Den Gegenstand der Dissertation bildet die Doku-Soap, ein Fernsehformat, das Ende der 1990er Jahre erstmals auf den deutschen Bildschirmen zu sehen war. Als innovative Form des Dokumentarischen dominierte sie bis in die frühen 2000er Jahre den Bereich des nicht-fiktionalen Unterhaltungsfernsehens. Eine wesentliche Grundlage ihrer Konzeption war die Aufbereitung dokumentarischen Bild- und Tonmaterials nach den Maßgaben fiktionaler Dramaturgien. Ihre Traditionslinien sowie ihre Entstehungs- und Etablierungsprozesse werden im Rahmen der Arbeit rekapituliert, wobei die institutionellen Rahmenbedingungen und Realisationspraxen ebenso in den Blick genommen werden wie die öffentlichen Reaktionen und soziokulturellen Effekte. Ziel dieser Kontextualisierung ist es, anhand der Genese der Doku-Soap exemplarisch nachzuvollziehen, wie das komplexe Zusammenspiel disparater Aspekte des Mediums Fernsehen - seien sie technischer, ökonomischer, politischer oder kultureller Art - die Entwicklung eines konkreten Formats befördert bzw. beschränkt. Im Fokus stehen dabei die öffentlichen Diskurse, welche durch die Fernsehkritik angestoßen wurden, und die sich insbesondere mit dem Problem der 'Qualität' dokumentarischer Unterhaltungsformate auseinandersetzten. In ihrer Skepsis gegenüber dem konkreten Format spiegelt sich auch die grundsätzlich kritische Haltung gegenüber dem Medium wider. Ausgehend vom theoretischen Modell des Fernsehens als mediales Dispositiv und Ansätzen der Cultural Studies veranschaulicht die Untersuchung der Anfangsphase der Doku-Soap gleichzeitig die sich permanent wandelnden Zwänge, Mechanismen und Funktionen des Mediums Fernsehen. Ziel ist es,die Möglichkeiten eines fernsehwissenschaftlichen Ansatzes aufaufzuzeigen, dessen Resultate durch das Prinzip des pars pro toto gewonnen werden. ; The subject of the thesis is the Doku-Soap, a television format which occurred on German television screens for the first time in the late 1990s. As an innovative form of documentary television it dominated the scope of nonfictional entertainment-programmes until the early 2000s. A fundamental foundation of its concept comprised editing of documentary visual and audio material in accordance with fictional dramatic compositions. The thesis recapitulates its lines of tradition together with its origination and development processes, whereby the conditions of institutional frameworks and realisation practices are taken into account as well as public reactions and socio-cultural effects.The aim of this contextualisation is to use the emergence of the Doku-Soap to exemplify how complex interactions of disparate aspects of the medium television - whether technical, economical, political or cultural - promote or restrict the development of a concrete format. The focus lies on public discourses, which were initiated by television criticism and dealt in particular with the problem of 'quality concerning documentary entertainment-programmes. This scepticism toward the specific format reflects the inherently critical attitude toward the medium.Based on the theoretical concept of television as a media dispositif and on approaches used within the field of Cultural Studies the analysis of the initial phase of the Doku-Soap illustrates concurrently the permanently changing restraints, mechanisms and functions of the medium television. The goal is to reveal the capability of an approach of television studies, whose results are gained through the principle of pars pro toto. ; Tag der Verteidigung: 24.04.2012 ; Paderborn, Univ., Diss., 2012
Schlagersendungen gehören zu einer hochgradig ambivalenten Gattung von Fernsehformaten. Sie treten in den 1960er Jahren neben die an Varieténummernprogramme angelehnten Unterhaltungshows (Breitenborn 2003), ohne diese jedoch vollständig abzulösen. Alexandra Pfeil-Schneider nimmt in ihrer als Buch im Leipziger Universitätsverlag erschienenen Magisterarbeit Schlager im DDR-Fernsehen Lesende mit auf eine Zeitreise in das aufbausozialistische Biedermeier des Bitterfelder Weges (1959/64). Pfeil-Schneider verzeichnet recht beiläufig, wie viele auf Entertainment abzielende Sendungen des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in die Rubrik 'Musikshows' einzuordnen waren. Entstanden im Teilprojekt 4 des Sonderforschungsbereiches "Programmgeschichte des DDR-Fernsehens" an den Universitäten Halle und Leipzig ist dies eine empirisch tiefgehende, genrebezogen argumentierende und dennoch vorsichtig sezierende Arbeit. Im Mittelpunkt stehen die Sendungen Schlager aus Berlin (sechs Sendungen, 1962), Schlager einer kleinen Stadt (zehn Sendungen, 1964–67) und Schlager einer großen Stadt (neun Sendungen, 1968–71). Es handelte sich um "Musiksendungen mit Reportageelementen, die Besonderheiten verschiedener Orte zeigten" (S. 17). Alle drei Sendungen füllten die "im Schlagerbegriff liegende positive Doppeldeutigkeit" (S. 17) aus und markierten unterschiedliche Referenzräume. Natürlich geht es dabei um Berlin als Hauptstadt der DDR, aber auch um Kleinstädte wie Sohland (Lausitz) oder Barth (Vorpommern) als Erlebnisorte, an denen etwas geschaffen wird. Und es werden Großstädte der DDR und der sozialistischen Bruderstaaten im Schlagersound entdeckt, die sich in den mentalen Landkarten einprägen sollten.Pfeil-Schneider rechnet aus (S. 17), dass von den 5.113 Unterhaltungssendungen des Deutschen Fernsehfunks im Zeitraum zwischen 1952 und 1990 etwa 3.029 Musikshows waren. Das ist ein Anteil von bis zu 60 Prozent, was einen durchaus überraschenden Befund darstellt. Die Vorstellung von der Entertainment-Fähigkeit des Deutschen Fernsehfunks wird gemeinhin als limitiert angenommen und ist insbesondere durch die Rahmungen politischer Sendungen vorgeprägt. Den medienwissenschaftlichen Methodenwerkzeugkasten wendet Pfeil-Schneider überzeugend an; sie fokussiert in der Inhaltsanalyse auf die Repräsentationen von Orten und Musik, von Reportageelementen und Interviewstrecken. Sie unterteilt den Programmfluss und macht dessen Konstruiertheit verständlich. Hierbei können Zeithistoriker, die sich mit Medien beschäftigen, noch einiges lernen, was sich konstruktiv in die eigenen Herangehensweisen einarbeiten ließe. Anstrengend und mühsam an der Lektüre von Schlager im DDR-Fernsehen ist, dass die detailgenaue Beschreibung der Sendeabläufe oftmals in Versessenheit umschlägt. Die übergreifende Fragestellung geht dabei verloren bzw. wird bis zur Unkenntlichkeit in Deskription aufgelöst. Da wäre zum Beispiel die Frage, wie Stadt und Gemeinschaft im DFF audio-visuell inszeniert werden und wieviel Entertainment die positive Propaganda von Aufbauerfolgen verträgt. Ferner wird nur leidlich geklärt, was sozialistischer Schlager eigentlich sei. Und durch die schiere Fokussierung auf die Produktionsebene passiert es mitunter, dass die Anleitungs- und Einspruchskontroversen, die es zweifellos zwischen der Agitations- und Propagandaabteilung des Zentralkomitees der SED und dem DDR-Fernsehen gegeben hat, aus dem Blickfeld geraten. Durch Pfeil-Schneiders Buch wird deutlich, welche Fähigkeiten das DDR-Fernsehen ausbildete, um Inszenierungen von Gemeinschaft, Heimat, Aufbau und Ereignissen in den Farben des Sozialismus weichzuzeichnen. Die Lektüre von Pfeil-Schneiders Arbeit liefert auch eine stichhaltige Erklärung dafür, warum der Mitteldeutsche Rundfunk ein so erfolgreiches, massentaugliches Zielgruppenprogramm innerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Bundesrepublik Deutschland machen konnte. Schließlich hat dessen früherer – inzwischen unehrenhaft entlassener – Chef der Unterhaltungsabteilung, Udo Foht, beim DFF in den späten 1970er Jahren sein Handwerk gelernt und die Kontinuität der antrainierten Sehroutinen schonungslos weiter bedient. Für die ostdeutsche Zielgruppe hat sich in dieser Hinsicht, mit Blick auf die Entertainmentleistung durch Fernsehen, nicht viel verändert. Dann läge die Frage aber nahe, warum sich das Unterhaltungsprogramm des DDR-Fernsehen möglicherweise deutlich weniger stark vom Programmschaffen privater Fernsehanbieter in den 1980er Jahren unterscheidet. Das hat Hans-Jörg Stiehler kürzlich in einem Interview in der Frankfurter Rundschau noch einmal verdeutlicht.[1] Leider wagt Pfeil-Schneider solche Ausblicke nicht, sondern verweilt in einer selbstreferentiellen Analyse. Diese ist absolut gelungen, verzichtet aber konsequent auf weitere Einbettungen. Es bleibt eine geteilte Freude über diese Problematisierung von Schlagersendundgen im DDR-Fernsehen. --- [1] URL: http://www.fr-online.de/fr-fernsehkritik/mitteldeutscher-rundfunk--mit-quote-und-gefuehl-,1473344,10900066.html [Zugriff am 30.09.2011]
