Die zunehmende Verflechtung von Politik und Massenmedien hat Konsequenzen für die Politik wie für das (Fernseh-)Bild von Politik. Es wird gezeigt, wie mit dem wachsenden Bemühen, Politik fernsehgerecht zu produzieren, Veränderungen der Politik im Fernsehen einhergehen. Dabei werden die verschiedenen Genres von den klassischen Nachrichten über Interviews bis zum Infotainment kritisch erläutert. Insgesamt werden Anzeichen für einen Bedeutungsverlust des Politischen im Fernsehen gefunden. Sie verweisen auf einen Strukturwandel von einer noch dualen zu einer zunehmend vielgestaltigen Fernseh-Politik-Landschaft. (BB)
Zum Thema "Politik im Fernsehen aus interner Sicht" wird eine persönliche Stellungnahme des Redaktionsleiters Dokumentation und Reportage des ZDF, Hauptredaktion Innenpolitik, D. Zimmer, wiedergegeben. Die deutsche Fernsehkultur seit ihren Anfängen 1935 wird skizziert. Einige Probleme im Verhältnis von Fernsehen und Politik wie z.B. "Manipulation", "Parteienproporz", "Demokratisierung" werden erwähnt. In einer persönlichen Bilanz wird festgehalten, dass es im gegenwärtigen Fernsehen kaum etwas qualitativ Gutes gibt, was es in früheren Fernsehjahren nicht schon gegeben hat. Dennoch geht es nicht mehr um die Entscheidung für oder gegen dieses Medium, sondern nur noch um den richtigen Umgang mit ihm. (BB)
Ziel des Beitrags ist es, die sich individualisierende Fernsehrezeption im Kontext technologischer Entwicklungen darzustellen und in einen größeren Zusammenhang von Lebensstilen zu stellen. Im ersten Teil werden anhand der Dimensionen "Komplexität", "Institution", "Globalität" und Organisation Veränderungen im Nutzungsverhalten der Rezipienten beschrieben. Technologischer gesellschaftspolitischer und medienpolitischer Wandel führen zu veränderten Auswahl-, Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang erhalten Studien zum segmentierten Nutzungsverhalten (soziales Milieu, Lebensstil) besondere Bedeutung. Im zweiten Teil werden methodisches Vorgehen und Ergebnisse einer Pilotstudie zum Verhältnis von Fernsehnutzung und Technik vorgestellt. Die Daten, die aus einer Eurobarometer-Studie von 1993 stammen, wurden per Clusteranalyse in 6 Merkmalsprofile geordnet.(DY)
In einem mediengeschichtlichen Rückblick bis 1948 werden Fernsehprogramme als Teil einer "kulturellen Programmierung" interpretiert. Ausgangspunkt ist eine Definition von "Programm" aufgrund der Kontinuität der Sendungen, ihrer Wiederkehr auf ähnlichen Sendeplätzen, der zeitlichen Gliederung nach bestimmten Schemata und der Zusammensetzung des Programms aus verschiedenen Einheiten. In Anlehnung an die Programmdifferenzierung von Niklas Luhmann werden vier Haupttypen des Fernsehprogramms unterschieden. Sie werden den Künsten, der Information und Dokumentation, der Unterhaltung sowie der Werbung zugeordnet. Die Entwicklung des Kinder- und Jugendfernsehens wird gesondert betrachtet. Dabei werden sechs Erzähltypen benannt. Insgesamt haben sich seit 1956 zwischen den einzelnen Programmtypen die Schwerpunkte verschoben. Die Folge sind das Zurückdrängen von Bildern und die Zunahme von Werbung. (BB)
In: Politische Kultur und Fernsehen: Beiträge zu den 1. Saarbrücker Medientagen, S. 17-64
In dem Podiumsgespräch, an dem Vertreter aus der Politik und den Medien teilnehmen, werden Fragen zur politischen Kultur und Medien unter zwei Aspekten diskutiert. (1) Die politische Berichterstattung im Fernsehen oder "die Abhängigkeit des Politikers vom Fernsehjournalisten" und (2) Versuche der politischen Einflußnahme auf das Fernsehen oder "die Abhängigkeit des Fernsehjournalisten vom Politiker". Die kontrovers geführte Diskussion kreist um Themen wie Parteieneinfluß auf Jouranlistenkarrieren, Besetzung der Rundfunkräte, Hofberichterstattung oder Redezeitdiktate durch Nachrichtensendungen- Gestaltung sowie Dialogfähigkeit bzw. -bereitschaft zwischen den Politikern und Journalisten als Politikvermittlern.(PT)
