende Methode der fünf W-Fragen als roter Faden für die Arbeitsweise am Inhalt und an der Struktur des Buchs, sowie die Wertschätzung von heterogenem Bildmaterial für die Erkundung von Theaterpraktiken machen Les cinq continents du théâtre für Forschende (insbesondere für jene, die mit Ansätzen von Barba/Savarese noch nicht eng vertraut sind), für Theaterpraktiker*innen und für Studierende zu einem ausgezeichneten Entdeckungs- und Orientierungsband.
Diese ideologiegeschichtliche Dissertation hat die ideologischen Voraussetzungen, Inhalte und Ziele außenpolitischer Vorstellungen zum Gegenstand, die in den ersten (Krisen-)Jahren der Weimarer Republik (1918-1923) von der deutschvölkischen Bewegung - teils basierend auf aus der Vorkriegszeit tradierten Ideologemen - entwickelt und propagiert wurden. Einleitend analysiert und definiert sie die ideologischen Grundlagen deutschvölkischen außenpolitischen Denkens: das Politik- und Außenpolitikverständnis der Deutschvölkischen, deren Verständnis von Krieg und Militär als Mittel der Außenpolitik sowie deren Rassismus als zentralen Fixpunkt des deutschvölkischen Menschenbildes. Rassenantisemitismus erweist sich dabei als integraler, wenn auch von den Deutschvölkischen besonders betonter Bestandteil eines übergeordneten Rassismusbegriffes und wird deshalb nicht isoliert betrachtet. Das bedeutet für die Einordnung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes (DVSTB), dass er anders, als in der bisherigen Forschung geschehen, als Rassistenbund und nicht ausschließlich als Antisemitenbund zu interpretieren ist. Im Februar 1919 gegründet, stieg der DVSTB bis zu seinem annähernd reichsweiten Verbot im Sommer 1922 aufgrund seines von Anbeginn reichsweiten Ortsgruppennetzes und seiner rasanten Mitgliederentwicklung (Sommer 1922: ca. 150.000 bis 180.000 Mitglieder) innerhalb der sonst von der Zersplitterung in viele, häufig nur regional agierende Klein- und Kleinstgruppen gepägten völkischen Bewegung zur größten und dominierenden Einzelorganisation auf. Deshalb ist er als für die gesamte Bewegung repräsentative pars pro toto als eingrenzender Rahmen dieser Untersuchung ausgewählt worden. In einem weiteren Analyseschritt wird herausgearbeitet, wie die Deutschvölkischen die aus ihrer sozialdarwinistischen Sicht wichtigsten, da mächtigsten, stärksten Völker ("Engländer", US-Amerikaner, Franzosen und Russen) in ihrem rassistischen Menschenbild verorteten und welche tradierten Völkerstereotypen sie dabei verarbeiteten. Darüber hinaus legt die Dissertation dar, wie die Deutschvölkischen die aus ihrer Sicht wichtigsten außenpolitischen Ereignissen ihrer Zeit wahrnahmen und welche Positionen sie - ausgehend von ihrer ideologischen Grundüberzeugungen - dazu bezogen. Insbesondere am Beispiel der bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückzuverfolgenden Forderung nach "Lebensraum im Osten" geht die Dissertation der über die Jahre 1922/23 weit hinausgreifenden Fragestellung nach, welche langfristigen Ziele, die ab 1933 offizielle Ziele deutscher Außenpolitik werden sollten, bereits zu Beginn der Weimarer Republik in der deutschvölkischen Bewegung entwickelt wurden. Abschließend werden die Kontakte beleuchtet, die der DVSTB - mit geringem Erfolg - versuchte, zu Gesinnungsgenossen im Ausland zu knüpfen, um eine "Völkische" bzw. "Weiße Internatioonale" zu gründen. Im Verlauf der Untersuchung werden Querverbindungen zu anderen zentralen völkischen Ideologiebestandteilen hergestellt, z. B. zu den bestimmenden völkischen Negationen Republik- und Demokratiefeindschaft, Antiparlamentarismus, Antikommunismus, Antiliberalismus, Antifeminismus, Antiindustrialismus und Antiurbanismus. Wiederholt werden die Methoden thematisiert, mit denen der DVSTB außenpolitische Themen innenpolitisch gegen die Repräsentanten und die verfassungsmäßige Ordnung der Weimarer Republik instrumentalisierte. Völkische Positionen zur Außenpoltik werden so in einen übergeordneten Zusammenhang zum völkischen Antimodernismus und somit in einen Gesamtkontext zum vielfältigen Spektrum völkischer Ideologie und Propaganda gestellt. ; This dissertation deals with the partially pre-war based ideological prerequisites, contents and goals regarding foreign affairs designed and propagated by the German "völkisch" movement during the initial (troubled) years of the Weimar Republic (1918-1923). By way of introduction, this paper analyses and defines the ideological prerequisites of the German "völkisch" way of thinking: the understanding of politics and foreign affairs of the German "völkisch" as well as their understanding of war and military as a means of foreign affairs as well as their racism as a central fixing point of the German "Völkisch" picture of mankind. Racial antisemitism turns out to be an integral, but also emphasised part of the generic "Racism" and is therefore not examined isolatedly. This results in a new interpretation of the "Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund" (DVSTB), which was not only an antisemitic organisation, as it was regarded by historians so far, but also a racist organisation. Founded in February of 1919, the DVSTB became the largest and dominating individual organisation until its nearly Reich-wide prohibition in summer of 1922. Its dominance was due to its already in the beginning Reich-wide existing network of "Ortsgruppen" (regional groups) and fast rise of members (summer 1922: approximately 150 000 to 180 000 members).The "völkisch" movement in a whole showed signs of fragmentation into regionally acting small and very small groups. Therefore, the DVSTB was chosen to be the pars pro toto for the movement in the paper. Another step in the analysis examines how the German "völkisch" integrated the (in their social darwinist point of view) most important, because most powerful and strongest people (the "English" US Americans, French and Russians) into their racist picture of mankind and which traditional stereotypes they used for this means. Above that, this dissertation explains how the German "völkisch" perceived the from their point of view most important events in foreign affairs and which position they took up resulting from their basic ideological views. This dissertation explores the question which long-term goals the German "völkisch" movement already developed in the beginning of the Weimar Republic. Gaining "Lebensraum im Osten" (living space in the East), a claim which was already made in the middle of the 19th century, is particularly explained as an example of these goals. These goals proved to be the official German goals in foreign affairs from 1933 on. This dissertation concludes with the contacts to foreign right-wing extremists the DVSTB tried to establish with minor success to found a "völkisch" or "Weiße Internationale" (White International). The analysis shows links to other central parts of "völkisch" ideology, for example "völkisch" negations such as anti-republic as well as anti-democratic views, anti-parlamentarism, anti-communism, anti-liberalism, anti-feminism, anti-industrialism, and anti-urbanism. Repeatedly, this dissertation shows methods the DVSTB used to work against the representatives and against the constitutional order of the Weimar Republic. "Völkisch" views regarding foreign affairs are therefore shown in the superordinate context of "völkisch" anti-modernism and herewith in the overall context of a manifold spectrum of "völkisch" ideology and propaganda.
