Der Artikel beginnt mit der Darstellung der traditionellen Familienrolle der Frau in unserer Gesellschaft. Nach wie vor wird Familienarbeit, Hausarbeit und Kinderversorgung als Angelegenheit der Frauen angesehen. Anschließend beschäftigt sich die Autorin mit Problemen der Familienrolle der Frau heute. Die SPD und die Familienrollen von Mann und Frau werden von Bebel über das Godesberger Programm bis zum Orientierungsrahmen 1985 beleuchtet. Das Grundsatzprogramm der CDU von 1978 und die Familienrolle der Frau ist Gegenstand einer kritischen Betrachtung. Im Schlußteil geht die Autorin auf die Familienrolle der Frau als Gegenstand politischer Maßnahmen ein. Im Ausblick werden Maßnahmen gefordert, die die Möglichkeiten zur Überwindung der herkömmlichen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau eröffnen sollten. (BL)
Der vorliegende Aufsatz präsentiert die Ergebnisse einer multiplen Klassifikationsanalyse der Haushaltsstrukturen der österreichischen Stadt Graz im Jahre 1857. Hauptquelle der Untersuchung war die staatliche Volkszählung des gleichen Jahres. Die Analyse konzentriert sich auf fünf sozio-demographische Determinanten der Familien- und Haushaltsstruktur: geographische Herkunft, Geschlecht, Familienstand, berufliche Position und Position im Lebenszyklus. Die Analyse ergab, daß letztere Determinante im Hinblick auf die Haushaltsstruktur ausschlaggebend ist, während Beruf und Klassenzugehörigkeit unerwarteterweise weniger relevant bzw. nur für zwei der fünf gebildeten Haushaltstypen bedeutsam sind. Auch für die Formierung von großfamiliären Haushalten sind ökonomische Faktoren wie Familienarbeit oder Vermögenstransfer scheinbar von geringerer Bedeutung als erwartet. (SD)
"Neu an der Emanzipationsdiskussion unter den Wissenschaftlerinnen ist der Entwurf eines Lebens, in dem wissenschaftliche Arbeit als Beruf und Familienarbeit miteinander verbunden sind. Daher ist die Situation von Müttern mit Kleinkindern an den Hochschulen ein besonderes Problem, da die Bedingungen, unter denen sie sich weiterqualifizieren, denen ihrer männlichen Kollegen allenfalls formal gleichen. Ein anderer Gesichtspunkt ist die Erkenntnis, daß sich an den Inhalten und Formen der wissenschaftlichen Arbeit durch das Hinzukommen von Frauen als Wissenschaftlerinnen bisher nicht viel geändert hat, wohl auch die Starrheit und ausschließlich männliche Sichtweise es verhindert hat, Probleme aus dem weiblichen Lebenszusammenhang aufzugreifen. Durch den Aufbau einer eigenen wissenschaftlichen Infrastruktur und von alternativen Bezugsgruppen für Frauen bahnen sich jetzt einige Änderungen im Wissenschaftsverständnis von Frauen an, deren deutlichstes Kennzeichen die Entwicklung von Frauenforschung und Frauenstudien ist. Für ihre Förderung setzen sich die Wissenschaftlerinnen des Arbeitskreises von NordrheinWestfalen besonders ein." (Autorenreferat)
"Die Lebenssituation der Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland wird in der öffentlichen Diskussion in aller Regel unabhängig vom Geschlecht der Jugendlichen behandelt. Vernachlässigt wird dabei der Tatbestand, daß es vor allem die Mädchen sind, die unter den größten Problemen zu leiden haben. Insbesondere zeigt sich dies auf dem Ausbildungsstellenmarkt: Obgleich Mädchen gute schulische Abschlußnoten aufweisen, werden sie bei der Suche nach Lehrstellen gleich mehrfach benachteiligt. Nach wie vor sind zwei Drittel der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag Mädchen. Durch diese Diskriminierung wird bereits frühzeitig ihr Lebensweg festgelegt; sie werden auf Haushalt und Familienarbeit verwiesen. Das Spektrum der angebotenen Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze für junge Frauen richtet sich nach diesem hergebrachten Verständnis der Lebensaufgabe der Frauen, während für junge Männer die ausschließliche Berufsorientierung immer noch handlungsleitend ist. Daß Kinder Eltern haben, zu denen auch der Vater gehört - dies wird nach wie vor ausgeklammert. Der Beitrag greift diese Probleme auf und referiert zusammenfassend die Ergebnisse des 6. Jugendberichtes, die von der Bundesregierung unter Verschluß gehalten werden." (Autorenreferat)
