Das Jahr ist noch jung, doch bereits jetzt wird dem 1. Januar 2007 vielerorts in Europa mit Spannung entgegengefiebert. Denn drei der neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Estland, Litauen und Slowenien, beabsichtigen, an jenem Tag der Währungsunion beizutreten. Obwohl sich bis Ende letzten Jahres auch die Europäische Zentralbank und die Europäische Kommission für diesen Schritt stark gemacht haben, mehren sich in diesen Institutionen nun die Stimmen, die von einem »verfrühten« Beitritt sprechen. Im Zentrum der Kritik stehen vor allem das teilweise zu hohe Inflationsniveau und der noch bestehende wirtschaftliche Aufholbedarf der Beitrittskandidaten. In der Debatte gänzlich vernachlässigt werden jedoch die politischen Signale und wirtschaftlichen Impulse, die von einer Erweiterung der Eurozone gen Osten ausgehen würden. Auch neue volkswirtschaftliche Erkenntnisse und wirtschaftspolitische Entwicklungen fließen bislang nur unzureichend in die Kandidatenbewertung mit ein. - Am Beispiel Estlands, welches von vielen Experten lange Zeit als Kandidat für die erste Euro-Erweiterungsrunde favorisiert wurde, soll im Folgenden gezeigt werden, dass die zu treffende Entscheidung über den Beitritt zur Währungsunion weder trivial noch unbedeutend für die Zukunft und Weiterentwicklung Europas und für den europäischen Integrationsprozess ist. (SWP-aktuell / SWP)
Die EU ist mittlerweile zu einem bedeutenden Akteur der internationalen Beziehungen geworden. Verfügt die EU hierbei über spezifische Instrumente und Merkmale? Lassen sich die vollzogenen und künftigen Erweiterungen mit einer Vertiefung der Gemeinschaft vereinbaren? Auf welche Finalität zielt der Integrationsprozess ab?
Das von Beate Hoecker und Gesine Fuchs herausgegebene Handbuch befasst sich mit der politischen Partizipation von Frauen in den zehn neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in Bulgarien, Rumänien und der Türkei. Es gibt Aufschluss über die Repräsentation von Frauen in den nationalen Parteien, Parlamenten und Regierungen, benennt Determinanten für den Status Quo und mögliche Perspektiven für die Gleichstellung von Männern und Frauen, die sich durch die EU-Mitgliedschaft ergeben.
In der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung werden sowohl policy outcomes als auch Regimetypen in Verbindung mit unterschiedlichen Graden der 'Koordination' erklärt. Diese Forschungsperspektive beschränkt sich dabei in Anlehnung an die klassische politische Ökonomie weitgehend auf die Beziehungen zwischen Staat und Markt, wobei die Reproduktionssphäre als uniform und stabil vorausgesetzt wird. Die spezifische Forschung zum Reproduktionsbereich, i.e. zur Frauenerwerbsbeteiligung, vernachlässigt dagegen die Steuerungsperspektive. Dies begründet die im ersten Teil des Papiers vertretene These, dass die Koordination der Reproduktionssphäre einen 'blinden Fleck' in der vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung darstellt. Im zweiten Teil schließen sich daher Fragen nach der spezifischen Steuerungsproblematik bzw. den spezifischen Koordinationsformen im Reproduktionsbereich an, wobei primär der Fokus auf die Steuerung familialer Erwerbsmuster gerichtet ist. Dem gender contract als gesellschaftspolitischem Leitbild wird dabei generell eine politikfeldübergreifende Koordinationsfunktion zugeschrieben. Im Ländervergleich wird gezeigt, dass der gender contract als Leitbild für ein egalitäres Modell in Dänemark tatsächlich die verschiedenen Politikfelder wie auch die individuellen Präferenzen der Paare 'koordiniert'. In Deutschland zeigt sich dagegen die Erosion der Koordinationsfunktion des Leitbildes des 'männlichen Ernährermodells'. Ausgehend von der fehlenden Koordination werden negative Effekte in Bezug auf Arbeitslosigkeit, Armut und Geburtenraten angenommen. Dies unterstützt das Plädoyer, den Fokus der 'Koordination' in der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung auf die Reproduktionssphäre auszudehnen. ; In comparative welfare state research policy outcomes as well as regime types are explained by different degrees of coordination. Following the approach of classical political economy the research perspective concentrates on the relations between state and market, assuming the sphere of reproduction as uniform and stable. Research on the sphere of reproduction, i.e. on female employment participation, neglects the steering perspective. This gives reason for the argument, that there is a blind spot in welfare state research concerning coordination of the sphere of reproduction. In the second part therefore questions are asked about the steering conditions and particular forms of coordination in the sphere of reproduction, focusing particularly on the steering of family employment patterns. The 'Leitbild' function of the gender contract is identified as a general mode of cross?policy field coordination. The comparative approach shows that in Denmark the gender contract as 'Leitbild' of an egalitarian model, indeed is coordinating different policy fields as well as individual preferences of couples. In Germany, however, the erosion of coordination by the 'male breadwinner model' is becoming obvious. Negative effects in respect to unemployment, poverty and birth rates seem to be influenced by missing of coordination. This supports the argument that in comparative welfare state research an expansion of the focus of coordination to the sphere of reproduction is necessary.