Dass 2016 der Republikaner Donald Trump als rechtmäßiger Vertreter einer demokratischen Öffentlichkeit gewählt wurde, wirkte sich auch dort aus, wo man es zuletzt vermuten würde: in den feinen Verästelungen des akademischen Schreibens über vierhundert Jahre alte Bühnentexte. Sucht man Phänomene der Gegenwart zu erklären, bieten Shakespeares Dramen eine beliebte Hilfestellung. Erst kürzlich veröffentlichte Stephen Greenblatt unter dem Titel TYRANT. Shakespeare on Politics die ausführliche Version eines Essays, der im Oktober 2016 unter dem gewagten Titel "Shakespeare Explains the 2016 Election" in der New York Times erschienen war. In der genauen und bisweilen etwas sprunghaften Lektüre von Shakespeares Dramen macht der Literaturwissenschaftler spezifische Figurenkonstellationen und Charaktereigenschaften aus. Daraus entwickelt er eine Typologie von "Ermöglichern", die tagespolitische Entwicklungen erhellen soll. In Shakespeare in Divided America wählt James Shapiro einen anderen Weg: Er untersucht, wie die szenische und analytische Behandlung von Shakespeares Bühnenfiguren in markanten historischen Momenten mit Themen und Ereignissen korreliert, die die Identität Amerikas ausmachen. Die Motivation teilt er dabei mit seinem Kollegen Greenblatt. So gesteht Shapiro gleich auf den ersten Seiten: "It was the election of Donald Trump in 2016 that convinced me to write about Shakespeare in a divided America." (S.8) Sein inhaltliches Fundament erhält dieses Verkaufsargument durch die 724 Seiten schwere Sammlung Shakespeare in America: An Anthology from the Revolution to Now, die der Autor vor sechs Jahren veröffentlichte. Das dort versammelte Material beginnt 1776, im Jahr der Unabhängigkeitserklärung, – die aktuelle Publikation eröffnet ein halbes Jahrhundert später mit den Konflikten um "Miscegenation", der Furcht vor einer 'Vermischung der Rassen', die dem bevorstehenden Bürgerkrieg den ideologischen Boden bereitete. Mit einem Artikel "On the Character of Desdemona" trug der ehemalige Präsident John Quincy Adams am Neujahrstag 1835 indirekt zu dieser Diskussion bei. Befeuert von der enttäuschenden Begegnung mit der vierzig Jahre jüngeren Schauspielerin Fanny Kemble, die seinen Ausführungen über Shakespeare keinen Beifall zollte, veröffentlichte er im American Monthly Magazine einen langen Brief. Darin wählt er den Umweg über seine bereits zuvor vielfach im Halbprivaten geäußerte Obsession mit Othello, um auszudrücken, "what he otherwise was too inhibited or careful to say" (S.44): Desdemona habe ihr Schicksal verdient, weil sie sich des naturwidrigen Vergehens schuldig gemacht habe, einen "blackamoor" (S.25) zu ehelichen. Hier zeigt sich – und das ist die grundlegende Überzeugung Shapiros –, dass Shakespeare für die Ängste und Vorurteile, die das gesellschaftliche Klima prägen, als "canary in the coalmine" (S.4) fungiert. So ist es folgerichtig, dass Shakespeare in America die 'hot topics' der Gegenwart – Race, Class, Gender, Sexual Orientation, Immigration, Otherness, Power & Politics – anhand der Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte Shakespeares verhandelt. Auch Mental Health scheint zwischen den Zeilen immer wieder durch. Die Reflektiertheit, mit der Shapiro seine historische Rekonstruktion betreibt, würde man sich grundsätzlich von allen Autoren wünschen, auf die die Adjektive 'old white privileged male' angewandt werden können. Eben jene Aspekte sind es nämlich, die er ins Zentrum seiner kritischen Auseinandersetzung stellt. Wenn es gilt, historische Machtverhältnisse zu analysieren, lohnt der Blick auf die Mächtigen: Shapiro beobachtet ein ausgeprägtes Näheverhältnis, das sämtliche amerikanische Präsidenten zu Shakespeare pflegten. Das Vorwort der Anthology schrieb 2014 übrigens Bill Clinton, jener Präsident, für den Monika Lewinsky zum Valentinstag 1997 eigens ein paar Liebesverse aus Romeo und Julia in die Washington Post setzte. 'Sämtliche', natürlich ausgenommen Donald Trump, "who may be the first American president to express no interest in Shakespeare" (S.229). Für Präsident Abraham Lincoln, federführend bei der Abschaffung der Sklaverei, verlief die Begegnung mit einem Schauspieler tödlich: John Wilkes Booth, jüngster Sohn einer Schauspielerdynastie, sah sich die Rolle des Brutus auch auf den Brettern der Weltbühne spielen. In der Loge des Ford's Theatre schoss er dem theaterliebenden – und im Privaten bevorzugt Shakespeare rezitierenden – Staatsoberhaupt in den Kopf. Booth war überzeugt von der Rechtmäßigkeit der 'Sklavenhalterstaaten' und erkannte in Lincoln seinen ultimativen Feind. Shapiro rekonstruiert die Entwicklung von Booth' politischem Fanatismus biographisch entlang seiner Auseinandersetzung mit Shakespeare: "Rather than playing introspective or noble parts (as his father and brother Edwin had), the only roles in which he distinguished himself were dark and often villainous heroes, men of action who die fighting. If a character wasn't scripted that way, he didn't hesitate to exaggerate these traits." (S. 133) Fragen der 'Otherness' verhandelt Shapiro anhand der Aneignung von The Tempest, das wiederholt als "Shakespeare's One American Play" (S. 160) betitelt wurde. In der Figur Calibans, darwinistisch interpretiert als 'missing link' zwischen Wildheit und Zivilisation, wird das Fremde verortet, von dem wahlweise Gefahr ausgeht oder das es zu disziplinieren gilt. Das zeigt sich in zahlreichen Bearbeitungen und Adaptionen des Stückes. Dass in Shakespeares Dramen Gemeinschaft durch Ausschluss hergestellt wird, lässt sich auch in den Komödien nachweisen: "Community in Shakespeare's comedies depends – much like immigration policy – on who is barred admission as much as on who is accepted." (S. 151) Worin der Autor die aktuelle Geteiltheit Amerikas ausmacht, erschließt sich am Ende des Buches anhand eines Zitats des Regisseurs