Engaging directly with some of the most important issues in contemporary politics, this volume deals with the role of political culture in democratic transitions, focusing in particular on democratization in Eastern and Central Europe. The central question is the relationship between institutional development and societal norms, and between the development of a superstructure of democratic proceduralism and the attitudes and responses of post-Communist republics. Surveying over ten years of experience of post-Communist change, the book draws upon a rich range of sources using quantitative survey data in a sophisticated and enlightening way. The rigorous methodology employed provides important insights into real processes in specific countries and allows for a number of generalizations to be made about the role of political culture today.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4236-4242
"Der theoretischen Konzeption der Ad-hoc-Gruppe entsprechend präsentiert sich der Vortrag zweigeteilt. In einem ersten, konstruktionstheoretischen Teil werden Ergebnisse einer laufenden Studie vorgestellt, die sich mit der Legitimationsdebatte um den jüngsten Irak-Krieg beschäftigt. Das soziologische Interesse an diesem Phänomen gilt der Verwendung der Denkfigur des Perspektivwechsels bzw. der Perspektivenreziprozität in moralischer Absicht. Es wird gezeigt, wie die vorgestellte und fiktiv eingenommene Perspektive der irakischen Zivilbevölkerung von zwei bestimmenden Teilnehmern an genannter Debatte - den Christlichen Kirchen auf der einen sowie der US-amerikanischen bzw. britischen Regierung auf der anderen Seite - inhaltlich sehr unterschiedlich bestimmt wird und dass deren jeweilige Konstrukte mit kulturell überkommenen Deutungsmustern eng verknüpft sind. Die empirischen, auf soziohistorische Bedingungen abzielenden Ergebnisse decken auf, welche Reziprozitätsvorstellungen den von diesen Gruppen vertretenen Deutungsmustern des der Christlichen Nächstenliebe bzw. des Militärischen Humanismus zugrunde liegen. Im zweiten, konstitutionstheoretischen Teil wird der Versuch unternommen, Rückschlüsse von der empirischen auf die protosoziologische Ebene zu ziehen. Im Rückgriff v.a. auf die Lebensweltanalyse von Alfred Schütz sowie auf die Philosophische Anthropologie Helmuth Plessners wird dargelegt, wie die empirischen, materialen Phänomene in universale, formale Strukturen des Sozialen eingebettet sind. Diese Analyse zielt auf anthropologische Bedingungen, auf Bedingungen der Möglichkeit, welche konkrete historische Anwendungen der Reziprozitätsformel vorstrukturieren. Mit Plessner wird argumentiert, dass die Figur des Perspektivwechsels als eine anthropologisch bedingte sich aufweisen lässt; mit Schütz, dass sie in ihrem 'Vollzug' bestimmten Strukturgesetzen folgt, wie sie sich aus den universalen Strukturen subjektiver Orientierung in der Welt ergeben." (Autorenreferat)
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 759-763
"Gegenwärtig arbeiten die U.S.-amerikanischen Streitkräfte an einem umfassenden Transformationsprozess, dessen programmatisch avanciertestes und einflussreichstes Konzept 'Network Centric Warfare' lautet. Das Konzept propagiert, wie man in Anlehnung an Luc Boltanskis und Ève Chiapellos Diagnose vom 'neuen Geist des Kapitalismus' formulieren kann, einen 'neuen Geist des Krieges'. In diskursanalytischer Beobachtung erweist sich dieser neue Geist in nicht unerheblichem Maße durch Naturvorbilder und naturwissenschaftliche Denkfiguren geprägt. Die Vordenker in den amerikanischen Stabs- und