Die Aufnahme von acht osteuropäischen Transformationswirtschaften in die EU gibt der altbekannten Diskussion über 'Jobexport in Billiglohngebiete' neuen Auftrieb. Dabei werden bereits seit 1990 zwei Regionen mit unterschiedlicher Kapitalausstattung und Produktivität miteinander integriert. Eine - geringfügige - Umorientierung der deutschen Investitionsströme in östliche Richtung ist unvermeidlich und kann durch mehr Regulierung nicht verhindert werden. Der Versuch, mit Hilfe einer EU-weiten Steuerharmonisierung deutsche Direktinvestitionen in Osteuropa zu verhindern, würde die reale Ost-West-Konversion verzögern. Per Saldo würden noch mehr Transfers in den Ostteil der Union erforderlich sein. (SWP-aktuell / SWP)
von Friedrich Peter Wundt, refomirtem Prediger zu Wieblingen, Lehrer der Geschichte auf der Staatswirthschafts-Hohenschule zu Heidelberg, und der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft ordentlichem Mitgliede ; Jubelrede, bei der Feier der fünfzigjährigen Regierung unseres gnädigsten Churfürsten und Herrn, vorgelesen den 30. Dezember 1792 in der öffentlichen Versammlung der Churpfälzischen physikalisch-ökonomischen Gesellschaft. ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: Bamberg, Staatsbibliothek -- JH.H.bav.o.19
von Friedrich Peter Wundt, refomirtem Prediger zu Wieblingen, Lehrer der Geschichte auf der Staatswirthschafts-Hohenschule zu Heidelberg, und der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft ordentlichem Mitgliede ; Jubelrede, bei der Feier der fünfzigjährigen Regierung unseres gnädigsten Churfürsten und Herrn, vorgelesen den 30. Dezember 1792 in der öffentlichen Versammlung der Churpfälzischen physikalisch-ökonomischen Gesellschaft. ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Bavar. 2993 d
Ausgehend von Diskussionen über eine soziokulturelle Erweiterung der Bindungstheorie in den letzten Jahren widmet sich die Arbeit der empirischen Überprüfung, ob Heimat von Probanden aus alten und neuen Bundesländern als Bindungsobjekt wahrgenommen wird und ob soziokulturelle Unterschiede in Abhängigkeit von der Herkunft der Probanden bestehen. In die Studie wurde Kollektivismus versus Individualismus mit einbezogen, um einen Sozialisationseinfluss auf die eigenen Bindungsmuster der Probanden zu überprüfen. Es wurde eigens ein Fragebogen entwickelt, der geeignet ist, Aspekte von Heimatbindung zu erfassen. Anhand einer Stichprobe von über 800 Probanden zeigt die Autorin, dass ein Zusammenhang zwischen Bindungserwartungen und Heimatprofilen besteht und dass es Unterschiede zwischen Probanden aus alten und neuen Bundesländern bezüglich Bindungsmustern und Nutzung von Bindungsobjekten gibt. Auch Altersunterschiede und Geschlechtseffekte bezüglich Bindungserfahrungen und Selbstkonzept konnten nachgewiesen werden. Darüber hinaus ergab sich, dass extreme politische Einstellungen signifikant mit eher desaktivierter Bindung einhergehen.