Oscar Eustis, dessen Produktion von Julius Caesar Shapiro beratend begleitete: "Part of the divide is between those of us who believe in this democracy and those of us who believe that this democracy has utterly failed. And those that believe that it has failed believe they are victims, they are oppressed by the intellectuals, by the liberals, by the elite, and that that's the source of their problem." (S. 246) Die sieben Kapitel lassen sich gut separat voneinander als eigenständige Essays rezipieren – jedoch zeigt sich in der Gesamtstruktur, dass ihr Verfasser seinen Shakespeare gelesen hat: Die narrative Klammer bildet besagte Produktion von Julius Caesar im Sommer 2017. In der Einleitung rollt Shapiro das Feld aus. Motiviert von der Wahl Trumps entschied Oscar Eustis, der Artistic Director des New Yorker Delacorte Theater, den gewaltsamen Sturz eines despotischen Herrschers in blonder Perücke und roter Krawatte auf der Bühne des Open-Air-Theaters vor 1.800 Menschen zu zeigen. Als Challenge für sein mehrheitlich liberales Publikum intendiert, sollte dem Mord an Caesar eine inszenierte Revolte von im Publikum stationierten Statist*innen folgen – dieser Theatervorgang wurde aber unvermittelt von der Realität überlagert: Die Rightwing Media griffen das Thema einseitig auf, der Widerstand gegen die Aufführung spitzte sich schnell zu. Erst in der Conclusio entfaltet Shapiro die ganze Geschichte und zeigt das verheerende Ausmaß von Social Media im Kampf gegen die Wahrheit. "CNN? Clinton? ISIS? Terrorism? It is hard to imagine a more irrelevant list of ideological or moral objections to the show. […] The crucial thing was not what was said but ensuring that the stunt would circulate on social media." (S.240) Allein im Juni 2017 erreichte die Kontroverse auf Facebook über zwei Millionen Menschen. Dass die gern herbeizitierte politische Sprengkraft des Theaters nicht bloß eine behauptete ist, wird umso deutlicher, weil Shapiro seine Leser*innen zwischen Einleitung und Schluss auf eine Zeitreise mitnimmt: Was 1846 in einem schottischen Theater als Privatfehde zweier Schauspieler-Egos begann – der Amerikaner Edwin Forrest pfiff den Briten William Macready während eines Hamlet-Monologes auf offener Bühne aus –entwickelte sich zu einem Flächenbrand, der drei Jahre später mit den Astor Place Riots seinen Höhepunkt erreichte. In die Aufstände rund um die Darstellung eines anderen Shakespeare Dramas, diesmal Macbeth, waren über 25.000 Menschen involviert. 31 kamen dabei ums Leben, 120 wurden verletzt. Was war geschehen? Als Symbol des Britischen Königreiches, gegen das es sich aus Perspektive der weniger wohlhabenden amerikanischen Bevölkerung zur Wehr zu setzen galt, hatten sich der Engländer Macready und der amerikanische Nationalheld Forrest binnen dreier Jahre zu den Gallionsfiguren eines "Class Warfare" entwickelt. Ort der Handlung war ein neu erbautes Theater, das zum Flaggschiff des Klassenkampfes auserkoren wurde. Denn im Bau des Astor Place Opera House mit seinem weiß behandschuhten Publikum spiegelte sich ein neu erstarkender Elitismus: Um den Kontakt der sozialen Klassen möglichst zu unterbinden, waren die billigen Plätze vom "pit", "renamed the parquette" (S.87), auf den vormals teureren Rang verlegt worden, der nun nur mehr durch separate Stiegenhäuser zu erreichen war – eine Umkehrung der Sitzordnung, die sich bis heute durchgesetzt hat. Als Macready in diesem Gebäude eine Serie von Shakespeare-Gastspielen antrat, die Forrest im Übrigen in einem benachbarten Theater spiegelte, rief dies wüste Proteste hervor. Es ist die Kombination aus historischer Detailgenauigkeit und gegenwärtigem Blick, mit der Shapiro das Geschehen lebendig macht: Am ersten Abend der Riots spielten die stoischen Schauspieler*innen das Stück stumm zu Ende, als sie merkten, dass ihre Stimmen sich gegen den Tumult auf der Galerie nicht durchsetzen konnten. Am nächsten Tag wurde der Widerstand physischer; Eier flogen aus dem Zuschauerraum. "Potatoes followed, along with lemons, apples, an old shoe, and a bottle of asafetida, a foul-smelling spice, that splashed Macready's costume." (S. 94) Erst als die Bestuhlung auf die Bühne geworfen wurde – "Macready didn't have the luxury of knowing that the chairs crashing onstage a few feet from where he stood weren't meant to hit him" (S. 95) – brach der standfeste Engländer die Vorstellung ab. In die atmosphärische Rekonstruktion des Zeitgeistes flicht Shapiro immer wieder heutige Perspektiven ein. So auch in seinen Ausführungen über die Schauspielerin Charlotte Cushman: "As is so often the case in the theater, there was a gap between what people saw and what they projected upon the performers or simply imagined seeing. A video clip of Cushman's performance would no doubt disappoint, failing to capture its allure." (S. 67) Die Gründe für diese 'Projektion' entfalten sich im Kapitel "Manifest Destiny", jenem Leitspruch, der Amerikas gottbestimmte Dominanz über den gesamten Kontinent legitimieren sollte. Im Kontext territorialer Ausdehnung wirft der Autor ein Licht auf die Geschichte jener weiblichen Darstellerinnen, die für einen kurzen Moment der Geschichte als Romeos und Hamlets die amerikanischen Bühnen betraten – laut Shapiro, weil sich das fragile männliche Ego in Zeiten des Bürgerkrieges von schwachen und wankelmütige Helden akut gefährdet sah. Über die Schauspielerin Cushmann – die mit 23 zum ersten Mal als Romeo neben ihrer jüngeren Schwester auf der Bühne stand und diese Rolle für weitere 20 Jahre verkörpern sollte – transportiert Shapiro einerseits die Stimmung der Bevölkerung in Zeiten des Krieges und andererseits die private Biographie einer Frau, die im 19. Jahrhundert ihre berufliche Existenz auf Schauspielerei gründete. Auch wenn sie eine gleichwertige Gage zur Bedingung machte, war ihre Position als alleinstehende Berühmtheit, die sich anmaßte, Männerrollen auf der Bühne zu verkörpern, stets gefährdet. Die durch private Korrespondenzen gut dokumentierten Beziehungen, die sie zu anderen Frauen unterhielt, musste sie stets so kaschieren, dass ihr Liebesleben nicht zur existenzbeendenden Schlagzeile wurde. Mit dem Waffenstillstand veränderte sich die öffentliche Wahrnehmung: "Martial manliness was, many now saw, a hollow and dangerous thing." (S.72) In unmittelbarer Folge bildete sich auf der Bühne eine ähnliche Verdrängung ab, wie sie mit Ende der beiden Weltkriege auch in Europa zu beobachten war: Aus den beruflichen Positionen, die Frauen in Abwesenheit der Männer eingenommen hatten, mussten sie sich wieder zurückziehen. "Once men could comfortably play a Romeo who could at times appear effeminate, they reclaimed the