Der Beitrag untersucht die Rolle des Fernsehens im Kontext der Globalisierung. Insbesondere wird der Standpunkt vertreten, dass die Suche nach Synergien im Rahmen der deregulierten Fernsehlandschaft zu Unternehmensfusionen und -übernahmen führt(e). Diese Entwicklungen fördern die Entstehung von transnationalen Multimedia-Konzernen, die die globale Produktion und Verbreitung des globalen Fernsehens gestalten. Es wird darauf hingewiesen, dass die Globalisierung des Fernsehens nicht gut mit den Begriffen des "kulturellen Imperialismus" und der "Homogenisierung der Weltkultur" zu fassen ist. Vielmehr wird die Behauptung aufgestellt, dass trotz der unbestrittenen Existenz der Homogenisierungskräfte Heterogenisierung und Lokalisierung eine Rolle von gleicher Bedeutung spielen. Die Prozesse der Lokalisierung des Globalen sind z.T. Ergebnis der Zuschauerkompetenz, eigene Text-Bedeutungen herzustellen. Das Fernsehen ist eine Ressource, auf die wir auf vielfache Weise und unterschiedliche Art und Weise zur Konstruktion unserer Identitäten zurückgreifen. Dies verdeutlicht die Reichweite des Fernsehens und seine kulturellen Repräsentationen als hauptsächliche und sich rasch ausbreitende Ressource zur Konstruktion kultureller Identitäten. "Die Beziehung zwischen Globalisierung, Fernsehen und kulturellen Identitäten ist komplex und kann zur Entstehung absolutistisch ethnischer Identitäten, fundamentalistisch religiöser Identitäten, hybrider kulturell sich kreuzender Identitäten, fragmentierter Mehrfach-Identitäten, zu postmodernen Neostämmen, dritten Kulturen transglobaler Arbeiter und Intellektueller und zu einem paradoxen Verständnis der Welt führen, die sich trotz ihrer Begrenztheit als Raum aus unterschiedlichen Kulturen und Menschen mit komplexen lokalen und globalen kulturellen Identitäten zusammensetzt." (RG)
Die Autorin gibt einen Überblick über wissenschaftliche Untersuchungen, die der Frage nachgegangen sind, ob und was Kinder aus dem Fernsehen lernen können. Dabei wir zuerst auf die Voraussetungen bei den Kindern eingegangen, die sehr unterschiedlich sein können. Auch die Inhalte und formalen Gestaltungsmittel sind in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Am Beispiel Sesamstrasse werden vor allem sooziale Lernprozesse thematisiert. Es wird deutlich, dass man sich in diesem Bereich nicht allzuviel vom Fernsehen versprechen darf. Dagegen werden im kognitiven und emotionalen Bereich mögliche Lernerfolge aufgezeigt. Die Autorin kommt zum schluß, dass die Frage nach den Lernmöglichkeiten durch das Fernsehen nicht eindeutig beantwortet werden kann. Sie betont aber, dass die Eltern dabei eine bedeutende Rolle spielen können.
"Der Autor entwickelt die These, daß die beobachtbare Zunahme von Gewalt- und Sexsequenzen im deutschen Fernsehprogramm Indikator für eine Verschärfung des Konkurrenzkampfes im 'dualisierten' Rundfunk ist, bei dem es angesichts eines wachsenden Überangebots von immer stärker spezialisierten Programmbeiträgen darum geht, überhaupt noch die Aufmerksamkeit der gewünschten Zielgruppen zu erlangen. Medienpolitisch ist diesen Tendenzen mit den herkömmlichen Mitteln staatlicher Regulierung nicht mehr beizukommen. Auch die inzwischen angelaufene Thematisierung dieser Entwicklung in der öffentlichen Diskussion scheint kaum in der Lage zu sein, den sich hier abzeichnenden Funktionswandel des Fernsehens - weg von der 'Medium- und Faktorfunktion', hin zum reinen Unterhaltungsmedium - aufzuhalten." (Autorenreferat)
Die Rolle der elektronischen Massenmedien bei der Politikvermittlung wird diskutiert. Es wird die These aufgestellt, dass das elektronische Mediensystem insbesondere seit der Einführung privater Medien Mitte der 80er Jahre selbstreferentiell arbeitet. Dazu werden Ergebnisse von Rezipientenbefragungen aus dem Zeitraum 1985-1996 herangezogen. Die Veränderungen der massenmedialen Politikvermittlung im dualen Rundfunksystem betreffen die politischen Inhalte und die Nutzung politischer Angebote im Rundfunk sowie die politischen Wirkungen von Fernsehen und Hörfunk. Doch insgesamt lässt sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Nutzung politischer Berichterstattung in elektronischen Medien und Informiertheit, politischen Einstellungen und politischem Verhalten nachweisen. (BB)
In: Gesellschaften im Umbau: Identitäten, Konflikte, Differenzen ; Hauptreferate des Kongresses der schweizerischen Sozialwissenschaften, Bern 1995, S. 197-228
Der vorliegende Beitrag arbeitet heraus, daß der "Strukturwandel der Öffentlichkeit" und die "Selbstinszenierungslogik" des Fernsehens nicht technologisch erzwungen ist. Die neuen Medien scheinen dennoch einen unwiderstehlichen, strukturgesetzlichen Zwang auszuüben, dem sich nichts mehr widersetzen kann. Der Autor skizziert die Dynamik wie folgt: Die eigentliche Macht des Fernsehens liegt nicht in der suggestiven Macht der Bilder, nicht in den hohen Einschaltquoten, sondern darin, daß es, statt einfach ein neuer - technologisch bedingter - Teil der klassischen Struktur von Öffentlichkeit in der bürgerlichen Gesellschaft zu sein, auf allen Ebenen diese Öffentlichkeit so gründlich zu einer pseudo-autonome, pseudo-authentischen transformiert, daß von der alten nicht mehr viel übrig zu bleiben scheint. (ICE)