Polen räumt in seiner Außenpolitik den Beziehungen zur Ukraine den Rang einer "strategischen Partnerschaft" ein. Nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union wird das Beziehungsgeflecht zur Ukraine in einen neuen Zusammenhang gestellt. Was heißt dies für das bilaterale Verhältnis zwischen beiden Ländern? Wird Polen die "strategische Partnerschaft" in die EU "hineinziehen" oder wird der Begriff zu einer inhaltsleeren Standardformel? Wie wird Polen die Beziehungen zu diesem östlichen Nachbarn nach Erlangung der Mitgliedschaft definieren? Was bedeutet dies für die größere EU? Das polnisch-ukrainische Miteinander und dessen Perspektiven im Kontext der EU-Erweiterung wird unter vier Gesichtspunkten betrachtet: Wie stellt sich das bilaterale Verhältnis zum jetzigen Zeitpunkt dar? Welche Implikationen wird der EU-Beitritt Polens bringen? Wie verhält sich Polens Engagement für die Ukraine zu den Zielen und Erwartungen seiner Partner in der Union? Welche Formen könnte die polnisch-ukrainische Kooperation in der EU annehmen? Polen, ein bedeutender Partner Deutschlands in Europa und gewichtiger Akteur in der größeren Europäischen Union, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in Brüssel darauf drängen, der Ukraine, direkter Nachbar Polens und damit künftig auch der Union, mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Beziehungen zu Kiew zu intensivieren. Was dies genau heißt, steht noch nicht fest. Will Warschau seinen politischen Anliegen bezüglich der Ukraine in der Europäischen Union Geltung verschaffen, muß es die Interessen und Ziele seiner europäischen Partner berücksichtigen, seine eigenen Vorstellungen präzisieren und konkrete Konzepte ausarbeiten, die von Polen (unter Umständen mit europäischer Unterstützung) umgesetzt werden können, für die Ukraine sinnvoll und für die EU akzeptabel sind. Deutschland könnte hierbei wichtige Vermittlungsarbeit leisten: Es könnte einerseits andere EU-Staaten für die Ukraine-Thematik bzw. Polens Engagement sensibilisieren und andererseits Polen gegenüber auf die Interessenlage in der ...
Moderne Armeen werden in der heutigen Zeit immer wieder in internationalen Krisengebieten eingesetzt. Sehr oft gilt es dabei ein größeres Gebiet, in welchem gegnerische Einheiten überall und ohne Vorwarnung auftauchen können, zu überwachen. Die eigenen Mittel und die Anzahl der eigenen Truppen ist dabei beschränkt und es gilt, sie optimal einzusetzen. Um die Wirkung des Einsatzes der Truppen zu maximieren ist daher nicht nur die Verteilung, sondern auch eine geeignete Hierarchie wichtig. Es wurde daher mit GRAMS ein Modell entwickelt und implementiert, mit welchem sich Hierarchien in solch einem Einsatzgebiet abbilden und analysiseren lassen. In einem zweidimensionalen Einsatzraum gehören eigene Einheiten verschiedenen Plattformen an, verhalten sich entsprechend ihrer Aufgaben und reagieren entsprechend auf die Identifizierung von Gegnern. Im Abschluss dieser Arbeit werden erste Ergebnisse aus Experimenten aufbereitet und interpretiert.