Das neue Medium Fernsehen und die soziale Klasse der Arbeiter bis Mitte der 1970er Jahre: Zuwendung, Bedeutung und Auswirkungen Die Nachkriegszeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 bis Mitte der 1970er Jahre stellt sich in der Rückschau der Historiker als das ''Goldene Zeitalter" (Hobsbawm) dar. Es ist geprägt von einem ungewöhnlichen wirtschaftlichen Aufschwung, von Vollbeschäftigung und einem zunehmenden Wohlstand auch für Angehörige der sozialen Klasse der Arbeiter. Mit der Ölkrise von 1973 geht diese Zeit der Prosperität zu Ende, es folgen Jahrzehnte der wirtschaftlichen Krise und zunehmend der Umbau der Weltökonomie unter dem Begriff der ''Globalisierung". In dieses ''Goldene Zeitalter" fällt der Aufstieg und die massenhafte Verbreitung eines neuen Mediums des Fernsehens. Innerhalb weniger Jahre erwerben Millionen von Haushalten in den meisten Industrieländern ein Empfangsgerät und spätestens Mitte der 1970er Jahre ist die Vollversorgung erreicht. Ab den 1980er Jahren wandeln sich aufgrund technologischer und ordnungspolitischer Neuerungen die Mediensysteme ein Wandel, dem epochale Qualität zugeschrieben wird. Das neue Medium Fernsehen zeichnet sich durch eine Reihe von sozial relevanten Eigenschaften aus, die es z.B. mit dem Rundfunk teilt und die es z.B. vom Kinofilm unterscheidet: Es ist rezipierbar in der Privatheit der eigenen Wohnung, es ist im Prinzip ständig verfügbar und die Zugangskosten sind nach Anschaffung eines Empfangsgerätes gering. Das neue Medium Fernsehen zeichnet sich aber vor allem mit Meyrowitz durch die Veränderung des Zugangs zu Wissen (hier umfassend verstanden als all die Inhalte menschlichen Denkens) aus. Es führt vormals getrennte Informationswelten zusammen und überwindet somit soziale Barrieren, die bislang den Zugang zu Wissen bzw. Orten verhindert haben. Für die unterprivilegierten Klassen bedeutet dies auch den virtuellen Zugang zu Lebenswelten sozialer Klassen, die ih nen bisher aufgrund ihrer sozialen Lage weitgehend verschlossen blieben. Fernsehen überwindet so virtuell soziale Grenzen. Die Angehörigen von unterprivilegierten Klassen sind es vor allem auch, in deren Leben das Fernsehen eine bedeutende Rolle einnimmt. Die ''Fernsehbedürftigen (Glick/Levy) konzentrieren sich in den mittleren und unteren Regionen des Bourdieuschen Sozialraumes, gemessen an Ausstattung mit ökonomischem und kulturellem Kapital. Differenziert man Fernsehzuwendung unter dem Aspekt der sozialen Lage und der Verortung im Bourdieuschen Sozialraum, so ergibt sich für den Untersuchungszeitraum folgendes Bild: Die ersten Besitzer von Fernsehgeräten in der Anfangsphase des Mediums rekrutieren sich vor allem aus den höheren Regionen des sozialen Raumes. Sie verfügen über ein hohes Einkommen und über hohe Bildung. Nach dieser Anfangsphase verbreitet sich das Fernsehen rasch in den Haushalten von Angestellten und Arbeitern und wird zu einem Massenkonsumgut. Das Einkommen ist bis zur Vollversorgung der Haushalte ein Maß für die Ausstattung mit einem Fernsehgerät. Je geringer das Einkommen, desto geringer der Anteil der Gerätebesitzer. Die meisten Gerätebesitzer finden sich in mittleren und höheren Einkommenslagen. Ab einer gewissen Einkommenshöhe jedoch stagniert der Besitz an Fernsehge räten. Eine Reihe von DetailStudien, die neben dem Einkommen auch Bildung berücksichtigen respektive auf Schichtungsmodelle abheben, zeigen eine inverse Beziehung zwischen hohem sozioökonomischen Status und dem Besitz eines Fernsehgerätes. Wurde das Medium zum Massenkonsumgut, so setzte sich in jenem Segment der Gesellschaft, das sowohl über hohes ökonomisches Kapital als auch hohes kulturelles Kapital verfügte, ein Distinktionsprozess ein, Fernsehen wurde als Zeichen für schlechten Geschmack empfunden. Auf der anderen Seite weist eine Abnahme des Gerätebesitzes mit sinkendem Einkommen nicht unbedingt auf eine geringere Fernsehbedürftigkeit hin: Fernsehen wurde in der Anfangsphase des Mediums von vielen Nichtgerätebesitzern auch in öffentlichen Räumen (Gaststätten) oder bei Freunden und Verwandten rezipiert. Bezüglich der Arbeiterhaushalte in der Bundesrepublik zeigt sich, dass sie ab 1962 geringfügig besser mit Empfangsgeräten ausgestattet sind als Angestelltenhaushalte. Dies gilt auch für untere Einkommen. Dieser Versorgungsgrad stellt für Arbeiter jedoch eine Ausnahme dar: Ansonsten sind sie hinsichtlich der Ausstattung mit langlebigen Gebrauchsgütern schlechter gestellt als Angestelltenhaushalte. Die täglich verbrachte Zeit vor dem Fernseher korrespondiert mit der sozialen Lage: Arbeiter sehen mehr fern als Angestellte. Die Einstellung zum Medium Fernsehen korrespondiert ebenfalls mit der sozialen Lage: Einer geringen Ausstattung mit ökonomischem und kulturellem Kapital entspricht eine eher bejahenden Einstellung, ein hoher sozioökonomischer Status entspricht eher einer kritischen Einstellung. Arbeiter bevorzugen mehr populäre Sendungen. In der Mehrzahl dieser Sendungen kommen Arbeiter als Protagonisten und ihre Lebenswelt kaum vor. Diese Befunde lassen sich sich als eine klassenspezifische Fernsehzuwendung der Arbeiter intepretieren: In der Bundesrepublik sind die Arbeiterhaushalte ab 1962 quer durch alle Einkommensgruppen besser mit Fernsehgeräten ausgestattet als z.B. Angestelltenhaushalte, dafür aber stellen Arbeiter die Anschaffung anderer langlebiger Gebrauchsgüter zurück. Die subjektiv hohe Bedeutung des Fernsehens für Arbeiter scheint in dieser Wahl auf. Arbeiter nutzen auch das Fernsehen zeitlich mehr als Angestellte und sie stehen dem Medium positiver gegenüber. Die Lebensbedingungen der Arbeiter sind im Untersuchungszeitraum von Grenzen bestimmt, die um das zentrale Moment der Lohnarbeit herum gruppiert, den Raum der Lebensmöglichkeiten auf ein spezifisches Maß reduzieren. Dieses Maß äußert sich als eine im Vergleich zu Angestellten, Beamten und Selbständigen mindere Ausstattung mit Ressourcen, mit Kapitalarten im Sinne Bourdieus. So ist ein generelles Merkmal der Lebensbedingungen der Angehörigen der sozialen Klasse der Arbeiter die Minderausstattung mit Wissen. Der Zugang zu formaler höherer Schulbildung ist durch ''unsichtbare" Klassenschranken erschwert. Dazu zählen neben geringen finanziellen Ressourcen auch eine ''soziale und affektive Distanz" zur bürgerlichen Welt jenseits der eigenen Arbeiterexistenz, die kaum bekannt ist und in der der Arbeiterhabitus sich als Hemmnis erweist. So bleibt der Zugang zu höherer Schulbildung, in der Bundesrepublik zumindest bis zur Öffnung des Bildungssystems Ende der 1960er Jahre, nur wenigen vorbehalten. Arbeiterkinder an den Universitäten sind die Außnahme von der Regel und sie sind Grenzgänger zwischen zwei sozialen Welten: ''Die eine seiner Welten ist tot, und doch ist er ohnmächtig, die andere zu gewinnen." Ein weiteres Merkmal der Arbeiterexistenz ist die Verortung der Arbeiter im physischen Raum als Widerspiegelung der Verortung im sozialen Raum. Die von den Arbeitern sich selbst zugeschriebene soziale Position des ''unten" findet seine Entsprechung in der Positionierung innerhalb der räumlichen Struktur der Produktion: Unten das ist konkret auch die Fabrikhalle, über die sich die Verwaltungsetagen erheben. In der Topographie des öffentlichen Raumes sind die Arbeiter an bestimmte Orte gebunden: Das Arbeiterviertel, Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus, bestimmten Freizeiteinrichtungen wie das Fußballstation etc. Diese habituelle und gesellschaftlich konstituierte Gebundenheit läßt den Arbeiter selten aus seinem Verkehrskreis heraus und in gleichgestellten Kontak mit Angehörigen anderer sozialer Klassen treten. In der privaten Sphäre ist die Aneignungsmöglichkeit von Raum durch die finanziellen Ressourcen bestimmt: Arbeiterhaushalte sind, was Wohnfläche und Wohnungsausstattung betrifft, am häufigsten unterversorgt, Arbeiter wohnen in beengteren Verhältnissen. Neben diese spezifische Aneignungsmöglichkeit von Raum tritt die spezifische Aneignungsmöglichkeit von frei verfügbarer Lebenszeit. Die Ausgestaltung und das Maß dieser frei verfügbaren Zeit ist untrennbar gekoppelt an die Bedingungen der Lohnarbeit und dieses ''Reich des Notwendigen" strahlt aus auf die ''Freizeit". Die Arbeitsbedingungen sind gekennzeichnet durch einen Mangel an Autonomie und Selbstbestimmung, die körperliche Arbeit steht im Vordergrund und bringt Belastungen durch Lärm, Staub, Hitze etc. mit sich. Akkord und Schichtarbeit ist weitverbreitet und Arbeiterfrauen sind der Doppelbelastung von Berufstätigkeit und Haushalt ausgesetzt. Trotz aller Arbeitszeitverkürzung bleibt Zeit für Arbeiter und vor allem für Arbeiterfrauen eine knappe Ressource. Die Freizeit ist vor allem geprägt durch ein spezifisches Regenerationsbedürfnis, in dem die Wiederherstellung der Arbeitskraft einen deutlich höheren Stellenwert einnimmt als bei Angehörigen anderer Berufsgruppen. Diese Charakteristika der Arbeiterexistenz bleiben im wesentlichen bis in die 1970er Jahre hinein bestehen, auch wenn sich im ''Goldenen Zeitalter" die Lebensbedingungen der Arbeiter im Vergleich zur Vorkriegszeit deutlich verbessert haben. Auf der Folie dieser Lebensbedingungen lässt sich die Bedeutung der spezifischen Fernsehzuwendung der Arbeiter rekonstruieren. Fernsehen öffnet zum einen (medial) die Grenzen einer sozialen Klasse, in deren Lebenszusammenhang soziale Grenzen eine alltägliche Erfahrung darstellen und diese schwer zu überwinden sind. Fernsehen