role." (Ebd.) Cross-Dressing ereignete sich aber auch in umgekehrter Richtung: Als 1845 die Disziplin der im Camp Corpus Christi Stationierten sukzessive zu zerfallen drohte, wurde von einem umsichtigen Kommandanten ein Armeetheater gegründet. Mithilfe von Othello, dessen Militärszenen die Lebenswirklichkeit der Soldaten reflektierten, sollte die Moral der Wartenden gehoben werden. In Ermangelung einer weiblichen Besetzung begab man sich auf die Suche in den eigenen Reihen. Gefunden wurde das Substitut im späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten, Ulysses S. Grant, "because of his looks and perhaps his voice too" (S.49). Zur Aufführung kam es trotz dieser offensichtlichen Qualifikation jedoch nicht, da der Othello-Darsteller sich weigerte, mit Grant zu spielen – aus Angst, unter Homosexualitätsverdacht zu geraten. Weitere Berührungspunkte von Homosexualität, Emanzipation, Marginalisierung und Theater treten im Kapitel über das Musical Kiss me Kate zutage, das auf Shakespeares sperriger Komödie The Taming of the Shrew basiert. In diesem Backstage-Frontstage-Drama kam es 1948 für einen kurzen Moment der Geschichte auf der Bühne zur friedvollen Koexistenz unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten: "The defining feature of the Shakespeare musical was its hybridity – mixing musical styles, mixing Shakespeare's language with contemporary American idiom, mixing races, and mixing highbrow, middlebrow, and at times lowbrow." (S. 183) In der Verfilmung des Musicals wurden diese Unterschiede fünf Jahre später jedoch zugunsten eines Mainstream-Leinwanderlebnisses wieder homogenisiert. Zur Kontextualisierung der Themen "Adultery and Same Sex Love" bezieht sich Shapiro auf Erhebungen des Gallup Instituts und kontrastiert diese mit Zahlen zu tatsächlicher Untreue. Die aktuellsten Daten zum Wertekanon der USA stammen aus dem Jahr 2015 und besagen: "To give some sense of American's disapproval of infidelity, no other behavior that was polled was considered less morally acceptable – not even human cloning, suicide, or abortion." (S.214) Ein großer Teil des Kapitels gilt der Analyse der Drehbuchentwürfe zu Shakespeare in Love (R.: John Madden, UK/US 1998) und den in den verschiedenen Fassungen wirksamen Moralvorstellungen. Die Fiktionalisierung rund um Shakespeares Gender-Swap-Komödie Twelfth Night verwebt Shapiro mit dem Produktionsgeschehen – Homosexualität in Hollywood! Harvey Weinstein! –und Bill Clintons Impeachment-Prozess, der im Jahr des Kinostarts die Weltöffentlichkeit bewegte. Es ist unmöglich, über Shakespeare zu sprechen, ohne die eigenen innersten Haltungen zu verraten. "Shakespeare's plays are rich in the extremes of experiences – injustice, separation, violence, revenge." (S. 7) Daher werden persönliche Überzeugungen, Misogynie, Rassismen und Intoleranz angesichts seiner Stücke so sichtbar wie sonst allenfalls nach dem fünften Bier, erläutert Shapiro im Podcast der Folger Library, der das Erscheinen des Buches begleitet.[1] Die Stärke der Publikation liegt nicht allein in der ungemein kenntnisreichen Kontextualisierung, sondern in der Lebendigkeit des Eindrucks, den man beim Lesen davon erhält, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der shakespeareschen Figuren im Kontext bestimmter gesellschaftlicher Konstellationen verändert hat. Während sich rekonstruierende Versuche eines 'original practice style' meist auf die getreue Umsetzung von Raum, Requisiten, Kostümen und womöglich Spielweisen beschränken, trägt die Lektüre von Shakespeare in a Divided America dazu bei, das Mindset der Menschen zu einer spezifischen Zeit an einem spezifischen Ort besser zu verstehen. Auf 250 Seiten (plus 50 Seiten kommentierte Bibliographie) erzählt Shapiro eine dichte Geschichte Amerikas, bei der man en passant Erstaunliches aus der Aufführungsgeschichte Shakespeares, viel mehr aber über die enge Verwobenheit von Theater und Gesellschaft erfährt. Dass er dabei die Rolle Shakespeares mitunter ein wenig überschätzt, ist man ob der Kraft der Narration schnell zu vergeben bereit. Nach der Lektüre dieses Buches hat man eine Menge erlebt. Und am Ende ist man mit Shapiro überzeugt, dass wir von der Auseinandersetzung mit Shakespeare, der noch immer der meistgelesene Autor Amerikas ist, auch nach vierhundert Jahren beständig Neues über unser Menschsein lernen können. [1] Barbara Bogaev/James Shapiro: "Shakespeare Unlimited: Episode 140". In: The Folger Library. 17.03.2020. https://www.folger.edu/shakespeare-unlimited/shapiro-divided-america.
Zugang zum Internetportal des "Krankenhaus-Report" mit allen Abbildungen und Tabellen sowie Zusatzmaterial unter Berücksichtigung des Copyrights. - Literaturangaben - TEIL I Schwerpunktthema: Versorgungszentren - Kapitel 1 Zentrierte Versorgung - Ziele und Optionen - Günter Neubauer und Christof Minartz - 1.1 Problemstellung - 1.2 Theoretische Erklärungsansätze - 1.2.1 Economies of Scale - 1.2.2 Spezialisierung und Qualität - 1.2.3 Reduktion der Transaktionskosten - 1.3 Ausprägungsformen der zentrierten Versorgung - 1.3.1 Veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen - 1.3.2 Zentrumsbildung in einem Betrieb - 1.3.3 Versorgungszentrierung in einer Unternehmensgruppe - 1.3.4 (Sektorübergreifende) Versorgungszentrierung in einer Region - 1.4 Weiterentwicklung - 1.5 Europäische Perspektive - 1.6 Literatur - Kapitel 2 Zentrenbildung in Deutschland - eine Bestandsaufnahme auf Basis der - Qualitätsberichte - Bettina Gerste - 2.1 Hintergrund und Ziel - 2.2 Qualitätsberichte als Datengrundlage - 2.3 Empirische Analyse der Zentrenbildung - 2.4 Fazit - 2.5 Literatur - Kapitel 3 Eine empirische Analyse der MVZ am Krankenhaus - Leonhard Hansen - 3.1 Einleitung - 3.2 Entwicklung der Medizinischen Versorgungszentren 2004 bis 2008 - 3.2.1 Anzahl und Rechtsform - 3.2.2 In MVZ tätige Ärzte und vertretene Fachgruppen - 3.2.3 Räumliche Verbreitung der MVZ - 3.3 Medizinische Versorgungszentren mit Krankenhausbeteiligung - 3.3.1 Anzahl und Rechtsform - 3.3.2 In MVZ mit Krankenhausbeteiligung tätige Ärzte und vertretene Fachgruppen - 3.3.3 Räumliche Verbreitung der MVZ mit Krankenhausbeteiligung - 3.4 Fazit - 3.5 Literatur - Kapitel 4 Ausländische Erfahrungen mit ambulanten Leistungen am Krankenhaus - Reinhard Busse und Markus Wörz - 4.1 Einleitung - 4.2 Typen von Gesundheitssystemen - 4.3 Ambulantes Operieren im internationalen Vergleich - 4.4 Gegebenheiten und Entwicklungstrends in ausgewählten Ländern - 4.4.1 Österreich - 4.4.2 England - 4.5 Schlussfolgerungen für Deutschland - 4.6 Literatur - Kapitel 5 Zentrenbildung im Krankenhaus - ein ungesteuerter Großversuch - Uwe Deh und Ralf Dralle - 5.1 Überblick - 5.2 