Fehlperzeptionen der staatsphilosophischen Vertragstheorie
In: Zeitschrift für Politik: ZfP, Band 58, Heft 1, S. 51-72
ISSN: 0044-3360
"Kaum eine Theorie ist in der Geschichte der politischen Philosophie so wirkungsmächtig geworden wie der staatsphilosophische Kontraktualismus. Nicht selten ist dieser jedoch auffallenden Missdeutungen und Fehlperzeptionen ausgesetzt. Das zeigt sich zum einen an der verbreiteten Auffassung, den Doppelvertrag aus Gesellschafts- und Herrschaftsvertrag als vorbildliche Normgestalt der Vertragslehre zu werten. Zum Zweiten erweisen sich auch alle Versuche, die Vertragsfigur im Sinne expliziter oder impliziter Zustimmung zu interpretieren, als widersprüchlich oder defizitär. Letztlich plädiert der Beitrag daher für eine Lesart der kontraktualistischen Theorie, die den vorbildlichen Normtypus in einem einstufigen und rein hypothetischen Gesellschaftsvertrag verortet. In der Konsequenz hat dies aber auch eine notwendige und weitreichende Beschränkung ihres Begründungsanspruchs zur Folge: So lässt sich eine verbindliche Verpflichtungswirkung für die einzelnen Staatsbürger aus dem Vertragsmodell prinzipiell nicht ableiten." (Autorenreferat)