zeigt die Welt jenseits der eigenen Arbeiterexistenz und überwindet die Perspektive des ''unten", überwindet das Eingeschlossensein in den eigenen Verkehrskreis und den beschränkten (Erfahrungs)Horizont des Arbeiterviertels und der beengten Wohnung. Der Gebrauchswert von Fernsehen für Arbeiter ist so bedingt durch das Bedürfnis, wenn schon nicht die eigene soziale Lage überwinden zu können, so doch zumindest Anteil an der Welt jenseits der eigenen sozialen Grenzen zu nehmen. Der Gebrauchswert von Fernsehen ergibt sich dann aus seiner Eigenschaft als Medium, den Zugang zu Wissen zu ermöglichen und diese Eigenschaft gewinnt in Hinsicht auf den beschränkten Wissenszugang von Arbeitern eine klassenspezifische Relevanz. Via Bildschirm öffnet sich der Blick auf die Welt jenseits der eigenen sozialen Grenzen und ermöglicht damit die Kompensation von auch subjektiv so empfundenen Einschränkungen der Welterfahrung und Weltaneignung. Verbunden mit diesem Gebrauchswert und im Grunde auch nur für analytische Zwecke zu trennen ist zum anderen der Gebrauchswert des Fernsehens für Arbeiter im Kontext ihrer spezifischen Regenerationsbedürfnisse. Die soziale relevanten Eigenschaften des Fernsehens wie die Plazierung innerhalb der privaten Sphäre der Wohnung, die Verfügbarkeit und die geringen Kosten ergänzen sich durch den ''Fluß der Bil der" (Kracauer) und bieten so ein Medium, das ohne zusätzliche weitere Verausgabung wie Ortswechsel oder soziokulturelle Anstrengungen nach den Belastungen der Produktionsarbeit Entspannung und Erholung bietet. Als Äquivalent zu passiven Tätigkeiten auf niedrigem Aktivitätsniveau wie Dösen oder AusdemFensterSchauen fügt es sich optimal in die Regenerationsbedürfnisse von Arbeitern innerhalb der ''Freizeit" ein. Und der kollektiven Erfahrung einer sozialen Lage, die zwischen Fabrik und Familie, zwischen Produktion und Reproduktion wenig Spielraum für Weltaneignung lässt, entspricht die Zuwendung zu den Produkten der Kulturindustrie, die den Glanz einer vielfältigeren Welt jenseits von Betriebstoren und Wohnküchen anbieten. Arbeiter lassen sich kaum für sogenannte ''Arbeiterfilme" begeistern, die Verdoppelung ihrer tagtäglich erlebten Erfahrungswelt auf dem Bildschirm hat für sie keinen Gebrauchswert. Dem entspricht vielmehr, was schon Hofmannsthal über das Kino der Stummfilmzeit schrieb: Die Suche nach Lebensessenz, nach Bildern, die einem das Leben schuldig bleibt. Für die Angehörigen der sozialen Klasse der Arbeiter lassen sich die Gebrauchswerte von Fernsehen in Bezug auf das Mediennutzungsschema als zu dem kompensatorischen Pol hinneigen interpretieren. Was die soziale Lage und die ihr eingschriebenen sozialen Grenzen an Handlungsmöglichkeiten mindert, erfährt virtuelle Kompensation durch das Medium. Auf diesem Hintergrund wird auch verständlich, warum geht die Frage nach den Auswirkungen dieser spezifischen Fernsehzuwendung durch Arbeiter all das rezipierte Wissen z.B. über die Praktiken der Angehörigen anderer sozialer Klassen sich nicht in den Praktiken der Arbeiter niederschlagen. Denn dieses Wissen, dessen Gebrauchswert aus einer anderen sozialen Realität mit anderen Bedürfnissystemen entspringt, macht innerhalb der klassenspezifischen Handlungsmöglichkeiten der Arbeiter und ihrer Bedürfnissysteme schlicht keinen Sinn der Handlungspol bleibt sozusagen blockiert. Der Arbeiterhabitus bleibt wie empirische Studien aus den 1960er Jahren zeigen auch angesichts eines wachsenden, bis dahin nicht gekannten Wohlstandes des ''Goldenen Zeitalters" und auch angesichts der Rezeption von FernsehWissen, wie zu ergänzen ist, bestehen. Die These von der ''Verbürgerlichung der Arbeiterklasse", auch unter dem Einfluss des Fernsehens wie sie in den 1960er Jahren formuliert wurde, war nicht haltbar, von einer Verbürgerlichung im Sinne der Übernahme von Werten, Praktiken und Einstellungen der Mittelklasse konnte keine Rede sein. Arbeiter gingen auch nicht auf in einer großen Masse der Lohnabhängigen, sondern blieben eine unterscheidbare Großgruppe innerhalb einer Gesellschaft, die sehr wohl soziale Unterschiede kannte und von einer ''Nivellierten Gesellschaft" noch weit entfernt war und ist. Allerdings aber setzte zeitgleich mit der Verbreitung des Fernsehens ein Prozess der Privatisierung der Arbeiter ein, der sich im Rückzug auf die private Sphäre das Heim und die Familie äußerte und in der wesentliche Kompensationsmöglichkeiten für die Zumutungen aus der Arbeitswelt gesucht als auch wesentliche Identitätsbedürfnisse in diese Sphäre verlagert wurden. Diese Bindung des Arbeiters an das Heim ist nicht zuletzt den sozial relevanten Eigenschaften des Mediums Fernsehen zuzuschreiben, das innerhalb der ''eigenen vier Wände" die oben angeführten Gebrauchswertansprüche erfüllte. Das Wohnzimmer in den Arbeiterhaushalten und der darin zentral plazierte Fernsehapparat sind ein Symbol für diese neue Privatheit, die durch die Auflösung ehemals proletarischer Wohn und Nachbarschaftsverhältnisse bestärkt wird. Innerhalb dieser privaten Sphäre öffnen sich auch die relativ autonomen Handlungsmöglichkeiten des Arbeiters lassen sich Gebrauchswertansprüche an das Fernsehwissen der handlungsorientierten Funktion zuschreiben in den Bereichen des Körpers, des Konsums, der Familie und ihnen entspricht die Rezeption populärer Sendung vom Sport über Heimwerkertipps bis hin zur Darstellung menschlicher Schicksale. Von einer ideologischen Intergration der Arbeiter durch Fernsehen kann, zumindest was den Habitus anbetrifft, nicht gesprochen werden. Arbeiter bleiben Arbeiter und übernehmen nicht die Werte und Praktiken der Mittelklassen. Die medienzentrierte und ideologiethematisierende Sicht etwa des materialistischen Ansatzes als auch der frühen cultural studies aber auch die Thesen von einer ''nivellierenden" Wirkung des Fernsehens unterschätzen die Macht materieller Strukturen. Für die Integration der sozialen Klasse der Arbeiter in die Nachkriegsgesellschaft spielen die materiellen Verbesserungen der Lebensverhältnisse im ''goldenen Zeitalter" des Klassenkompromisses (relative Vollbeschäftigung über längere Zeiträume hinweg, erhöhtes Lohnniveau über der Schwelle der Existenzerhaltung, soziale Absicherung, schließlich vermehrte Bildungschancen etc.) eine ungleich größere Rolle als die ideologische Integration durch Massenmedien wie dem Fernsehen. Die Dominanz der materiellen Strukturen zeigt auch der Vergleich der möglichen Auswirkungen der Umwälzung des WissensZuganges durch Fernsehen in den beiden deutschen Staaten. Gegeben, dass mit Meyrowitz und somit auch weitgehend unabhängig von den Inhalten, dem Fernsehen in der DDR und in der Bundesrepublik der gleiche Effekt in Bezug auf einen veränderten WissensZugang zuzuschreiben ist, entwickeln sich die Sozialstrukturen der beiden deutschen Staaten unterschiedlich. Während in der Bundesrepublik die Zahl der Arbeiter abnimmt und sich die soziale Klasse in Teilen modernisiert, zeichnet sich die Sozialstruktur der DDR durch einen nach wie vor hohen Anteil an Arbeitern aus. Die ''pluralistische Klassengesellschaft" der Bundesrepublik zeichnet sich gegenüber der ''blockierten Klassengesellschaft" der DDR durch einen ab den 1960er Jahren stattfindenden Modernisierungsprozess bzw. der ''Öffnung des sozialen Raumes" aus. Diese Öffnung des sozialen Raumes meint u.a. auch eine Modernisierung der Erwerbsstruktur, in dessen Verlauf Berufe zunehmen, zu deren Ausübung ein vermehrter Erwerb von Bildung bzw. kulturellem Kapital erforderlich ist. Von den neuen Bildungs und Berufschancen profitieren vor allem die Kinder der (Fach)Arbeiter und unteren Angestellten. Während in der Bundesrepublik durch die Öffnung des sozialen Raumes Handlungsmöglichkeiten entstehen, in denen das FernsehWissen in kulturelles Kapital gewandelt werden konnte, ist die Sozialstruktur der DDR dadurch gekennzeichnet, dass aufgrund des unterbliebenen Modernisierungsprozesses die Entwicklung hin zu modernisierten Fraktionen der einzelnen Klassen und zu einer modernisierten Mitte unterblieb. FernsehWissen blieb somit aufgrund fehlender Handlungsmöglichkeiten auf der materiellen Ebene ohne Bedeutung. Während in der Bundesrepublik sich Kinder aus Arbeiterhaushalten durch Wechsel in andere Berufspositionen auch in andere Positionen des sozialen Raumes begeben konnten, die soziale Klasse der Arbeiter rein zahlenmäßig schrumpfte und sich in Teilen modernisierte und sich das Fernseh-Wissen sozialstrukturell als prinzipielle Unterstützung dieses Bildungsaufstieges niederschlagen konnte, blieb in der DDR die soziale Klasse der Arbeiter bzw. der Anteil der Bevölkerung mit Arbeiterhabitus als Indikator für eine blockierte Klassengesellschaft vergleichsweise groß. Die Auswirkungen von FernsehWissen zeigen sich somit abhängig von der Eröffnung von Handlungsmöglichkeiten auf der materiellen Ebene hier: die Öffnung des sozialen Raumes in der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren und lassen sich als eine Verstärkung von Entwicklungstendenzen des sozialstrukturellen Wandels interpretieren.
