Für die einen gilt: "Nur Warnhinweise auf Lebensmitteln können vor der Volksseuche Übergewicht noch retten." Für die anderen hingegen ist klar: "Eine rote Ampel auf kalorienreichen Lebensmitteln bedeutet eine unerträgliche Entmündigung der Bürger." Die aktuelle Kontroverse um die von der EU vorangetriebene Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln zeigt: Verbraucherpolitische Debatten werden häufig mit besonderer Schärfe geführt - und im Streit um grundlegende menschliche Verhaltensweisen beim Konsum geht es schnell ums Menschenbild. In dieser Situation kann die experimentelle Wirtschaftsforschung dazu beitragen, dem Streit darüber "wie Verbraucher wirklich ticken" festen Boden zu geben. Dabei geht es nicht allein darum, theoretische Grundannahmen über den Homo oeconomicus zu bestätigen oder zu verwerfen. Auch bei konkreten politischen Gestaltungsfragen - etwa im Streit über eine freiwillige oder obligatorische Ampelkennzeichnung - können verhaltensorientierte Experimente Auskunft geben, inwieweit einzelne Maßnahmen überhaupt zu den erklärten politischen Zielen beitragen.
Laborexperimente bieten eine alternative empirische Methode, um die Determinanten korrupten Verhaltens zu untersuchen und die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung zu überprüfen. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass durch Reziprozität stabile Korruptionsbeziehungen entstehen. Personalrotation und drohende Strafen reduzieren das Korruptionsniveau, während moralische Bedenken keinen sichtbaren Einfluss auf Korruptionsentscheidungen haben. ; Laboratory experiments provide an empirical method to investigate the determinants of corrupt behaviour and to test the effectiveness of measures intended to combat corruption. Recent experimental studies have shown that reciprocity establishes stable corruption relationships. Staff rotation and the threat of penalties reduce the level of corruption, whereas moral concerns have no apparent impact on corruption decisions.
Moderne Evaluationsmethoden auf der Basis ökonometrischer Verfahren und randomisierter Feldexperimente machen es für immer mehr Politikbereiche möglich, die Wirksamkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu überprüfen. Gleichwohl sind diese Methoden in der deutschen Evaluationspraxis nicht der Standard. Andere Länder sind Deutschland in dieser Hinsicht voraus. Gerade vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel ist eine Verbesserung der Evaluationspraxis dringend geboten, um die Mittelverwendung auf solche Maßnahmen fokussieren zu können, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist. In diesem Beitrag werden institutionelle Voraussetzungen für methodisch valide Wirkungsanalysen diskutiert und mögliche Schritte hin zu einer stärker evidenzbasierten Wirtschaftspolitik in Deutschland vorgeschlagen.
Moderne Evaluationsmethoden auf der Basis ökonometrischer Verfahren und randomisierter Feldexperimente machen es für immer mehr Politikbereiche möglich, die Wirksamkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu überprüfen. Gleichwohl sind diese Methoden in der deutschen Evaluationspraxis nicht der Standard. Andere Länder sind Deutschland in dieser Hinsicht voraus. Gerade vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel ist eine Verbesserung der Evaluationspraxis dringend geboten, um die Mittelverwendung auf solche Maßnahmen fokussieren zu können, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist. In diesem Beitrag werden institutionelle Voraussetzungen für methodisch valide Wirkungsanalysen diskutiert und mögliche Schritte hin zu einer stärker evidenzbasierten Wirtschaftspolitik in Deutschland vorgeschlagen.
Die folgende Kurzdarstellung faßt die wichtigsten Ergebnisse zweier Evaluierungsstudien über Instrumente der experimentellen Arbeitsmarktpolitik zusammen, die von Helmut Hofer und Karl Pichelmann vom Institut für Höhere Studien (IHS) und von Gudrun Biffl vom Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) durchgeführt wurden. Die Untersuchungen beziehen sich auf sozialökonomische Betriebe - also auf Beschäftigungsprojekte, die am Arbeitsmarkt benachteiligten Personen geförderte Dienstverhältnisse anbieten und Eigenerträge am Markt erwirtschaften - und soziale Kursmaßnahmen (Kursmaßnahmen mit sozialpädagogischer Betreuung). Die IHS-Studie wertete die Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger aller im Jahr 1990 geförderten Personen aus und verfolgte die Erwerbskarrieren von bis zu vier Jahren vor der Förderung bis zwei Jahre nach der Förderung. In der Studie des WIFO wurde ergänzend dazu für dieselbe Zielgruppe die Wirkung der Förderung anhand von Kriterien untersucht, die aus den Hauptverbandsdaten nicht ersichtlich sind.
