AIDS and Ethnologie in Afrika
In: Peripherie: Politik, Ökonomie, Kultur, Band 24, Heft 93/94, S. 113-138
ISSN: 0173-184X
Der Beitrag behandelt das Thema der relativen Abwesenheit von Ethnologen bei der Formulierung der HIV/AIDS-Politik und -Forschung in Afrika. Zuerst wird in historischer Perspektive die Entwicklung der wichtigsten politischen Planungsgremien in den USA betrachtet, um sich dann dem rezenteren Aufbau von UNAIDS und dessen dominierender Rolle bei der Formulierung der Agenda für Afrika zu widmen. Danach werden die Implikationen für die ethnologische Forschung untersucht, um die Gründe für das Zögern bezüglich einer Beteiligung an der AIDS-Forschung zu erhellen. Schließlich wendet sich der Artikel spezifischem Fallstudien-Material zu und untersucht Strategien der AIDS-Erziehung in Botswana, um zu illustrieren, welche potenziellen Einsichten die Ethnologie zur Erklärung von Erfolg oder Misserfolg solcher Kampagnen liefern kann. Betont wird die Wichtigkeit der kulturellen Konstruktionen von Krankheit und es wird gezeigt, in welcher Weise die westliche AIDS-Botschaft durch die lokalen Bevölkerungen nicht als neutrales wissenschaftliches "Faktum", sondern als Aspekt von politischer und ideologischer Herrschaft interpretiert wird. Umgekehrt wirft diese Diskussion das Problem der Koexistenz verschiedener Glaubenssysteme, speziell im Bereich der Medizin, ihrer Beziehungen untereinander und der sozialen Kontexte auf, in denen westliche Botschaften als antagonistisch bekämpft werden. (ICA2)