Ende der 1980er Jahre setzte in fast allen Staaten Ost- und Südosteuropas ein Prozess ein, der dazu führte, dass die dort vorherrschenden kommunistischen bzw. sozialistischen Gesellschaftsordnungen kollabierten. Die Länder des ehemaligen "Ostblocks" begannen neue gesellschaftliche Ordnungen und Systeme zu installieren; in den meisten Fällen entschied man sich nach westlichem Vorbild für demokratische Strukturen. Diese Prozesse wurden in der Fachdiskussion auch als Transformation oder Transition bezeichnet. Darunter wird eine Modernisierung verstanden, die im Sinne eines Aufholprozesses, dessen Ziel – Angleichung an das (westliche) Vorbild einer Staats- und Gesellschaftsstruktur, das sich durch politische Demokratie, Marktwirtschaft und Wohlstand für die breite Bevölkerung auszeichnet – allen zentralen Akteuren bekannt ist und auch bewusst verfolgt wird. Eine Schlüsselrolle fällt dabei den jeweiligen Medien zu. Medien, insbesondere der Rundfunk als Massenmedium, können potentielle Konflikte extrem verschärfen, was vor und während der Balkankriege in den 1990er Jahren auch deutlich zum Vorschein kam. Spätestens seit diesen Erfahrungen hat sich sowohl in der Fachdiskussion als auch in der allgemeinen Debatte generell die These durchgesetzt, dass unabhängige Medien für die Entwicklung einer pluralistischen Demokratie unabdingbar sind. Massenmedien sind an der Gestaltung gesellschaftlicher Strukturen und Werte nicht unwesentlich beteiligt, da sie meinungsbildend und gesellschaftlich integrierend wirken können. Zudem sorgen sie für Transparenz, kritisieren Politik und Wirtschaft und fungieren dadurch auch als eine gesellschaftliche Kontrollinstanz. Von daher könnten sie gerade in instabilen Gesellschaften, wie jenen des ehemaligen Jugoslawiens, ein wesentliches Kriterium darstellen, um ein stabilisierender Faktor zu sein. Dabei ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk besonders gefordert, da er prinzipiell dem Gemeinwohl verpflichtet ist und nicht ausschließlich ökonomische Interessen zu verfolgen hat, wie es im ...
Mit Hilfe staatlicher Aktionsprogramme versuchen seit Mitte der 90er Jahre die Regierungen fast aller industrialisierter Länder ihre jeweiligen Volkswirtschaften auf die Erfordernisse des Informationszeitalters vorzubereiten und den gesellschaftlichen Wandel hin zur Informationsgesellschaft zu steuern. Ziel der staatlichen Maßnahmen ist es dabei vor allem, günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung neuer Medientechnologien zu schaffen und die Verbreitung interaktiver Medien in der Bevölkerung zu unterstützen. In dieser Arbeit werden die klassischen nationalen Initiativen für die Informations-gesellschaft in Deutschland und den USA einem systematischen Vergleich unterzogen und daraufhin untersucht, inwieweit sie ihre selbst gesteckten Ziele erreichen konnten. Bei den Initiativen handelt es sich zum einen um "Info 2000. Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" (1996-1998) und zum anderen um die "National Information Infrastructure"- Initiative (1994-1997) der Clin-ton/Gore-Administration. Bei der Untersuchung der Initiativen stehen jene Maßnahmen, Regulierungs- und Förderstrategien im Zentrum, die sich auf die Entwicklungen im Bereich des interaktiven Fernsehens beziehen. "Interaktives Fernsehen" wird dabei als Oberbegriff für interaktive TV-Dienste (Enhanced TV, WebTV, t-commerce), Breitband-Internet (DSL und Kabelmodemsysteme) und Video on Demand verwendet. Staatliche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich in diesem Bereich vor allem bei der Regulierung der Telekommunikation, der Anpassung der inhaltlichen Regulierungsvorgaben und durch Vorgaben für die Umstellung auf das digitale Fernsehen Um die Auswirkungen und damit die Paßgenauigkeit der jeweiligen staatlichen Maßnahmen auf die Entwicklung des interaktiven Fernsehens zu beurteilen, wird der in der politikwissenschaftlichen Implementationsforschung entwickelte Ansatz der Synthese von Top-down- und Bottom-up-Analyse verwendet. Das heißt, es wird zunächst gezeigt, wie die Aktionsprogramme im jeweiligen staatlich-institutionellen Kontext umgesetzt wurden (Top-down) und anschließend dar-gestellt, welche konkreten Auswirkungen die einzelnen Maßnahmen auf die Handlungsbedingungen von Medienanbietern und Mediennutzern vor Ort hatten (Bottom-up). Für die Bottom-up-Analyse wurden sechs Medienentwicklungsprojekte bzw. Einführungsversuche von interaktivem Fernsehen anhand von Interviews und Expertengesprächen erhoben. Detailliert werden in diesen Fallstudien die konkreten technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Potenziale und Barrieren dargestellt. Bei den Projekten, die stellvertretend für die Entwicklung des inter-aktiven Fernsehens in Deutschland und den USA stehen, handelt es sich im Einzelnen um: · DVB Multimedia Bayern · InfoCity NRW · IVS Stuttgart · WebTV · Excite@Home · Full Service Network Orlando Die Untersuchung kommt zu dem Schluß, daß staatliche Programme zur Förderung von interaktiven Medienanwendungen vor allem dann erfolgreich sind, wenn ihnen eine intelligente Kombination von "harten" (Regulierungsvorgaben im Telekommu-nikations- und TV-Bereich) und "weichen" Faktoren (Agenda-Setting, symbolische Politik, Glaubwürdigkeit) gelingt. Weiterhin wirkt sich ein offener, partizipativer Implementationsprozeß sowie die Fähigkeit der politischen Spitze, die jeweiligen Implementationsstellen entsprechend einzubinden, positiv auf den Um-setzungs-erfolg aus. Der Vergleich mit den USA zeigt, daß die Politik hierzulande stärker auf Infrastrukturwettbewerb zwischen den verschiedenen Zugangstechnologien setzen sollte und flankierende Maßnahmen zur Medienqualifizierung erforderlich sind. ; Since the mid 90s, governments in almost all industrialized countries have been attempted to prepare their national economies for the information age and to support the change towards the information society via action programs. Governmental measures predominantly aim at favorable legal conditions for the development of new media technologies and try to support the spreading of interactive media applications in the society. In this study, the exemplary national initiatives for the information society in Germany and the U.S. are systematically compared and evaluated in terms of how successful they were in achieving their goals. The examined initiatives are: "Info 2000. Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" (1996-1998) and the "National Information Infrastructure-Initiative" (1994-1997) of the Clin-ton/Gore administration. The study focuses on measures, regulation issues, and support-strategies which apply to the development of interactive television, whereas "interactive TV" is used as a generic term for the specific development in three sectors: interactive TV-Services (enhanced TV, WebTV, t-commerce), broadband-Internet (DSL and cable modem systems), and video on demand. Governmental actions which are specifically effecting these sectors can be identified within the regulatory regime of the telecom-regulation, certain provisions of the content regulation, and specific measures to coordinate the switch from analog to digital TV. In order to determine the effects and the appropriateness of governmental measures, a synthesis of top-down- and bottom-up-approach, as it was developed in implementation research, is utilized. This means that the respective action programmes are examined in a first step with regard to their implementation within the administrative and institutional context (top-down) and in a second step it is asked, which were the specific effects of theses measures in the local context of content and technology providers as well as users? (bottom-up). The bottom-up-anaysis is based on six media-development ("pilot"-)projects respectively commercial introductions of interactive applications which were extensively researched by way of expert interviews and document analysis. The individual projects were chosen as examples for the general development of interactive TV in Germany and the U.S. The case studies show in great detail the technical, economic and regulatory barriers and potentials, new interactive TV-applications face today. The following projects are described: · DVB Multimedia Bayern · InfoCity NRW · IVS Stuttgart · WebTV · Excite@Home · Full Service Network Orlando The study concludes that it takes an intelligent combination of "hard" (regulation of telecommunications and broadcasting sector) and "soft" factors (agenda-setting, symbolic politics, awareness) for governmental programs to succeed in the field of interactive media development and expansion. Also important for the implementation success is an open and participative implementation proccess and the ability of the political leaders to integrate the respective administrative bodies and interest groups. The comparison with the U.S. shows that Germany has to set up specific provisions to guarantee infrastructure competition between the different access technologies and that special governmental actions are required to improve the media competence of its citizens.