Politikberatung ist in einer komplexen Umwelt nicht trivial. Versucht man mit theoretischen Modellen Politikfragen zu beantworten, sind die Modellvoraussetzungen entscheidend, aber oft nicht mit der Realität vereinbar. Der Sachverständigenrat setzt auf eine evidenzbasierte Politikberatung. Experimentelle Wirtschaftsforschung und Verhaltensökonomik können eine gute Beratung sinnvoll ergänzen. ; The work of political advisers becomes more and more important for the political decision-makers in a world of growing complexity. In the past, economic advice was primarily based on theoretical considerations. In the last two decades this has changed and now there is a dominance of evidence-based policy advice. In this paper it is argued that it is necessary not only to rely on conventional empirical evidence but also to take experimental and behavioral evidence into account.
Kooperation zwischen Staat und nicht-staatlichen Akteuren ist im politischen Prozess weit verbreitet. Während sich Politik- und Rechtswissenschaften schon seit längerer Zeit ausgiebig mit Kooperation als Untersuchungsgegenstand auseinandersetzen, spielten in den Wirtschaftswissenschaften dagegen Kooperationsformen aufgrund der Fokussierung auf die "Arbeitsteilung" zwischen Markt und Staat lange Zeit eine eher untergeordnete Rolle. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich diese Arbeit theoretisch und empirisch mit den Gründen für das Zustandekommen sowie der Funktionalität kooperativer Lösungen in der Umweltpolitik. Der theoretische Teil der Arbeit nutzt dabei ein breites Spektrum von Ansätzen zur Erfassung und Bewertung kooperativer Umweltpolitik. Ausgehend von der Neoklassik wird die Analyse um die Ansätze der neuen Institutionenökonomik – ergänzt um Erkenntnisse aus Spieltheorie und experimenteller Wirtschaftsforschung – der neuen politischen Ökonomie, sowie Ansätzen aus den Politikwissenschaften erweitert. Aufbauend auf den (divergierenden) Ergebnissen aus diesen Ansätzen wird ein Analyseraster entwickelt, dass die Grundlage für die empirische Untersuchung von Fallstudien kooperativer Umweltpolitik bildet. Gegenstand der empirischen Analyse sind Fallstudien kooperativer Politikformen aus dem Bereich der Chemikalienregulierung. Untersucht werden das Beratergremium für umweltrelevante Altstoffe (BUA), der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), die Chemikalienreform REACH sowie die Selbstverpflichtungen zu Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), Alkyphenolethoxylaten (APEO) und die Selbstverpflichtung zur Erfassung und Bewertung von Stoffen. Der abschließende Abschnitt wertet die Fallstudien bezüglich Gründen für und Funktionalität von Kooperation aus und fragt nach dem Erklärungsbeitrag der verschiedenen theoretischen Ansätze für die Ergebnisse aus den Fallstudien. ; Cooperation between the government and non-governmental actors is all around within the political decision-making process. This study asks for the reasons and for the functionality of cooperation within all stages of the policy-making process theoretically as well as empirically. The theoretical part is based on different approaches from economics and political science. The theoretical analysis applies insights from New Institutional Economics – supplemented by results from game theory and experimental economics – Public Choice as well as approaches from political science. The theoretical approaches come to different conclusions with regard to the evaluation of cooperative environmental policy. The author argues that the different estimations depend on the different accentuation of willingness, capacity and opportunity of the authorities to implement efficient and effective environmental measures by their own. Against this background the author builds up a framework to analyze empirical case studies of cooperation within chemicals policy. Analyzed forms of cooperation are the committee for environmental related existing substances, the committee for hazardous substances at the workplace, three voluntary agreements and finally elements of cooperative law making within the ongoing European process for a joint European law with regard to existing chemicals – better known under the acronym REACH (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals). The final section analyzes the case studies with regard to causes and functionality of cooperation and asks for the contribution of the different theories to explain the results of the empirical analysis.