Medizinisch-inhaltliches vs. vergütungsrechtlich-allokatives Primat - Das Henne-Ei-Problem der Zentrenbildung - 5.3 Medizinisch-inhaltliche Zentrenbildung - Versorgungspolitischer Aspekt - 5.4 Vergütungsrechtliche Zentrenbildung - ökonomischer Aspekt - 5.5 Der versorgungspolitische Aspekt als inhaltliche Füllung für die leere Hülle des Vergütungstatbestandes - ein Ausweg für die Zentrumsbildung - 5.6 Fazit - Kapitel 6 Zentrierte Versorgungsformen als Antwort auf die Bevölkerungsentwicklung - Matthias Schäg, Markus Herrmann, Andreas Klement, Thomas Lichte und Bernt-Peter Robra - 6.1 Einführung - 6.2 Regionale Versorgungszentren in Regionen mit drohender Unterversorgung - 6.3 Personalentwicklung durch ein regionales MVZ - 6.4 Mobile medizinische Teams - 6.5 Möglichkeiten für die Krankenhäuser einschließlich der Universitätsklinika - 6.6 Ausblick - 6.7 Literatur - Kapitel 7 Zentrenbildung zur Verbesserung von Qualität und Effizienz - Evidenz am Beispiel der Universitätsklinik Köln - Ludwig Kuntz und Michael Wittland - 7.1 Einleitung - 7.2 Das Zentrum als Organisationsform der Wahl - 7.2.1 Zentrenstrukturen an Universitätskliniken und Krankenhäusern - 7.2.2 Potenziale der Zentrenbildung - 7.3 Zentrenbildung an der Universitätsklinik Köln - 7.3.1 Ziele - 7.3.2 Erfahrungen - 7.4 Diskussion - 7.5 Fazit - 7.6 Literatur - Kapitel 8 Psychosoziale Interaktionsqualität aus Patientenperspektive in den NRW-Brustzentren - Petra Steffen, Oliver Ommen, Nicole Ernstmann und Holger Pfaff - 8.1 Einleitung - 8.2 Methode - 8.2.1 Stichprobe - 8.2.2 Messinstrument - 8.2.3 Analysen - 8.3 Ergebnisse - 8.4 Diskussion - 8.5 Implikationen und weiterer Forschungsbedarf - 8.6 Literatur - Kapitel 9 Die Bildung von Versorgungszentren und Leistungsnetzen im Praxistest am Beispiel der Rhön-Klinikum AG - Wolfgang Pföhler - 9.1 Der Ansatz der Rhön-Klinikum AG als privatem Gesundheitsdienstleister - 9.2 Die Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien für die - standortübergreifende Zusammenarbeit von Krankenhäusern - 9.3 Die Bildung von Kompetenzzentren und Netzwerken am Beispiel onkologischer - Behandlungen - 9.4 Beispiele für die konzerninterne und trägerübergreifende Vernetzung von - Kliniken - 9.5 Schlussfolgerungen und Zusammenfassung - TEIL II Zur Diskussion - Kapitel 10 Wirtschaftliche Steuerung von Krankenhäusern in Zeiten der G-DRGs - Markus Lüngen, Christina Hochhuth und Christian Ernst - 10.1 Hintergrund - 10.2 Zielsetzung und Methode - 10.3 Instrumente der wirtschaftlichen Steuerung im stationären Bereich - 10.3.1 Kostenträgerrechnung - 10.3.2 Prozesskostenrechnung - 10.3.3 Behandlungspfade (Clinical Pathways) - 10.3.4 Balanced Scorecard - SWOT- Analyse (Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats)/ - 10.3.5 Portfolioanalyse - 10.4 Kritik/Diskussion - 10.5 Literatur - Kapitel 11 Neue Wege der Krankenhausfinanzierung - leistungsbezogene Investitionsförderung in NRW - Arndt Winterer - 11.1 Einleitung - 11.2 Bisherige Investitionsförderung der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen - 11.3 Wesentliche Kritikpunkte am Status Quo - 11.4 Eckwerte des neuen Ordnungs- und Finanzierungsrahmens - 11.5 Flexible Verwendung und verwaltungsarmes Verfahren für die Baupauschale - 11.6 Die Baupauschale in der Diskussion - 11.7 Erste Zwischenbilanz - 11.8 Literatur - Kapitel 12 Patientenwege ins Krankenhaus: Räumliche Mobilität bei Elektiv- und Notfallleistungen am Beispiel von Hüftendoprothesen - Jörg Friedrich und Andreas Beivers - 12.1 Ausgangslage: Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung bei zunehmender Patientensouveränität - 12.2 Zielsetzung: Empirische Validierung der Patientenwege - 12.3 Untersuchungsmethodik - 12.3.1 Datengrundlage - 12.3.2 Geokodierung der Krankenhausstandorte - 12.3.3 Geokodierung der Patientenwohnorte - 12.3.4 Distanzmessung - 12.3.5 Bestandsaufnahme: Patientenwege in Deutschland - 12.4 Empirische Detailuntersuchungen am Beispiel der Hüftoperationen - 12.4.1 Auswahl der untersuchten Leistung und Identifikation der Erbringer - 12.4.2 Patientenwege bei Notfällen und elektiven Leistungen im Vergleich - 12.4.3 Wohnortnächste Versorgung und Zusatzdistanz - 12.4.4 Patientenwege und Alter - 12.4.5. Patientenwege und Siedlungsstruktur - 12.4.5.1 Nach siedlungsstrukturellen Kreistypen - 12.4.5.2 Nach den Regionstypen des BBR - 12.4.6 Krankenhauswahl wandernder Patienten - 12.4.7 Krankenhauswahl bei wohnortnächster Versorgung - 12.5 Fazit - 12.6 Literatur - Kapitel 13 Auswirkungen der Einführung von Mindestmengen in der Behandlung von sehr untergewichtigen Früh- und Neugeborenen (VLBWs) - Eine Simulation mit Echtdaten - Günther Heller - 13.1 Einführung - 13.2 Material und Methoden - 13.3 Ergebnisse - 13.4 Diskussion - 13.5 Zusammenfassung - 13.6 Literatur - TEIL III Krankenhauspolitische Chronik - Kapitel 14 Krankenhauspolitische Chronik - Jutta Visarius und Andreas Lehr - TEIL IV Daten und Analysen - Kapitel 15 Die Krankenhausbudgets 2005 bis 2007 unter dem Einfluss der Konvergenz - Gregor Leclerque und Jörg Friedrich - 15.1 Einführung - 15.2 Auswirkungen der Konvergenz auf die Krankenhausbudgets - 15.2.1 Gewinner und Verlierer - 15.2.2 Abstand zum LBFW - 15.2.3 Annäherung an den LBFW - 15.3 Allgemeine Budgetentwicklung - 15.3.1 Budget aus DRGs, sonstigen Entgelten und Zusatzentgelten - 15.3.2 Budgetverteilung - 15.4 Entwicklung der Basisfallwerte - 15.5 Fazit - 15.6 Literatur - Kapitel 16 Statistische Krankenhausdaten: Grund- und Kostendaten der Krankenhäuser 2006 - Ute Bölt - 16.1 Vorbemerkung - 16.2 Kennzahlen der Krankenhäuser - 16.3 Die Ressourcen der Krankenhäuser - 16.3.1 Sachliche Ausstattung - 16.3.2 Angebot nach Fachabteilungen - 16.3.3 Personal der Krankenhäuser - 16.4 Die Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen - 16.4.1 Vollstationäre Behandlungen - 16.4.2 Teil-, vor- und nachstationäre Behandlungen. - 16.4.3 Ambulante Operationen - 16.5 Psychiatrische Krankenhäuser - 16.6 Kosten der Krankenhäuser - Kapitel 17 Statistische Krankenhausdaten: Diagnosedaten der Krankenhauspatienten 2006 - Torsten Schelhase - 17.1 Vorbemerkung - 17.2 Kennzahlen der Krankenhauspatienten - 17.3 Strukturdaten der Krankenhauspatienten - 17.3.1 Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten - 17.3.2 Verweildauer der Patienten - 17.3.3 Regionale Verteilung der Patienten - 17.4 Struktur der Hauptdiagnosen der Krankenhauspatienten - 17.4.1 Diagnosen der Patienten - 17.4.2 Diagnosen nach Alter und Geschlecht - 17.4.3 Verweildauer bei bestimmten Diagnosen - 17.4.4 Regionale Verteilung der Diagnosen - 17.5 Entwicklung ausgewählter Diagnosen 2001 bis 2006 - 17.6 Ausblick - Kapitel 18 Fallzahlbezogene Krankenhausstatistik: