Die Autorin geht der Frage nach, wie das Geschlechterverhältnis im Sinne von mehr Egalität und Anerkennung für Frauen verändert werden kann. Thematisiert werden die Bedeutung von "Selbstvertrauen" für das Handeln von Frauen und der Stellenwert von "Anerkennung und Entwertung" im Geschlechterverhältnis. Das Bild vom Zustand der Geschlechterbeziehungen ist ermutigend und ernüchternd zugleich. Es gibt einen faktischen Zuwachs an Optionen und Handlungsmöglichkeiten im Leben von Frauen, aber auch ein unsicheres Terrain, ein "Anerkennungsvakuum", in dem sie trotz allen Wandels immer noch in einer asymmetrischen Geschlechterkultur leben. Mit Blick auf die US-amerikanische Frauenbewegung entwickelt die Autorin einige Vorstellungen zu einer "Mikropolitik der Geschlechterbeziehungen", die frauenpolitische Erwartungen und Ansprüche "auf eine Machbarkeitsebene" bringen und alle Betroffenen und Beteiligten "enttäuschungsfester" machen können. (pre)
In der Studie wird die Argumentationsführung analysiert, mit der eine neue konzeptionelle Ausrichtung politischer Bildung etabliert worden ist, die sich kritischer und emanzipatorischer Elemente weitestgehend entledigt. Die Etablierung der "modernisierten" Variante der Politikdidaktik geht mit einer Entwertung der kritisch-emanzipatorischen Ansätze einher. Damit wird nicht nur der inhaltlichen Pluralität der politischen Bildung eine Absage erteilt, sondern es ermangelt einer kritischen Haltung und Urteilsfähigkeit gegenüber dem derzeit vorherrschenden neoliberal geprägten Politikverständnis. Die Abwertung kritisch-emanzipativer Ansätze erfolgt zumeist über die Zurückweisung von Prinzipien und Forderungen der gesellschaftlichen Reformkräfte in Folge der 1968er-Bewegung. In den Nachwehen der von Helmut Kohl ausgerufenen "geistig-moralischen Wende" wird der 1968er-Generation eine moralisierende Haltung vorgeworfen, die in heutigen Zeiten des gelebten Pragmatismus unpassend erscheint. Diese Form der Aufarbeitung der Geschichte politischer Bildung wird aufgegriffen, um die Notwendigkeit einer kritischen politischen Bildung zu bekräftigen. Trotz mancher Lippenbekenntnisse zur Demokratie, wie sie auch in der Politikdidaktik und Demokratiepädagogik gepflegt werden, wird sich kaum zum gegenwärtig beobachtbaren Demokratieabbau oder zum Phänomen der "Demokratieentleerung" geäußert. Demokratie wird zu einer inhaltsleeren Formel und zu einer unlebendigen formalen Verfahrensweise, wenn sie ihre emanzipatorische Zielsetzung der Befreiung von Herrschaft, von Unterdrückung und Diskriminierung sowie die Möglichkeit der gesellschaftlichen Veränderbarkeit einbüßt. (ICF2).
In dem Beitrag wird das Verhältnis von Jugendhilfe und dem derzeit geführten Gewaltdiskurs bestimmt. Es wird aufgezeigt, daß die üblicherweise mit Gewalt assoziierten sozialen Konfliktsituationen vielfältigere sind als die, die im herrschenden Diskurs über Gewalt eine Rolle spielen. Dazu wird differenziert nach Gewalt als sinnlich erlebbarem Ereignis (Schmerz, Wut, Angst etc.) und Gewalt, die den gruppenspezifischen, milieuspezifischen und gesellschaftsspezifischen Diskurs über derartige Ereignisse kennzeichnet. Der Gewaltbegriff bei "Gewalt in der Familie", "Gewalt in der Schule" etc. dient als ein Verdichtungsbegriff, der das konkrete Ereignis als Spitze des Eisbergs, als Symbol für etwas dahinterliegendes nimmt. Die Bedeutung dieser diskursiven Verdichtung des Gewaltbegriffs für jugendliche Lebenswelten wird an drei Beispielen belegt. Es geht dabei (1) um Gewalt und Rassismus, (2) um Atomisierung statt Individualisierung und (3) darum, daß Gewalt Sinn macht. Die abschließenden Überlegungen über Jugendhilfe und Gewalt bleiben allgemein und relativ abstrakt, dienen aber als Standortbestimmung für die Tätigkeit als Berater von Jugendprojekten im Rahmen des Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt in Rostock. (ICA)
"In Debatten über die 'Erosion des Normalarbeitsverhältnisses' wurde das NAV als statistische Normalität und zugleich als Norm und Ideal politisch regulierter abhängiger Beschäftigung ausgemacht. Bis heute gilt es implizit als stabiles Konstrukt - Erosion heißt in dieser Lesart quantitative Reduzierung, nicht veränderte Qualität. In diesem Beitrag wird umrissen, was der Begriff des Normalarbeitsverhältnisses in den 1980er Jahren beinhaltete und auf welche Teile des Arbeitsmarktes er sich bezog. Ausgehend von Auseinandersetzungen um aktuelle Erosionstendenzen wird argumentiert, dass Statistiken zwar nach wie vor einen hohen Anteil von Normalarbeitsverhältnissen belegen, die Vorstellung von einem wandlungsresistenten Kern der Arbeitswelt aber dennoch illusorisch ist: Das umfassende Konstrukt NAV ist weitgehend unbemerkt auf 'unbefristete Vollzeitarbeit' abgeschmolzen, und in der Praxis vieler Betriebe verschleiert die Dominanz solcher Stellen ein mit dem ursprünglichen Konzept unvereinbares Niveau von Unsicherheit, wie am Beispiel der Internetbranche gezeigt wird." (Autorenreferat)
Wir sind in einem Zeitalter angekommen, in dem der Mensch verschwinden könnte – und mit ihm die Welt, die er so gnadenlos ausbeutet. Denn was ist heute für uns nicht billig und schnell zu haben – auf Kosten der vielen Menschen, die weniger privilegiert sind als wir? Wir ruinieren unsere Erde, wenn wir nicht schleunigst kooperative Wege des Zusammenlebens und Wirtschaftens finden und den westlichen Raubtierkapitalismus bändigen. Das ist die Botschaft des Ökonomen Raj Patel und des Historikers Jason W. Moore. In sieben Kapiteln widmen sie sich jeweils einem Aspekt dieser Entwertung der Welt: Natur wird ebenso entwertet wie Geld, Arbeit, Pflege, Nahrung, Energie und Leben. So eindrücklich wie umfassend schildern sie, dass die Krisen unserer Zeit in Wirklichkeit eine einzige Krise sind und dass diese einen langen Vorlauf in der Geschichte hat. Wenn heute billige Arbeitskräfte billige Chlorhühnchen zu billigen Chickenwings verarbeiten, dann ist das, wie sie exemplarisch schildern, ein zerstörerisches Wirtschaftsprinzip, das sich über Jahrhunderte herausgebildet hat. Patel und Moore führen vor Augen, dass es an der Zeit ist, diese Entwicklung zu durchbrechen und unser Wirtschafts- und Sozialsystem anders zu denken, wenn wir unsere Welt verstehen und damit bewahren wollen.
