Familieneinkommen als neue Normalität?
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Volume 66, Issue 3, p. 182-191
ISSN: 0342-300X
"Der Beitrag untersucht, ob männliche und weibliche Normalarbeitnehmer in Ost- und Westdeutschland mittels ihrer Erwerbseinkommen die Armutsgrenze überschreiten bzw. einen mittleren Lebensstandard erreichen oder auf Partnereinkommen und/oder Transfers angewiesen sind. Die Analysen werden nach Familienformen differenziert. Die Ergebnisse verdeutlichen den Fortbestand geschlechtsspezifischer und regionaler Lohnunterschiede: Einzig ein Großteil der westdeutschen Männer erwirtschaftet weiterhin einen Ernährerlohn, der das Überschreiten der Armutsgrenze im Haushaltskontext ermöglicht. Frauen und ostdeutsche Männer sind hingegen vielfach auf ein Familieneinkommen angewiesen, das sich aus zwei Erwerbseinkommen und sozialstaatlichen Transfers zusammensetzt. Ein mittlerer Lebensstandard erfordert - selbst in den Haushalten der männlichen Normalarbeitnehmer in Westdeutschland - meist ein durch mehrere Personen erwirtschaftetes bzw. durch Sozialtransfers ergänztes Familieneinkommen. Am häufigsten wird dieses Wohlstandsniveau von Paaren ohne Kinder erzielt, aber nur selten von Alleinerziehenden. Die Ergebnisse der Analyse verweisen auf bislang kaum diskutierte Aspekte bei der Verwirklichung eines egalitären Familienleitbildes. Und sie beleuchten Probleme, die bei der Setzung von Mindestlohnstandards zu berücksichtigen sind." (Autorenreferat, IAB-Doku)