Der Umgang mit Fehlinformationen, Desinformationen und Hassrede im Internet ist ein hochaktuelles Thema. Eine im Juni 2023 vorgestellte Politikrichtlinie der UN zielt darauf ab, eben jene Phänomene zu bekämpfen. Es erscheint jedoch nicht sachdienlich Fehlinformationen, Desinformationen und Hassrede ähnlich bzw. gleich zu behandeln, wie es der UN Entwurf momentan vorsieht. Dieser Blogpost vertritt daher die These, dass zumindest Fehlinformationen - also unabsichtlich unrichtige Aussagen - anders behandelt werden müssen als bewusste falsche oder verletzende Äußerungen im Internet.
Ungewolltes unterdrücken, eigene Narrative und äußere Feinde schaffen, lügen und betrügen: Russische Propaganda arbeitet mit allen Mitteln. Wie wird man ihrer Herr? (IP)
In: Vereinte Nationen: Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen : German review on the United Nations, Volume 70, Issue 5, p. 201
Sprachliche Entgleisungen sind im Wahlkampf nicht ungewöhnlich. In den letzten Jahren allerdings haben sich die digitalen Wahlkampagnen durch Unsinnsbehauptungen und Lügenverbreitung verschärft und den politischen Diskurs so tief verändert. Der heute dafür geläufige Begriff Fake News beschreibt dieses Phänomen. Eine Folge der Globalisierung ist, dass der Kampf gegen Falschinformationen in Netzwerken auch auf dem Gebiet der nationalen Wahlkampagnen nur auf internationaler Ebene effektiv geführt werden kann. Das ist sicher eine Herausforderung, aber es wäre ein Signal gegen die Staaten, die zu solchen Regelverstößen ermuntern und den demokratischen Willensbildungsprozess gefährden, der – par excellence – Ausdruck der Souveränität ist.
Desinformationen spielen eine große Rolle in der Gesellschaft. Besonders die schnelle und einfache Verbreitung durch digitale Netzwerke machen sie so gefährlich. Aber was ist eine Desinformation?Desinformationen oder Fake-News werden absichtlich und gezielt verbreitet, um Empfänger mit irreführenden bzw. falschen Informationen zu versorgen. Sie werden sowohl von Akteur*innen aus In- und Ausland als auch von staatlichen und nicht-staatlichen Akteur*innen verbreitet. Wenn fremde Staaten durch verschiedene Formen illegitimen Einfluss auf andere Staaten nehmen, wie z.B. bei Desinformation, Cyberangriffen usw., spricht man von hybriden Bedrohungen. Sowohl politische als auch gesellschaftliche Ebenen können davon betroffen sein. Eine besondere Problematik ergibt sich durch ausländische Manipulations- und Einflusskampagnen im Informationsraum.Die Sorge, dass solche Desinformationen eine Gefahr für die Demokratie darstellen, zeigt sich aktuell bei der anstehenden Europawahl 2024. Zum einen zeigt sich diese Sorge vor hybriden Bedrohungen durch eine mögliche Zunahme von ausländischer Desinformation in Deutschland im Kontext der Europawahl."Die Bundesregierung geht davon aus, dass entsprechende Einflussmaßnahmen im Kontext der diesjährigen Europawahl für manche Staaten als Handlungsoptionen grundsätzlich infrage kommen."Zum anderen zeigt sich die Gefahr von Desinformation in Bezug auf die Wahl im Inland durch Parteien, die sich durch antidemokratische Werte auszeichnen, wie die AfD. Denn gerade die AfD nutzt erfolgreich Plattformen wie TikTok, um auf Stimmenfang zu gehen. TikTok ist dabei ein wichtiger Kommunikationskanal, um in kürzester Zeit viele junge Menschen zu erreichen. Durch gezielte Polarisierung wird hierbei viel Aufmerksamkeit generiert und so werden oft aus politischen Debatten politische "Spektakel". Dabei setzt die Partei auf eine Mischung aus "Humor" und Hetze. Brisant dabei ist, dass andere Parteien deutlich hinter der TikTok-Präsenz der AfD hinterherhinken. Umso wichtiger, dass sich auch diese Parteien aktiv mit solchen Plattformen auseinandersetzen.Aber was bedeutet das für eine demokratische Gesellschaft? Ziel muss es sein, eine Sensibilisierung für demokratiegefährdende und rechtsextreme Inhalte zu schaffen. Hierbei hat die Schule neben der Politik die zentrale Aufgabe, Strategien zur Verfügung zu stellen, wie Desinformationen erkannt werden können, und den Zugang zu zuverlässigen Informationen zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Medienkompetenz in der Schule besteht aus der Fähigkeit, sich kritisch mit Inhalten sozialer Medien auseinanderzusetzen, da diese aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind. Wie kann man sich vor Desinformation schützen?Kritisch hinterfragen statt weiterleiten Quellen und Absender der Nachricht prüfen Faktenchecks nutzenDurch den "Newstest" kann man sein Wissen im Umgang mit Nachrichten im Internet testen: https://www.bpb.de/lernen/medienpaedagogik/328637/der-newstest/ Ressourcen:https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/BMI24005-faq-dt.html https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/studie-angst-desinformation-fake-news-netz-100.html https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/afd-rechtsextreme-politikerinnen-feiern-erfolge-auf-tiktok-108145/