Based on an assumed structural and conceptual paradox characterizing (language use on) contemporary television, the linguistic analysis concentrates on a description of language use by the institutional agents acting within the institutional setting of the television studio. The analysis focuses on selected editions of three television formats covering contemporary German and U.S.-American television: news, daytime talk shows and magazines (news, political and tabloid magazines). The paradox underlying the linguistic analysis results from the existence of an institutional frame that is affected by a linguistic development on television described as 'conversationalization'. Conversationalization denotes the linguistic process whereby contemporary media language tends to include with increasing frequency (features typical of) informal everyday conversation thus becoming more and more 'conversationalized' in character. The present analysis is an attempt at demonstrating the nature of the language – formal, institutional or informal, private – that is used in a television format and by means of this to comment on (hypothesized and expectable) grades of conversationalization. The analysis is performed on the basis of what is called 'institutional talk' and 'private talk', i.e. everyday conversation. Their components are initially discussed including a clarification of 'formal' and 'informal speech styles' with respect to their possible constituent features. In the linguistic analysis it is shown that all three television formats reveal a tendency towards using either institutional talk (news), private talk (daytime talk shows) or a linguistic form ranging somewhere between these two types of talk (particular magazine types). ; Ausgehend von einem strukturellen und konzeptionellen Paradox, welches das Gegenwartsfernsehen (und seinen Sprachgebrauch) prägt, konzentriert sich die sprachliche Analyse auf die Beschreibung der Verwendung von Sprache seitens der institutionellen Agenten, die innerhalb des institutionellen Rahmens – dem Fernsehstudio – agieren. Die Analyse beinhaltet bestimmte Ausgaben dreier Fernsehformate des deutschen und U.S.-amerikanischen Gegenwartsfernsehens: Nachrichten, Daily Talk Shows und Magazine (Nachrichten-, Polit- und Boulevardmagazine). Das der Analyse zugrunde liegende Paradox resultiert aus der Existenz eines institutionellen Rahmens, der bestimmt ist durch eine sprachliche Entwicklung im Fernsehen, die als 'Konversationalisierung' beschrieben wird. Konversationalisierung bezeichnet den Prozess, durch den die Sprache der Gegenwartsmedien vermehrt den Charakter bzw. die Eigenschaften der informellen Alltagskonversation annimmt. Die erstere wird dadurch mehr und mehr 'konversationalisiert'. Die vorliegende Analyse stellt einen Versuch dar, die Eigenheiten der Sprache eines Fernsehformates zu demonstrieren – formell, institutionell oder informell, privat – und auf diese Weise Aussagen machen zu können über das (behauptete und erwartbare) Ausmaß der Konversationalisierung. Die Analyse basiert auf 'institutioneller Rede' und 'privater Rede', d. h. Alltagskonversation, deren Komponenten eingangs erörtert werden. Dies beinhaltet eine Verdeutlichung von 'formellen' und 'informellen Sprechstilen' im Hinblick auf deren mögliche konstituierende Elemente. Die sprachliche Analyse zeigt, dass alle drei Fernsehformate eine Tendenz aufweisen, entweder institutionelle Rede (Nachrichten), private Rede (Daily Talk Shows) oder eine sprachliche Zwischenform (bestimmte Magazintypen) zu benutzen.
As a consequence of the loss of monopoly and importance of the public television in the 80ies, the media market in the 90ies is increasingly dominated by commercial interests. The contents of programmes of media groups are dictated in the offices of the Board of Directors by managers with university degree in economic sciences. The leading principle of this commercialisation of the television system are fast and low-budget productions with high audience ratings and profit from advertising. It seems that exactly the field of talk shows meets these requirements. Within ten years, the number of talk shows on German television increased by 30 times as much as before. Due to the increasing spread of this branch, the work of journalists has changed as well as their image in the general public. With reference to the historical development of talk shows in the United States of America, the dissertation examines the development of talk shows in Germany in the years 1994 to 2002. The primary analysis deals with the business and the moral of talk show producers and the tense relations of media, politics and opinion research. Here, it becomes clear that the reflection about journalistic behaviour becomes a victim of the sharp pressure of competition between television programmes. The effect of talk shows is the contents of the secondary analysis. The author attended as guest in various talk shows of editorial offices. She gets to know everyday life in the examined editorial offices as a mixture of ideologies of media managers, specific forms of perception of events, working process rituals and professional routine. As an example, the thesis illustrates by means of numerous examinations with reference to number and contents of talk shows, that most of the employees in TV offices do not fulfil journalistically defined tasks. Professional measures such as truth, reality and objectivity are subject to economical, technical and organisational requirements as well as to the oppression of audience ratings. Neither the so-called ...
"Never judge a Book by its cover!" - Eine bekannte Redensart, an die man reflexartig denken muss, wenn man das hier behandelte Werk zur Hand nimmt. Das Cover-Motiv hat man sich bei der erfolgreichen spanischen Netflix-Serie La casa de papel (Haus des Geldes) geliehen, was sicher auch ein Zugeständnis an die Aufmerksamkeitsökonomie des Buchmarktes ist, markiert die gefällige Abbildung doch nur den äußersten Eckpunkt eines breiten, hierzulande weitgehend unbekannten Themas. Bei genauerem Betrachten ergibt sich jedoch ein komplexeres Bild. Immerhin ist das Motiv am Cover sichtlich ins Wanken geraten, was man als Hinweis darauf lesen darf, dass es hier einiges zu hinterfragen und entdecken gibt. Und auch Salvador Dalís Maske, die La casa de Papel so populär gemacht hat, ist, wie sich zeigen wird, keine gänzlich falsche Fährte. Der Titel des Buches macht sein Anliegen klar: Es geht hier nicht allein um die Geschichte des spanischen Fernsehens, sondern auch um etwaige Rückschlüsse auf Geschichte und Mentalität eines Landes. Das Programm ist gesetzt, die Eckpunkte vorgegeben: Ausgehend von Franco-Ära und Transición wandert der Autor vorhersehbar chronologisch bis in die Gegenwart. Das mag ein wenig bieder wirken, ist in diesem Fall aber sicher nicht der schlechteste Weg, ist doch vieles von dem, was Spanien lange zu einem europäischen Sonderfall machte, in jener Zeit zu verorten, in der auch die Geschichte des Fernsehens ihren Anfang nahm. Und das durchaus in einer Perspektive, die über die hier behandelte hinausgeht, denn das Fernsehen als eine Erfindung der 30er-Jahre fällt mit der Zeit der Zweiten Spanischen Republik und den bekannten Folgen zusammen: Erhebung der Militärs, Bürgerkrieg, Diktatur. Der Autor steigt gegen Ende dieses Abschnitts ein, der beinahe vier Jahrzehnte (1939–1975) umfasst. Gerade einmal eine Handvoll Empfangsgeräte gab es auf der iberischen Halbinsel, als in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre der erste Sendebetrieb aufgenommen wurde. Die Diktatur währte damals bereits gut zwei Jahrzehnte und ...
A série alemã para TV Deutschland 83 (Alemanha 83) trata das tensões entre a Alemanha Ocidental e a Alemanha Oriental. A representação da violência se faz presente na série em diversos planos. Tanto a violência física quanto a psíquica são elementos centrais que conduzem a ação. No centro dessa ação figuram Martin e Lenora, sua tia. Através desse núcleo, os espectadores vivenciam a escalada da violência, que por fim quase culmina com um primeiro ataque nuclear. Atenção especial recai sobre sua tia, Lenora, que não corresponde à forma de representação típica de uma antagonista. A violência é praticada por ela, sobretudo,, através de terceiros. Por meio de ações manipulatórias ela e seu superior provocam uma escalada da violência. Mesmo figuras não propriamente envolvidas também são atingidas pela onda de violênica, como Martin e demais membros de sua família. Dessa forma, as tensões humanas representam simbolicamente a escalada da violência durante a Guerra Fria. Zusammenfassung: Die deutschsprachige TV-Serie Deutschland 83 behandelt die Spannungen zwischen West- und Ostdeutschland. Die Darstellung von Gewalt findet in der Serie auf mehreren Ebenen statt. Es sind sowohl psychische als auf physische Gewalt zentrale Elemente, um die Handlung voran zu treiben. Im Zentrum dieser Handlung stehen Martin sowie seine Tante Lenora. Der/die ZuschauerIn erlebt durch ihn eine Eskalation der Gewalt, die letztlich beinahe zu einem nuklearen Erstschlag führt. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient seine Tante Lenora, die nicht der typischen Darstellungsform einer Antagonistin entspricht. Gewalt wird von ihr vornehmlich über Dritte ausgeübt. Durch ihre manipulativen Handlungen sorgen sie und ihr Vorgesetzter für eine Eskalation der Gewalt. Eigentlich unbeteiligte Figuren geraten ebenso in die Gewaltspirale wie Martin und der Rest seiner Familie. Somit stehen die zwischenmenschlichen Spannungen symbolisch für die Zuspitzung der Gewalt des Kalten Kriegs. ; La obra de Inglês de Sousa es muy valorada dentro de la literatura paraense por ser un bello y fiel registro de la Amazonía del siglo XIX, de su pueblo y de sus memorias. Teniendo en cuenta que, en mayor o menor grado, la vivencia del autor en la región de Baixo Amazonas, donde nasció, sirvió de soporte para la elaboración de sus novelas y cuentos, además, evidentemente, de las memorias de sus familiares, proponemos analizar la memoria y la identidad en la vida y en la obra del autor en cuestión. Dentro de su literatura también hay un fuerte apelo identitario y memorístico, como se observa en los personajes José y Gonçalo, presentes en la obra História de um pescador, a través de los cuales está hecho un análisis de tales aspectos. Con base teórica en Le Goff (1996), Assmann (2011) y Ricoeur (2007), la constatación es que estudios en este sentido, puede promover, tanto a través de un análisis de los personajes de la obra, como del autor y su contexto, un rescate de la memoria y de la identidad de un pueblo que tuvo poca oportunidad de expresarse y perpetuarse, en una Amazonía marcada por la exploración.