Beraterstellen lesen das Verhältnis von Natur und Krieg unter der Maßgabe komplexitätstheoretischer Konzeptualisierungen von Naturzusammenhängen und bestimmen es über drei Schlüsselkonzepte: Nichtlinearität, Ko-Evolution, Schwärmen. Mit diesen Konzepten wird ein radikaler Wandel des Kriegsverständnisses und des militärischen Selbstverständnisses motiviert. Nichtlinearität stellt die Konfliktanalyse, die Kriegs- und Feindmodellierung auf eine neue Dynamik des geostrategischen Feldes und der militärischen Operationen ein. Ko-Evolution mobilisiert für eine tiefgreifende, eben netzwerkförmige, Reform der Rüstungs-, Organisations- und Operationsprinzipien, um einem unterstellten permanenten Wandel der Operationsfelder adäquat zu begegnen. Mit dem taktischen Ideal des Schwärmens wird die an Bienenschwärmen ebenso wie an neuen Gegnern bewunderte Fähigkeit zur Selbstorganisation Maßgabe militärischer Doktrin und Disziplin; sie wird mithin zur Leitlinie der Formung eines neuen Soldatentypus. Der Rekurs auf Natur leitet folglich eine programmatische Rekonfiguration des Denkens des Krieges, der Organisationskultur und des einzelnen Soldaten an. In kultursoziologischer Lektüre erweist sich das Netzwerkkonzept in seinem militärischen Gebrauch weniger als analytisch-deskriptives Instrument, denn als Mobilisierungsmetapher. Eine Metapher, die nicht allein eine Anpassung an die, nun dynamisch gefasste, Natur des Krieges propagiert. Netzwerkförmige Rekonfiguration, so eine zentrale These des Vortrags, bedeutet, Organisationsstrukturen, Operationsweisen und Kohäsionsformen der neuen Gegner zu imitieren."
Der Autor geht in seiner Untersuchung über gegenwärtige Phänomene ritueller politischer Gewalt in Algerien von der Kultur- und Gewalttheorie aus, die Frantz Fanon im Kontext des Algerienkrieges entwickelt hat. Politische Gewalt soll dieser Theorie zufolge zum einen als grenzziehende Gewalt Emanzipation ermöglichen; zum anderen soll sie den Übergang von einer traditionalen Gemeinschaft in eine solidarische Gesellschaft freier und gleicher Individuen ermöglichen. Im heutigen Algerien zielt dieses Handlungsprogramm nach der Interpretation des Autors darauf ab, einerseits die Sippenverbände ('assabiya') zu zerschlagen und durch eine gesellschaftsförmige Ordnung ('umma') zu ersetzen sowie andererseits eine Grenze zwischen säkularem Staat und islamischer 'umma' zu ziehen. Übertragen auf die politische Situation in den 1990er Jahren führt dieses Programm zu paradoxen Folgen: Da der Versuch einer klaren Grenzziehung scheitert, wird Gewalt zum Dauerzustand. Vor diesem Hintergrund kann das kulturelle Muster von Frantz Fanon - so die These des Autors - die heutige Eskalation extremer und ritueller Gewalt in Algerien erklären. (ICI2)
In: Schwarz-Weiße Zeiten: AusländerInnen in Ostdeutschland vor und nach der Wende. Erfahrungen der Vertragsarbeiter aus Mosambik. Interviews - Berichte - Analysen, S. 13-34
Während es über die Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten in der alten Bundesrepublik eine nahezu unübersehbare Anzahl an Untersuchungen, Veröffentlichungen und Materialien gibt, ist das öffentlich verfügbare Wissen über die besonderen Lebensumstände der von der früheren DDR angeworbenen ausländischen Arbeitnehmer sehr begrenzt. Als Einleitung des Bandes "Schwarz-Weiße Zeiten", der sich diesem Thema widmet, bildet der Text eine Einführung in die Geschichte der VertragsarbeiterInnen der Ex-DDR und ergreift zu Beginn der 90er Jahre Partei für diese spezifische, von Ausweisung bedrohte Kategorie von Migranten.
