Sprachforschung aus feministischer Perspektive
In: Frauenforschung: Informationsdienst d. Forschungsinstituts Frau und Gesellschaft, IFG, Band 8, Heft 4, S. 95-107
ISSN: 0724-3626
In dem Beitrag werden methodologische Grundprinzipien feministischer Wissenschaft anhand der Erforschung geschlechtsspezifischen Sprachverhaltens konkretisiert. Es wird gezeigt, daß sich auf dem gegenwärtigen Diskussionsstand vier Kriterien, die feministischer Forschung zugrunde liegen, als zentral erweisen: (1) der "andere, feministische Blick" auf die Gesellschaft; (2) der Subjektbezug; (3) Normativität; (4) aus diesen Aspekten folgend das implizite oder explizite Aufzeigen realer Veränderungsperspektiven. Diese vier methodologischen Grundprinzipien feministischer Wissenschaft werden anhand des Forschungsgebietes Sprachverhalten und Geschlecht diskutiert. Es zeigt sich, daß der andere, feministische Blick auf Gesellschaft bzw. das Geschlechterverhältnis eine Identifikation mit den Forschungsobjekten, den Frauen, mit sich bringt und damit einhergehend auch eine explizite Bewertung dieses Verhältnisses. Als entscheidend stellt sich heraus, daß eine Interdependenz dieser vier Prinzipien grundlegend für feministische Wissenschaft ist. Als problematisch erweist sich die Dominanz jeweils eines methodologischen Grundprinzips. Sind die ersten drei methodologischen Grundprinzipien erfüllt, ergibt sich daraus eine Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen feministischer Wissenschaft mit dem Ziel, bestehende Verhältnisse aufzuzeigen, bewußt zu machen und schließlich zu verändern. Einer Sprachforschung aus feministischer Perspektive muß es daher darum gehen, Dimensionen und Auswirkungen eines weiblichen Stils in Abgrenzung zu einem männlichen Stil aufzuzeigen. (ICA)