Renée Winter befasst sich in ihrer bei transcript publizierten Dissertation mit der frühen Geschichte des ORF. Sie untersucht, wie der Nationalsozialismus von 1955 bis 1970 in unterschiedlichen Fernsehformaten verhandelt wurde und fördert dabei sowohl Erwartbares als auch Überraschendes zutage. Keineswegs wurde nur geschwiegen – doch die Art des Sprechens ist von Auslassungen, Verschiebungen sowie blinden Flecken geprägt und – wie sooft in Österreich – parteipolitischen Interessen untergeordnet. Winter beginnt mit einer ausführlichen Darstellung des Forschungsstands, sowohl in geschichtswissenschaftlicher als auch in medienwissenschaftlicher Hinsicht. Querschnittmaterie in Winters Studie ist eine kritische Betrachtung der Geschlechterverhältnisse und ihrer postnazistischen medialen Inszenierung. Konstituierend für das österreichische Nachkriegsfernsehen ist die Opfer-These und eine damit einhergehende "diskursive Feminisierung" der österreichischen Bevölkerung im Zusammenhang mit dem behaupteten Opfer-Status. So wurde etwa von der "Vergewaltigung Österreichs" (S. 23) gesprochen, wenn es galt, die kampflose Übergabe der Macht des austrofaschistischen Regimes an die Nazis zu erklären. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im frühen ORF folgte oftmals einer Logik der Datumspolitik. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang der 27. April als Tag der Unabhängigkeit von Deutschland und der 15. Mai als Tag der Unterzeichnung des Staatsvertrags, nicht jedoch der 8. Mai als Tag der Befreiung. Was die Darstellung des Widerstands betrifft, wurde der österreichische überbetont, während der kommunistische Widerstand und der Anteil der Partisan_innen an der Befreiung weitgehend ausgeblendet waren. Der frühe ORF wusste auch sein deutschnationales Publikum zufriedenzustellen. Am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, agierte man 1967 und 1968 besonders zielgruppenbewusst: Während sich FS1 österreich-patriotisch dem Nationalfeiertag widmete, bot FS2 das deutschnationale Alternativprogramm: 1967 mit einer Übertragung von Die Nibelungen (Teil 1 – Siegfrieds Tod) und im Jahr darauf mit Unsterblich Walzer, einem nationalsozialistischen Wien-Film aus dem Jahr 1939. Ein wichtiges Ventil für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinem postnazistischen Fortwirken in Österreich waren die Kabarett-Sendungen des ORF. Dort konnte gesagt werden, was in Nachrichtensendungen und Dokumentationen nicht sagbar war. Der Herr Karl mit Helmut Qualtinger oder die Sendung Das Zeitventil mit Gerhard Bronner und Peter Wehle sind Beispiele für TV-Kabarett das, so Winter, ein "zentrales Handlungsfeld marginalisierter geschichtspolitischer Strategien" (S. 114) im Fernsehen darstellte. Zugleich machte das Kabarett aber auch jenen ein Angebot, die an der Verdrängung der NS-Vergangenheit interessiert waren. Winter zitiert aus einer Nummer von Bronner und Wehle, die sich "einer in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Österreich und Deutschland verbreiteten Argumentation [bediente], die den USA rassistische Einstellungen zuschrieb und auf dieser Basis eine Schuldumkehr betrieb, die die NS-Nachfolgestaaten moralisch entlasten und rehabilitieren sollte" (S. 105). Obwohl politisches Kabarett die postnazistische Konstellation punktuell herausforderte, trug sie allzu häufig zur Stabilisierung derselben bei. "Dass Gerhard Bronner sich neben dem antifaschistischen Grundtenor einem Kampf gegen den 'Linksextremismus' verschrieben hatte, ist auch seiner 1978 ausgestrahlten Rückschau auf die Programme der 1960er Jahre anzumerken", so Winter. Bronner ging dabei sogar so weit, APO auf Gestapo zu reimen. "Was beim heutigen Betrachten darüber hinaus auffällt, sind die rassistischen Untertöne, die die Programme durchziehen" schreibt Winter und zitiert aus einer Nummer, in der einem Präsidenten eines nicht näher spezifizierten afrikanischen Staates attestiert wird "vor gar nicht allzulanger Zeit auf einem Baum" (S. 113) gelebt zu haben. Im Bereich des Dokumentarfilms waren unterschiedliche Akteur_innen an der Gestaltung von Programminhalten über die Zeit des Nationalsozialismus beteiligt. Die Sendung Der österreichische Widerstand wurde in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) produziert und hebt sich von anderen Produktionen positiv ab. Die Sendung kann "als Versuch gesehen werden, andere als die im Fernsehen der 1960er Jahre sich etablierenden Personen zu Wort kommen zu lassen und damit marginalisierten Positionen einen Raum zu geben" (S. 131). Allerdings stellt diese Kooperation eine Ausnahme dar. Ansonsten bevorzugte der ORF die Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte, dessen Gründer und langjähriger Institutsvorstand Ludwig Jedlicka sowohl eine austrofaschistische als auch eine nationalsozialistische Vergangenheit zu vertuschen hatte und der dem geschichts- und medienpolitischen Mainstream damit deutlich näher stand, als das von ihm mitgegründete DÖW. Auch wenn im frühen ORF vergleichsweise regelmäßig über den Nationalsozialismus gesprochen wurde, blieb das Schweigen über den Antisemitismus und die ermordeten Juden und Jüdinnen. Wenn die Bilder von Leichenbergen in den Konzentrationslagern im Fernsehen erschienen, verstummte die Off-Stimme. Eine Geste, die als Zeichen des Respekts für die Ermordeten gelesen werden kann – ebenso aber als Prolongieren des Nicht-Benennens der zentralen Funktion des Antisemitismus für den Nationalsozialismus sowie der österreichischen Mittäter_innenschaft. Wiederholt lässt sich beobachten, wie der Nationalsozialismus "mit Krankheit und sexueller Devianz" (S. 163) konnotiert und damit externalisiert wird. Eine weitere Verdrängungsstrategie wird von Winter als Ent-Akteurisierung beschrieben: "Durch das Nicht-Benennen von Akteur_innen wird eine Situation gezeichnet, in der es nur von Handlungen Betroffene, aber keine Handelnden gibt" (S. 167). Wenn personalisiert wird, dann in der Person Adolf Hitlers, womit das Geschichtsfernsehen gewollt oder ungewollt die Selbstrepräsentation des NS-Regimes reproduzierte. Zu beobachten ist des Weiteren eine Österreich-patriotische Verklärung des Nationalsozialismus. Die Darstellungen sind "geprägt von der Tendenz, als folgenschwerste Konsequenz des Nationalsozialismus den Verlust der Unabhängigkeit Österreichs zu werten" (S. 175). Besonders bedenklich ist die wiederkehrende Bildstrategie, Antisemitismus und Antikatholizismus zu parallelisieren. Etwa wenn, wie Winter beschreibt, ein Text aus dem Off über die Verfolgung von Juden und Jüdinnen mit Bildern eines betenden Priesters montiert wird. Ambivalent bleibt Winters Auseinandersetzung mit den fernsehwissenschaftlichen Schriften Theodor W. Adornos. Der Anspruch scheint zu sein, seine Texte als sexistisch zu entlarven, da darin u.a. von einer "Destabilisierung der Geschlechterordnung" (S. 75) im fiktionalen Fernsehen die Rede ist. Allerdings zielt Adornos Kritik an der punktuellen Umkehrung von vergeschlechtlichten Machtverhältnissen im Fernsehen eben nicht darauf ab, patriarchale Geschlechterverhältnisse zu konservieren. Kritisiert wird vielmehr die Ideologieproduktion durch fiktionale Fernsehformate, die Figuren wie die Femme Fatal etablieren und Männer als Opfer ebendieser inszenieren. Dass Adornos Texte über Fernsehen einer feministischen Gesellschafts- und Medienkritik durchaus zuträglich sein können, geht hier leider unter. Winter problematisiert wiederholt den schwierigen Zugang zu audiovisuellen Archiven. Zwar habe sich die Situation in den letzten Jahren verbessert. Der Zugang zum Material wird aber nach wie vor durch ökonomische und andere Hürden erschwert. "Einer Fernsehforschung, die nicht über die Möglichkeit zur wiederholten Sichtung und detailgenauen Analyse des gesendeten Materials verfügt, fehlt der zentrale Analysegegenstand für geschichtspolitische Strategien, Bildgedächtnis und historische Narrative" (S. 283). Trotz der teils schwierigen Zugänglichkeit des Materials ist es Renée Winter gelungen, eine weitgehend vergessene Epoche der österreichischen Fernsehgeschichte anschaulich zu rekonstruieren. Die frühe Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wirkt trotz aller Transformationen postnazistischer Geschichtsbewältigungsstrategien bis heute nach. Ein Blick in die Fernsehgeschichte hilft, die Gegenwart öffentlich-rechtlichen Geschichtsfernsehens besser verstehen und kritisieren zu können.