ZusammenfassungZahlreiche Akteure blicken besorgt auf die Verbreitung von falschen bzw. irreführenden Botschaften im Internet – darunter Verschwörungstheorien, Gerüchte und Fake News/Falschmeldungen. Um die von Fehlinformationen Betroffenen und den dadurch entstandenen Irrglauben aufzuklären, werden Richtigstellungen herausgegeben. Allerdings schöpfen diese nicht immer ihr volles Wirkungspotenzial aus, was in der Folge keine hinreichende Aufklärung bedeutet. Der vorliegende Beitrag möchte zur Wirksamkeitssteigerung von Richtigstellungen beitragen und macht dazu einen unkonventionellen Vorschlag: Richtigstellungen sollten sich dieselben psychologischen Mechanismen zunutze machen wie die Fehlinformationen, die sie richtigstellen möchten. Um diese Mechanismen zu identifizieren, extrahiere ich aus bisherigen Studien die Eigenschaften von Fehlinformationen, die nach jetzigem Forschungsstand eine Erklärung für die große Aufmerksamkeit und Einprägsamkeit von Fehlinformationen, ihren hohen perzipierten Wahrheitsgehalt und ihre rasante Verbreitung liefern. Die anschließende Gegenüberstellung mit herausgearbeiteten Charakteristika von Richtigstellungen verdeutlicht zahlreiche Unterschiede zu Fehlinformationen in Bezug auf ihre Machart, ihre Kommunikatoren bzw. Quellen und ihre Verbreitungswege. Für jeden der festgestellten Unterschiede wird abgewogen, wie man bei Richtigstellungen aus Fehlinformationen lernen kann, die Wirksamkeit zu steigern, und inwiefern dies aus normativer Sicht vertretbar wäre. Dies führt zu sechs konkreten Vorschlägen für die Gestaltung und Verbreitung von Richtigstellungen.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sehen 81% der Bevölkerung Falschinformationen, insbesondere auf Social Media, als Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hinter den Falschinformationen vermuten die Befragten Protest- und Aktivistengruppen gefolgt von Bloggern und Influencern.In der Studie heißt es auch, dass das Bewusstsein für die Risiken von Falschinformationen für die Demokratie in weiten Teilen der Bevölkerung geschärft sei. Dabei unterscheidet sich jedoch, was von den Befragten als Falschinformationen im Internet wahrgenommen wird und welche Urheber und Motive sie dahinter vermuten. Dabei glauben Menschen mit hohem Medienvertrauen, dass Fake-News mit dem Ziel verbreitet werden, das Vertrauen in Politik und Demokratie zu schwächen. Menschen mit niedrigem Medienvertrauen glauben tendenziell, dass Fake-News verbreitet werden, um von Skandalen und politischer Unfähigkeit abzulenken. Knapp ein Drittel der Befragten wird dabei der Gruppe mit niedrigem Medienvertrauen zugeordnet. In dieser Gruppe sind AfD-Wähler überproportional vertreten. Für Polarisierung finden sich in der Studie mehrere Belege. Wähler der Grünen glauben eher, Manipulation käme von rechts, AfD-Wähler dagegen, Fake-News kämen von links. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie das wachsende Misstrauen und die Verunsicherung gegenüber Medien und Politik widerspiegeln. Durch den fehlenden Diskurs besteht, laut Cathleen Berger, die Gefahr einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. Deshalb fordert Berger bessere Vorgaben wie z.B. Faktenchecks auf Social Media. Nutzer*innen sollten in der Lage sein, Informationen leichter zu überprüfen und Fake-News zu melden. Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link nachgelesen werden: Bertelsmann-Studie: Mehrheit sieht Desinformation als Gefahr für die Demokratie | ZEIT ONLINE.Ich denke, dass die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft durch Algorithmen und Filterblasen auf Social Media begünstigt wird, da dadurch personalisierte Nachrichten angezeigt werden und man sich deshalb in der Bubble des eigenen politischen Meinungsklimas bewegt. Dadurch wird der Austausch mit Gleichgesinnten begünstigt, jedoch fehlt die kritische Prüfung der eigenen Position, da kein Diskurs entsteht. Eine realistische Einschätzung des Meinungsklimas bleibt aus und das Gefühl, einer vermeintlichen Mehrheit anzugehören, tritt ein, da man auf Social Media in seiner Bubble sofort Zustimmung erlangt und Gegenpositionen aufgrund der Filterblasen nicht angezeigt werden. Dies begünstigt die Polarisierung der Gesellschaft. Um die Gefahr einer Polarisierung einzudämmen, ist das Erlernen von Medienkompetenz essenziell. Denn nur durch einen reflektierten Umgang und Konsum von Medien werden Nachrichten hinterfragt und Fake-News erkannt. Für eine funktionierende Demokratie sind mündige Bürger*innen elementar, weshalb Medienbildung (Medienkompetenz), politische Bildung, Werteerziehung und soziales Lernen als lebenslanger Lernprozess von den Bürger*inne erworben werden sollte.