Während auf zwischenstaatlicher Ebene kein Gewaltmonopol besteht, gibt es innerstaatlich ein staatliches Gewaltmonopol und damit 'legale gewalttätige Gruppen', die 'illegalen gewalttätigen Gruppen' gegenüberstehen. Unter diesem Aspekt werden, beginnend mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, Aspekte einer 'Biographie der Staatsgesellschaft Deutschland' entworfen. Der Adaption des Bürgertums an die adlige Oberschicht und der 'Verbürgerlichung des militärischen Ethos' nach 1871 folgt nach 1918 ein 'Machtverlust des ehemaligen Establishments', der wesentlich zum Aufkommen des aus Offizierskorps und Studentenschaft sich rekrutierenden Rechts-Terrorismus der Weimarer Republik beiträgt. Die Identifikations- und Sinnkrise, die diesem Terrorismus zugrundeliegt, macht ihn vergleichbar mit dem Terrorismus in der BRD nach 1968. (WZ)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5578-5592
"Die Debatte um einen 'neuen Antisemitismus' kann exemplarisch für die aktuellen Diskussionen in der gegenwärtigen Antisemitismusforschung gelten. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Nahostkonflikt und die damit verbundenen Zuschreibungen an und Bewertungen von Israel. Auf der einen Seite der Diskussion steht die Behauptung eines 'neuen Antisemitismus', der die 'neue Qualität' des Antisemitismus in einer neuen verbalen Radikalität gegenüber Israel und den Juden verortet. Auf der anderen Seite stehen die Kritiker des Begriffs, welche sich in zwei Lager spalten: die einen, welche Immunisierungsstrategien gegen eine Kritik israelischer Regierungspolitik befürchten; die anderen, welche keine Veränderung der Struktur des Antisemitismus, sondern höchstens Allianzen zwischen verschiedenen Trägergruppen (islamistische, links- und rechtsradikale Gruppierungen) konstatieren. Die Entscheidung, ob der gegenwärtige Antisemitismus eine neue Qualität erreicht habe, erfordert eine Bestimmung der Struktur des Antisemitismus und einen Vergleich mit bzw. eine Unterscheidung von einem 'alten Antisemitismus'. Da offener Antisemitismus strafrechtlich verfolgt wird und seit 1945 keinen Platz mehr im öffentlichen Diskurs hat, Antisemiten sich auch nicht mehr selbst als Antisemiten bezeichnen, beruht der Antisemitismusvorwurf vorerst immer auf einer Hermeneutik des Verdachts. In der aktuellen Debatte gründet dieser Verdacht vor allem auf der Vermutung, dass die Kritik an Israel nur ein Vorwand sei, um antisemitische Positionen 'salonfähig' zu machen. Die Unterscheidung zwischen legitimer Kritik der Politik der israelischen Regierung, Israelfeindschaft und Antisemitismus bleibt dabei begrifflich meist unterbestimmt. Eine präzise Bestimmung kann nur eine detaillierte hermeneutische Analyse leisten, welche die Struktur des zeitgenössischen Antisemitismus an jedem Fall neu rekonstruiert. In diesem Beitrag möchte die Verfasserin an einigen Textbeispielen aus links- und rechtsradikalen Zeitschriften zeigen, wie es mit Hilfe der Methode der Sequenzanalyse möglich ist, die Struktur des zeitgenössischen Antisemitismus in beiden Spektren zu bestimmen und damit zu einer Begriffsschärfung beizutragen, um eine Unterscheidung zwischen nicht-antisemitischer Kritik der israelischen Regierungspolitik, Israelfeindschaft und Antisemitismus zu ermöglichen und zu entscheiden, ob die Rede von einem 'neuen Antisemitismus' in diesen beiden Spektren gerechtfertigt." (Autorenreferat)
Die Sozial- und Sportwissenschaften in Deutschland tun sich während der 70er, 80er und 90er Jahre noch schwer mit der Erforschung des Sports in der Einwanderungsgesellschaft. Das ist umso erstaunlicher, als der Erwartungsdruck, der auf dem Sport lastet, extrem groß ist. Gilt es doch auf der Ebene normativ-politischer Diskurse als Selbstverständlichkeit, daß er mehr als jeder andere gesellschaftliche Bereich die Integration von Fremden vorantreibt. Es ist aber gerade die damit verbundene und zum Dogma erstarrte Auffassung vom Sport als einer kulturelle Grenzen überwindenden und völkerverbindenden Praxis, die der Forschung den Blick für gegenläufige Phänomene versperrt: für die Fremdheit, die in interethnischen Begegnungen entstehen kann, und für Rassismen, die vor dem Feld des Sports nicht haltmachen, sondern hier sportspezifische Gestalt annehmen können.