Im 'Gedenkjahr 1995' setzte sich das Fernsehen in zahlreichen Sendungen mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik auseinander. Die vergleichende Analyse von Nachrichtenbeiträgen, die im bundesdeutschen und US-amerikanischen Fernsehen im Zusammenhang mit Gedenkfeiern zur Befreiung verschiedener Konzentrationslager ausgestrahlt wurden, verdeutlicht die unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungszusammenhänge, in denen die nationalsozialistische Vergangenheit produktiv gemacht wird. Dabei zeigen sich nicht nur Differenzen im Hinblick auf die 'gedenkwürdigen' Daten, sondern auch der Zuschauerpositionierung: während das US-amerikanische Fernsehen sich in Überlebende und Befreier einfühlt, behauptet das bundesdeutsche Fernsehen eine Souveränität im Umgang mit der Vergangenheit sowie die Existenz einer deutsch-jüdischen Opfergemeinschaft. ; In the 'memorial year 1995' numerous broadcasts dealt with the Nazi politics of extermination: In West German and US-American television a comparative analysis of news was broadcasted together with commemorations for the liberation of several concentration camps. The analysis clarifies the different functions and meanings of Nazi past. This does not only show the misunderstandings regarding 'memorable' dates but also the position of viewers: while the US-American television empathizes survivors and liberators, West German television claims sovereignty in dealing with the past and claims the existence of a German-Jewish community of victims.
Die vorliegende Arbeit soll beispielhaft die Verwendung von dialektalen und hochsprachlichen Elementen im gesprochenen Arabisch untersuchen. Dabei erhebt sie jedoch keinen dialektologischen Anspruch, sondern das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf der interdialektalen Kommunikation gebildeter Sprecher. Im weitesten Sinne soll diese Arbeit einen Beitrag dazu zu leisten, die Frage nach einer dialektübergreifenden, gehobenen arabischen Umgangssprache zu beantworten. Bei der Wahl des Themas war die Überlegung ausschlaggebend, dass Studenten der arabischen Sprache und insbesondere des Faches Dolmetschen in ihrem Studium ausschließlich die moderne arabische Schriftsprache vermittelt wird. Außerhalb der Lehrveranstaltungen werden sie jedoch bald mit den arabischen Dialekten konfrontiert, die die eigentliche Muttersprache arabischer Sprecher darstellen. Aus diesem Grund kommen sie nicht umhin, sich zumindest passive Sprachkenntnisse in einigen dieser Dialekte anzueignen, um nicht nur Nachrichtensendungen auf Hocharabisch folgen zu können, sondern auch mit Muttersprachlern aus verschiedenen Regionen der arabischen Welt kommunizieren zu können. Besonders für Studierende des Faches Dolmetschen ist es im Hinblick auf ihre spätere Tätigkeit nicht ratsam, sich auf eine bestimmte Region festzulegen. Zudem sind für Dolmetscher in erster Linie fachliche Themen, etwa aus den Bereichen Politik und Wirtschaft, und vergleichsweise formelle Anlässe von Interesse. Für die Bearbeitung des Themas wurde daher eine Fernsehsendung ausgewählt, die nicht nur die Möglichkeit bietet, die Kommunikation zwischen Sprechern mit unterschiedlichem dialektalem Hintergrund zu untersuchen, sondern auch Themengebiete behandelt, die für die spätere Dolmetschertätigkeit der Studierenden relevant sind. Die Wahl der politischen Talkshow Ḥiwār al-ᶜArab, in der Themen von öffentlichem Interesse von Fachleuten aus verschiedenen arabischen Ländern diskutiert werden, bot sich daher an. Um den Rahmen einer Studienabschlussarbeit nicht zu sprengen, wurde nur eine Ausgabe der genannten Sendung für die sprachwissenschaftliche Analyse herangezogen. Die Redebeiträge der verschiedenen Sprecher, die in der untersuchten Ausgabe auftreten, sollen auf dialektale und hochsprachliche Elemente untersucht werden, um so Arabischlernenden einen Einblick zu verschaffen, welche Arten von Dialektinterferenzen in realen Kommunikationssituationen auftreten können. Nach Möglichkeit soll zudem bereits eine erste grobe Einteilung verschiedener Stufen von Dialektinterferenzen vorgenommen werden. Dabei konnten jedoch nicht alle auftretenden sprachlichen Merkmale berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wurden für jeden Sprecher nur die jeweils wichtigsten phonetischen, lexikalischen und grammatischen Eigenheiten beschrieben. Auch wurden die Studenten, die sich nur sehr kurz in der Sendung äußern, bei der Analyse außer Acht gelassen. Da für die Talkshow Ḥiwār al-ᶜArab keine schriftliche Fassung vorliegt, wurde die untersuchte Ausgabe der Sendung nach Gehör transkribiert. Dabei wurde versucht, der tatsächlichen Aussprache so weit wie möglich gerecht zu werden. Um die Transkription auch ohne Kenntnis der sprachlichen Analyse so verständlich wie möglich zu halten, wurden jedoch nicht alle beobachteten phonetischen Merkmale in der Umschrift wiedergegeben. Gegebenenfalls wurden bestimmte Laute in der Analyse näher beschrieben. Die Wiedergabe in IPA-Transkription steht dabei in eckigen Klammern. Inhaltlich wurden lediglich sehr schlecht hörbare Satzteile und einzelne vom Moderator eingeworfene Wörter ohne besondere Bedeutung ("Ṭayyib, ṭayyib…") ausgelassen, die nicht zum Ziel haben, den Redenden zu unterbrechen. Satzzeichen wurden nach eigenem Ermessen und Intonation des Sprechers gesetzt und dienen lediglich der besseren Lesbarkeit.
Im zwanzigsten Jahr des Mauerfalls werden die Sedimente der DDR-Geschichte weiter abgetragen. Manchmal handelt es sich mittlerweile auch um neue Aufschüttungen, die sich zu Schuttbergen türmen, in denen die Stücke und das Gerümpel der Geschichte poliert oder zerfetzt werden. Je nach dem. Henning Wrages sorgfältige und eloquente Studie steigt in diese Arbeit an der Geschichte ein. Gleich zu Beginn (S. 1f.) stellt er nahezu verwundert eine der zentralen Fragen seiner Kulturgeschichte, nämlich wie die "systematische Inhaftierung eines ganzen Landes" am 13. August 1961 von den Künstlern dieses Landes als Aufbruchssignal begrüßt werden konnte. Die Bejahung sei ein Akt isolationistischer Hoffnung gewesen, um am Aufbau des Sozialismus und seiner Kultur arbeiten zu können. Die in der Tat einsetzende kurzzeitige Milderung des parteilichen Kontrollanspruchs und des freizügigen Gewährens währte nur kurz. Mit dem berüchtigten 11. Plenum 1965 wurde die angenommene "echte Kunstfreiheit" erneut stranguliert. Henning Wrage konzentriert sich auf die Periode der sechziger Jahre und versucht anhand dreier wichtiger Medien jener Zeit - Literatur, Film und Fernsehen - die Binnenlogik des kulturellen Diskurses, die "Denkwirklichkeiten" (Hans Mayer) zu rekonstruieren und zu sezieren. Für den Autor ist dies nach eigenem Bekunden die "vielleicht interessanteste Phase der Kulturgeschichte der DDR", was sich in den Werken jener Zeit zeigt, denen er eine verblüffende Kohärenz ihrer Geschichten attestiert.& Wrage arbeitete sechs Jahre lang im DFG-Forschungsprojekt "Programmgeschichte des DDR-Fernsehens" in dem Schwerpunkt Literaturverfilmungen. Die jetzt hier vorgelegte, außerordentlich kenntnisreiche Arbeit ist in dieser Zeit entstanden. Wrage widmet sich in seinen ausgewählten Einzelanalysen vor allem damaligen Gegenwartsstoffen. Kriterien seiner Auswahl waren die Bedingungen, dass diese Werke wichtige Debatten auslösten oder an die Grenzen des diskursiven Geheges stießen oder auch verboten wurden. Allen Werken ist gemeinsam, dass sie Maßstäbe setzten. So entsteht ein illustres Bild jener "Denkwirklichkeiten", das von Christa Wolfs frühen Arbeiten bis hin zu dem verbotenen Fernsehfilm Monolog für einen Taxifahrer reicht. Wrage gliedert seine Studie in drei große mediale Abschnitte: Literatur, Film und Fernsehen. Das macht Sinn, entstanden doch in allen drei Bereichen höchst interessante, innovative und moderne Formate, um der großen Erzählung ausdrucksstarke Formen zu geben. Eine Stärke seiner Analyse liegt in der komparativen Herangehensweise. Der Autor vergleicht die narrative Essenz der verschiedenen Werke und arbeitet Interdependenzen, Parallelen und Spezifika heraus. In seiner theoretischen Argumentation setzt Wrage auf mehrere Ansätze. Im Kapitel 2.2. über DDR-Theorien referiert der Autor zunächst drei Modelle, um DDR-Kultur und -Gesellschaft zu erklären: Die 