Das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln sollte am 01.01.2019 in Kraft treten. Am 29. November 2019 verlängerte der Deutsche Bundestag diese Frist um zwei Jahre, weil Politik und Wirtschaft nicht in der Lage waren, sich auf eine oder mehrere der verfügbaren Alternativen einzulassen. Die Gesetzesänderung bedeutet für die schweinehaltenden Betriebe in Deutschland eine Umstellung ihrer bisherigen Praxis. Als Strategien werden die Jungebermast, die Impfung gegen Ebergeruch (die sogenannte Immunokastration), die Kastration unter Anwendung verschiedener Vollnarkoseverfahren und die Lokalanästhesie diskutiert. Zielsetzung dieser Studie ist es, aufbauend auf dem Working Paper 64 (Verhaagh & Deblitz, 2016) eine aktualisierte Analyse der betriebswirtschaftlichen Auswirkungen dieser alternativen Verfahren und einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit zu erstellen. Im ersten Schritt wird eine Referenzsituation (Baseline) mit der derzeit praxisüblichen betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel spezifiziert. Hierfür wurden Daten von 11 typischen Betrieben mit Schweinehaltung in den wichtigsten Regionen in Deutschland sowie mit unterschiedlichen Tierzahlen und Produktionsrichtungen (spezialisierte Ferkelproduktion bzw. Schweinemast, geschlossenes System) verwendet. Anschließend werden die Alternativen der derzeitigen Praxis und ihre Auswirkungen auf die Leistungsdaten sowie die Kosten und ggf. Erlöse definiert. Die Baseline und die Alternativen werden als Vollkostenrechnungen ausgewertet, weil neben den Direktkosten auch Investitionen und Gemeinkosten betroffen sind. Variationsrechnungen zu Preisen, Leistungsdaten und Anwendungsverfahren ergänzen die Analyse. Die Kosten der Ebermast mit Impfung (Immunokastration) werden durch die höhere Leistung der Tiere und eine bessere Futterverwertung kompensiert. Die Ebermast - also ein Verzicht auf Kastrationsmaßnahmen - schneidet aufgrund der geringeren Bezahlung durch die deutsche Schlachtindustrie (Eberpreismaske) etwas schlechter ab. Bei beiden Verfahren bestehen außerdem regionale Unterschiede. Die Auswirkungen der chirurgischen Verfahren sind hinsichtlich ihrer Ergebnisse zwischen den einzelnen Produktionsrichtungen und Regionen in Deutschland homogener: Unter den beiden Verfahren der Vollnarkose ist die Injektionsnarkose das teuerste der untersuchten Verfahren, gefolgt von der Inhalationsnarkose mit Isofluran. Die auch als 'vierter Weg' bekannte Lokalanästhesie (Betäubung der Hoden bei der Kastration) ist hingegen deutlich kostengünstiger. Ein wichtiger Grund für die höheren Kosten der Betäubungsverfahren ist die Tatsache, dass diese beim jetzigen Stand nur durch Tierärzte durchgeführt werden dürfen. Variationsrechnungen zeigen, dass die Kosten für diese Verfahren unter der Annahme sinken, dass die Landwirte diese selbst durchführen dürfen. Eine entsprechende Durchführungsverordnung für die Isoflurannarkose befindet sich in Vorbereitung. ; The ban of piglet castration without anaesthesia should come into force on 01.01.2019. On 29 November 2019, the German Bundestag extended this deadline by two years because politicians and industry were unable to agree on one or more of the available alternatives. The change in the law means that pig-farms in Germany will have to change their present practices. The strategies discussed are fattening of entire males, vaccination against boar taint (so-called immunocastra-tion), castration using various anaesthetic methods and local anaesthesia. Building on Working Paper 64 (Verhaagh & Deblitz, 2016), the aim of this study is to provide an updated analysis of the economic effects of these alternative methods and to compare their economic viability. The first step is to specify a reference situation (baseline) with the current practice of castrating male piglets without anaesthesia. Data from 11 typical pig farms in the most important regions of Germany with different numbers of animals and production methods (specialised piglet production or pig finishing, closed system) were used. Then the alternatives of the current practice and their effects on the performance data as well as the costs and revenues are defined. The baseline and the alternatives are evaluated in a total cost analysis because, in addition to direct costs, investments and overheads are also affected. Variation calculations for prices, performance data and application methods complete the analysis. The costs of boar finishing with vaccination (immunocastration) are compensated by the higher performance of the animals and a better feed conversion. Boar fattening - i.e. the abandonment of castration measures - is less profitable due to reduced payments by the German slaughter industry (boar price mask). There are also regional differences between the two methods. The effects of the surgical measure are more homogeneous between the farm types and regions in Germany: among the two measures of general anaesthesia, injection anaesthesia is the most expensive, fol-lowed by inhalation anaesthesia with isoflurane. Local anaesthesia, also known as the "fourth way" (anaesthesia of the testicles during castration), has significantly lower costs. An important reason for the higher costs of anaesthesia procedures is the fact that based on the present legislation they may only be performed by veterinarians. Variation calculations show that the costs for all measures decrease under the assumption that the farmers are allowed to carry them out themselves. A cor-responding implementing regulation for isoflurane anaesthesia is in preparation.
