Die Geschichte der Entwicklungstheorie
In: Peripherie und globalisierter Kapitalismus: zur Kritik der Entwicklungstheorie, S. 12-50
"Modern", "Modernisierung" und "Modernität" sind die Zauberwörter für das Selbstverständnis der bürgerlichen Gesellschaft von den 1950er Jahren bis heute. Sie sind auch die Zauberwörter der Entwicklungstheorie. Modernität war das, was man in der eigenen Gesellschaft verwirklicht sah, und auch das Zukunftsversprechen, das man den Ländern der Dritten Welt gab. Wie das Bild von der eigenen Gesellschaft dabei aussieht, ist von Theorie zu Theorie unterschiedlich - insbesondere was die fachsprachlichen Kennzeichnungen angeht. Aber die Grundlinien sind allen Ansätzen gemeinsam: Freiheit, Gleichheit, Fortschritt. Dies sind zwar große Worte, die oft genug von den Modernisierungstheoretikern als nichtssagende Leerformeln benutzt werden, aber sie besitzen doch einen realen Kern, der die Oberfläche der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft bzw. das, was diese von allen vorkapitalistischen Gesellschaften unterscheidet, korrekt bezeichnet. Der Autor gibt einen Überblick über die Geschichte der Entwicklungstheorie, die er von den Anfängen der Modernisierungstheorien der 1950er/60er Jahre, über die Dependenztheorie der 1960er/70er Jahre, die Renaissance der Modernisierungstheorie in den 1980er Jahren bis zur Postdevelopmentalistischen Kritik der 1990er Jahre nachzeichnet. (ICI2)