Diagnosen und Prozeduren der Patienten auf Basis des § 21 Krankenhausentgeltgesetz - Jutta Spindler - 18.1 Vorbemerkung - 18.2 Erläuterungen zur Datenbasis - 18.3 Eckdaten der vollstationär behandelten Krankenhauspatientinnen und -patienten - 18.4 Ausgewählte Hauptdiagnosen mit den wichtigsten Nebendiagnosen der Behandelten - 18.5 Operationen und medizinische Prozeduren - 18.6 Behandlungsspektrum bei den Patientinnen und Patienten in den Fachabteilungen - Kapitel 19 Statistische Krankenhausdaten: Grund- und Diagnosedaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2006 - Thomas Graf - 19.1 Vorbemerkung - 19.2 Kennzahlen der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen - 19.3 Das Angebot von Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen - 19.3.1 Sachliche Ausstattung - 19.3.2 Personelle Ausstattung - 19.3.3 Fachlich-medizinische Ausstattung - 19.4 Die Inanspruchnahme von Leistungen der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen - 19.4.1 Vollstationäre Behandlungen (Grunddaten) - 19.4.2 Diagnosedaten der Patienten in Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten - TEIL V Krankenhaus-Directory - Kapitel 20 Krankenhaus-Directory 2007: DRG-Krankenhäuser im dritten Jahr der - Budgetkonvergenz
Der westdeutsche Film der 1950er Jahre hatte lange Zeit keinen guten Ruf. Schon 1961 stellte ihm Joe Hembus in seinem einflussreichen Buch Der deutsche Film kann gar nicht besser sein ein vernichtendes Zeugnis aus: "Er ist schlecht. Es geht ihm schlecht. Er macht uns schlecht. Er wird schlecht behandelt. Er will auch weiterhin schlecht bleiben." Hembus befand sich damit durchaus im Mainstream der veröffentlichten Meinung – und sein Befund muss jedenfalls im Kontext der frühen 1960er Jahre und konkreter historischer Bezüge gelesen werden: Niedergang bzw. Zusammenbruch der bundesrepublikanischen Filmindustrie, Anfänge seriöser filmjournalistischer Auseinandersetzung im Vor- und Umfeld der Zeitschrift Filmkritik und erste Aufbrüche zu neuen (gesellschaftskritischen) filmischen Formen, die ins Oberhausener Manifest von 1962 mündeten, das von 26 deutschen Filmemachern unterzeichnet wurde und das Ende von "Papas Kino" ausrief: "Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen." Der vorliegende Band, entstanden als Begleitbuch zur gleichnamigen Retrospektive des Filmfestivals Locarno 2016, enthält 33 Texte von 34 AutorInnen (nur sechs davon sind Frauen) und schickt sich an, dieses Bild zurecht zu rücken. Er soll freilich, wie Co-Herausgeber Olaf Möller einleitend anmerkt, mehr sein "als eine bloße filmhistorische Revision", denn: "Die Qualität dieses Schaffens zeigt sich auch darin, dass es immer noch Antworten bereithält." (S. 25) Co-Herausgeberin Claudia Dillmann skizziert den kommerziellen Erfolg des westdeutschen Films der 1950er Jahre und endet mit einer teilweise kryptischen Conclusio: "[Das Kinopublikum] entschied sich millionenfach für Komödien und eine Tragikomödie, für das Lachen und Weinen, seine Stars und Lieblinge. Und bescherte damit dem deutschen Film seinen höchsten Marktanteil seit langem." (S 37) Welche Tragikomödie? Im Zuge ihrer Ehrenrettung führt Dillmann auch vier Oscar-Nominierungen (1956–1959) und vier Golden Globes-Gewinner (zwischen 1955 und 1959) an: diese "widerlegen in ihrer Häufung das Verdikt, der bundesdeutsche Film der 1950er Jahre sei international nicht anerkannt gewesen" (S. 36). Das mag für ein bestimmtes Zeitfenster durchaus zutreffen, allerdings gewann im Berichtszeitraum des Bandes lediglich ein einziger deutscher Film den Hauptpreis an einem der drei wichtigen internationalen Filmfestivals (Berlin, Cannes, Venedig), nämlich Die Ratten von Robert Siodmak (Berlinale 1955). Und schaut man sich filmkulturelle Leitmedien der Jahre 1949–1963 aus England und den USA durch (Sight and Sound, Hollywood Quarterly, Quarterly of Film, Radio, and Television/Film Quarterly), finden sich darin ausführliche Auseinandersetzungen mit dem französischen, italienischen, japanischen, sowjetischen und indischen Film, ebenso Analysen des schwedischen und polnischen Kinos, während der deutsche Film als nationales Filmschaffen praktisch nicht verhandelt wird – und wenn, dann von vereinzelten positiven Filmkritiken abgesehen, bedauernd bis sehr kritisch: "West Germany sent a creaky old operetta" ist etwa David Robinsons einzige Anmerkung in seinem Cannes-Bericht in Sight and Sound (Summer 1958). Nun ist die Neubewertung des westdeutschen Nachkriegskinos so neu nun auch wieder nicht. Bereits 1993 setzte sich Fritz Göttler im Standardwerk Geschichte des deutschen Films dafür ein.[1] Etliche weitere Untersuchungen folgten, genannt seien stellvertretend Johannes von Moltkes No Place Like Home (2005) und die Sammelbände Framing the Fifties (2007) und zuletzt Reflexionen des beschädigten Lebens? (2015). Alle diese Werke, in denen mitunter sehr differenziert und präzise argumentiert wird, bleiben im vorliegenden Band ebenso ausgeblendet wie die scharfsinnigen Analysen von Klaus Kreimeier und Georg Seeßlen im Pionierband Zwischen Gestern und Morgen.[2] Sieht man von dieser, für ein filmhistorisches Buch doch eher skurril anmutenden Ahistorizität ab, bleibt eine Vielzahl von Texten höchst unterschiedlicher Qualität. Manche sind so kurz, dass in ihnen kaum Argumente entwickelt werden (können). In Fritz Taubers "Heimatfilm. Versuch der Systematisierung eines Phänomens" etwa erfährt man auf knapp fünf Seiten absolut nichts Neues – außer dass Sonja Ziemann und Rudolf Prack "in einem guten Dutzend Filmen miteinander" (S. 106) aufgetreten wären. Es waren genau fünf. Dem ungemein produktiven Regisseur Michael Pfleghar wiederum werden gerade einmal vier Seiten gewidmet ("Verführer im System" von Thorsten Krämer). Und Miguel Marias' "Die Transluzenz des deutschen Kinos", in dem Helmut Käutners Ludwig II. (1955) thematisiert wird, vermag seinem anspruchsvollen Titel bedauerlicherweiseauf einer Länge von nur drei Seitennicht gerecht zu werden. Leider haben sich etliche historische und inhaltliche Fehler in den Band eingeschlichen. So wird das Jahr 1937 in den Zweiten Weltkrieg verlegt (S. 111); G. W. Pabsts Es geschah am Juli (1955) basiert nicht auf einer Novelle von Remarque (S. 278); amerikanische Films Noirs gelangten sehr oft nicht "kurz nach dem jeweiligen US-Start auch in bundesdeutsche Kinos" (S. 258); der Journalist und Drehbuchautor Axel Eggebrecht war nicht im britischen Exil (S. 360); und Peter Lorre aufgrund seines kurzen Aufenthalts in der BRD als "Remigranten" zu bezeichnen, erscheint doch einigermaßen gewagt (S. 190). Gleichwohl lassen sich einige Texte in diesem Band durchaus mit Gewinn lesen. Werner Sudendorf