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Wir sind in einem Zeitalter angekommen, in dem der Mensch verschwinden könnte - und mit ihm die Welt, die er so gnadenlos ausbeutet. Denn was ist heute für uns nicht billig und schnell zu haben - auf Kosten der vielen Menschen, die weniger privilegiert sind als wir? Wir ruinieren unsere Erde, wenn wir nicht schleunigst kooperative Wege des Zusammenlebens und Wirtschaftens finden und den westlichen Raubtierkapitalismus bändigen. Das ist die Botschaft des Ökonomen Raj Patel und des Historikers Jason W. Moore. In sieben Kapiteln widmen sie sich jeweils einem Aspekt dieser Entwertung der Welt: Natur wird ebenso entwertet wie Geld, Arbeit, Pflege, Nahrung, Energie und Leben. So eindrücklich wie umfassend schildern sie, dass die Krisen unserer Zeit in Wirklichkeit eine einzige Krise sind und dass diese einen langen Vorlauf in der Geschichte hat. Wenn heute billige Arbeitskräfte billige Chlorhühnchen zu billigen Chickenwings verarbeiten, dann ist das, wie sie exemplarisch schildern, ein zerstörerisches Wirtschaftsprinzip, das sich über Jahrhunderte herausgebildet hat. Patel und Moore führen vor Augen, dass es an der Zeit ist, diese Entwicklung zu durchbrechen und unser Wirtschafts- und Sozialsystem anders zu denken, wenn wir unsere Welt verstehen und damit bewahren wollen. (Verlagstext)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2580-2590
"Zur Erklärung geschlechtsspezifischer Einkommensungleichheit wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass 'weibliche' Tätigkeiten - personenbezogenene fürsorgende Dienstleistungen, haushaltsnahe Tätigkeiten, aber auch Tätigkeiten, die historisch zu Frauenarbeit geworden sind wie etwa Schreibarbeiten - kulturell entwertet werden. Dieser Vermutung nach wirkt sich die kulturelle Entwertung von 'Frauenarbeit' in Form materieller Benachteiligung im Erwerbsleben aus und übersetzt sich so in Ungleichheiten - nicht zuletzt in Form ungleicher Einkommenschancen. Allerdings ist diese These in Deutschland bislang kaum angemessen empirisch überprüft worden. Sehr viele Untersuchungen bestimmen z.B. die Geschlechtstypik von Berufen allein anhand ihres Frauenanteils; damit kommen aber auch alternative Erklärungen für den Einkommensunterschied in Frage, etwa unterschiedliche Anforderungen an betriebsspezifisches Know-How oder die Kompensation unangenehmer Arbeitsbedingungen. Auf der Grundlage einer Erhebung von BIBB und IAB aus dem Jahr 1991/92 lassen sich berufliche Tätigkeiten u.a. hinsichtlich ihres Gehaltes geschlechtsspezifisch geprägter Arbeitsinhalte näher charakterisieren. Ob sich diese und andere möglicherweise relevante Tätigkeitsmerkmale in Einkommensungleichheit niederschlagen, wird anhand individueller Einkommensangaben der IAB-Beschäftigtenstichprobe 1975-1995 geprüft. Es werden lineare Mehrebenenmodelle geschätzt, die methodisch angemessen die Trennung des Einflusses der Berufszugehörigkeit vom Einfluss individueller Effekte auf das Einkommen ermöglichen. Im Ergebnis dieser Analysen zeigt sich, dass auch unter Kontrolle weiterer wichtiger einkommensrelevanter Merkmale ein Lohnnachteil in den Berufen zu verzeichnen ist, die von 'weiblichen' Arbeitsinhalten geprägt sind. Sichtbar wird ferner, dass nicht ein hoher beruflicher Frauenanteil an sich mit schlechten Einkommenschancen verbunden ist, sondern dass hinter diesem Effekt tatsächlich andere, u.a. eben die kulturell bedingten Mechanismen der Lohnbildung stehen. Dennoch tritt innerhalb von Berufen individuelle Benachteiligung von Frauen auf, die nicht weiter erklärt werden kann." (Autorenreferat)