Das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln sollte am 01.01.2019 in Kraft treten. Am 29. November 2019 verlängerte der Deutsche Bundestag diese Frist um zwei Jahre, weil Politik und Wirtschaft nicht in der Lage waren, sich auf eine oder mehrere der verfügbaren Alternativen einzulassen. Die Gesetzesänderung bedeutet für die schweinehaltenden Betriebe in Deutschland eine Umstellung ihrer bisherigen Praxis. Als Strategien werden die Jungebermast, die Impfung gegen Ebergeruch (die sogenannte Immunokastration), die Kastration unter Anwendung verschiedener Vollnarkoseverfahren und die Lokalanästhesie diskutiert. Zielsetzung dieser Studie ist es, aufbauend auf dem Working Paper 64 (Verhaagh & Deblitz, 2016) eine aktualisierte Analyse der betriebswirtschaftlichen Auswirkungen dieser alternativen Verfahren und einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit zu erstellen. Im ersten Schritt wird eine Referenzsituation (Baseline) mit der derzeit praxisüblichen betäubungs-losen Kastration männlicher Ferkel spezifiziert. Hierfür wurden Daten von 11 typischen Betrieben mit Schweinehaltung in den wichtigsten Regionen in Deutschland sowie mit unterschiedlichen Tier-zahlen und Produktionsrichtungen (spezialisierte Ferkelproduktion bzw. Schweinemast, geschlossenes System) verwendet. Anschließend werden die Alternativen der derzeitigen Praxis und ihre Auswirkungen auf die Leistungsdaten sowie die Kosten und ggf. Erlöse definiert. Die Baseline und die Alternativen werden als Vollkostenrechnungen ausgewertet, weil neben den Direktkosten auch Investitionen und Gemeinkosten betroffen sind. Variationsrechnungen zu Preisen, Leistungsdaten und Anwendungsverfahren ergänzen die Analyse. Die Kosten der Ebermast mit Impfung (Immunokastration) werden durch die höhere Leistung der Tiere und eine bessere Futterverwertung kompensiert. Die Ebermast – also ein Verzicht auf Kastrationsmaßnahmen – schneidet aufgrund der geringeren Bezahlung durch die deutsche Schlacht-industrie (Eberpreismaske) etwas schlechter ab. Bei beiden Verfahren bestehen außerdem regionale Unterschiede. Die Auswirkungen der chirurgischen Verfahren sind hinsichtlich ihrer Ergebnisse zwischen den einzelnen Produktionsrichtungen und Regionen in Deutschland homogener: Unter den beiden Verfahren der Vollnarkose ist die Injektionsnarkose das teuerste der untersuchten Verfahren, gefolgt von der Inhalationsnarkose mit Isofluran. Die auch als "vierter Weg" be-kannte Lokalanästhesie (Betäubung der Hoden bei der Kastration) ist hingegen deutlich kostengünstiger. Ein wichtiger Grund für die höheren Kosten der Betäubungsverfahren ist die Tatsache, dass diese beim jetzigen Stand nur durch Tierärzte durchgeführt werden dürfen. Variationsrechnungen zeigen, dass die Kosten für diese Verfahren unter der Annahme sinken, dass die Landwirte diese selbst durchführen dürfen. Eine entsprechende Durchführungsverordnung für die Isoflurannarkose befindet sich in Vorbereitung. ; The ban of piglet castration without anaesthesia should come into force on 01.01.2019. On 29 November 2019, the German Bundestag extended this deadline by two years because politicians and industry were unable to agree on one or more of the available alternatives. The change in the law means that pig-farms in Germany will have to change their present practices. The strategies discussed are fattening of entire males, vaccination against boar taint (so-called immunocastra-tion), castration using various anaesthetic methods and local anaesthesia. Building on Working Paper 64 (Verhaagh & Deblitz, 2016), the aim of this study is to provide an updated analysis of the economic effects of these alternative methods and to compare their economic viability. The first step is to specify a reference situation (baseline) with the current practice of castrating male piglets without anaesthesia. Data from 11 typical pig farms in the most important regions of Germany with different numbers of animals and production methods (specialised piglet production or pig finishing, closed system) were used. Then the alternatives of the current practice and their effects on the performance data as well as the costs and revenues are defined. The baseline and the alternatives are evaluated in a total cost analysis because, in addition to direct costs, investments and overheads are also affected. Variation calculations for prices, performance data and application methods complete the analysis. The costs of boar finishing with vaccination (immunocastration) are compensated by the higher performance of the animals and a better feed conversion. Boar fattening – i.e. the abandonment of castration measures – is less profitable due to reduced payments by the German slaughter industry (boar price mask). There are also regional differences between the two methods. The effects of the surgical measure are more homogeneous between the farm types and regions in Germany: among the two measures of general anaesthesia, injection anaesthesia is the most expensive, followed by inhalation anaesthesia with isoflurane. Local anaesthesia, also known as the "fourth way" (anaesthesia of the testicles during castration), has significantly lower costs. An important reason for the higher costs of anaesthesia procedures is the fact that based on the present legislation they may only be performed by veterinarians. Variation calculations show that the costs for all measures decrease under the assumption that the farmers are allowed to carry them out themselves. A cor-responding implementing regulation for isoflurane anaesthesia is in preparation.