analysiert pointiert und präzise den "Gottesdienst der Tränen" (S. 171), also die Tiefen und Untiefen des deutschen Nachkriegsmelodrams. Sein Beitrag endet mit Veit Harlans Unsterbliche Geliebte (1950) und bringt dessen ideologisches, durchaus verallgemeinerbares Projekt auf den Punkt: "Mit dem der Novelle widersprechenden Ende duckte sich (.) Harlan weg von der Konsequenz, die das Melodram fordert. Das hat einen Beigeschmack; als plädierte Harlan hier mit der Konstruktion des gottesfürchtigen Hausfreundes auch in eigener Sache für Vergebung und Versöhnung. Das war Wunschdenken; die Schuld, 'dieses schreckliche Wort', blieb." (S. 187) Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen beleuchten in ihrem Aufsatz "Gestalter nützlicher Bilder" die Arbeit von vier vergessenen Regisseuren im Grenzbereich zwischen Dokumentar- und Spielfilm, insbesondere jene von Rudolf Werner Kipp und Herbert Viktor. Hervé Dumont widmet sich den deutschen Nachkriegsfilmen und der "Heimkehr" des 1933 vertriebenen Regisseurs Robert Siodmak, Norbert Pfaffenbichler ebenso kenntnisreich dem "in vielerlei Hinsicht beeindruckend[en] und singulär[en]" Werk des Avantgardefilmers Franz Schömbs. Stefanie Mathilde Frank schließlich vergleicht in ihrer präzisen kleinteiligen Analyse zwei 1950er-Jahre-Remakes von Komödien mit ihren "Originalen": Das haut hin (1957) mit Peter Alexander mit Der Mann, von dem man spricht (1937); und Der Haustyrann (1959) mit Heinz Erhardt mit Das Ekel (1939). Zwei sehr aufschlussreiche und informative Beiträge nähern sich den Wechselbeziehungen zwischen dem west- und dem ostdeutschen Kino. Ralf Schenk untersucht die (politisch) spannende Geschichte deutsch-deutscher Koproduktionsversuche im Kalten Krieg, Andreas Goldstein jene "knapp zwei Dutzend Filme" der DEFA, "die ganz oder teilweise in der Bundesrepublik spielen" (S. 343). Von besonderem Interesse ist einer der Höhepunkte des vorliegenden Bandes, Rudolf Worschechs "Das Neue im Alten", eine ausgezeichnete, wenn auch leider etwas knappe, Analyse der Kameraarbeit in westdeutschen Produktionen der 1950er Jahre, die im "Nachspüren der Wirklichkeit" (S. 99) eine Qualität ausmacht, die das westdeutsche Kino nur hie und da auf die Leinwand zu bringen vermochte. Fazit: Der Sammelband Geliebt und verdrängt versammelt eine Vielzahl an Beiträgen höchst unterschiedlicher Schreibstile und Qualität. Ob sich das Interesse der HerausgeberInnen am "Ungenauen", wie Olaf Möller es mit Bezug auf Heinrich Böll – der die Bundesrepublik 1960 in seinem Essay "Hierzulande" (1960) als "ungenau" titulierte –, bezeichnet, in der Zusammenschau der Texte tatsächlich manifestiert, bleibe dahingestellt. Sorgfältigere editorische Arbeit hätte der Publikation jedenfalls sicherlich zum Vorteil gereicht. [1] Vgl. Fritz Göttler: "Westdeutscher Nachkriegsfilm". In: Geschichte des deutschen Films. Hg. v. Wolfgang Jacobsen/Anton Kaes/Hans Helmut Prinzler. Stuttgart 1993, S. 171–210. [2] Vgl. Johannes von Moltke: No Place Like Home. Locations of Heimat in German Cinema. Berkeley/Los Angeles/London 2005; Framing the Fifties. Hg. v. John Davidson/Sabine Hake. New York/Oxford 2007; Reflexionen des beschädigten Lebens? Nachkriegskino in Deutschland zwischen 1945 und 1962. Hg. v. Bastian Blachut/Imme Klages/Sebastian Kuhn. München 2015 [Offenlegung: Ich bin in diesem Band mit einem Aufsatz vertreten]; Zwischen Gestern und Morgen. Westdeutscher Nachkriegsfilm 1946 – 1962. Hg. v. Hilmar Hoffmann/Walter Schobert. Frankfurt am Main 1989.
Aus der Einleitung: "The Provisional Government of the Irish Republic to the people of Ireland. Irishman and Irishwomen: In the name of God and the deed generations from which receives her old tradition of nationhood Ireland through us, summons her children to her flag and strikes freedom for her freedom. Having organised and trained her manhood through her secret revolutionary organisation, the Irish Republican Brotherhood and through her open military organisations, the Irish Volunteer and the Irish Citizen Army, having pationiently perfected her discipline, having resolutely waited for the right moment to reveal itself, she now seizes that moment and supported by her exiled children in America and by gallant allies in Europe, but relying in the first on her own strength, she strikes in full confidence of victory'. Als diese Erklärung am 24.04.1916 von den Stufen des 'General Post Office' in Dublin verlesen wurde, war der Osteraufstand gegen die englische Herrschaft in Irland bereits gescheitert. Ein wichtiger Grund hierfür war das Ausbleiben der Hilfe des einzigen existierenden 'tapferen Verbündeten' in Europa: Deutschland. Die Waffenlieferung, die als 'Libau-Unternehmung' nach zähen Verhandlungen auf den Weg geschickt worden war, erreichte ihr Ziel nicht. Die irischen Revolutionäre, wieder auf ihre 'eigene Kraft' zurückgeworfen, wagten den Aufstand dennoch; allerdings ohne Illusionen bezüglich des Ausgangs der Kämpfe. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, erstmals eine eigenständige und – dem eingeschränkten Rahmen zum Trotz – möglichst lückenlose Darstellung der 'Libau-Unternehmung' zu präsentieren. Der erste Teil bietet eine knappe Einführung in die irische Geschichte und die Hintergründe des irischen Osteraufstandes, ohne die ein Verständnis der 'Libau-Unternehmung' nicht möglich ist. Unter den beteiligten Organisationen spielen vor allem die 'nach Amerika verbannten Kinder' eine besondere Rolle. Bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges traten diese in Gestalt des 'Clan na Gael' mit der deutschen Botschaft in Kontakt. Ihr Anliegen war die Bitte um militärische Unterstützung für einen Aufstand noch während des Krieges. Gemäß dem alten irischen Leitsatz 'Englands Probleme sind Irlands Chance' war der Weltkrieg für sie der 'richtige Moment', auf den sie so 'entschlossen gewartet' hatten. Parallel zu den Verhandlungen in Amerika begann eine Hand voll Radikaler in Irland mit den konkreten Planungen. Zum Abschluss der Einführung wird Sir Roger Casement vorgestellt. Der irische Revolutionär war noch während der Julikrise 1914 nach Amerika gereist, um dort im Auftrag der 'öffentlichen militärischen Organisation' 'Irish Volunteers' Waffen und weitere Unterstützung zu beschaffen. Auf eigenen Wunsch wurde er als Repräsentant des 'Clans' zu weiteren Verhandlungen nach Deutschland geschickt. Die im zweiten Teil beschriebene Arbeit Casements in Deutschland bestand aus Propagandaarbeit und der Abwicklung der Waffenlieferung. Zu den Propagandamaßnahmen zählt – neben einer auf den irischen Freiheitskampf bezogenen Freundschaftserklärung der deutschen Regierung – auch die Aufstellung einer Brigade aus irischen Kriegsgefangenen. Ein Einsatz der Brigade beim Osteraufstand war von vornherein eher unwahrscheinlich und wäre auch nicht militärisch relevant gewesen. Wie sich schnell herausstellte, war sie jedoch wegen des minimalen Zuspruchs auch propagandistisch kaum zu verwerten. Für die 'Libau-Unternehmung' war die Brigade und ihre Geschichte dennoch von Bedeutung, da sich die deutsche Seite in einem zwischen Casement und den deutschen Behörden geschlossenen Brigade-Vertrag erstmals – unter gewissen Voraussetzungen – zu militärischer Hilfe verpflichtete. Außerdem war zeitweise im Gespräch, die Brigade samt den Waffen nach Irland zu transportieren. Die Waffenlieferung war für die Auftraggeber Casements in Irland und Amerika der eigentliche Kernpunkt der Mission, denn Waffen waren im Gegensatz zu den Propagandamaßnahmen für den Aufstand von größter Wichtigkeit. Von den irischen Aufständischen war nur jeder fünfte bewaffnet. Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Unternehmen selbst. Die zeitliche Einteilung richtet sich weitgehend nach dem Quellenordner mit dem Titel "Die Dampfer Libau Unternehmung" im Militärarchiv Freiburg. Außerdem ist sie dadurch gerechtfertigt, dass im Oktober 1915 die direkte Kommunikation zwischen den deutschen Behörden und dem 'Clan na Gael' begann, die für die erste Phase des Unternehmens prägend war. Casement wurde an den Verhandlungen nicht mehr beteiligt und erst wieder hinzugezogen, als alle strittigen Fragen geklärt waren. Eine Konferenz am 17.03.1916 im Admiralstab stellt einen für die 'Libau-Unternehmung' äußerst wichtigen Abschnitt dar und wird deshalb einem eigenen Kapitel abgehandelt. Hier wurde die Aktion bis ins Detail geplant. Die Verantwortlichen legten dabei unter anderem endgültig fest, dass die Waffenlieferung mit nur einem Dampfer durchgeführt werden und die Besatzung aus Freiwilligen der Nordseestation Wilhelmshaven bestehen sollte. Trotz der genauen Planung offenbarten sich in der Folge mehrere Problembereiche. Am wichtigsten war das Terminproblem, das auf generellen Kommunikationschwierigkeiten beruhte. Von irischer Seite wurde der für die Landung der Waffen vorgesehene Termin kurzfristig verschoben, und die entsprechende Nachricht erreichte Deutschland zu spät. Des weiteren gab es ein Brigade- und ein U-Boot Problem. Casement setzte gegen den erbitterten Widerstand der mit der Angelegenheit betrauten Abteilung III b des Generalstabs durch, dass die Brigade bis Kriegsende in Deutschland bleiben durfte und auch ihm die gefährliche Fahrt auf dem Waffenschiff erspart blieb. Stattdessen bekam er ein U-Boot zur Verfügung gestellt. Da vereinbart wurde, dass U-Boot und Waffenschiff getrennt fahren, sich aber vor der Landung treffen sollten, war bei dem ohnehin diffizilen Unternehmen eine weitere Fehlerquelle geschaffen. Als Kapitän des Waffenschiffes war der Leutnant der Reserve Karl Spindler vorgesehen. Durch seine beiden Bücher über die Fahrt hat er selbst den Grundstein für eine in der Literatur verbreitete Verklärung seiner Person gelegt. In dieser Arbeit wird – gestützt auf Ergebnisse der Konferenz vom 17.03.1916 in Verbindung mit Quellen zu Spindlers Herkunft – eine Neubewertung seiner Bedeutung versucht. Das von ihm befehligte Waffenschiff sollte unter norwegischer Handelsflagge und mit einer als Norweger verkleideten Besatzung die englische Hauptblockade zwischen Island und Schottland durchbrechen. Es bekam dazu keinen Begleitschutz, und die streng geheime Aktion stand in keiner Verbindung mit Maßnahmen der Seekriegsführung. Dennoch gelang der Durchbruch, und Spindler erreichte die irische Küste. Ob er sich dort aber am vereinbarten Treffpunkt befand, ist umstritten. Für das Scheitern des Unternehmens – Spindler versenkte das Schiff und ging mit seiner Mannschaft in Kriegsgefangenschaft – ist diese Frage allerdings nur von untergeordneter Bedeutung. Verantwortlich war vielmehr "eine schier unvorstellbare Kette von Fehlschlägen und Unachtsamkeiten, von kleineren und größeren Katastrophen, von Gedankenlosigkeit, Kurzsichtigkeit und organisatorischer Unfähigkeit". Hinzu kommen noch die Erfolge des englischen Geheimdienstes. Im vierten und letzten Teil der Arbeit wird der Osteraufstand als das Ziel der Bemühungen beschrieben. Ohne die deutschen Waffen war die Erhebung von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ein mit der Sprengung des Waffenschiffs zusammenhängendes Chaos von sich widersprechenden Befehlen am Tag vor dem Aufstand und am Aufstandstag selbst machte dann auch die letzten Hoffnungen der Aufständischen zunichte. Die Kampfhandlungen blieben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf Dublin beschränkt und wurden innerhalb weniger Tage zugunsten der englischen Truppen entschieden. Inhaltsverzeichnis: EINLEITUNG1 A.VORBEREITUNGEN ZUR UNTERNEHMUNG IN IRLAND UND AMERIKA7 I.DER HINTERGRUND7 I.1Geschichtlicher Abriss7 I.2Die revolutionären Gruppierungen9 I.2.1Die 'Irish Republican Brotherhood' ('IRB')9 I.2.2Der 'Clan na Gael'10 I.2.3Die 'Volunteers'11 I.2.4Die 'Irish Citizen Army'12 II.DIE AUFSTANDSPLÄNE13 III.SIR ROGER CASEMENT15 III.1Sir Roger Casements Hintergrund15 III.2Sir Roger Casement und Deutschland16 B.DIE FORTSETZUNG DER VORBEREITUNGEN IN DEUTSCHLAND BIS OKTOBER 191517 I.SIR ROGER CASEMENT IN DEUTSCHLAND17 I.1Die Propagandamaßnahmen17 I.2Die Waffenlieferung20 C.DIE 'LIBAU-UNTERNEHMUNG': OKTOBER 1915 BIS ENDE APRIL 191622 I.DIE UNTERNEHMUNG OHNE SIR ROGER CASEMENT22 II.DIE UNTERNEHMUNG MIT SIR ROGER CASEMENT26 III.DIE BESPRECHUNG VOM 17. MÄRZ UND DIE FOLGEN29 III.1Die Besprechung und die Beschlüsse29 III.2Die Folgen32 IV.DAS BRIGADEPROBLEM34 V.DAS U-BOOT PROBLEM35 VI.DAS TERMINPROBLEM37 VII.DER KAPITÄN DES UNTERNEHMENS: KARL SPINDLER40 VII.1Karl Spindlers Hintergund40 VII.2Spindlers Bedeutung42 VII.3Spindlers Bücher43 VIII.DIE FAHRT DES WAFFENSCHIFFES UND DES U-BOOTES46 VIII.1Der Befehl46 VIII.2Der Blockadedurchbruch49 VIII.3Am Ziel?51 VIII.4Die Sprengung54 VIII.5Das U-Boot55 IX.DIE GRÜNDE FÜR DEN FEHLSCHLAG58 IX.1Menschliches Versagen und viel Pech58 IX.2Die englischen Geheimdiensterfolge60 D.DER OSTERAUFSTAND63 SCHLUSSBEMERKUNG66 Anhang69 Literaturverzeichnis72
Sammelrezension von: 1. Birgit Becker / David Reimer (Hrsg.): Vom Kindergarten bis zur Hochschule. Die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (316 S.; ISBN 978-3-5311-6224-9; 39,95 EUR); 2. Heinz-Hermann Krüger / Ursula Rabe-Kleberg / Rolf-Torsten Kramer / Jürgen Budde (Hrsg.): Bildungsungleichheit revisited. Bildung und soziale Ungleichheit vom Kindergarten bis zur Hochschule. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 29,9 (324 S.; ISBN 978-3-5311-6672-8; 29,95 EUR).