'traditionelle' instrumentalisierungstheoretische Position, Bourdieus distinktionssoziologische Theorie des literarischen Feldes und die Systemtheorie. Der Autor diskutiert souverän diese Ansätze historisch und theoretisch, aber letztlich auch im grellen Licht heutiger politischer Dispute und verweist auf die Grenzen dieser Ansätze. Wrage ist hier eine sehr fundierte Diskussion zu Theorien über die DDR gelungen, die weit über sein Themenfeld hinausgeht. Hier ist vor allem die Diskussion totalitarismustheoretischer Annahmen hervorzuheben. Die Anwendung des umstrittenen Begriffs auf die geschlossene, kleinbürgerliche DDR-Gesellschaft beschwört unsägliche Analogien zum Dritten Reich herauf. Es bleibt ein Minenfeld im Diskurs der deutschen Geschichtswissenschaft. Wrage gelingt es jedoch, diesen Ansatz systemtheoretisch für sein Untersuchungsfeld zu funktionalisieren und einen interessanten Erkenntnisgewinn für sein Thema daraus zu formulieren, nämlich dass dem totalen oder umfassenden Sinnversprechen dieser Gesellschaft eben auch die Eigendynamik individuellen Handelns zugehörig ist, aber auch entgegensteht. Die künstlerischen Akteure waren somit nicht nur einem generalisierenden Sinnversprechen emphatisch zugewandt, sondern auch ausgesetzt. Die Kunst muss sogar um ihrer Selbst willen sich als das Andere positionieren - eine nahezu groteske Prozedur, die dieses kulturelle Feld mit einer hohen Ambivalenz ausstattet. Auf der Suche nach eindeutigen Zuweisungen vernachlässigen heutige Aufarbeitungsapparaturen oftmals diese Ambivalenz. Wrage diskutiert diese Aspekte sehr ausgewogen. Sein Literaturkapitelbeginnt mit einer Kontextualisierung der Literaturentwicklungen der fünfziger und sechziger Jahre, für die er drei prägende Dispositive sieht: den Bitterfelder Weg, den Mauerbau sowie das Auftauchen einer Schriftstellergeneration der um 1930 Geborenen, die das Dritte Reich als Kindheitsmuster erfuhren. Florian Illies hat kürzlich in der Zeit auf die verblüffende Präsenz des Jahrganges 1929 in der neueren deutschen Geistesgeschichte hingewiesen: "Es ist ein Jahrgang, der Glück hatte und dies auch wusste, es ist die 'Gnade der späten Geburt' (Günter Gaus, Jahrgang 1929). Und der deshalb die innere Stabilität und Kraft hatte, immer aufs Neue die ungenutzten Möglichkeiten, die unerforschten Wege, die großen Herausforderungen zu sehen (des Romans, der Lyrik, der Geschichte, des Menschen, der Moderne). [.] Dieser Jahrgang will trotz der ungeheuren Erschütterungen, die er in seiner Kindheit erlebt hat, das 'Dritte Reich' nicht als Sicht- und Lärmschutzwand zur Vergangenheit akzeptieren. Deshalb der unermüdliche Kampf um das Anknüpfen an ein Ideenkontinuum, das bis nach Athen reicht [.]." [1] Dieser Generationsfaktor ist in der Bundesrepublik wie in der DDR gleichermaßen zu beobachten, mit solchen Protagonisten wie Hans Magnus Enzensberger, Jürgen Habermas, Peter Rühmkorf, Walter Kempowski, Christa Wolf, Heiner Müller, Günter Kunert oder auch Günter Grass (Jg. 1927). Ihnen ging es immer auch um das Freilegen aufklärerischer Traditionslinien. Für alle drei Bereiche verdeutlicht Henning Wrage anhand seiner Einzelanalysen die Thesen zum Spannungsverhältnis von "Großer Geschichte" und individuellem Glücksanspruch. Für die Literatur sind dies u. a. Karl-Heinz Jakobs' Beschreibung eines Sommers (1961), frühe Werke von Christa Wolf wie Der geteilte Himmel (1963), Franz Fühmanns Kabelkran und Blauer Peter (1961) und Erwin Strittmatters Ole Bienkopp (1963). Analog dazu verfährt der Autor auch mit den anderen Untersuchungsbereichen. Er kontextualisiert das Medium DEFA-Film und exemplifiziert seine Thesen anhand einiger Produktionen, wie den verbotenen Filmen Berlin um die Ecke (1965, Regie: Gerhard Klein, Autor: Wolfgang Kohlhaase) und Denk bloß nicht, ich heule (1964/65, Regie: Frank Vogel) sowie die Verfilmung von Beschreibung eines Sommers (1962, Regie: Ralf Kirsten). Für das Fernsehen, dessen Kontexte ebenfalls ausführlich dargestellt werden, analysiert der Autor den Fernsehroman Gewissen in Aufruhr (1961, Regie: Hans-Joachim Kasprzik, Günter Reisch), die sehr ambitionierten, stigmatisierten und hoch artifiziellen Produktionen von Günter Stahnke und Günter Kunert Monolog für einen Taxifahrer (1962) und Fetzers Flucht (1962) sowie die Fühmann-Adaption Helling, Kabelkran und Kai (1962, Regie: Hugo Herrmann). Wrage gelingt es in allen Fällen, die provozierenden, ambivalenten und dialektischen Potentiale dieser Werke herauszuarbeiten. Hervorzuheben ist ebenfalls die werkanalytische Sorgfalt des Autors, der mit den Fallstudien ein gutes Beispiel - auch im didaktischen Sinne - dafür liefert, wie eine gründliche Film- und Literaturanalyse aussehen kann.Allerdings schießt der brillant formulierende Autor an einigen Stellen über das Ziel hinaus. So wird z. B. die Antennenzerstörungsaktion "Ochsenkopf" bei ihm zu einer "quasiterroristischen" Handlung (S. 262). In diesem Sprachgebrauch zeigt sich neben einem sehr unbefangenen und durchaus erfrischenden Duktus ein teilweise pop-zeitgeistiger Sprachstil, der sich inhaltlich oft auch dem gängigen historischen Bewertungsmainstream unterordnet. Im sorgfältig arrangierten Fakten- und Diskurspuzzle des Autors wirken solche polemischen Pirouetten manchmal aufgesetzt. An einigen Stellen des Buches hält der Leser so inne und stutzt. Aber vielleicht ist dies auch eine neue Art des Textmarkings. Das Verdienst Henning Wrages ist es, nicht nur eine Lesart künstlerischer Produkte aus der DDR anzubieten, die für die bundesrepublikanische Rezeption kompatible kommunikative Oberflächen bereit hält, sondern die sich dem utopischen Entwurf einer auch aus Schuld und Scham erwachsenen Gesellschaft widmet, die letztlich zweieinhalb Jahrzehnte später unspektakulär, aber folgenreich scheitert. Ein paar Bemerkungen zum komparativen Anspruch seien an dieser Stelle noch vorgetragen. Das vergleichende Prinzip verfolgt Henning Wrage durchaus stringent, wenn er die narrativen Strukturen der Werke betrachtet. Ergänzend hätten sich bei den Werkbeschreibungen noch mehr Analogien zur bundesdeutschen oder europäischen Filmentwicklung formulieren lassen, wie das Wrage beispielsweise am Beginn des Kapitels 5.2. (S. 277) tut, in dem er DDR-Produktionen in Beziehung zu Umgelters WDR-Produktion Soweit die Füße tragen (1958/59) setzt. Damit wäre es möglich, die Entwicklungen auch in ihr globales Umfeld einzubetten. Auch in Westeuropa sind die sechziger Jahre eine Zeit des generativen Aufbegehrens. Dem komparativen Anspruch, den der Autor zu Beginn formuliert, hätte er so noch einige Facetten hinzufügen können. Vielleicht ist die Schwäche der länderübergreifenden Komparatistik auch dem Umstand geschuldet, dass es gar nicht so viel zu vergleichen gab oder dass die Protagonisten diese Vergleiche ablehnten? Es bleibt festzuhalten, dass Henning Wrage ein angenehm zu lesendes, faktenreiches und fundiertes Werk zu einer wesentlichen Periode der DDR-Kulturgeschichte vorgelegt hat. "Die Hoffnung, Sinnverlust - Ambivalenz - in Ordnung zu überführen, wird mit der Gründung der DDR erneuert" (S. 372), auch in Kunst und Kultur. Sie ist, wie wir wissen, gescheitert.
Der Beitrag skizziert die Thematisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit im Fernsehen der Bundesrepublik der 1950er Jahre. In dieser frühen Phase konstituierte das Medium noch keine eigene Öffentlichkeit sondern spiegelte im Wesentlichen die Perspektiven von Film, Theater und Literatur. Bezogen auf die NS-Vergangenheit bedeutete dies, dass auch das Fernsehen an der Inszenierung eines nationalen Mythos beteiligt war, der die deutschen Opfer in den Mittelpunkt der Erinnerung stellte. Im Zentrum standen demzufolge der Krieg und die Kriegsfolgen, während der Mord an den europäischen Juden allenfalls in Ausnahmefällen behandelt wurde. ; This article outlines the dealing with the Nazi past in West German television of the 1950's. In this early phase the medium television did not yet constitute a public space in itself but reflected perspectives presented in film, theatre and literature. By concentrating on the war and its consequences television too participated in national myth-making, focusing entirely on the remembrance of German victims of war, while mentioning the mass murder of the European Jews only by exception, if at all.