Kann die Umsetzung überörtlicher Naturschutzbelange bei Kommunen durch Ergänzung des vorhandenen Naturschutzinstrumentariums um finanzielle Anreize verbessert werden? In vier deutschen Ländern (Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) und zwölf Beispielskommunen wird das reguläre naturschutzpolitische Instrumentarium hinsichtlich der Akzeptanz, Wirksamkeit und Defizite sowie der Verbesserungsmöglichkeiten analysiert und bewertet. Im Ergebnis kann sind unzureichende Anreize zu dezentralem Naturschutz bestätigt festzustellen. Im Anschluss wird geprüft, wie der kommunale Finanzausgleich als Instrument zur Stärkung der kommunalen Naturschutzleistungen eingesetzt werden kann. Dazu wird der Finanzausgleich in einem stilisierten Modell-Bundesland um zwei Zuweisungssysteme ergänzt: Der "Landschafts¬plan-Ansatz" (LPA) honoriert die ökologischen Leistungen differenzierter naturräumlicher Flächen. gemäß "Naturpunkte-Ansatz" (NPA) werden Kommunen, die aktive Naturschutzmaßnahmen ergreifen, spezifische Zuweisungen gewährt. Im Ergebnis zeigt sich, dass der theoretisch überlegene Landschaftsplan-Ansatz auch bei optimistischer Kalkulation seiner finanziellen Grundausstattung kaum ausreichende Anreize zu mehr kommunalem Naturschutz bzw. weniger Naturverbrauch vermitteln könnte. Mit dem Naturpunkte-Ansatz könnte das dagegen gelingen. Das Problem der Flächenversiegelung könnte jedoch mit einem Ansatz im KFA allein nicht bewältigt werden; hier müssten noch ergänzende Instrumente (Steuern, handelbare Ausweisungsrechte o.ä.) hinzukommen.
Die Erweiterung der Europäischen Union um bis zu zwölf neue Mitglieder in den nächsten zwei bis fünf Jahren ist ohne eine grundlegende Reform der ausgabenwirksamen Politiken - Agrarpolitik und Strukturpolitik - nicht zu finanzieren. Die Studie analysiert die Schwächen der aktuellen Strukturpolitik und diskutiert die grundlegenden Modelle einer Reform. Sie fragt außerdem nach den deutschen Interessen bei dieser Reform und formuliert einige Empfehlungen für das deutsche Vorgehen bei den anstehenden Verhandlungen über die Strukturpolitik im Rahmen der laufenden Erweiterungsrunde sowie bei der nachfolgenden grundlegenden Reform dieser EU-Politik. (SWP-Studie / SWP)
Die Europäisierungsforschung widmet sich der Erforschung der Rückwir-kungen der europäischen Integration auf die EU-Mitgliedstaaten. Trotz der Bedeutung von Kapital und Arbeit und ihren Organisationen für die politischen Ökonomien der EU-Mitgliedstaaten hat die Europäisierungslite-ratur den Auswirkungen der Integration auf das Kräfteverhältnis zwischen diesen Gruppen bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Beitrag geht daher der Frage nach, wie sich die europäische Integration auf die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit auswirkt. Um die Klassenblindheit der Europäisierungsforschung zu beheben, schlägt der Artikel vor, den Europäisierungsansatz um eine machtressour-centheoretische Perspektive zu erweitern. Anhand von zwei Beispielen -Europäisierung durch Richterrecht und Europäisierung durch Währungs-integration - zeigt der Beitrag, wie in diesen Integrationsfeldern die Vertei-lung von Machtressourcen zwischen Kapital und Arbeit beeinflusst und die strukturelle, organisatorische und institutionelle Macht der Lohnabhängigen geschwächt wird.