Die hohe Zahl teilzeitbeschäftigter Frauen ist Ausdruck der systemkonformen Lösung eines strukturellen Konfliktes und nicht als Indikator für weibliche Beschäftigungswünsche zu interpretieren. Flexible "arbeitsfreie Zeit" bedeutet für die Gruppe der teilzeitbeschäftigten Frauen meist alleinige Übernahme der Familienarbeit. Frauen als "Zuverdienerinnen" sind für den Arbeitsmarkt aufgrund ihrer zeitlicher Dispositionsfähigkeit besonders für bestimmte Branchen, wie z. B. dem Einzelhandel, interessant, dessen Wunsch nach Variabilisierung des Arbeitsplatzes vor dem Hintergrund des konkurrenzvermittelten wachsenden Kostendrucks und dem Einsatz integrierter Datenerfassungs- und verarbeitungssysteme, die gleichzeitig die Optimierung von Kapitalbindungskosten und des Personaleinsatzes ermöglichen, zu sehen ist. In dieser kapazitätsorientierten flexiblen Arbeitszeitregelung (KAPOVAZ), in der der Arbeitseinsatz des Personals sich nach der Kundenfrequenz richtet, bilden Hausfrauen das wichtigste Rekrutierungspotential. Um die damit verbundenen negativen Arbeitsbedingungen aufzufangen, muß Arbeitszeitpolitik wesentlicher Teilbereich qualitativer Tarifpolitik werden, vor allem angesichts des Zusammenhangs zwischen dem Einsatz neuer Technologien, veränderter Arbeitsorganisation und flexiblen Arbeitszeiten. (HN)
In der Analyse des Umfangs der Frauenerwerbsarbeit in Deutschland zwischen 1850 und 1933 geht es um die Frage, ob sich im Industrialisierungsprozeß die Tradition quantitativ egalitärer Einbeziehung von Männern und Frauen in den Erwerbsprozeß fortsetzte oder ob zutrifft, daß die Industrialisierung - statt die Frauen zu emanzipieren - sogar ihre traditionellen Arbeitsbereiche einschränkte. Es wird geklärt, ob mit der Veränderung der Knappheitsverhältnisse am Arbeitsmarkt und der Tendenz zur rechtlichen Gleichstellung der Frau im Zuge des deutschen Industrialisierungsprozesses jener Verdrängung der Frauen vom Arbeitsmarkt Einhalt geboten wurde. Darauf aufbauend wird untersucht, ob die Entwicklung der schicht- und familienstandsspezifischen Frauenerwerbsquoten die These von der Annäherung schicht- und familienstandsspezifischer weiblicher Rollenmuster an das Alternativrollenmodell stützt. Eine gegenläufige Entwicklung des familienstandsabhängigen Erwerbsverhaltens proletarischer und bürgerlicher Frauen in Arbeitsformen außerhalb der Landwirtschaft wird festgestellt. Erklärungsmöglichkeiten für den Rückgang der Frauenerwerbsquote zwischen 1850 und 1933 werden entwickelt. Insgesamt bestätigt die Analyse der inneren Struktur des weiblichen Arbeitsmarktes die These, daß im Zuge der kapitalistischen Entwicklung das Primat der Familienarbeit im weiblichen Lebenszusammenhang für alle Frauen institutionalisiert wurde und sich auf dieser Basis die Rollenmodelle proletarischer und bürgerlicher Frauen angleichen. (KW)
Der Beitrag diskutiert im Sinne einer grundsätzlichen Problematisierung Funktion und Bedeutung gewerkschaftlicher Stadtteilkulturarbeit im Revier. Programmatisch vorbereitet vom Städtetag 1973, wird nun mit Hilfe der Kulturarbeit versucht, den von den Folgen der Arbeitslosigkeit besonders stark betroffenen Gruppen der Arbeiterschaft, nämlich Ausländern, Frauen, Jugendlichen und Älteren die Möglichkeit zur kulturellen und politischen Partizipation zu geben. Zur Veranschaulichung werden einige Projekte vorgestellt, wie z.B. das Stadtteilprojekt Grollmannsweg in Dortmund für integrierte Kinder-, Jugend-, Frauen- und Familienarbeit. Die Bildungsarbeit geht einerseits nach dem Prinzip der alters- und geschlechtshomogenen Gruppen vor um umfaßt daneben Familienveranstaltungen. Sie wird teilweise organisatorisch und inhaltlich von den Arbeitern selbst getragen. Spezielle Frauengruppen, die den Frauen ihre Situation in der Gesellschaft deutlich machen, existieren seit 5 bis 7 Jahren und sind häufig Ausgangspunkt von Selbsthilfe- und Selbsterfahrungsgruppen. Die Autorin geht davon aus, daß traditionelle Erwachsenenbildungseinrichtungen die Arbeiter nicht erreichen und sieht daher in der Stadtteilkulturarbeit ein auf Emanzipation ausgerichtetes Lernfeld, welches sich an den Bedürfnissen und Interessen der Arbeiter orientiert. Sie plädiert daher eine Intensivierung dieser Form der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. (RR)